Nachrichten

16.09.2015 |

EU-Kommission will Glyphosat-Zulassung um halbes Jahr verlängern

Glyphosat
Pestizide auf dem Acker (Foto: Will Fuller, spray, https://bit.ly/3h2JHnE, https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/)

Die EU-Kommission will angeblich die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat verlängern. Mehrere Zeitungen und Nachrichtenagenturen vermelden, dass die Brüsseler Behörde den Mitgliedsstaaten vorschlagen will, die Ende des Jahres auslaufende Marktzulassung für Glyphosat erst einmal bis Ende Juni 2016 auszuweiten, da sich eine Stellungnahme der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit Efsa zur Neuzulassung des Herbizids verzögere. Ende März hatte die Internationale Krebsforschungsagentur IARC, die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehört, Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ eingestuft. Die Efsa wolle sich nun ausreichend Zeit nehmen, um den vollständigen IARC-Bericht von Ende Juli zu prüfen. Dadurch werde ihre Empfehlung zu einer Neuzulassung nun nicht wie geplant Mitte August vorliegen, sondern sich wahrscheinlich um mehrere Monate verzögern. Umweltorganisationen reagierten empört auf die aktuelle Ankündigung der EU-Kommission. „Es ist inakzeptabel, dass die EU-Kommission Europas Bevölkerung weiter einer Substanz aussetzen will, die von der WHO als 'wahrscheinlich krebserzeugend' eingestuft wurde“, kritisierte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Bundesagrarminister Christian Schmidt wirft er fehlende Entschlossenheit vor: „Aus unserer Sicht stellt sich Minister Schmidt nicht seiner Verantwortung. Insgesamt muss sich die Bundesregierung vorwerfen lassen, dass sie dem Schutz der Bevölkerung weniger Bedeutung beimisst als den Profitinteressen von Glyphosat-Herstellern wie Monsanto“, sagte Weiger. Glyphosat ist ein oft eingesetzter Wirkstoff bei Unkrautvernichtungsmitteln, unter anderem von Monsantos Roundup Ready, das meistverkaufte Herbizid weltweit. (ab)

15.09.2015 |

UN-Studie warnt vor dem hohen Preis der Bodendegradation

Boden
Bedrohte Böden (Foto: Julia Schäfer/pixelio.de)

Bodenzerstörung verursacht weltweit jedes Jahr enorme Kosten und wird künftig Millionen Menschen dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Davor warnt ein am Dienstag erschienener UN-Bericht, der den Wert der Ökosystemleistungen von Böden beziffert, z.B. für Klima, Lebensmittelproduktion, Nährstoffkreisläufe und Wasser, aber auch die Armutsreduzierung. Demnach entstehen durch die Versiegelung der Böden und Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft, etwa durch Überdüngung und Überweidung, weltweit Verluste in Höhe von 6,3 bis 10,6 Billionen Dollar (ca. 5,6 bis 9,4 Billionen Euro) jährlich. Das entspricht 10-17% der Weltwirtschaftsleistung, rechnet der Bericht der Initiative Economics of Land Degradation (ELD) vor. „Unsere Botschaft ist, dass sich nachhaltige Landwirtschaft wirklich lohnt“, betont Mitautor Mark Schauer von der Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. „Herkömmliche Landwirtschaft ist für die Volkswirtschaft eine Minusrechnung. Der Boden wird degradiert und die Ökosysteme in der Umgebung auch.“ Als Beispiel nennt er den Baumwollanbau im westafrikanischen Benin, der den Böden Nährstoffe und Wasser entziehe. Zudem könnte die Bodenzerstörung in den nächsten zehn Jahren rund 50 Millionen Menschen zur Flucht zwingen, da die Böden in ihrer Heimat sie nicht mehr ernähren können, schätzt das UN-Übereinkommen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD). „Bodendegradation trägt unser fruchtbares Land ab. Es handelt sich um unsere gemeinsame Rohstoffbasis, doch wir schätzen unsere Landressourcen nicht“, mahnte UNCCD-Exekutivsekretärin Monique Barbut. Etwa 52% der landwirtschaftlich genutzten Flächen sind teils oder stark von Bodendegradation betroffen. Doch nicht nur die Landwirtschaft ist dem Bericht zufolge durch Ernteeinbußen betroffen. Böden sind nach den Ozeanen die die zweitgrößte Kohlenstoffsenke, während die Landwirtschaft und Landnutzungsänderungen die zweitgrößte Quelle von Treibhausgasemissionen darstellen. Die Bekämpfung der Bodendegradation sowie ihrer Ursachen könnte somit Treibhausemissionen gleich doppelt reduzieren. Möglichkeiten, der Bodendegradation entgegenzuwirken, gebe es viele, sei es Wiederaufforstung oder ein Übergang zu nachhaltigen landwirtschaftlichen Praktiken. Der Politik stünden zum Schutz des Bodens viele Instrumente zur Verfügung, so die Autoren, etwa das Verbot von umweltschädlichen Pestiziden, Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen oder das Besteuern von Produkten, deren Herstellung und Konsum Böden und Umwelt schaden. Auch die UN-Nachhaltigkeitsziele, die nächste Woche offiziell verabschiedet werden, widmen sich mit Ziel 15 ausdrücklich dem Schutz der Böden und der Bekämpfung von Bodendegradation. (ab)

