Nachrichten

10.11.2014 |

FAO-Konzept der Familienlandwirtschaft erntet Kritik

Soja
Laut FAO ein Familienbetrieb? (Foto: United Soybean Board)

Die Welternährungsorganisation FAO vermittelt ein geschöntes Bild der Lage von Kleinbauern und vernachlässigt den „wichtigsten Faktor, der die Fähigkeit von Kleinbauern beeinflusst, Nahrung zu produzieren: den fehlenden Zugang zu Land.“ Das ist das Fazit eines von Reuters publizierten Artikels, in dem die Nichtregierungsorganisation GRAIN das FAO-Konzept der Familienlandwirtschaft kritisiert. Die UN hat 2014 zum Jahr der Familienbetriebe erklärt und ein FAO-Bericht von Oktober widmet sich dem Thema: Demnach bewirtschaften Familienbetriebe 70-80% der landwirtschaftlichen Nutzfläche und produzieren weltweit 80% der Lebensmittel. Eine umfassende Studie von GRAIN ergab jedoch kürzlich, dass Kleinbauern zwar die Welt ernähren, aber nur über 24% der Agrarflächen verfügen bzw. lediglich 17%, wenn China und Indien ausgeklammert werden. Verwirrung schaffe das FAO-Konzept der Familienlandwirtschaft, das Betriebe umfasse, die von einer Einzelperson oder Familie geleitet werden. Dies könne auch riesige industriell bewirtschaftete Sojaplantagen in Argentinien oder den USA umfassen. GRAIN zufolge verschleiert das Kriterium des Familienbesitzes „alle Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten und Kämpfe, in die Kleinbauern und andere kleine Lebensmittelproduzenten weltweit verstrickt sind.“ Der FAO-Bericht selbst stellt fest, dass 1% aller Betriebe weltweit, die mehr als 50 Hektar bewirtschaften, rund 65% der landwirtschaftlichen Nutzfläche kontrollieren. Statt „Lippenbekenntnisse zugunsten der Familienlandwirtschaft“ müsse die FAO den Zugang zu Land für Kleinbauern verbessern. Denn diese Kleinstbetriebe verfügten zwar über immer weniger Land, sind aber oft sehr produktiv. Wären in Kenia alle Großbetriebe so ertragreich wie die kleinen Höfe, würde sich Kenias Agrarproduktion verdoppeln, so GRAIN. Auch der Themendienst Globe Spotting erachtet den Begriff Familienlandwirtschaft als „Trugbild“, da winzige Felder und riesige Monokulturen, „elende Subsistenzwirtschaft und profitable Agrarunternehmen“ in einem Topf landen: „Die Eigentumsform sagt wenig bis gar nichts über Betriebswirtschaft oder Kommerzialisierungsgrad aus, über eine Orientierung auf Ernährungs-sicherung, auf die Vermeidung von Pestiziden und Agrargiften, auf die Erhaltung tradierten Wissens oder kultureller Traditionen.“ Aufhorchen ließ auch die Ernennung des Ex-Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes Gerd Sonnleitner zum Sonderbotschafter des UN-Jahres. In einem Interview hatte er die Notwendigkeit der Stärkung kleinbäuerlicher Strukturen infrage gestellt. „Kann es denn sinnvoll sein, in einen zwei, drei oder vier Hektar großen Betrieb zu investieren? Wer soll das tun? Den Fokus auf den Schutz kleinbäuerlicher Landwirtschaft zu richten ist nicht die Lösung“, sagte er Agrar-Europe.

