Nachrichten

26.09.2014 |

Studie: Herbizidresistente Unkräuter auch in Europa auf dem Vormarsch

Palmer Unkraut USA Super Weeds
Superunkraut in den USA (Foto: Delaware Agriculture/flickr; Lizenz: creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Herbizidresistente „Superunkräuter“ stellen Landwirte in Nord- und Südamerika vor enorme Probleme und bedrohen die Ernten. Doch auch in Deutschland und Europa entwickeln Unkräuter und Schädlinge zunehmende Resistenzen gegen Pflanzenschutzmittel, vor allem das Herbizid Glyphosat, wie eine heute in Berlin vorgestellte Studie zeigt. Das US-Landwirtschaftsministerium meldet 2013 auf 28 Millionen Hektar glyphosatresistente Unkräuter. So kann etwa das in den USA weit verbreitete Fuchsschwanzgewächs Amaranthus palmeri Erträge im Sojaanbau um bis zu 78% und bei Mais um bis zu 91% senken. Um der Lage Herr zu werden, müssen Landwirte von Hand jäten oder sie greifen zu noch mehr Herbiziden, darunter auch ältere und giftigere. Nun soll 2,4 D US-Farmern helfen, die Superunkräuter beim Anbau glyphosattoleranter Mais- und Sojasorten einzudämmen. Die Studie führt das Ausmaß der Resistenzbildung jenseits des Atlantiks auf den Anbau gentechnisch veränderter, glyphosatresistenter Pflanzen zurück, doch schuld sei nicht allein das „System Gentechnik“. Es habe den Prozess in den Gentechnik-Anbauländern aber stark beschleunigt. Denn auch in Deutschland entwickeln immer mehr Pflanzen Resistenzen, teils gegen mehrere Wirkstoffe: Rund 30 resistente Unkräuter gibt es hierzulande, z.B. den Ackerfuchsschwanz und den Gemeinen Windhalm. „Man kann das ganz genau beobachten in den Regionen, wo sehr intensiv gewirtschaftet wird, wo keine Fruchtfolge herrscht, wo Weizen, Raps angebaut wird: Gerade in diesen Regionen haben wir im Grunde genommen, wenn auch etwas zeitverzögert, dieselben Probleme wie in den USA“, sagte der Europaabgeordnete Martin Häusling (Grüne), der die Studie in Auftrag gegeben hat, dem Deutschlandradio. Laut den Autoren ist eine nachhaltige Bewirtschaftung „deutlich komplexer und wissensbasierter als die derzeitig weitläufig praktizierten Verfahren, denn sie beruht auf einem systemischen Ansatz, bei dem mit der Natur gearbeitet wird und nicht gegen sie.“ Abschließend fordern sie, dass öffentliche Gelder in Europa nur noch ökologisch nachhaltigen Anbauformen zugute kommen sollen und die Agrarforschung künftig nachhaltige Methoden der Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen erforschen muss. Zudem dürfe Glyphosat in Europa keine Neuzulassung erhalten und der Anbau neuer Gentechnik-Pflanzen müsse unterbunden werden.

24.09.2014 |

Greenwashing: NGOs kritisieren Allianz für eine „klimasmarte“ Landwirtschaft

Duster
Klimasmarte Landwirtschaft? (Foto: cdn-pix/flickr.com)

