Nachrichten

26.02.2015 |

TTIP: Streit um Auswirkungen auf Entwicklungsländer und Landwirtschaft

TTIP
Es gibt ein Menschenrecht auf Nahrung, keines auf Profit (Foto: www.dieausloeser.net)

Die Entwicklung der ärmsten Länder der Welt droht durch das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA behindert zu werden – auch wenn das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) mithilfe einer Studie des Münchner ifo-Instituts Bedenken zu zerstreuen sucht. Die BMZ-initiierte Studie bekam nun ein schlechtes Zeugnis ausgestellt als „einseitige Darstellung, die die mögliche Wirkung des geplanten TTIP-Abkommens spekulativ ins Positive verdreht“. Zu dem Ergebnis gelangen Brot für die Welt, Forum Umwelt und Entwicklung sowie Greenpeace in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse. „Bei zahlreichen Themen wie Entwicklungspolitik, Nachhaltigkeit und Investitionsschutz weist die Arbeit gravierende Mängel auf“, lautet das Urteil der Organisationen. „Die Studie geht davon aus, dass Wirtschaftswachstum das Allheilmittel für die Probleme der Welt ist. Dabei wissen wir schon seit Jahrzehnten, dass die Gleichung Wachstum ist gleich Wohlstand nicht für alle aufgeht“, erklärte Sven Hilbig, Referent für Welthandel von Brot für die Welt. Das ifo hatte den Auftrag zu untersuchen, „ob und wie TTIP zum Keim eines fairen und erneuerten multilateralen Welthandelssystems werden kann.“ Die Autoren sind optimistisch, dass höhere Einkommen in der EU und den USA die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen der Drittstaaten steigern, was letzteren zugutekomme. Zwar sei auch „damit zu rechnen, dass das Abkommen Handelsströme der TTIP-Partner von den Drittstaaten weglenkt, was ihnen schadet“. Deshalb werde es unter dem Strich bei „den Entwicklungsländern Gewinner, aber auch Verlierer geben“. Dank vieler „Stellschrauben“ könne jedoch „die Gruppe der Gewinner möglichst groß werden“. Das sieht Jürgen Knirsch von Greenpeace anders: „Die ifo-Studie blendet viele entscheidende Faktoren sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung wie etwa kleinbäuerliche Strukturen komplett aus. Dieses verzerrte Bild wird der Realität im globalen Süden nicht gerecht. Zentrale Punkte wie Investor-Staat-Schiedsgerichte und deren mögliche Auswirkungen auf Entwicklungs- und Schwellenländer werden noch nicht einmal erwähnt.“ Gerade beim Agrarsektor attestiert die Analyse den ifo-Forschern einen „blinden Fleck“. Das Ranking der untersuchten Produkte folge nicht der entwicklungspolitischen Bedeutung für arme Erzeuger. Ihnen werde durch TTIP der Zugang zum EU-Markt erschwert – das Wegbrechen von Einnahmen drohe. Zudem gehe die Studie von der existierenden Exportstruktur der Länder des Südens aus und zementiere ihre Rolle als Rohstofflieferanten. Auch die Kohärenz mit anderen Politikfeldern und eine menschenrechtliche Folgeabschätzung fehlten. Die Organisationen legen dem BMZ daher nahe, eine neue und umfassendere Studie anzustoßen, die „Aufschlüsse über die langfristigen sozialen Folgen eines Freihandelsabkommens für Schwellen- und besonders Entwicklungsländer“ liefere. (ab)

25.02.2015 |

EU-Abgeordnete treten bei Agrartreibstoffen auf die Bremse

Sprit
Weniger Lebensmittel im Tank (Foto: mrobenalt/flickr.com)

Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat gestern für eine Begrenzung von Agrartreibstoffen gestimmt. Die Parlamentarier wollen den Anteil herkömmlicher Biokraftstoffe aus Raps, Soja oder Mais am Treibstoffverbrauch im Verkehrssektor auf 6% deckeln. Zudem fordern sie die Einbeziehung von Treibhausgasemissionen aus indirekten Landnutzungsänderungen (ILUC) in die Berechnung der Klimabilanz von Biosprit. Diese entstehen, wenn etwa der Nahrungsmittelanbau durch Energiepflanzen auf neue Flächen verdrängt wird und Wälder in Ackerland umgewandelt werden. Mit einem Limit von 6% will das Parlament stärker auf die Bremse treten als die EU-Mitgliedsstaaten, die eine Deckelung auf 7% befürworten. Hintergrund ist das von der EU gesteckte Ziel, bis zum Jahr 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien im Transportbereich auf 10% hochzuschrauben. Oxfam International begrüßte die Einigung, die das Recht auf Nahrung über die Produktion umweltschädlicher Agrartreibstoffe stelle. „Die EU-Regierungen müssen der Abstimmung des Parlaments nun Beachtung schenken und sich auf eine niedrigere Deckelung auf Biosprit aus Nahrungspflanzen einigen“, forderte Marc-Olivier Herman, Biosprit-Experte von Oxfam. Friends of the Earth Europe betonte, die 6% kämen einer Ausweitung der Biospritproduktion gleich, da der derzeitige Anteil bei knapp 5% liege. Campaigner Robbie Blake äußerte: „Schranken für Biokraftstoffe, die in Konkurrenz zu Nahrungspflanzen stehen, sind absolut unerlässlich, aber das Abstimmungsergebnis geht nicht weit genug, um die Nutzung von Lebensmitteln in unseren Tanks komplett zu beenden.“ Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie hingegen betonte, der hierzulande produzierte Biodiesel bestehe größtenteils aus Rapsöl und altem Speisefett und warnte vor dem Verlust von Arbeitsplätzen. Der Umweltausschuss will das 10-Prozent-Ziel mit dem raschen Übergang zu Agrartreibstoffen der zweiten Generation aus Algen, Stroh oder Abfällen erreichen, die bis 2020 mindestens 1,25% am Energiemix ausmachen soll. Doch auch hier keimen Bedenken auf: „Stroh ist kein Rest, sondern unverzichtbarer Humuslieferant auf dem Acker. Ein Einsatz zur Kraftstoffherstellung würde zu einem weiteren Humusverlust unserer Böden führen“, warnte der grüne Europaabgeordnete Martin Häusling. In den nächsten Monaten muss sich nun das Parlament mit den EU-Mitgliedsstaaten einigen, der finnische Abgeordnete Nils Torvalds soll die Federführung bei den Verhandlungen übernehmen. (ab)

23.02.2015 |

Bericht: Agrarindustrie will Afrika Gentechnik-Pflanzen aufdrängen

Mais
In Südafrika wächst Gentech- Mais (Foto: Pascal Parent/flickr)