06.11.2014 |

Gates-Stiftung vergibt Großteil der Agrarförderung an reiche Länder

AfrikaBauer
Gates-Gelder für Bauern? (Foto: Neil Palmer/CIAT)

Die Bill & Melinda Gates Stiftung vergibt den Großteil ihrer Gelder im Kampf gegen den Hunger in Afrika an Organisationen in den reichen Ländern des Nordens. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie der Nichtregierungsorganisation GRAIN, die die Zuwendungen der Stiftung im Bereich Landwirtschaft in Höhe von 3 Milliarden US-Dollar seit 2003 genauer unter die Lupe nahm. Demnach floss im letzten Jahrzehnt die Hälfte der Gelder in die globale Agrarforschung und an große internationale Organisationen. Hauptempfänger in dieser Gruppe war CGIAR, ein Konsortium von 15 internationalen Agrarforschungszentren, die mehr als 720 Millionen US-Dollar erhielten. Zudem sprudelten die Millionen an internationale Organisationen, darunter die Weltbank oder UN-Organisationen. Auch die Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA) oder die African Agricultural Technology Foundation (AATF) kamen in den Genuss der Gates-Gelder. Der zweite Batzen (rund 1,5 Milliarden US-Dollar) ging an hunderte Forschungseinrichtungen und entwicklungspolitische Organisationen, 80% davon mit Sitz in den USA oder Europa, während nur 10% der Gelder Organisationen in Afrika zugute kamen. Das Nord-Süd-Gefälle wird noch deutlicher bei der Mittelvergabe an Nichtregierungsorganisationen: Von den 669 Milliarden, die Gates NGOs für die Arbeit im Bereich Landwirtschaft zu Verfügung stellte, erhielten 75% NGOs in den USA während nur 4% an Gruppen in Afrika flossen. GRAIN kritisiert die mangelnde Unterstützung „für Programme in Forschung und Technologieentwicklung, die von Bauern durchgeführt werden oder auf dem Wissen von Landwirten basieren - trotz der Vielzahl an in Afrika existierenden Initiativen.“ Dem Bericht zufolge hat „steckt die Stiftung durchweg ihr Geld in Top-down-Strukturen der Wissensbeschaffung und -verbreitung, in denen Bauern die reinen Empfänger von Technologien sind, die im Labor entwickelt wurden und ihnen von Konzernen verkauft werden.“ Die Stiftung wies die Vorwürfe von sich und bezeichnete den Bericht als irreführend: „Die Grundannahme ist, dass nur Organisationen aus Afrika afrikanischen Bauern Nutzen bringen können, und wir halten das für nicht zutreffend“, teilte sie in einer Erklärung mit.

04.11.2014 |

Verlust von Lebensräumen lässt Europas Vogelbestände schrumpfen

Vogel
Genug gezwitschert? (Foto: Ian Sane/flickr)

„Alle Vögel sind schon da” könnte bald der Vergangenheit angehören, denn Amsel, Drossel, Fink und Star geht es schlecht: In den letzten 30 Jahren gingen Europas Vogelbestände um 421 Millionen Tiere zurück, da die industrielle Landwirtschaft und der zunehmende Verlust natürlicher Lebensräume den Vögeln zusetzt. Dies ist das Ergebnis einer im Fachjournal Ecology Letters erschienenen Studie, die Daten zu 144 Vogelarten aus tausenden Erhebungen in 25 Ländern zusammentrug. Demnach betreffen 90% der seit 1980 verzeichneten Rückgänge die 36 gewöhnlichsten Arten, darunter Spatz, Feldlerche und Star. „Es ist besorgniserregend, dass die häufigsten Vogelarten so schnell zurückgehen, denn von diesen Vogelgruppen profitiert der Mensch am meisten“, warnt Dr. Richard Inger, ein Ökologe der Universität Exeter, der die Studie leitete. Denn Vögel stellen wichtige Ökosystemleistungen bereit: Sie kontrollieren Schädlingen und Insekten und tragen zur Bestäubung und der Verbreitung von Samen wichtiger Nutzpflanzen bei. Die Studie führt den Rückgang auf die Intensivierung in der Landwirtschaft und den Verlust natürlicher Lebensräume der Vögel zurück, wodurch Gebiete zur Nahrungsbeschaffung und zum Nisten verloren gehen. Während seltene Arten wie Störche von Schutzmaßnahmen in den letzten Jahren profitierten und ihre Bestände wieder wachsen, werden häufige Arten vernachlässigt. Dabei müssten häufige Arten besonders geschützt werden, gerade traditionelle Vögel der Agrarlandschaft, da sie in großen Zahlen vorkommen und so eine wichtigere Rolle beim Erhalt der Ökosysteme spielen. Die Autoren schlagen zum Vogelschutz eine Veränderung landwirtschaftlicher Praktiken, die Umsetzung effektiver Agrarumweltmaßnahmen und die Schaffung von mehr Grünflächen in Städten vor. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz fordert angesichts der erschreckenden Studienergebnisse bessere politische Rahmenbedingungen: Öffentliche Mittel sollten nur für Leistungen für das Allgemeinwohl fließen. Statt für naturschädigende Bewirtschaftung müssen Fördergelder künftig gezielt dem Ökolandbau, schonenden Anbauformen und landwirtschaftlichen Naturschutzprogrammen zugute kommen, so der BUND.

