Nachrichten

28.03.2013 |

Agrartreibstoffe: NGOs kritisieren Kommissionsbericht als Schönfärberei

E10
Welche Folgen hat der Biosprit-Bedarf in der EU? (Foto: V. Mildenberger/pixelio)

Die Europäische Kommission hat am Mittwoch einen Bericht zur Nachhaltigkeit der in der EU verbrauchten Agrartreibstoffe veröffentlicht. Nichtregierungsorganisationen reagierten enttäuscht auf die Bilanz zu den sozialen und ökologischen Auswirkungen der Erneuerbare-Energien-Richtlinie und bezeichneten das Papier als Schönfärberei. „Die Europäische Kommission steckt den Kopf in den Sand. Der Bericht schlussfolgert, es sei unklar, ob die Nachfrage nach Agrartreibstoffen in der EU zur Verletzung von Landnutzungsrechten beitrage und spielt Auswirkungen auf die Nahrungsmittelpreise herunter“, kritisiert Marc-Olivier Herman von der Hilfsorganisation Oxfam. Die Kommission sieht den Beitrag der EU-Biokraftstoffpolitik zum Anstieg der Lebensmittelpreise 2008 und 2011 als minimal an. Je nach Rohstoff habe die erhöhte Nachfrage lediglich zu einem Anstieg von 1-4% beigetragen, die Preisexplosion sei vor allem auf niedrigere Ernten und die stärkere Nachfrage nach Fleisch zurückzuführen. Die Biospritproduktion der EU habe 2010 etwa 2,2 Millionen Hektar zusätzliche Flächen erfordert im Vergleich zu 2000. Bei Landdeals mit bedenklichen sozioökonomischen Auswirkungen besteht laut Kommission aber nur bei 50.000 bis 160.000 Hektar eine Verbindung zum europäischen Markt. Die Organisation ActionAid kritisierte, die Angaben unterschätzen das Ausmaß des Land Grabbing im Zusammenhang mit dem europäischen Bedarf. Einem Bericht von ActionAid zufolge haben europäische Unternehmen in Afrika von 2009 bis 2013 rund 6 Millionen Hektar Land unter ihre Kontrolle gebracht, um die hohe Nachfrage der EU nach Agrartreibstoffen zu bedienen - mit verheerenden Folgen für die Kleinbauern vor Ort.

22.03.2013 |

Wassermangel: Effiziente Wassernutzung in der Landwirtschaft vonnöten

Wasserknappheit
Wasserknappheit - in vielen Regionen schon Realität (Foto: UN Photo/Martine Perret)

Anlässlich des Weltwassertags am 22. März warnt das Worldwatch Institut vor zunehmender Wasserknappheit. Im Jahr 2025 werden Schätzungen zufolge 1,8 Milliarden Menschen in Regionen leben, die aufgrund von Klimawandel, Bevölkerungswachstum, einer ineffizienten Nutzung der verfügbaren Ressourcen oder mangelnder Investitionen und Missmanagement von Wassermangel betroffen sind. Weltweit entfällt 70% der Wasserentnahme auf die Landwirtschaft, wobei in Ländern wie Indien ihr Anteil sogar bei 87% liegt. Deshalb ist laut dem Worldwatch Institut die Politik gefordert, beherzte Maßnahmen zur Bewältigung des Wasserproblems zu ergreifen. Im Fokus sollten dabei Kleinbauern stehen, denn der Großteil der Investitionen in die landwirtschaftliche Wasserbewirtschaftung ziele auf großflächige Bewässerungssysteme ab. Dabei bestehe gerade bei den Bauern ein großes Potential zur effizienteren Wassernutzung, etwa durch den Anbau einer Vielfalt an Pflanzen, die an lokale Bedingungen angepasst sind oder die Tröpfchenbewässerung, durch die das Wasser direkt an die Wurzeln gelangt. Der Bericht empfiehlt für Reisbauern zudem das System of Rice Intensification, eine Anbaumethode, die nicht nur höhere Erträge einbringt, sondern auch 20 bis 50% weniger Wasser benötige, da die Felder nicht geflutet werden.