Agrarkonzerne, US-Behörden und Geldgeber wie die Gates-Stiftung versuchen afrikanischen Staaten teure und unzureichend überprüfte Gentechnik-Pflanzen aufzudrängen. Dies besagt eine neue Studie von Friends of the Earth, die der Frage nachgeht, wer tatsächlich von der Gentechnik profitiert. „Die USA, der weltweit größte Produzent von Gentechnik-Pflanzen, wollen in Afrika neue Märkte erschließen. Die Strategie der US-Regierung besteht darin, afrikanische Staaten bei der Ausarbeitung von Gesetzen zur Biosicherheit zu unterstützen, die den Interessen des Agribusiness dienen, statt die Afrikaner vor möglichen Gefahren von Gentechnik-Pflanzen zu schützen“, kritisiert Haidee Swanby vom African Centre for Biosafety, einer südafrikanischen Organisation, aus deren Feder der Bericht stammt. Monsanto und Kohorten zielen den Autoren zufolge durch Beeinflussung der Biosicherheitsgesetzgebung darauf ab, den Weg für die Zulassung ihrer Produkte in afrikanischen Staaten zu ebnen. Während etwa in Europa seit Jahren strenge Gesetze in Kraft sind, ist dies in Afrika nicht überall gegeben. Gentechnik-Pflanzen werden aktuell nur in Südafrika, Ägypten, Burkina Faso und Sudan kommerziell angebaut. Gerade bei Mais ist das umstritten, da er das Grundnahrungsmittel vieler Afrikaner ist. Der Bericht präsentiert zwei kontroverse Projekte, die mit dem angeblichen Ziel der Ernährungssicherung Gentechnik salonfähig machen sollen: die von Monsanto und BASF unterstützte Entwicklung eines „wassereffizienten Mais für Afrika“ sowie die Einführung einer Vitamin A-reichen Gentechnik- Kochbanane in Uganda – beides gefördert durch die Gates-Stiftung. Dass Gentechnik ein probates Mittel gegen Mangelernährung und Hunger ist, bezweifeln jedoch viele Organisationen der Zivilgesellschaft. Swanby nennt als Beispiel Südafrika, wo seit 16 Jahren Gentechnik-Mais, -Soja und -Baumwolle angebaut werden. Obwohl das Land sogar Mais exportiere, habe sich die Ernährungssituation in den letzten Jahren verschärft. 2008 galten 48% der Bevölkerung als ernährungssicher, Ende 2013 waren es noch 45,6%. „Die Erfahrung in Südafrika belegt, dass Gentechnik-Pflanzen nur finanzielle Vorteile für eine kleine Zahl an gut ausgestatteten Landwirten bringen. Das Gros in Afrika sind jedoch Kleinbauern, die es sich nicht leisten können, die teuren Pflanzen anzuschaffen, die Inputs wie synthetische Dünger oder Pestizide benötigen, um gut zu gedeihen“, lautet das Fazit von Swanby. Der Bericht empfiehlt Regierungen und Geldgebern daher, auf die Agrarökologie zu setzen, um die Ernährungssouveränität der Menschen zu stärken, statt weiter eine auf Gentechnik fixierte umweltschädigende Landwirtschaft zu finanzieren. „Saatgut, Land und Agrarökologie in den Händen von Kleinbauern sind die Lösung für die riesigen Herausforderungen für die Landwirtschaft, die in Afrika und anderswo bestehen, wie schon der Weltagrarbericht zeigte, an dem 400 Wissenschaftler vier Jahre gearbeitet haben“, so der Bericht. (ab)

18.02.2015 |

Verbände pochen auf ambitionierte UN-Nachhaltigkeitsziele

Planet
Ein Ziel: die Welt ernähren (Foto: Dennis Kruyt/flickr.com)

Die Bundesregierung muss sich für globale Nachhaltigkeitsziele einsetzen, die ehrgeizig und für alle Staaten weltweit verpflichtend sind. Dies fordern der Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO) und das Forum Umwelt und Entwicklung anlässlich der diese Woche in New York stattfindenden zweiten zwischenstaatlichen UN-Verhandlungsrunde. Die Sustainable Development Goals sollen die 2015 auslaufenden Millenniumentwicklungsziele ablösen und bis 2030 u.a. Hunger und Armut beseitigen. „Die Bundesregierung muss sich dafür stark machen, dass die neuen Nachhaltigkeitsziele auf den allgemeinen Menschenrechten basieren. Mit den neuen Zielen müssen die Rechte auf Nahrung, Gesundheit, soziale Sicherheit, Bildung, Sanitärversorgung sowie menschenwürdige Arbeit weltweit verwirklicht werden“, betonte VENRO-Vorstandsvorsitzender Dr. Bernd Bornhorst. Im Herbst hatte eine Offene Arbeitsgruppe (OWG) der UN einen Vorschlag mit 17 Zielen und 169 Unterzielen vorgelegt, die von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in seinem Synthesebericht im Dezember ausdrücklich begrüßt wurden. VENRO, das Forum Umwelt und Entwicklung und weitere Verbände appellieren nun an die Bundesregierung, sich in den Verhandlungen dafür stark zu machen, dass an den 17 Zielen nicht mehr gerüttelt wird. Die Bundesregierung hat im Dezember ihre Verhandlungsposition veröffentlicht. Die Verbände lobten zwar das darin verankerte Bekenntnis zu einer wirtschaftlichen Entwicklung innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen der Erde, kritisierten aber die Vernachlässigung der ökologischen Dimension von Nachhaltigkeit und das Fehlen ambitionierter, konkreter Umweltziele. „Der Schutz der natürlichen Ressourcen und der Ökosysteme ist Grundbedingung für nachhaltige Entwicklung und für die dauerhafte Überwindung von Hunger und Armut. Dazu gehören ausreichend, sauberes und universell zugängliches Wasser sowie seine nachhaltige Nutzung, gesunde Meere und nachhaltige Fischerei, der Erhalt und die Wiederherstellung von Bodenfruchtbarkeit, nachhaltige und faire Landwirtschaft, Waldschutz und nachhaltige Waldnutzung, der Erhalt und die Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemdienstleitungen sowie die Begrenzung des Klimawandels“, so die Verbände. Die UN-Generalversammlung soll die Ziele im September verabschieden. Das aktuelle Ziel 2 will den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und bessere Nahrung erreichen sowie nachhaltige Landwirtschaft fördern. Der Anteil der Menschen an der Weltbevölkerung, die in Armut leben oder an Unterernährung leiden, soll nicht nur halbiert, sondern vollständig beseitigt werden. (ab)