Beim UN-Klimagipfel in New York wurde am Dienstag die Globale Allianz für eine „klimasmarte“ Landwirtschaft offiziell aus der Taufe gehoben. Die Initiative will eine „nachhaltige und gerechte Steigerung der Produktivität und der Einkommen in der Landwirtschaft“ erzielen und gleichzeitig deren Treibhausgasemissionen reduzieren. Mehr als 20 Regierungen sowie 30 Organisationen und Unternehmen haben bereits ihren Beitritt angekündigt, darunter McDonald’s, Walmart and Kelloggs. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon begrüßte die Initiative: „Ich freue mich über ein Handeln, das die Produktivität der Landwirtschaft steigert, Bauern widerstandsfähig macht und CO2-Emissionen senkt.“ Herbe Kritik hingegen äußerte ein Bündnis aus über 100 Bauern-, Umwelt- und Entwicklungsorganisationen. In einem offenen Brief lehnten sie die „irreführende und widersprüchliche Initiative” ab. Die Unterzeichner, darunter internationale Organisationen wie Friends of the Earth oder die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM), warnen, die Allianz werde nicht die Lösungen liefern, die dringend nötig seien, um „insbesondere Kleinbauern bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen“. Sie fürchten, dass die Initiative vor allem Konzernen eine Plattform bieten wird, um ihre Aktivitäten unter einem klimafreundlichen Anstrich fortzusetzen. „Indem sie die Aktivitäten der schlimmsten Klimasünder des Planeten aus Agrarwirtschaft und industrieller Landwirtschaft billigt, wird die Allianz genau die Ziele unterlaufen, die sie vorgibt anzustreben.“ Zudem mangele es an klaren Sozial- und Umweltstandards und einer Definition, was genau „klimasmarte“ Landwirtschaft sein kann und was nicht. Statt ein weiteres Gebilde für ein „Weiter wie bisher“ zu schaffen, sollten Regierungen, Hilfswerke und internationale Organisationen mutig handeln: Das beinhaltet „die Verlagerung der Ressourcen weg von klimaschädlichen Praktiken der chemiebasierten industriellen Landwirtschaft sowie der Fleischproduktion hin zu Investitionen und Engagement für Agrarökologie, Ernährungssouveränität und die Unterstützung von Kleinbauern.“ Heute findet in New York das Auftakttreffen der Globalen Allianz statt, in dem weitere Schritte und Initiativen besprochen werden.

22.09.2014 |

NGOs: Neue Allianz für Ernährungssicherheit gefährdet Kleinbauern

Cassava
Maniok-Bäuerin in Tansania (Foto: Neil Palmer/CIAT)

Mehr als 90 Nichtregierungsorganisationen aus 15 Staaten haben ein Ende der Förderung der Agrar- und Lebensmittelindustrie im Rahmen der Neuen Allianz für Ernährungssicherheit gefordert. Anlässlich eines am Montag in New York stattfindenden Treffens des Leitungsrates der Initiative appellierten sie in einer Stellungnahme an die Regierungen der G8-Länder, bäuerliche Erzeuger im globalen Süden zu fördern. Die deutschen Unterzeichner riefen die Bundesregierung dazu auf, 2015 im Rahmen ihrer G7/8-Präsidentschaft eine grundlegende Reform der Initiative anzutreiben oder sich aus ihr zurückzuziehen. Die Allianz wurde 2012 auf dem G8-Gipfel ins Leben gerufen und will mit Unterstützung der Privatwirtschaft bis 2022 insgesamt 50 Millionen Menschen in Sub-Sahara-Afrika aus der Armut zu befreien. Doch „zwei Jahre nach dem Start der Neuen Allianz für Ernährungssicherheit ist nicht ersichtlich, wie die Initiative einen Beitrag zur Hungerbekämpfung leisten soll. Erste Reformen in den afrikanischen Ländern befeuern die Befürchtung, dass eher das Gegenteil der Fall ist“, kritisierte Stig Tanzmann, Referent für Landwirtschaft bei Brot für die Welt. In Tansania und Mosambik etwa, zwei der zehn Staaten, mit denen die Allianz Kooperationsabkommen hat, werden neue Saatgutgesetzgebungen eingeführt, die den informellen Austausch von Saatgut unter Bauern kriminalisieren. „Die Millionen Kleinbauern und -bäuerinnen in beiden Ländern sind zur Sicherung ihres Lebensunterhalts jedoch genau darauf angewiesen“, so Tanzmann. Die Organisationen fordern zudem, dass Veränderungen der Rahmen- bedingungen im Landbereich nicht weiter Vorteile für großflächige, kommerzielle Investoren und Nachteil für kleinbäuerliche Erzeuger bringen dürfen. Laut Heidi Chow, Campaignerin der britischen NGO World Development Movement, sollen Entwicklungshilfegelder „zur Bekämpfung von Armut und Ungleichheit beitragen und den ärmsten Menschen Zugang zu Nahrung, Land und Wasser geben. Die Neue Allianz hilft stattdessen einigen der mächtigsten Konzerne der Welt dabei, ihre Kontrolle über diese Ressourcen auszuweiten.“ Partner der Allianz sind Agrar- und Lebensmittelkonzerne wie Syngenta, Yara oder Unilever. Zuletzt war Coca Cola im August der Initiative beigetreten.