23.10.2014 |

Bericht: Patente auf Pflanzen und Tiere gefährden Ernährungssouveränität

Brokkoli
Auch patentiert: der geköpfte Brokkoli (Foto: Cookthinker/flickr)

Das Europäische Patentamt (EPA) hat bereits tausende Patente auf Pflanzen und Tiere erteilt und die Anzahl der Produkte aus konventioneller Züchtung steigt. Die internationale Koalition „Keine Patente auf Saatgut!“ warnt nun in einem Bericht, dass die Ernährung der Bevölkerung künftig von Konzernen und der Patentindustrie kontrolliert werde, wenn es nicht gelinge, Patente auf Pflanzen und Tiere zu verbieten. Seit den 1980er Jahren wurden über 7500 Patentanmeldungen auf Pflanzen und 5000 auf Tiere eingereicht, davon sind 2400 Patente auf Pflanzen und 1400 auf Tiere bereits erteilt. Mehr als 120 vom EPA erteilte Patente betreffen die konventionelle Züchtung, 1000 weitere Anmeldungen liegen dazu noch vor. Die Reichweite der Patente erstreckt sich auf die gesamte Lebensmittelkette vom Acker zum Verbraucher. Der Bericht präsentiert Fälle von kürzlich erteilten Patenten, darunter „Erfindungen“ wie eine Paprika aus konventioneller Züchtung, die von wilden Chili-Sorten aus Jamaika mit einer natürlichen Insektenresistenz abstammen. Im Patent beansprucht Syngenta die Pflanzen, das Saatgut und die Früchte, sogar Anbau und Ernte der Pflanze gelten als Erfindung. Ein weiteres Beispiel ist das im Februar 2014 an Monsanto erteilte Patent zur Untersuchung und Auswahl von wilden Verwandten der Sojabohne in Asien und Australien, die an verschiedene Klimazonen angepasst sind. So erlangt der Konzern ein Monopol auf die Nutzung von Hunderten natürlicher Gen-Variationen für die Züchtung konventioneller Sojabohnen. „Die Industrie und das Patentamt haben das Patentsystem zu einem Werkzeug der systematischen Aneignung unserer Lebensgrundlagen gemacht, sie verhökern die Zukunft unserer Ernährung“, warnt Christoph Then, einer der Autoren. Dem Wortlaut der EU-Patentgesetze zufolge sind Pflanzensorten, Tierarten sowie Verfahren zur (konventionellen) Züchtung nicht patentierbar. Mit seinen Entscheidungen habe das EPA absichtlich einen Zustand „rechtlicher Absurdität geschaffen, der es möglich macht, entsprechende Patente dennoch zu erteilen“, kritisiert das Bündnis. Dies diene den Interessen von Konzernen wie Monsanto, Dupont und Syngenta, die zusammen bereits über 50% des internationalen Saatgutmarktes kontrollieren.