16.02.2015 |

Weltweite Bioanbaufläche wächst auf 43 Millionen Hektar

Laos
Biobäuerin in Laos (Foto: Asian Development Bank/flickr.com)

Rund um den Globus wurden 2013 rund 43,1 Millionen Hektar Land ökologisch bewirtschaftet – der globale Markt für Bioprodukte boomte mit einem Umsatz von 72 Milliarden US-Dollar. Dies zeigt der Bericht „The World of Organic Agriculture“, der vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und der Internationalen Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM) auf der Messe BIOFACH präsentiert wurde. Ausgewertet wurden Daten zum Ökolandbau in 170 Ländern. Die Bioanbaufläche weitete sich demnach 2013 um sechs Millionen Hektar aus. „Die fortwährenden positiven Wirkungen des Biolandbaus auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft im Süden sowie im Norden bestätigen dessen Vorbildfunktion“, kommentierte IFOAM-Geschäftsführer Markus Arbenz den Aufwärtstrend. Rund 40% der Biofläche liegt in Ozeanien, gefolgt von Europa mit 11,5 Millionen Hektar (27%) und Lateinamerika mit 6,6 Millionen Hektar (15%). Australien führt das Länderranking an und verweist Argentinien und die USA auf die Plätze. Weltweit gibt es zwei Millionen Bioproduzenten, davon sollen 650.000 in Indien, 190.000 in Uganda und 170.000 in Mexiko leben. Das Marktforschungsunternehmen Organic Monitor schätzt den globalen Markt für Bioprodukte 2013 auf umgerechnet 55 Milliarden Euro. Spitzenreiter sind die USA mit 24,3 Milliarden Euro Umsatz, es folgen Deutschland und Frankreich mit 7,6 bzw. 4,4 Milliarden Euro. An vierter Stelle rangiert der chinesische Markt, der erstmals im Bericht auftaucht. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) veröffentlichte letzte Woche die neusten Zahlen zum Ökolandbau in Deutschland: Die Fläche wuchs 2014 um 2,9% auf 1.089.000 Hektar an, hinkt jedoch der Nachfrage nach Bioprodukten stark hinterher. „Den aktuell positiven Trend muss die Politik durch kluge Rahmensetzung verstärken und darf ihn nicht durch falsche Maßnahmen abwürgen“, fordert BÖLW-Vorsitzender Felix Prinz zu Löwenstein. In allen Politikbereichen müsse dafür gesorgt werden, dass für eine ökologische, die Chancen künftiger Generationen wahrende Ernährungswirtschaft bessere Bedingungen geschaffen werden als für eine Produktion, die zwar scheinbar billige Lebensmittel herstellt, den Großteil ihrer Kosten aber der Allgemeinheit überlasse. (ab)

12.02.2015 |

Deutsche Fleischproduktion erreicht 2014 neue Rekordmarke

Pute
Geflügelfleisch boomt (Foto: Uschi Dreiucker/pixelio.de)

