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04.09.2014 |

Artikel: „Nachhaltige Intensivierung” ernährt nicht die Hungernden

Mais
Mehr produzieren bedeutet nicht weniger Hunger (Foto: David Cornwell/flickr)

Das Konzept der „Nachhaltigen Intensivierung”, das in internationalen Debatten über Landwirtschaft und Ernährungssicherheit an Präsenz gewinnt, ist zu sehr auf den Aspekt der Produktionssteigerung fixiert und vernachlässigt den Zugang zu Nahrung, wie Wissenschaftler im Fachjournal Frontiers in Ecology and the Environment kritisierten. Es verdiene den Begriff nachhaltig nicht, da es grundlegende Prinzipien von Nachhaltigkeit missachte, so die Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg, der AgroParisTech und der Washington State University. Nachhaltige Intensivierung ziele darauf ab, höhere Erträge auf den vorhandenen Flächen zu erzielen und die Umweltbelastung dabei möglichst gering zu halten. Den Autoren zufolge stellt das Konzept lediglich die Produktion und Ertragssteigerung in den Fokus, obwohl die Landwirtschaft bereits heute genug produziert, um alle Menschen und auch eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Einfach nur ein Mehr an Nahrung, während Lebensmittelverluste und -verschwendung ein Drittel der Ernte auffressen und Lebensmittel als Tierfutter oder für die Agrartreibstoffproduktion verwendet werden, gehe an der Lösung des Problems vorbei. Der Artikel fordert einen ganzheitlichen Ansatz zur Lösung der Ernährungsfrage, der berücksichtigt, wie Lebensmittel verteilt sind und ob alle Menschen Zugang zu Nahrung haben, gerade Kleinbauern auf dem Lande, die am häufigsten von Hunger betroffen sind. Zudem garantiere mehr Ertrag auf den heutigen Flächen nicht, dass weniger Land genutzt werde: Wenn die Erträge steigen und damit auch der Profit, könne die Landwirtschaft an Attraktivität gewinnen und die Flächen weiter ausgedehnt werden, sagt M. Jahi Chappell, einer der Autoren des Artikels. Angesichts der Beliebtheit des Konzepts der Nachhaltigen Intensivierung bei internationalen Organisationen warnt er vor der Gefahr, dass Gelder und Aufmerksamkeit darauf verschwendet würden, während wichtige Reformen zur Bekämpfung des Hungers unterbleiben.

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