14.09.2015 |

Ungesunde Ernährung weltweit Hauptursache für vorzeitigen Tod

Curry
Risiko ungesunde Ernährung (Foto: Klaus Steves/pixelio.de)

Ungesunde Ernährung ist weltweit der größte Risikofaktor für ein vorzeitiges Ableben. Das zeigt eine Aktualisierung der 2010 veröffentlichten Studie Global Burden of Disease, die als die umfassendste Untersuchung zu globalen Gesundheitsgefahren gilt. Vermeidbare Risikofaktoren führten 2013 zu 57% aller vorzeitigen Todesfälle. Ungesunde Essgewohnheiten, sprich eine Ernährung mit wenig Obst, Gemüse und Vollkorn, aber reich an rotem Fleisch, zuckerhaltigen Getränken, Natrium und trans-Fettsäuren, wurden für 21% dieser Todesfälle verantwortlich gemacht, da eine derartige Ernährung die koronare Herzkrankheit, Schlaganfälle und Diabetes fördert. Die am 11. September im Fachblatt The Lancet veröffentlichte Studie wurde unter Federführung des Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) der Universität Washington durchgeführt. „Es gibt ein großes Potenzial, die Gesundheit zu verbessern, indem man bestimmte Risikofaktoren wie Rauchen und eine ungesunde Ernährung vermeidet und Umweltrisiken wie Luftverschmutzung bekämpft“, sagt IHME-Direktor Dr. Christopher Murray. „Die Herausforderung für politische Entscheidungsträger ist, unser Wissen zu nutzen, um Präventionsbemühungen und Gesundheitspolitiken anzuleiten.“ Die Wissenschaftler analysierten Daten für den Zeitraum 1990 bis 2013 aus 188 Ländern und weiteten die Zahl der Risikofaktoren für einen vorzeitigen Tod von bisher 67 auf 79 aus. Eine Kombination von 14 ernährungsbedingten Risikofaktoren verursachte die höchste Zahl an Todesfällen weltweit. Ernährungsrisiken werden 11,3 Millionen Todesfälle zugeschrieben. Die systolische Hypertonie ist der häufigste individuelle Risikofaktor und kostete 10,4 Millionen das Leben. Unterernährung von Kindern oder Müttern wird für 1,7 Millionen Todesfälle verantwortlich gemacht. Mit dem Rauchen schaufeln sich 6,1 Millionen Menschen jährlich das Grab, Luftverschmutzung verursacht 5,5 Millionen Todesfälle. Der Studie zufolge sind die Risiken je nach Region und Land unterschiedlich. In Lateinamerika und dem Nahen Osten war Fettleibigkeit die Hauptursache für Gesundheitsbeschwerden. Alkoholmissbrauch ist die zweithäufigste Todesursache in Russland, Rauchen in vielen Ländern mit hohem Einkommen, einschließlich Großbritannien. Die Lage ist anders in Subsahara-Afrika, wo eine tödliche Kombination aus Unterernährung im Kindesalter, einer unsicheren Wasser- und Sanitärversorgung sowie ungeschütztem Geschlechtsverkehr und Alkoholmissbrauch die Lebenszeit verkürzt. (ab)