21.10.2014 |

Salztolerante Kartoffelsorte in Holland gezüchtet - ohne Gentechnik

Kartoffel
Dieses Salz kam erst beim Kochen an die Kartoffel (Foto: Guillaume Brialon/flickr)

In den Niederlanden ist eine neue salzwassertolerante Kartoffelsorte gezüchtet worden und das ganz ohne Gentechnik. Der Ökolandwirt Marc van Rijsselberghe gründete die Salzfarm Texel auf der gleichnamigen Insel im Norden des Landes und forschte mit Dr. Arjen de Vos von der Freien Universität Amsterdam an Feldfrüchten, die Salzwasser vertragen. „Bisher haben sich alle darauf konzentriert, wie man Salzwasser zu Süßwasser umwandeln kann. Wir schauen auf das, was die Natur uns bereitstellt”, sagte van Rijsselberghe der Zeitung The Guardian. Weltweit sind fast 50% der bewässerten Ackerflächen von Versalzung bedroht. Die Entsalzung von Meerwasser ist ein teurer und energieintensiver Prozess. Die salzresistenten Kartoffelpflanzen aus Holland hingegen können mit verdünntem Meerwasser bewässert werden und haben eine viermal höhere Salztoleranz als andere Sorten. Die „Salzkartoffel“ entstand durch praktisches Ausprobieren und durch konventionelle Züchtung. Über 30 Kartoffelsorten wurden getestet, aber nur zwei zeigten eine erhöhte Salztoleranz und wurden weiterverwendet. Die ersten Exemplare der Superknolle befinden sich schon auf dem Weg nach Pakistan, wo 4,2 Millionen Hektar Land von Versalzung bedroht sind und die Bauern zur Bewässerung häufig Brackwasser verwenden, worunter Ertrag und Qualität der Pflanzen leiden. Wenn die Kartoffeln sich gut an das asiatische Klima anpassen, könnten viele Bauern davon profitieren. Den Forschern zufolge besteht kein Risiko, durch den Verzehr von mit Meerwasser gegossenen Kartoffeln zu viel Salz aufzunehmen. „Wir haben herausgefunden, dass eine Pflanze, die mit Salz geärgert wird, dies mit mehr Zucker kompensiert“, sagte de Vos. Das Salz verbleibe größtenteils in den Blättern. In Texel werden auch Gerste, Salat oder süße Erdbeeren angebaut. Die Kartoffeln sind fester Bestandteil auf der Speisekarte mehrerer Restaurants. Peter Melchett von der britischen NGO Soil Assocation begrüßte die Züchtung der salzresistenten Sorte. „Das ist ein weiteres Beispiel dafür, wie konventionelle Züchtung der Gentechnik um Jahre voraus ist. Diese nicht gentechnisch veränderten, salztoleranten Kartoffeln werden bereits angebaut obwohl Salztoleranz schon immer eines der großen und bisher unerfüllten Versprechen der Gentechnik-Befürworter war.“

20.10.2014 |

Gemeinsam statt einsam: Pflanzenvielfalt ertragreicher als Monokulturen

Wiese
Ertragreiche Vielfalt (Foto: Steven Feather/flickr)