20.03.2013 |

Leere Worte, leere Mägen: Bericht kritisiert Politik der Hungerbekämpfung

IFPRI Grafik
Egal wie man rechnet - der Anteil der Hungernden bleibt zu hoch (Grafik: IFPRI)

Das Internationale Forschungsinstitut für Agrar- und Ernährungspolitik (IFPRI) hat in einem letzte Woche veröffentlichten Bericht eine negative Bilanz über die Erfolge bei der weltweiten Hungerbekämpfung gezogen. Mit den bisherigen „lauwarmen Versprechen und nicht erfüllten Zusagen wird die internationale Gemeinschaft das Millenniumsziel, den Anteil der Hungernden an der Weltbevölkerung bis 2015 zu halbieren, nicht erreichen“, mahnte IFPRI-Direktor Shenggen Fan. Und dies trotz neuer Zahlen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN, die aufgrund veränderter Berechnungsmethoden mit 870 Millionen chronisch unterernährter Menschen optimistischer ausfallen als bisherige Schätzungen. Der Bericht warnt zudem, dass die Nahrungsmittelpreise auch 2013 weiter hoch bleiben werden. Ursachen seien neben Dürren im vergangenen Jahr auch politische Fehlentscheidungen wie Exportverbote. Das IFPRI kritisiert des Weiteren die Agrarpolitik der USA und EU, die mit hohen Subventionen – wenn auch indirekter Natur – ihren Landwirte ermögliche, mehr zu produzieren, was zu Marktverzerrungen führe und die landwirtschaftliche Produktion in Entwicklungsländern unterlaufe. Angesichts künftiger Risiken für die Ernährungssicherheit, wie Wetterextremen, Konflikten und schwankenden Lebensmittelpreisen, sei mehr technische und finanzielle Hilfe der Industrieländer vonnöten. Daher „ist es nun an der Zeit, den Worten Taten folgen zu lassen“, betonte Shenggen Fan.

15.03.2013 |

Keine qualifizierte EU-Mehrheit gegen Bienengifte

Biene auf blauer Blume
Foto: honighaeuschen.de

Ein Vorschlag der EU-Kommission, bienenschädliche Pestizide der Firmen Bayer und Syngenta zunächst für 2 Jahre zu verbieten, fand heute keine qualifizierte Mehrheit im zuständigen EU-Ausschuss, unter anderem weil Deutschland sich der Stimme enthielt. Neonicotionide, die v.a. als Beizmittel eingesetzt werden, schädigen nach Einschätzung der EU Lebensmittelsicherheits-Agentur EFSA Bienen. Syngenta hatte durch Androhung einer Klage eine Abstimmung im Februar verzögert. Heute erklärte Landwirtschaftsministerin Aigner, sie wolle das hohe Schutzniveau für Bienen erhalten. Die deutschen Imkerverbände warfen ihr daraufhin in einer gemeinsamen Stellungnahme Doppelzüngigkeit vor. Die Kommission will nun weiter nachdenken. Sie kann das Verbot auch ohne Ausschuss-Mehrheit erlassen.

12.03.2013 |

Appell an EU-Abgeordnete zu globalen Auswirkungen der Agrarpolitik

Huhn
EU-Agrarexporte wirken auch in Afrika (Foto: Jennifer Wilmore)

Anlässlich der diesen Mittwoch anstehenden Abstimmung des Europäischen Parlaments zur EU-Agrarreform hat das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt an die Abgeordneten appelliert, die Auswirkungen der Gemeinsamen Agrarpolitik auf Hungerbekämpfung und ländliche Entwicklung weltweit zu berücksichtigen. Die Präsidentin von Brot für die Welt Cornelia Füllkrug-Weitzel kritisierte, dass die jetzige Vorlage des EU-Agrarausschusses entwicklungspolitische Gesichtspunkte und die Folgen der EU-Agrarexporte und -importe völlig außer acht lasse. „Zu einer verantwortlichen Politik gehört es, die Auswirkungen der Agrarexporte zu beobachten und Produzenten aus den Entwicklungsländern anzuhören“, mahnte auch Stig Tanzmann, Agrarexperte des Hilfswerks. Die EU exportierte im Jahr 2012 allein 400.000 Tonnen Geflügelfleisch nach Afrika. Durch die enorm günstigen Geflügelfleischreste stehe die Geflügelproduktion in manchen Ländern kurz vor dem Erliegen – zum Beispiel in Nigeria, wohin das europäische Geflügelfleisch über Benin gelange. Eine weiterer Aspekt von globaler Relevanz sei auch die Ausgestaltung der Fruchtfolgeregelung: „Leguminosen müssen verbindlichen Eingang in die Fruchtfolge bekommen. Dann können die Sojaimporte aus Südamerika endlich reduziert werden und das Land kann wieder direkt der Ernährung der Bevölkerung dienen “, erklärte Tanzmann.