09.09.2015 |

Kein Klonfleisch: EU-Parlament stimmt für umfassendes Klonverbot von Nutztieren

Dolly
Dolly - das Klonschaf (Foto: Gary Henderson/flickr)

Das EU-Parlament hat dem Klonen von Nutztieren eine klare Absage erteilt. Am Dienstag stimmte eine Mehrheit von 529 Abgeordneten gegen die Verwendung von geklonten Tieren und deren Nachkommen sowie von ihnen stammenden Produkten als Lebensmittel. Auch der Import von Klontieren in die EU sowie von Nahrungsmitteln von solchen Tieren soll untersagt werden. „Bis jetzt waren wir in der Lage, Reproduktionsmaterial aus Drittländern zu importieren. Wir lassen die Drecksarbeit andere machen und entziehen uns so der Verantwortung. Wir wollen ein umfassendes Verbot - nicht nur des Einsatzes von Klontechnik, sondern auch der Einfuhr von Reproduktionsmaterial, von Klontieren und deren Nachkommen“, betonte die Berichterstatterin für den Umweltausschuss, Renate Sommer. Der Gesetzesentwurf des Parlaments weitet das Verbot auf alle Nutztierarten aus, während der ursprüngliche Vorschlag der EU-Kommission sich nur auf Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Pferde erstreckte. Eingeflossen in den Entwurf waren auch Bedenken angesichts der hohen Sterblichkeitsraten beim Klonen und danach. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte bereits 2008 festgestellt, dass „die Gesundheit und das Wohlergehen eines bedeutenden Anteils der Klone beeinträchtigt“ seien und Anomalien, Fehlgeburten oder schwere Geburten aufgrund der hohen Nachkommenszahl das Tierwohl gefährden. Die Technik habe zudem auch gut 20 Jahre nach Klonschaf Dolly nur eine geringe Erfolgsquote. „Wir müssen die Auswirkungen auf die Tiergesundheit berücksichtigen, aber auch die Konsequenzen für die menschliche Gesundheit“, so die Berichterstatterin des Agrarausschusses Giulia Moi. „Dieser Gesetzentwurf ist eine deutliches Signal an unsere Handelspartner, dass wir nicht bereit sind, unsere eigene Gesundheit, die Gesundheit unserer Familien und die der künftigen Generationen aufs Spiel setzen.“ Die ZEIT berichtete von Vorwürfen einiger Abgeordneter, die EU-Kommission habe ein befristetes Klonverbot befürwortet, um die USA in den Verhandlungen zum transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP nicht vor den Kopf zu stoßen. Dem widersprach EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis: „Die Verhandlungen zum TTIP-Vertrag haben keinen Einfluss auf die Gestalt der Abstimmung“, zitiert das Blatt. In den USA sind Lebensmittel von geklonten Tieren erlaubt. Die meisten deutschen Verbraucher lehnen den Verzehr von Lebensmitteln, die von Klontieren und deren Nachwuchs stammen, ab. Die EU-Abgeordneten wandelten den Richtlinien-Vorschlag zudem in eine für alle EU-Mitgliedsstaaten unmittelbar anzuwendende Verordnung um. Die beiden Berichterstatter des Parlaments werden nun mit dem Ministerrat über einen endgültigen Gesetzentwurf verhandeln, der dann von Rat und Parlament abgesegnet werden muss. (ab)

07.09.2015 |

EU verliert 970 Millionen Tonnen Boden im Jahr durch Wassererosion

Boden
Europa wird der Boden unter den Füßen weggeschwemmt (Foto: Alosh Bennett/flickr.com)