18.09.2014 |

Offener Brief: Wissenschaftler fordern klares Bekenntnis zur Agrarökologie

Agrar
Agrarökologie hat sich bewährt (Foto: Find Your Feet/flickr)

Das Internationale Symposium zu Agrarökologie und Ernährungssicherheit, das von der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO am 18. und 19. September ausgerichtet wird, ist in Rom eröffnet worden. Im Vorfeld unterzeichneten über 70 Wissenschaftler aus aller Welt, die mit nachhaltiger Landwirtschaft und Ernährung befasst sind, einen offenen Brief, in dem sie die FAO für die Veranstaltung loben und zugleich in die Pflicht nehmen. Angesichts der Bedrohungen durch den Klimawandel, anhaltende Ernährungsunsicherheit und ländliche Armut fordern sie ein klares Bekenntnis zur Agrarökologie, die „gepaart mit den Prinzipien der Ernährungssouveränität und -gerechtigkeit die Chance biete, all diese Probleme anzugehen und zwar in einem Maße, wie es andere Ansätze nicht leisten können.“ Daher wurde das Konzept der Agrarökologie unter anderem vom Weltagrarbericht, dem Ex-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, La Via Campesina und zuletzt im Juli von weiteren 250 Wissenschaftlern befürwortet. Dem offenen Brief zufolge bringt Agrarökologie „viele Vorteile für Gesellschaft und Umwelt, verringert die Umweltbelastung durch die Landwirtschaft und erhöht Ernährungssicherheit und Widerstandsfähigkeit in Zeiten des Klimawandels. Die Verfasser kritisieren Begriffe wie „klimasmarte Landwirtschaft“ und „nachhaltige Intensivierung“, die von internationalen Institutionen in der Debatte über Klimawandel und Ernährungssicherheit benutzt werden, da diese vage seien und leicht missbraucht werden könnten. Die Agrarökologie hingegen basiere auf einer fundierten Wissenschaft und einer Reihe bewährter, landwirtschaftlicher Praktiken. Die Wissenschaftler fordern daher von der FAO und der internationalen Gemeinschaft, an das Symposium anzuknüpfen und eine UN-weite Initiative zu lancieren, die Agrarökologie als die zentrale Strategie benennt, um den Herausforderungen der Landwirtschaft und Ernährung zu begegnen.

16.09.2014 |

FAO: 805 Millionen Menschen weltweit sind unterernährt

Asien
Die meisten Hungernden leben in Asien (Foto: Gwenael Piaser/flickr)

Rund 805 Millionen Menschen leiden weltweit immer noch an Hunger, 791 Millionen davon in Entwicklungsländern. Damit galt im Zeitraum 2012-2014 jeder neunte Erdenbürger als unterernährt, wie aus dem neusten Bericht der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO hervorgeht. Fortschritte bei der Hungerbekämpfung sind höchst ungleich verteilt. Während Lateinamerika Erfolge verzeichnete und „nur“ noch 6,1% der Bevölkerung an Unterernährung leiden, ist in Subsahara-Afrika fast jeder vierte chronisch unterernährt und die Zahl der Hungernden stieg auf 214 Millionen an. Zwei Drittel der Hungernden, rund 526 Millionen Menschen, leben in Asien. Seit 1990 ist die Zahl der Hungernden zwar um 200 Millionen gesunken, doch 138 Millionen davon entfallen alleine auf China. „Es ist zu früh um zu feiern. Wir müssen noch die 805 Millionen Menschen erreichen, die nicht genug Nahrung haben, um ein gesundes und produktives Leben zu führen“, sagte Ertharin Cousin, die Exekutivdirektorin des UN Welternährungsprogramm, auf der Pressekonferenz zur Vorstellung Berichts. Die FAO gibt sich optimistisch, das erste Millenniumsentwicklungsziel (MDG), die Halbierung des Anteils der Hungernden an der Bevölkerung in Entwicklungsländern bis 2015, noch erreichen zu können, wenn die Anstrengungen verstärkt werden. Im Vergleich zum Basiszeitraum 1990-1992 ist der Anteil von 23,4% auf 13,5% gesunken, nicht zuletzt begünstigt durch das Wachsen der Weltbevölkerung. Um das MDG zu erreichen, müsste der Anteil der Unterernährten auf 11.7% sinken. Die FAO gesteht jedoch ein, dass das ehrgeizigere Ziel des Welternährungsgipfels, die absolute Zahl der Hungernden bis 2015 auf 500 Millionen zu halbieren, nicht mehr erreicht werden kann. Der Bericht hebt in sieben Fallstudien auch Erfolge bei der Hungerbekämpfung hervor, zum Beispiel in Brasilien, das durch die Umsetzung des Null-Hunger-Programms die Zahl der Hungernden deutlich reduzieren und kleinbäuerliche Familienbetriebe stärken konnte.