Pflanzengemeinschaften sind ertragreicher als reine Monokulturen, da sie im Zusammenspiel verfügbare Ressourcen besser nutzen als in Monokulturen und Schädlinge besser abwehren können. Dies zeigte ein europäisches Forscherteam unter der Leitung von Ökologen der Universität Zürich in einer im Fachmagazin Nature erschienenen Studie. Sie beobachteten zehn Jahre lang Wiesenpflanzen in Misch- und Monokulturen. Zum einen hilft die Gemeinschaft als Bollwerk gegen Schädlinge, da diese ihre Lieblingsfutterpflanze durch die Vielfalt nicht so leicht finden können. Da die Pflanzen damit weniger Energie in die Schädlingsabwehr investieren müssen, kann diese in Wachstum und die Produktion von Nachkommen gesteckt werden. Zum anderen nutzen Pflanzengemeinschaften verfügbare Ressourcen wie Bodennährstoffe, Licht und Wasser im Team erfolgreicher, da sie sich innerhalb weniger Generationen an das Zusammenleben anpassen: Gräser bilden dickere Blätter zur optimalen Lichtnutzung in den oberen Stockwerken, während der Klee am Boden größere und dünnere Blätter zur Ausbeute des wenigen Lichts am Boden entwickelt. Diese „Kurzzeit-Evolution“ in Mischungen bedeutet mehr Ertrag - ein bisher unbeachtetes Potenzial. „Pflanzenzüchtung und Anbauverfahren sollten deshalb künftig nicht mehr auf die Verbesserung der Leistung von Monokulturen sondern von Mischungen ausgerichtet werden“, forderte Bernhard Schmid, Ökologieprofessor an der Universität Zürich. Die Ergebnisse gelten nicht nur für Wiesen sondern auch den gemischten Anbau verschiedener Sorten oder Genotypen einer einzigen Nutzpflanze wie Weizen. Schmid hofft daher auf einen Paradigmenwechsel in der Agrarwirtschaft, der zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft führt. Monokulturen seien zwar effizient zu bewirtschaften, aber verursachen Umweltschäden im Bereich Boden und Wasser. Die Pflanzenvielfalt hingegen kann den Einsatz von Pestiziden entbehrlich machen und benötigt durch die optimale Ressourcennutzung weniger Dünger.

16.10.2014 |

FAO-Bericht: Kleinbauern sind das Rückgrat der Welternährung

Indien
Kleinbäuerin in Indien (Foto: V.Reddy/CCAFS/flickr.com)

Die weltweite Ernährungssicherheit und ökologische Nachhaltigkeit hängen von mehr als 500 Millionen kleinbäuerlichen Familienbetrieben ab, die in den meisten Ländern das Rückgrat der Landwirtschaft bilden. Das ist die Kernaussage eines am heutigen Welternährungstag von der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO veröffentlichten Berichts. Diesem zufolge sind 90% der weltweit 570 Millionen Höfe Familienbetriebe und damit das vorherrschende Modell der Landwirtschaft. Sie produzieren 80% aller weltweit konsumierten Lebensmittel. Die große Mehrheit der Höfe ist klein: 72% der Familienbetriebe verfügen über weniger als einen Hektar Land – insgesamt kontrollieren sie jedoch nur 8% der landwirtschaftlichen Nutzfläche weltweit. Weitere 12% bearbeiten zwischen einem und zwei Hektar Land, global betrachtet aber nur 4% der Agrarfläche. Während im Schnitt nur 1% aller Betriebe über mehr als 50 Hektar verfügen, haben diese die Kontrolle über zwei Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Laut dem Bericht produzieren Kleinbauern mehr Nahrung im Verhältnis zur bewirtschafteten Fläche, da sie höhere Erträge als große Betriebe erzielen, wenn man Höfe mit ähnlichen Agrarumweltbedingungen in einem Land vergleicht. Dennoch gelingt es vielen Kleinbauern nicht, genug zu produzieren, um sich und ihren Familien einen angemessenen Lebensunterhalt zu sichern. Die FAO sieht bäuerliche Familienbetriebe mit einer dreifachen Herausforderung konfrontiert: Die Erträge zu steigern, um zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung beitragen zu können; nachhaltig zu wirtschaften, um die Umwelt zu schützen sowie die Produktivität zu erhöhen und alternative Einkommensquellen zu erschließen, um Armut und Hunger zu überwinden. Damit sie dies erreichen können, brauchen Kleinbauern Unterstützung für Innovationen, doch da Familienbetriebe keine homogene Gruppe sind, müssen Innovationsstrategien ihre Vielfalt und jeweiligen Bedürfnisse beachten, so der Bericht.