Etwa 970 Millionen Tonnen fruchtbarer Boden gehen in der EU jedes Jahr durch Erosion verloren – genug Erde, um die gesamte Stadt Berlin einen Meter anzuheben. Das zeigt eine neue Studie des wissenschaftlichen Dienstes der Europäischen Kommission. Im EU-Durchschnitt werden pro Hektar etwa 2,46 Tonnen Boden im Jahr durch Wassererosion weggeschwemmt, während lediglich 1,4 Tonnen jährlich neu entstehen können. Die Bildung von nur einem Zentimeter Boden kann bis zu 100 Jahre dauern. In Deutschland ist die Erosion im Vergleich zu anderen EU-Staaten laut der Studie etwas weniger übel: Rund 1,25 Tonnen Boden werden pro Hektar von Regenwasser abgetragen. Der Wert bezieht sich aber auf die gesamte Landesfläche – um die landwirtschaftlichen Flächen ist es mit einem Verlust von 1,75 Tonnen pro Hektar schlechter bestellt. Am anfälligsten für Erosion sind die Böden im Mittelmeerraum und den Alpen. Italien ist mit 8,46 Tonnen pro Hektar jährlich das Land, in dem die meiste Erde durch Wasser verloren geht. Doch auch Slowenien, Österreich und Malta verlieren mit mehr als 6 Tonnen pro Hektar stark an Boden. Den Forschern des Joint Research Centre (JRC) zufolge ist Finnland das Land mit der geringsten Wassererosion. Am stärksten betroffen sind die landwirtschaftlichen Nutzflächen der EU: Zwei Drittel (68,3%) der Erosion durch Wasser entfällt auf Ackerland, Dauerkulturen und Weiden, da diese Flächen häufig offen Wind und Wasser ausgesetzt sind, wenn nach der Aussaat oder Ernte eine schützende Pflanzendecke fehlt. Waldböden sind dagegen am besten gegen Erosion gewappnet. Der Bodenverlust ist jedoch aufhaltbar: „Politische Entscheidungsträger können Maßnahmen zur Erosionsbekämpfung fördern, indem sie Landbewirtschaftungsmethoden finanzieren wie eine geringere Bodenbearbeitung, das Minimieren von Zeiträumen ohne Bodenbedeckung, z.B. durch den Anbau von Zwischenfrüchten und das Belassen von Pflanzenresten an der Oberfläche, oder das Anlegen von Steinwällen und Grasstreifen“, schreiben die Forscher im Fachjournal Environmental Science & Policy. Ihre Prognosen für die Zukunft fallen gemischt aus: Bis 2050 könnte sich die Erosion verlangsamen, da wachsende Waldflächen den Boden halten. Die Ausweitung der Ackerflächen könnte das wiederum wettmachen. Ein anders Szenario sieht vor, dass infolge des Klimawandels starke Regenfälle in Europa häufiger auftreten und die Wassererosion daher bis 2050 um 10 bis 15 Prozent zunehmen könnte. (ab)

04.09.2015 |

Saatgutbank im ewigen Eis bewahrt 750 Kartoffelsorten aus den Anden

Kartoffel
Kartoffelvielfalt aus den Anden (Foto: Luigi Guarino/flickr)