08.03.2013 |

Europa beansprucht enorme Flächen auf anderen Kontinenten

Die interaktive Grafik zeigt wie viel mehr Fläche Europa beansprucht. (Grafik: KOMO Wien)
Grafik: KOMO / SERI, Wien

Laut einer Studie des Sustainable Europe Research Institute (SERI) in Wien beanspruchen die EU-Staaten 44 Prozent mehr Nutzfläche als auf dem Kontinent vorhanden ist um ihren Bedarf an Konsumgütern und Lebensmitteln zu decken. Dies gehe einher mit Waldrodungen, Pestizideinsatz und Überdüngung – die so in die Erzeugerländer ausgelagert werden. Die wichtigste Massnahme um den „Land-Fußabdruck“ Europas zu reduzieren, sei eine Reduzierung des Fleischkonsums.

08.03.2013 |

Rechte von Frauen stärken, um Hunger zu bekämpfen

Bäuerin in Tansania
Kleinbäuerin in Tansania (Foto: Gender+Development/flickr)

Frauen und Mädchen in ländlichen Gebieten sind überproportional stark von Hunger betroffen. Darauf machte die Menschenrechts- organisation FIAN anlässlich des Weltfrauentages am 8. März aufmerksam. „Die Gründe für diese starke Verletzung des Rechts auf Nahrung von Frauen in ländlichen Regionen liegen in ihren gesetzlichen, politischen, gesellschaftlichen und familiären Diskriminierungen“, betonte Gertrud Falk, Gender-Beauftragte von FIAN Deutschland. Beispielsweise sind Frauen bis heute in einigen Ländern immer noch nicht dazu berechtigt, Land zu erben. Auch der Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Nahrung, Olivier De Schutter, hatte in einem am Montag veröffentlichten Bericht die Diskriminierung von Frauen angeprangert, wodurch diese in ihrer Rolle als Nahrungsmittelproduzenten behindert werden. Frauen benötigen gleichberechtigten Zugang zu Land, landwirtschaftlicher Beratung, Krediten und anderen Ressourcen. Die Befähigung und Ausbildung von Frauen sei eine Geheimwaffe im Kampf gegen Ernährungsunsicherheit, betonte De Schutter gegenüber dem Guardian.

06.03.2013 |

Fleischverzehr: Deutsche haben weniger Schweinehunger

2012 kam in Deutschland weniger Fleisch auf den Teller
2012 kam in Deutschland weniger Fleisch auf den Teller (Foto: Thomas Weiss/pixelio.de)

In Deutschland wurde im Jahr 2012 weniger Fleisch gegessen als im Vorjahr. Das teilte der Deutsche Fleischer-Verband am Dienstag bei einem Pressefrühstück in München mit. Demnach verzehrte jeder Bundesbürger laut Statistik 59,6 Kilogramm Fleisch. 2011 waren es noch 1,4 Kilogramm mehr gewesen. Während der Hunger auf Schweinefleisch abnahm, gewannen Kalb-, Rind-, und Geflügelfleisch an Beliebtheit. Bereits im Februar hatte das Statistische Bundesamt gemeldet, dass die Fleischproduktion in Deutschland 2012 erstmals seit 1997 wieder rückläufig war. Mit 8 Millionen Tonnen erzeugtem Fleisch lag die Menge 1,9% unter dem Vorjahreshöchststand von 8,2 Millionen Tonnen. 2012 wurden in Deutschland 58,2 Millionen Schweine und 3,6 Millionen Rinder geschlachtet.