Im Jahr 2014 wurde in Deutschland so viel Fleisch produziert wie noch nie zuvor. Mit 8,2 Millionen Tonnen Fleisch stellten die gewerblichen Schlachtunternehmen einen Rekordwert auf, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Die erzeugte Fleischmenge stieg um 1,3 % oder 102.800 Tonnen gegenüber 2013. Zuwächse gab es vor allem im Geflügelsektor, der gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 4,8 % verbuchte: 1,5 Millionen Tonnen Geflügelfleisch wurden in Deutschland hergestellt und 728 Millionen Tiere geschlachtet. Damit hat sich die Geflügelproduktion in den letzten 20 Jahren fast verdreifacht. Aber auch bei Rind und Schwein nahm die Produktion zu: Mit 3,6 Millionen geschlachteten Rinder wurden 1,9 % mehr Tiere getötet als noch 2013. Die Anzahl der geschlachteten Schweine stieg leicht an auf 58,7 Millionen. Der Deutsche Tierschutzbund bezeichnete die Zuwächse als „fatale Entwicklung“, da der Fleischkonsum in Deutschland selbst leicht rückläufig sei und daher immer mehr Fleisch exportiert werde. „Den Export-Wettkampf bei Fleisch können wir auf Dauer nur verlieren. Der Kampf über die Exportmasse geht zu Lasten der Landwirte und damit auch zu Lasten der Tiere in den Ställen“, kommentierte Thomas Schröder, der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Dem letzten Geschäftsbericht des Deutschen Fleischer-Verbands zufolge wurde hierzulande zuletzt ein Fünftel mehr Fleisch produziert als verbraucht. Der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch lag bei 118 %, bei Rind- und Geflügelfleisch waren es 109 %. Der Fleischverbrauch betrug in Deutschland 2013 statistisch gesehen 88,1 Kilogramm pro Kopf, die tatsächlich konsumierte Fleischmenge lag bei 60,4 Kilogramm Fleisch und sank leicht ab von 60,8 Kilo im Vorjahr. Dieser Abwärtstrend scheint anzuhalten: Für die ersten drei Quartale 2014 hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland einen Rückgang des Fleischkonsums um 1,3 % oder ein Kilogramm gegenüber dem Vorjahreszeitraum berechnet. (ab)

09.02.2015 |

Studie: Mehr Bioprodukte im Einkaufskorb - weniger Pestizide im Körper

Bio
Bio essen statt Pestizide (Foto: Michael Coghlan/flickr)

Wer regelmäßig Biolebensmittel isst, belastet den Körper mit weniger Pestiziden als Menschen, die meist konventionell angebaute Produkte verzehren, zeigt eine neue Studie im Fachmagazin Environmental Health Perspectives. Den Forschern gelang es erstmals anhand der Ernährungsgewohnheiten von Testpersonen, zuverlässig deren Pestizidbelastung vorauszusagen. Dazu analysierten sie Angaben zum Essverhalten von fast 4.500 US-Bürgern aus sechs Städten, um die Belastung mit Organophosphaten zu bestimmen. Diese werden in der konventionellen Landwirtschaft als Insektizide gegen Schädlinge eingesetzt. Die Wissenschaftler untersuchten, welches Obst und Gemüse die Testpersonen in welchen Mengen konsumierten und verknüpfte dies mit Daten des US-Landwirtschaftsministeriums zur durchschnittlichen Pestizidbelastung dieser Lebensmittel. Ihre Prognosen verglichen die Autoren dann mit der Metabolitkonzentration in Urinproben von Testgruppen, die in der Regel ähnliche Mengen der gleichen Obst- und Gemüsesorten verzehrten. Das Ergebnis: Die Menschen, die sich ‚oft oder immer' mit Bioprodukten ernährten, wiesen deutlich geringere Rückstände an Organophosphat-Pestiziden im Urin auf als jene, die ‚kaum oder nie‘ Bio aßen. „Für die meisten US-Amerikaner ist die Ernährung die Hauptquelle für die Organophosphat-Belastung. Die Studie legt nahe, dass wir was Pestizidrückstände im Körper angeht einen messbaren Unterschied erreichen können, wenn wir bei den Lebensmitteln, die am stärksten mit Pestiziden belastet sind, zur ökologisch angebauten Alternative greifen“, sagte die Hauptautorin der Studie, Cynthia Curl von der Boise State University. Zu konventionellen Produkten, die häufig mit Organophosphaten behandelt sind, zählen Äpfel, Nektarinen, Pfirsiche, Sellerie und Spinat. Die Stoffe werden mit einer Reihe negativer Gesundheitsauswirkungen in Verbindung gebracht, vor allem bei Landarbeitern, die ihnen direkt ausgesetzt sind. „Der nächste Schritt ist nun, diese Prognosen zur Belastung zu nutzen, um den Zusammenhang zwischen dem Verzehr pestizidbelasteter Produkte und den Gesundheitsfolgen zu untersuchen, einschließlich der neurologischen und kognitiven Beeinträchtigungen “, so Curl. (ab)