12.09.2014 |

Costa Rica: Gentechnik-Zulassungsverfahren für verfassungswidrig erklärt

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Proteste gegen Monsanto und Gentechnik in Costa Rica (Foto: Grettel V. Navas/flickr)

Gentechnikgegner in Costa Rica feiern einen Etappensieg: Die Verfassungskammer des Obersten Gerichtshofs urteilte am Donnerstag, dass die gesetzlichen Regelungen zur Zulassung gentechnisch veränderter Organismen verfassungswidrig sind, da sie grundlegende Rechte der Bevölkerung verletzen. Basierend auf dem Pflanzenschutzgesetz aus dem Landwirtschaftsministerium (MAG) hatte die Nationale Kommission für Biosicherheit gentechnisch veränderte Maissorten des Saatgutkonzerns Monsanto in Costa Rica zugelassen. Umweltschützer hatten daraufhin im Dezember 2012 Klage eingereicht, der im Februar 2013 stattgegeben wurde. Nun urteilten die obersten Richter, dass das Gesetz die Verfassung des zentralamerikanischen Landes aus zwei Gründen verletzt: Zum einen, da es für die Zulassung von gentechnisch veränderten Organismen keine Umweltverträglichkeitsprüfung vorsieht, wodurch das verfassungsmäßige Recht auf eine gesunde Umwelt verletzt würde. Zum anderen werden die technischen Informationen, die die Grundlage für die Zulassung bilden, geheim gehalten, wodurch das Recht auf Informationsfreiheit der Bürger beschnitten werde. Nun müssen diese Informationen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, wodurch Einsprüche erleichtert werden. Das Urteil betrifft nur das Pflanzenschutzgesetz, das den Zulassungsprozess für GVO regelt und verbietet Gentechnik nicht generell oder beeinträchtigt bereits genehmigte Zulassungen. Das Gesetz muss jedoch geändert werden und noch anhängige Zulassungen können bis dahin nicht erteilt werden. „Es ist ein wichtiger Präzedenzfall, der zeigt, dass die Interessen der Unternehmen - unter anderem des internationalen Konzerns Monsanto, der einen Antrag auf Zulassung von Mais gestellt hat - begünstigt wurden durch ein Zulassungsverfahren, das den Grundrechten der Bevölkerung entgegensteht“, kommentierte der Ökologische Verband FECON das Urteil.

11.09.2014 |

Studie: Nachfrage nach Agrarrohstoffen heizt illegale Abholzung an

Regenwald
Der Amazonas-Regenwald ist akut bedroht (Foto: Neil Palmer/ CIAT, flickr.com)