Hunderte Kartoffelsorten aus den Anden werden nun für künftige Generationen in der Internationalen Saatgutbank von Spitzbergen bewahrt werden: Ende August haben Vertreter indigener Gemeinschaften aus Peru, Wissenschaftler und Repräsentanten der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO sowie der Regierung Norwegens 750 verschiedene Kartoffelsorten und wilde Verwandte der Knolle feierlich dem Saatgut-Bunker „Svalbard Global Seed Vault“ anvertraut – dem weltweit größten Hort der Kulturpflanzenvielfalt. „In ein paar Jahrzehnten müssen die Ernährungssysteme unseres Planeten weitere 2 Milliarden Menschen ernähren“, sagte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva zur Einlagerung. „Mehr und nahrhaftere Lebensmittel zu produzieren wird sich aufgrund des Klimawandels schwieriger gestalten. Die Vielfalt landwirtschaftlicher Kulturpflanzen, wie die der eingelagerten Saatkartoffeln, ist erforderlich, um diesen Herausforderungen zu begegnen und widerstandsfähigere Pflanzen zu entwickeln.“ Der unterirdische Bunker enthält 860.000 Samen von Nutzpflanzen aus der ganzen Welt. Damit die Keimfähigkeit erhalten bleibt, wird das Saatgut regelmäßig ausgetauscht. Die Kartoffel stammt aus Südamerika, wo Bauern unzählige Sorten unterschiedlicher Form und Farbe gezüchtet haben, von weiß bis dunkellila. Doch der Klimawandel und Krankheiten machen der Knolle zu schaffen, die für über eine Milliarde Menschen weltweit ein Grundnahrungsmittel ist. Da viele Sorten in den letzten Jahrzehnten verschwanden, haben sich zahlreiche Landwirte und Wissenschaftler in Lateinamerika zusammengetan, um die Kartoffelvielfalt zu bewahren. Das Internationale Kartoffelforschungszentrum CIP in Lima, das mit über 4000 verschiedenen essbaren Kartoffelsorten über die größte Genbank verfügt, arbeitet mit verschiedenen lokalen und regionalen Initiativen zusammen. Nahe der peruanischen Stadt Cusco engagieren sich indigene Gemeinschaften, Bauern und Nichtregierungsorganisationen im Kartoffelpark, dem Parque de la Papa, um den Anbau von traditionellen Kartoffelsorten zu fördern und das lokale Wissen am Leben zu halten. Damit diese Kartoffelvielfalt für künftige Generationen vor Naturereignissen oder menschgemachten Katastrophen geschützt wird, lagern sie nun bei Temperaturen von -18 Grad im Permafrost Spitzbergens. „Dieses Saatgut und die Bauern des Kartoffelparks, die Wegbereiter und Anführer für dessen Bewahrung, haben sich auf eine bemerkenswerte Reise begeben und sind über 11.000 Kilometer von den Bergen Perus bis nach Svalbard gereist“, betont Alejandro Argumedes von der NGO Association ANDES, der die Gemeinschaften aus den Anden im ewigen Eis vertrat. (ab)

02.09.2015 |

Globaler Getreideverbrauch: Immer mehr wandert in Tank und Futtertrog

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Tank, Teller oder Futtertrog? (Foto: Fleur Phillips/flickr.com)

Der Anteil des Getreides, das für industrielle Zwecke oder die Fleischproduktion statt für die menschliche Ernährung genutzt wird, nimmt 2015 stärker als die Nachfrage insgesamt zu. Das geht aus den aktuellen Prognosen des Internationalen Getreiderats (IGC) für das Wirtschaftsjahr 2015/16 hervor. Den weltweiten Gesamtverbrauch von Getreide ohne Reis schätzen die Experten auf 1,985 Milliarden Tonnen. Davon werden 872,4 Millionen Tonnen oder 44% als Futtermittel eingesetzt – ein Plus von 3,3% gegenüber dem Wirtschaftsjahr 2013/2014. Als Lebensmittel finden lediglich 664 Millionen Tonnen Getreide Verwendung. Auch die Industrie hat ihre Position als Großabnehmer von Getreide gefestigt: Der Bericht prognostiziert für das laufende Jahr eine industrielle Nutzung von 326,8 Millionen Tonnen oder 16,5%. Das sind rund 3,2% mehr als im Wirtschaftsjahr 2013/2014 und ein höherer Anstieg als die Nachfrage nach Getreide insgesamt. Für die Produktion von Bioethanol veranschlagt der IGC rund 173 Millionen Tonnen Getreide, 114 Millionen Tonnen sollen zu Stärke oder Malz verarbeitet werden. Die Experten gehen davon aus, dass sich diese Entwicklungen in den nächsten Jahren fortsetzen werden: Der Verbrauch von Getreide ohne Reis soll bis 2019 um jährlich ein Prozent zunehmen. Am stärksten wird die Nachfrage nach Getreide als Futtermittel anziehen. Die Nachfrage nach Fleisch und tierischen Produkten wird steigen, da viele Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern ihre Ernährung an den westlichen Lebensstil angleichen werden. Daher schätzt der Weltgetreiderat, dass der Bedarf an Futtermitteln schneller zunehmen wird die Nachfrage nach Lebensmitteln aufgrund des Bevölkerungswachstums. (ab)