16.10.2014 |

Welternährungsausschuss verabschiedet schwache Prinzipien für Agrarinvestitionen

Plenum
Plenum des CFS in Rom (Foto: FAO/Giuseppe Carotenuto)

Der Ausschuss für Welternährungssicherheit (CFS) bei der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO hat am Mittwoch Prinzipien für verantwortliche Agrarinvestitionen verabschiedet. Vorausgegangen war ein zweijähriger Verhandlungsprozess unter Beteiligung von Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt begrüßte die Verabschiedung: „Wir haben erreicht, die kleinen Landwirte und Produzenten in den Fokus zu rücken und die Pflichten der Regierungen auf der einen Seite und die Verantwortlichkeiten der privaten Investoren auf der anderen Seite klar und deutlich zu benennen.“ Viele Nichtregierungsorganisationen reagierten dagegen enttäuscht auf das Endprodukt und bezweifelten, dass die Prinzipien dem Ziel gerecht werden, „verantwortliche Investitionen in die Landwirtschaft und Nahrungsmittelsysteme zu fördern, die zur Ernährungssicherheit beitragen“. Oxfam International zufolge sind die Prinzipien schwach, vage, in vielen Bereichen schlechter als bereits existierende Standards und stellen Handelsinteressen vor Menschenrechte. Auch der Zivilgesellschaftsmechanismus des CFS bezeichnete die Prinzipien als inkohärent und kritisierte, dass Menschenrechte durch den wiederholten Verweis auf Handelsabkommen und -regeln diesen untergeordnet werden. Das Dokument erkennt zudem auf Drängen Kanadas nicht das Recht der indigenen Bevölkerung auf „freie, vorherige und informierte Zustimmung“ an, wenn es um die Nutzung ihres Territoriums geht. Der Zivilgesellschaftsmechanismus kritisiert auch, dass das Dokument nicht berücksichtigt, dass verschiedene Anbausysteme unterschiedliche Belastungen für die Umwelt mit sich bringen. Es nennt die Förderung agrarökologischer Ansätze in einem Atemzug mit „Nachhaltiger Intensivierung“ - Gilbert Sape vom Pestizid Aktions-Netzwerk Asien Pazifik zufolge ein „Euphemismus für eine chemiebasierte industrielle Landwirtschaft“. Die im CFS vertretene Zivilgesellschaft warnte in einer Erklärung, dass die Prinzipien „kleinbäuerlichen Produzenten und Arbeitern nicht helfen werden, die wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Beschränkungen zu überwinden, die sie hemmen, und Menschen, die ihr Land, Saatgut und ihre Territorien verteidigen müssen, nicht unterstützen.“

14.10.2014 |

Jahrbuch zum Recht auf Nahrung fordert Investitionen in Kleinbauern

Mali
Kleinbauer in Mali (Foto: Peter Casier/flickr.com)

Die Stärkung der Investitionsfähigkeit kleinbäuerlicher Betriebe ist die Voraussetzung zur erfolgreichen Bekämpfung des Hungers in der Welt. Darauf wiesen Brot für die Welt und die Menschenrechtsorganisation FIAN am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des Jahrbuchs zum Menschenrecht auf Nahrung hin. Obwohl Kleinbauern fast 80% der Nahrungsmittel in Entwicklungsländern produzieren, stellen sie die Mehrheit der Hungernden. Daher müsse gewährleistet sein, dass ihre Bedürfnisse im Zentrum von Maßnahmen zur Hungerbekämpfung stehen und ihr Recht auf Nahrung nicht verletzt wird. Der Bericht „Right to Food and Nutriton Watch 2014“ beleuchtet Kämpfe, Erfolge und Herausforderungen im Kontext der Leitlinien für das Recht auf Nahrung, die 2004 von der Welternährungsorganisation verabschiedet wurden. Der von 20 Netzwerken und Entwicklungsorganisationen veröffentlichte Bericht untersucht, ob seither genug zur Umsetzung des Rechts auf Nahrung getan wurde. „In einigen Ländern ist viel erreicht worden. In Brasilien und Kenia beispielsweise wurde das Recht in der Verfassung verankert. Heute wird zudem anerkannt, dass die Millionen Kleinproduzenten und -produzentinnen eine Schlüsselposition für die Welternährung haben“, unterstrich Carolin Callenius von Brot für die Welt. Dennoch sei die Ernährungssicherheit durch die Konzentration von Landbesitz und die wachsende Macht multinationaler Agrar- und Lebensmittelkonzerne bedroht. Agribusiness und Finanzinvestoren weiten ihre Kontrolle über natürliche Ressourcen aus und gefährden kleinbäuerliche Existenzen. So eigneten sich Investoren in Mali – ein Fallbeispiel des Berichts - in den letzten Jahren etwa eine Million Hektar Land an. „Schlicht darauf zu hoffen, dass Agrarinvestitionen positive Nebeneffekte für Hungernde bringen, ist Politik des letzten Jahrhunderts“, kritisierte FIAN-Agrarreferent Roman Herre. Stattdessen sei die kluge Förderung von Kleinbauern der beste Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg.