Der internationale Bedarf an Agrarrohstoffen ist hauptverantwortlich für die illegale Abholzung tropischer Regenwälder. 71% der Rodungen zwischen 2000 und 2012 gehen auf das Konto der kommerziellen Landwirtschaft, wie ein heute veröffentlichter Bericht der NGO Forest Trends aus Washington zeigt. Demnach sind die Hälfte der Rodungen illegal und werden angetrieben durch den steigenden Bedarf an Palmöl, Rindfleisch, Soja oder Holz, inklusive Papier aus Übersee. Dieser Markt hat der Studie zufolge ein Volumen von 61 Milliarden US-Dollar jährlich. Die Hauptabnehmer der Agrarprodukte sind die EU, China, Indien, Russland und die USA. Die illegale Abholzung von 200.000 Quadratkilometern tropischer Wälder von 2000 bis 2012 ist der internationalen Nachfrage geschuldet – dies entspricht fünf Fußballfeldern pro Minute. „Wir wussten, dass die Produktion von Agrarrohstoffen ein Hauptmotor für die Abholzung darstellt, aber das ist der erste Bericht, der die enorme Rolle herausstellt, die illegalen Rodungen bei der Produktion von hunderten Nahrungsmitteln und Haushaltsprodukten spielen, die weltweit konsumiert werden“, sagte Michael Jenkins, Präsident von Forest Trends. Neben den Folgen für die Biodiversität und die Waldbewohner verursachte die illegale Umwandlung in Agrarflächen im Zeitraum 2000-2012 Kohlendioxidemissionen von 1,47 Gigatonnen pro Jahr – gut ein Viertel des jährlichen CO2-Ausstoßes der EU. Der Bericht zeigt auch, dass 90% der Abholzungen in Brasilien illegal erfolgten, etwa da in Soja- und Viehzuchtgebieten nicht ein bestimmter Teil der natürlichen Wälder belassen wurde wie es das Gesetz vorschreibt. Noch mehr traurige Nachrichten kamen am Mittwoch aus Brasilien: Offiziellen Regierungsangaben zufolge nahm die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet im letzten Jahr um 29% zu, der erste Anstieg seit 2009. Rund 5.981 Quadratkilometer Wald, eine Fläche halb so groß wie Puerto Rico, wurden gerodet, gerade in den Bundesstaaten Para und Mato Grosso, wo sich Sojaanbau und Viehzucht ausdehnen.

10.09.2014 |

Bio ist kaum teurer: Kosten und Klimabilanz von Ernährungsstilen

Organic
Bio muss nicht teuer sein (Photo: Cindy Cornett Seigle)

„Bio und Fairtrade sind mir zu teuer“ – dieses Argument widerlegt eine neue Studie des Öko-Instituts: Wer seinen Speiseplan nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ausrichtet und Bio- und fair gehandelte Produkte kauft, muss kaum tiefer in die Tasche greifen als der Durchschnittsdeutsche, der konventionelle Lebensmittel verzehrt. Die Umstellung auf die DGE- Ernährungsweise mit weniger Fleisch, dafür mehr Gemüse, Obst und Milchprodukten federt die Mehrkosten ab. Bei einer Ernährung von 2.000 Kilokalorien am Tag fallen im Jahr gerade einmal 80 Euro pro Person mehr an. Zu diesem Ergebnis kam das Öko-Institut in seinem Projekt „Ist gutes Essen wirklich teuer?“, in dem neben dem DGE-Ernährungsstil und der deutschen Durchschnittsernährung basierend auf Daten des Statistischen Bundesamts auch deren jeweilige Bio- und Fairtrade-Variante analysiert wurden. Wer an der deutschen Durchschnittsernährung mit viel Fleisch festhält und voll auf Bio und Fairtrade umstellt, muss für sein Bioessen im Schnitt jedoch 31% mehr bezahlen. Eine fleischarme Ernährung mit viel Obst und Gemüse bringt nicht nur Einsparungen an der Ladentheke: Die DGE-Ernährung verursacht auch 12% weniger Treibhausgase, eine vegetarische Ernährung 26% und Veganer verursachen sogar 37% weniger klimaschädliche Emissionen. Gerade auf diese externen Kosten unserer Ernährung weist die Studie hin, denn die gesamte Gesellschaft hat die Folgen der konventionelle Landwirtschaft zu tragen, die durch den Einsatz von Pestiziden, mineralische Dünger und die intensive Tierhaltung entstehen. Auch die Gesundheitsfolgen einer ungesunden Ernährungsweise trägt die Gemeinschaft durch Mehrausgaben für das Gesundheitssystem. „Das Projekt zeigt klar, dass eine Ernährungsumstellung nach den Empfehlungen der DGE verbunden mit dem Kauf von Bio-Lebensmitteln sowohl für den Klimaschutz als auch für die eigene Gesundheit Vorteile hat“, so Professor Rainer Grießhammer vom Öko-Institut.