31.08.2015 |

Bedrohte Böden: Studie warnt vor Humusschwund durch Klimawandel

Boden
Gesunder Boden (Foto: NRCS Soil Health/flickr.com)

Der Klimawandel könnte den Humusgehalt von Ackerböden verringern und so die landwirtschaftliche Produktion erheblich beeinträchtigen. Dafür haben Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) deutliche Anzeichen gefunden. Verantwortlich machen sie dafür unter anderem einen Ertragsstillstand: Schon seit den 90er-Jahren stagnieren die Erträge wichtiger Kulturpflanzen in Europa, wenn auch auf hohem Niveau. Bei den drei wichtigsten Getreidesorten Weizen, Gerste und Mais sei in Mittel- und Nordeuropa seit 20 Jahren kein wesentliches Ertragsplus zu verzeichnen. Dadurch nimmt auch der Eintrag organischer Substanz in den Boden ab, was sich auf die Humusvorräte der Böden auswirkt, schreiben die Forscher um Dr. Martin Wiesmeier vom Lehrstuhl für Bodenkunde im Fachjournal Science of the Total Environment. Da steigende Temperaturen einen verstärkten Humusabbau bewirkten, gleichzeitig aber die Nachlieferung organischer Substanz stocke, sei langfristig ein Humusschwund zu erwarten. „Entwickelt sich das so weiter, dann könnte das die Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherkapazität negativ beeinflussen, was letztendlich zu schlechteren Ernten führen könnte – ein Teufelskreis“, warnt Wiesmeier. Für die Studie wertete er bis in die 60er-Jahre zurückreichende EU-Erntestatistiken der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO aus. Ursache für die stagnierenden Erträge könnte zum einen die gemeinsame EU-Agrarpolitik sein, die den Forschern zufolge in den 90er-Jahren unter neue Vorzeichen gestellt wurde, wodurch Leguminosen seltener in der Fruchtfolge eingesetzt und weniger Düngemittel angewendet wurden. Da die Viehbestände in Europa seit den 80er-Jahren zurückgingen, sei auch die Ausbringung von organischem Dünger, einer wichtigen Quelle für organische Substanz, rückläufig. Ausschlaggebend seien jedoch vor allem klimatische Veränderungen durch den Klimawandel, wie die Verschiebung der Vegetationsperioden, häufigere Dürrephasen und zu hohe Temperaturen für ein optimales Pflanzenwachstum. Andere Studien hatten bislang eine Zunahme des Humusvorrates infolge des Klimawandels vorausgesagt. Um dem Humusschwund entgegenzuwirken, sollten den Humusaufbau fördernde Praktiken laut den Wissenschaftlern der TUM deutlich häufiger in der Landwirtschaft eingesetzt werden. „Hierzu zählen die Diversifizierung der Fruchtfolge, die Gründüngung und Winterbegrünung zur Erosionsminderung, eine optimierte Bodenbearbeitung, der ökologische Landbau, die Agroforstwirtschaft sowie das Belassen von Ernterückständen auf den Feldern“ erklärt der Mitautor der Studie Dr. Rico Hübner. (ab)

27.08.2015 |

Syngenta erhält Patent auf konventionell gezüchtete Tomate

Tom
Wem gehört die Tomate? (Foto: Normanack/flickr.com)