05.03.2013 |

Wildlebende Insekten erhalten Nahrungssicherheit

Honigbienen brauchen tatkräftige Unterstützung ihrer wilden Artgenossen.
Honigbienen brauchen tatkräftige Unterstützung ihrer wilden Artgenossen.

Wildlebende Bienen und andere Insekten scheinen eine weitaus größere Bedeutung für die Landwirtschaft zu haben als bislang angenommen. Auf dieses Ergebnis kamen 50 Wissenschaftler, die weltweit etwa 600 Anbauflächen untersucht oder Studien darüber ausgewertet haben. „Unsere Daten zeigen, dass viele verschiedene Bestäuberarten noch einmal einen Mehrwert bringen: Sie sichern eine höhere Ernte und auch eine größere Gleichmäßigkeit der Erträge“, so Ingolf Steffan-Dewenter von der Universität Würzburg. Die Forscher stellten außerdem fest, dass Wildbienen erfolgreicher arbeiten als Honigbienen, da sie zwar keine größeren Mengen an Pollen transportieren, dafür aber qualitativ hochwertigere. In Deutschland sind 550 Wildbienenarten, weltweit sogar 30.000 bekannt, deren Lebensraum jedoch durch die industrielle Landwirtschaft stark eingeschränkt wird. Steffan-Dewenter sagt dazu: „Die Studie ist ein schöner Beleg dafür, dass man Artenvielfalt benötigt, um die Nahrungssicherheit der Weltbevölkerung zu gewährleisten.“ Der Lebensraum der Insekten, die in Totholz, Hecken, Waldrändern oder im Boden leben, sollten besser geschützt werden, sind sich die Forscher einig.

01.03.2013 |

Studie untersucht Klimabilanz landwirtschaftlicher Betriebe

Cow
Is(s)t die Ökokuh klimafreund- licher? (Foto: USDAgov/flickr)

Eine neue Studie hat die Klimabilanz von jeweils 40 ökologischen und konventionellen Landwirtschaftsbetrieben in Deutschland, die Getreide und Milch erzeugen, unter die Lupe genommen. Am Mittwoch wurden erste Ergebnisse auf einer Tagung im Thünen-Institut in Braunschweig vorgestellt. Die von 2009 bis 2012 durchgeführte Studie berücksichtigte die Klimagase Methan, Lachgas und Kohlendioxid sowie bei den Milchbetrieben auch Treibhausgasemissionen, die durch den Bezug von Soja aus Lateinamerika entstehen. „Es gibt verschiedene Wege, um die Klimabilanz zu verbessern. Eine wirksame Strategie ist, Futter selbst anzubauen statt Soja zuzukaufen“, so Professor Hülsbergen von der Technischen Universität München. Im Ackerbau wirkt sich besonders nicht genutzter Stickstoff bei der Düngung negativ auf die Klimabilanz aus. Positiv dagegen schlägt sich Humusaufbau nieder, da dadurch CO2 langfristig im Boden gebunden wird: „Dies lässt sich erreichen, wenn Betriebe vielfältige Fruchtfolgen mit Leguminosen anbauen“, erklärt Prof. Gerold Rahmann vom Thünen-Institut. „Auch eine weniger intensive Bodenbearbeitung und organische Düngung wirken sich günstig aus.“ Der Biolandbau konnte im Vergleich zu konventionellen Betrieben mit hoher Energieeffizienz und weniger flächenbezogenen CO2-Emissionen punkten. Unter Berücksichtigung geringerer Erträge betrugen die Emissionen der ökologischen Pilotbetriebe etwa 80% des Ausstoßes konventioneller Betriebe. Bei der Milchviehhaltung verzeichneten die Ökobauern bei gleicher Milchleistung im Schnitt 20% weniger CO2-Emissionen, da sie Weidefutter selbst anbauten und kein Sojaschrot zukauften. Die Studie zeigte aber auch, dass die Erträge und Emissionen zwischen einzelnen Ökobetrieben stark schwankten und daher Optimierungspotenzial und der Bedarf an Klimaschutzberatung besteht.

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