08.09.2014 |

Guatemalas Kongress kippt Gesetz zur Saatgut-Patentierung

Gemüse
Eine Bäuerin verkauft Gemüse (Foto: David Amsler/flickr)

Nach heftigen Protesten von Bauern, Indigenen und Gewerkschaften ist in Guatemala ein umstrittenes Gesetz zur Patentierung von Saatgut gekippt worden. Der Kongress stimmte am Donnerstag für die Aufhebung des „Gesetzes zum Schutz neuer Pflanzensorten”, das am 26. September in Kraft treten sollte. Seine Verabschiedung hatte Empörung in der Bevölkerung ausgelöst. Seit Tagen war es in mehreren Städten des Landes zu Straßenblockaden und Protesten gegen das „Monsanto-Gesetz“ gekommen. Das Verfassungsgericht hatte daraufhin am 29. August Teile des Gesetzes vorübergehend außer Kraft gesetzt. Bauern- und Indigenenorganisationen fürchten um die Ernährungssicherheit des Landes. Das Gesetz erlaubt Patente auf neue Pflanzensorten und betrifft zunächst 15 Gattungen oder Arten. Nach einer Frist von zehn Jahren können die Patente auf neue Pflanzensorten aller Gattungen und Arten erteilt werden. Bei unerlaubter Verwendung und Vervielfältigung patentierter Sorten drohen eine Haftstrafe von bis zu 4 Jahren und Geldstrafen von bis zu 10,000 Quetzales. Die Bauern müssten somit das Saatgut jedes Jahr neu kaufen. In einer Pressekonferenz warnte Antonio González, Mitglied des Nationalen Netzwerks zur Verteidigung der Ernährungssouveränität in Guatemala (REDSAG), das Gesetz gefährde „die biologische Vielfalt und herkömmliche Sorten, die mehr als 7000 Jahre alt sind und nie Patente oder Labore bedurften, aber die Ernährung des guatemaltekischen Volkes sicherten.“ Es gehe um die Privatisierung überlieferten Wissens und die Patentierung von Saatgut bedrohe das traditionelle Milpa-Anbausystem. Der Kongress hatte das Gesetz im Juni klammheimlich verabschiedet. Es war eine Bedingung für das 2005 geschlossene Freihandelsabkommen zwischen den mittelamerikanischen Staaten, der Dominikanischen Republik und den USA. Daher ist fraglich, wie die Handelspartner auf die Aufhebung reagieren werden.

04.09.2014 |

Artikel: „Nachhaltige Intensivierung” ernährt nicht die Hungernden

Mais
Mehr produzieren bedeutet nicht weniger Hunger (Foto: David Cornwell/flickr)

Das Konzept der „Nachhaltigen Intensivierung”, das in internationalen Debatten über Landwirtschaft und Ernährungssicherheit an Präsenz gewinnt, ist zu sehr auf den Aspekt der Produktionssteigerung fixiert und vernachlässigt den Zugang zu Nahrung, wie Wissenschaftler im Fachjournal Frontiers in Ecology and the Environment kritisierten. Es verdiene den Begriff nachhaltig nicht, da es grundlegende Prinzipien von Nachhaltigkeit missachte, so die Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg, der AgroParisTech und der Washington State University. Nachhaltige Intensivierung ziele darauf ab, höhere Erträge auf den vorhandenen Flächen zu erzielen und die Umweltbelastung dabei möglichst gering zu halten. Den Autoren zufolge stellt das Konzept lediglich die Produktion und Ertragssteigerung in den Fokus, obwohl die Landwirtschaft bereits heute genug produziert, um alle Menschen und auch eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Einfach nur ein Mehr an Nahrung, während Lebensmittelverluste und -verschwendung ein Drittel der Ernte auffressen und Lebensmittel als Tierfutter oder für die Agrartreibstoffproduktion verwendet werden, gehe an der Lösung des Problems vorbei. Der Artikel fordert einen ganzheitlichen Ansatz zur Lösung der Ernährungsfrage, der berücksichtigt, wie Lebensmittel verteilt sind und ob alle Menschen Zugang zu Nahrung haben, gerade Kleinbauern auf dem Lande, die am häufigsten von Hunger betroffen sind. Zudem garantiere mehr Ertrag auf den heutigen Flächen nicht, dass weniger Land genutzt werde: Wenn die Erträge steigen und damit auch der Profit, könne die Landwirtschaft an Attraktivität gewinnen und die Flächen weiter ausgedehnt werden, sagt M. Jahi Chappell, einer der Autoren des Artikels. Angesichts der Beliebtheit des Konzepts der Nachhaltigen Intensivierung bei internationalen Organisationen warnt er vor der Gefahr, dass Gelder und Aufmerksamkeit darauf verschwendet würden, während wichtige Reformen zur Bekämpfung des Hungers unterbleiben.

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