Der Schweizer Agrarchemiekonzern Syngenta hat ein neues Patent auf eine Tomate aus klassischer Züchtung erhalten. Das Europäische Patentamt (EPA) erteilte das Patent auf eine Tomate, die besonders viele Flavonole enthält - sekundäre Pflanzenstoffe, denen eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben wird und die Krebs vorbeugen sollen. Das Patent EP1515600 erstreckt sich auf die Pflanzen, das Saatgut und die Tomatenfrüchte und wurde unter der sperrigen Bezeichnung „Flavonolexprimierende domestizierte Tomate und Herstellungsverfahren“ am 12. August im Europäischen Patentblatt veröffentlicht. Die Tomate stammt aus einer Kreuzung wilder Tomaten mit bereits gezüchteten Sorten und ist somit nicht gentechnisch verändert. Damit verstößt das Patent eigentlich gegen europäische Patentgesetze, die Patente auf Pflanzensorten ebenso wie auf klassische Züchtungsverfahren untersagen. Im März hatte die Große Beschwerdekammer des EPA jedoch entschieden, dass Patente auf konventionell gezüchtete Pflanzen und Tiere weiterhin zulässig sind. Die internationale Keine Patente auf Saatgut!, die von mehreren Hundert Organisationen unterstützt wird, reagierte empört auf die neuerliche Erteilung eines Patents auf konventionelle Züchtung. „Mit der Erteilung dieser Patente ignoriert das EPA die Interessen der Allgemeinheit und bedient stattdessen die eigene Klientel. Wenn diese Entwicklung nicht schnell gestoppt wird, geraten wir alle in die Abhängigkeit großer Konzerne wie Monsanto, Syngenta und Dupont, die dann immer mehr Patente auf unsere Nahrungspflanzen anmelden“, kommentierte Christoph Then für Keine Patente auf Saatgut! die Entscheidung. Das Patentamt erzielt seine Einnahmen aus der Erteilung von Patenten. Die Koalition fordert von der Bundesregierung ein entschlossenes Einschreiten gegen diese Praxis des Patentamtes, in dessen Verwaltungsrat Deutschland durch das Justizministerium vertreten wird. Durch eine gemeinsame Initiative mit anderen Regierungen könnte die Erteilung weiterer Patente auf konventionell gezüchtete Pflanzen verhindert werden. „Andernfalls kommt es Schritt für Schritt zum Ausverkauf unserer Nahrungsgrundlagen,“ warnt Keine Patente auf Saatgut!. (ab)

25.08.2015 |

Monsanto legt neues Übernahmeangebot für Syngenta vor

Mais
Monsantos neue Offerte (Foto: World Bank Photo Collection)

Der US-Saatgutriese Monsanto hat ein neues Angebot für die Übernahme des Schweizer Agrarchemiekonzerns Syngenta vorgelegt. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine mit den Unternehmensangelegenheiten vertraute Quelle. Demnach soll Monsanto nachgebessert und sein Angebot auf 470 Franken (434 Euro) je Aktie von bisher 449 Franken erhöht haben. Mit der Offerte über rund 40 Milliarden Euro soll Syngenta an den Verhandlungstisch gelockt werden. Beide Konzerne hüllen sich bisher zu den Medienberichten in Schweigen. Syngenta hat zuletzt Monsantos Übernahmeangebot vom Mai eine Absage erteilt, da es zu niedrig sei, die Aktionäre von Syngenta benachteilige und die Fusion an wettbewerbsrechtlichen Hürden zu scheitern drohe. Bereits Ende Juni hatte Syngentas Verwaltungsrats-Präsident Michel Demaré erklärt, Monsanto habe bezüglich kartellrechtlicher Bedenken eine „allzu simplifizierende” Einstellung. Die Überprüfungen könnten sich Monate oder gar Jahre hinziehen, nicht nur in den USA und Europa, sondern auch in China, Brasilien oder Russland. Aber auch Nichtregierungs- und Bauernorganisationen warnen vor einer Übernahme des Weltmarktführers im Bereich Agrochemie durch die Nummer Eins im Bereich Saatgut. Sie befürchten eine weitere Machtkonzentration im Saatgutmarkt. Syngenta selbst erklärte gegenüber Reuters Anfang August, durch die Verschmelzung der beiden Unternehmen entstünde „ein landwirtschaftliches Monster mit mehr als 50% Marktanteil bei Saatgut und Pflanzenschutz in einigen Ländern, einschließlich Brasiliens“. Roger Johnson, Präsident des US-Bauernverbands National Farmers Union, ließ verlauten, der Verband werde sich vehement gegen eine Fusion stellen: „Das würde den Wettbewerb in dem ohnehin bereits hochkonzentrierten Markt weiter verringern.“ (ab)

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