13.10.2014 |

Welthungerindex: Zwei Milliarden Menschen leiden an Mikronährstoffmangel

Mais
Mit Vitamin-A angereicherter Mais (Foto: Silke Seco/DFID)

Während die Zahl der Hungernden seit 1990 gesunken ist, leiden weltweit 2 Milliarden Menschen an „verborgenem Hunger“, da ihnen wichtige Mikronährstoffe fehlen. Dies geht aus dem Welthunger-Index 2014 vor, der von der Welthungerhilfe, dem Forschungsinstitut IFPRI und Concern Worldwide am Montag vorgestellt wurde. Der Index berücksichtigt den Anteil der Unterernährten in der Bevölkerung sowie die Sterblichkeitsrate und den Anteil untergewichtiger Kindern unter fünf Jahren. Demnach ist die Lage in 14 Ländern, insbesondere in Subsahara-Afrika, „sehr ernst“. In Burundi und Eritrea wurde die Situation sogar als gravierend eingestuft. „Konflikte wie in Syrien, dem Irak oder dem Südsudan gefährden auch die Ernährungssituation in den jeweiligen Ländern“, so die Welthungerhilfe-Präsidentin Bärbel Dieckmann. Seit 1990 sei es 26 Ländern gelungen, den Hunger mindestens zu halbieren, darunter Angola, Brasilien, Ghana, Kambodscha und Vietnam. Doch eine ausreichende Kalorienzufuhr garantiert keine ausgewogene Ernährung und gesunde Entwicklung. Zwei Milliarden Menschen nehmen zu wenig Vitamine und Mineralstoffe wie Zink, Jod und Eisen zu sich. Dies könne „verheerende Folgen haben und zu geistigen Beeinträchtigungen, schlechter Gesundheit, geringer Produktivität und schließlich dem Tod führen.“ Abgesehen von Katastrophen sei Armut die Hauptursache für den fehlenden Zugang zu ausgewogener, nährstoffreicher Nahrung. Der Konsum stark verarbeiteter, energiereicher – aber mikronährstoffarmer - Lebensmittel und Getränke ist auch in Entwicklungsländern zum Problem geworden. Als Lösung für „verborgenen Hunger“ empfiehlt der Bericht die Steigerung der Ernährungsvielfalt, etwa durch Hausgärten oder Maßnahmen zur Ernährungsbildung und Verhaltensumstellung bei der Ernährung von Kindern und Säuglingen. Die Anreicherung kommerzieller Lebensmittel mit Spuren von Mikronährstoffen, wie die Jodierung von Speisesalz, sei eine „leicht ausweitbare, nachhaltige und kosteneffiziente Strategie“. Die Herausgeber sehen auch eine Chance in der Biofortifizierung, „bei der mit konventionellen oder transgenen Methoden Nahrungspflanzen mit einem höheren Mikronährstoffgehalt gezüchtet werden.“ Der Bericht betont zwar, dass bisher nur konventionell gezüchtete biofortifizierte Pflanzen freigegeben sind - den berühmt berüchtigten gentechnisch veränderten Golden Reis, der mit Vitamin A angereichert ist, schließen die Autoren als Mittel zur Reduzierung der Mangelernährung jedoch nicht aus.

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