05.02.2015 |

Mehr Unterstützung für Kleinbauern von G7 gefordert

Mexiko
Kleinbauer in Mexiko (Foto: Sam Lee/flickr.com)

Mehr Gelder und politisches Engagement für die Stärkung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft forderte eine von der Welthungerhilfe organisierte internationale Konferenz am Mittwoch von den G7-Staaten. Vorgestellt und diskutiert wurde ein 'Berlin Memorandum', welches die Basis für Forderungen eines Bündnisses aus Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft und Wissenschaft an die deutsche Bundesregierung im Rahmen der G7-Präsidentschaft bilden sollte. Kleinbauern wurden von manchen Industrieländern und deren Institutionen in der Vergangenheit häufig übergangen und ihr Zugang zu Land, Wasser und Saatgut missachtet, schreiben die Autoren aus Deutschland, Indien, Äthiopien und Burkina Faso. Die G7-Regierungen sollten daher erstens die Rechte von Kleinbauern respektieren, schützen und umsetzen, zweitens nachhaltige Einkommensmöglichkeiten und Existenzgrundlagen in ländlichen Regionen schaffen und drittens die ökologischen Grundlagen der Landwirtschaft, wie Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit, bewahren. Diesen allgemein formulierten Forderungen konnte auch Entwicklungsminister Gerd Müller zustimmen, der auf der Konferenz die Eröffnungsrede hielt. Die Welthungerhilfe fordert in einer Mitteilung, die Verantwortung für die weltweite Ernährungssicherung dürfe nicht Agrarkonzernen überlassen werden, wie es in der New Alliance for Food Security and Nutrition der Fall ist, die auf dem G8-Gipfel 2012 ins Leben gerufen wurde. Stattdessen müssten die G7-Staaten auf dem Gipfel im Juni konkrete Zusagen für die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit machen. Ein „fairer“ Beitrag liege bei 31,3 Milliarden US-Dollar, wovon die G7 derzeit nur ein Drittel bereitstellen. Die Menschenrechtsorganisation FIAN bezeichnete das Memorandum als lückenhaft. „Ein wesentlicher Aspekt unterschlägt das Memorandum: Im Kampf gegen den Welthunger üben die Industrieländer zunehmenden den Schulterschluss mit mächtigen Agrarkonzernen. Die Regierungen öffnen den Saatgutunternehmen wie Bayer und Monsanto die Tür zu neuen Absatzmärkten, statt den ärmsten der Armen zu helfen“, äußerte FIAN-Referentin Gertrud Falk gegenüber EurActiv.de. (ab)

02.02.2015 |

Studie: Biosprit fördert Konkurrenz um Land und Lebensmittel statt Klimaschutz

Palme
Abholzung für Ölpalmen (Foto: Mokhamad/CIFOR)

Die Nutzung von Pflanzen oder Land für die Produktion von Bioenergie läuft Bemühungen zuwider, den Klimawandel aufzuhalten und die Weltbevölkerung zu ernähren, lautet das Fazit eines neuen Berichts des US-amerikanischen World Resources Institute. Zum einen stelle die Umwandlung von Pflanzen zu Treibstoff eine ineffiziente Form der Landnutzung dar. Um im Jahr 2050 lediglich 10% des Spritbedarfs im Transportbereich mit Agrartreibstoffen zu decken, wären 30% mehr Energie nötig, als alle geernteten Pflanzen aktuell liefern. Sollen 20% des Energiebedarfs aus Bioenergie stammen, müsste die Gewinnung pflanzlichen Materials gar verdoppelt werden. Zudem konkurriere die Bioenergienutzung direkt mit dem Bedarf an fruchtbarem Land für den Anbau von Lebens- und Futtermitteln. Auch Technologien der 2. Generation, die Ernterückstände oder andere Abfälle nutzen, könnten Konkurrenz bedeuten, da das Material bereits als Futter oder zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit verwendet werde. Des Weiteren gibt die Studie an, dass Agrartreibstoffe den Treibhausgas-Ausstoß weit weniger schmälern als oft betont. Berechnungen, wonach Agrartreibstoffe weniger Emissionen verursachen als fossile Brennstoffe, berücksichtigen nicht das Kohlenstoffdioxid, das bei der Verbrennung der Biomasse freigesetzt wird. Dies basiere auf der Theorie, die Emissionen würden dadurch wettgemacht, dass nachwachsende Pflanzen das Kohlendioxid absorbieren. Werden Pflanzen ohnehin angebaut, etwa als Lebensmittel, binden sie den Autoren zufolge nicht automatisch mehr CO2 aus der Atmosphäre, nur weil sie als Bioenergie verwendet werden. Die Emissionen steigen sogar, wenn Wälder abgeholzt werden, um Bioenergie oder neue Flächen für den Anbau von Lebensmittel zu gewinnen, da bisherige Flächen der Nutzung von Bioenergie gewidmet wurden. Der Bericht nennt aber auch Nutzungsformen, die nicht um Land und Lebensmittel konkurrieren und Emissionen einsparen könnten, wie den Anbau von bodendeckenden Pflanzen im Winter zur Energieproduktion, Abfälle aus der Holzverarbeitung, Methan von Mülldeponien oder Holz aus Agroforst-Systemen. Ihr Potential, einen wesentlichen Teil des Energiebedarfs zu decken, sei jedoch beschränkt. (ab)

29.01.2015 |

Gentechnik-Fläche wächst nur zögerlich: 96% der Agrarfläche gentechnikfrei

Soja
In den USA wächst meist Gentechnik-Soja (Foto: United Soybean Board/flickr)

Weltweit wurden 2014 auf 181,5 Millionen Hektar gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut – mit 90% der Fläche entfällt der Löwenanteil auf gerade einmal fünf Länder: die USA, Brasilien, Argentinien, Indien und Kanada. Das geht aus dem Jahresbericht der als gentechnikfreundlich geltenden Organisation „International Service for the Acquisition of Agri-Biotech Applications“ (ISAAA) hervor. ISAAA feiert den „Rekordwert“ und betont, dass die Anbauflächen seit 18 Jahren in Folge stetig zunehmen. Ein Blick in die letzten Jahresberichte offenbart jedoch, dass das Wachstum an Fahrt verliert: 2010 nahm die Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr um 10% zu, während es 2012 noch 6% waren und sich 2014 lediglich ein Plus von 3,6% gegenüber der Vorjahresfläche von 175,2 Millionen Hektar ergab. Die Liste der Gentechnik-Anbauländer führen weiterhin die USA an, wo auf 73,1 Millionen Hektar vor allem Gentechnik-Mais, Soja, Baumwolle und Raps wachsen. In Brasilien stehen Gentechnikpflanzen auf 42,2 und in Argentinien auf 24,3 Millionen Hektar Land, insbesondere Soja. Indien, das gentechnisch veränderte Baumwolle anpflanzt, sowie Kanada liegen mit 11,6 Millionen Hektar Fläche gleichauf. Im einstelligen Millionen-Bereich folgen China, Paraguay, Pakistan, Südafrika, Uruguay und Bolivien. Die elf größten Gentechnik-Länder vereinen 90% der Anbaufläche auf sich. In der EU ging die Fläche, auf der der Monsanto-Mais MON810 wächst, um 3% auf 143.016 Hektar zurück, auch im Hauptanbauland Spanien sank sie auf 131.538 Hektar. Im Jahr 2014 sollen rund 18 Millionen Bauern weltweit Gentechnik-Pflanzen angebaut haben. 90% von ihnen seien „risikoscheue, arme Kleinbauern in Entwicklungsländern“, die mithilfe der Gentechnik Armut und Ernährungsunsicherheit entrinnen könnten. Das behauptet zumindest ISAAA, zu dessen Sponsoren laut Webseite Monsanto, Bayer und die Agrarindustrievereinigung CropLife International gehören. Die gute Nachricht: Noch immer sind 87,5% der weltweiten Ackerfläche von 1,4 Milliarden Hektar und 96,3% der 4,9 Milliarden Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche gentechnikfrei! (ab)

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