Nachrichten

13.07.2015 |

FAO fordert $267 Milliarden pro Jahr zur Beseitigung des Welthungers

Sudan
Bauer im Südsudan (Foto: Abdullah Ampilan/Oxfam)

Die nachhaltige Beseitigung des Welthungers bis zum Jahr 2030 würde rund 267 Milliarden US-Dollar jährlich für Investitionen in ländliche und städtische Gebiete sowie für sozialen Schutz erfordern. Diese Zahlen nannten die Vereinten Nationen am Freitag. Damit wären für jeden Menschen, der in extremer Armut lebt, etwa $160 Dollar pro Jahr vonnöten, um den Zugang zu Nahrung und den Lebensunterhalt zu sichern. „Angesichts der Tatsache, dass dies mehr oder weniger 0,3% der Weltwirtschaftsleistung entspricht, bin ich der Auffassung, dass es ein relativ geringer Preis ist, um den Hunger zu beenden“, sagte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva. Die FAO, das Welternährungsprogramm und der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung veröffentlichten den Bericht im Vorfeld der UN-Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung, die vom 13. bis 16. Juli in äthiopischen Addis Abeba abgehalten wird. Weltweit sind nach UN-Angaben immer noch 800 Millionen Menschen chronisch unterernährt, die meisten in ländlichen Gebieten. „Die Botschaft des Berichts ist klar: Wenn wir bis 2030 weitermachen wie bisher, würden immer noch 650 Millionen Menschen hungern“, sagte da Silva. „Daher befürworten wir einen Ansatz, der sozialen Schutz und zusätzliche, gezielte Investitionen in ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und städtische Gebiete vereint, welche vorrangig den Armen zugute kommen.“ Die soziale Absicherung würde mit jährlich $116 Milliarden zu Buche schlagen, zwei Drittel davon für ländliche Gebiete. Etwa $151 Milliarden wären für armutsmindernde Investitionen nötig, um die Schaffung von Einkommen für die Armen anzukurbeln. Der Bericht sieht in sozialem Schutz mithilfe von Transferleistungen ein geeignetes Mittel zur Beseitigung des Hungers. Durch diese Gelder könnten sich arme Menschen vielfältigere und damit gesündere Nahrung leisten. Damit könnte ihre Ernährungslage verbessert und Mikronährstoffdefizite bekämpft werden. Weitere Investitionen müssten darauf abzielen, dass Menschen in extremer Armut letztendlich selbst für ihren Lebensunterhalt Sorge tragen können. Daher sind, so der Bericht, mehr öffentliche und private Investitionen nötig, „um Einkommen und Produktivität in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum zu erhöhen und produktive, nachhaltige und integrative Ernährungssysteme zu fördern“. Kleinbauern und ländliche Produzenten könnten einen großen Beitrag zur Verbesserung der Ernährungssituation in ihren Gemeinden leisten. Die Beendigung des Welthungers ist eines der UN-Nachhaltigkeitsziele (SGDs), die im September von der Weltgemeinschaft verabschiedet werden sollen. (ab)

09.07.2015 |

Bericht: Britische Ackerflächen durch Bodenerosion bedroht

Boden
Boden: ein kostbares Gut (Foto: Hernán Piñera/flickr.com)

Ausgedehnte Ackerflächen im Vereinigten Königreich könnten aufgrund von Bodenerosion innerhalb einer Generation an Produktivität verlieren, warnt eine Beratergruppe der britischen Regierung. Das Komitee für Klimawandel (CCC) legt in einem neuen Bericht dar, dass die Bodendegradation und -erosion in weiten Teilen des Landes in unvertretbaren Maße voranschreite. Dies könne erhebliche Ernte-Einbußen bewirken und die Briten vermehrt von Lebensmittelimporten abhängig machen – eine fatale Entwicklung in Zeiten von ohnehin großer Nachfrage und hohen Preisen. „Böden sind eine elementare Ressource, mit der wir sehr sorglos umgegangen sind. Momentan behandeln wir unsere landwirtschaftlichen Böden, als wären sie eine Ressource, die wir aufbrauchen könnten, statt als eine wertvolle Grundlage, mit der wir haushalten müssen, um sie langfristig zu bewahren”, sagt Lord Krebs, Vorsitzender eines Unterkomitees des CCC zur Anpassung an den Klimawandel. In seinem Bericht führt das Beratergremium die Bodenerosion unter anderem auf Praktiken der intensiven Landwirtschaft zurück, wie „zu tiefes Pflügen, zu kurze Fruchtfolgen und unbedeckte Flächen, die so durch Wind und Starkregenfälle der Bodenerosion ausgesetzt sind”. Die Bodenqualität auf der Insel hat in den letzten Jahrzehnten stark gelitten. Die Experten weisen darauf hin, dass die Geschwindigkeit, mit der fruchtbarer Oberboden verloren geht, ein nicht nachhaltiges Ausmaß erreicht hat. Dies sei bedenklich, da die Neubildung von nur 1 cm Boden mehr als 100 Jahre benötige. „Die fruchtbarsten Oberböden im Osten Englands, wo 25% der Kartoffeln und 30% des Gemüses angebaut werden, könnten in einer Generation verloren gehen”, betont Lord Krebs. Der Klimawandel werde diesen Trend durch steigende Temperaturen und Wasserknappheit noch beschleunigen. Zudem werden häufiger Starkregenfälle auftreten, die den fruchtbaren Oberboden wegspülen. Trevor Mansfield, Leiter der britischen Nichtregierungsorganisation Soil Association, begrüßte die deutliche Sprache des Berichts: „Erstmals hebt das Komitee den extrem kritischen Zustand der britischen Böden hervor, wodurch auch unser Klima und die künftige Lebensmittelversorgung beeinträchtigt werden könnte.” Die Organisation fordert von der britischen Regierung daher eine klare Bekenntnis zu dem Ziel, in den nächsten 20 Jahre eine Steigerung der Humusgehalts auf den Ackerflächen im Vereinigten Königreich zu erreichen, damit die Briten sich auch in Zeiten des Klimawandels von den Äckern des Landes ernähren können. (ab)

02.07.2015 |

UN-Bericht: Milliarden Menschen ohne Zugang zu Trinkwasser und Toiletten

Wasser
Kostbar: sauberes Wasser (Barefoot Photographers/flickr)

Sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung sind für Abermillionen Menschen weltweit immer noch Zukunftsmusik. Rund 2,4 Milliarden müssen auch im Jahr 2015 ohne verbesserte sanitäre Anlagen auskommen und jeder Achte (946 Millionen) ist gezwungen, seine Notdurft im Freien zu verrichten. Dies setzt die Ärmsten der Welt vermeidbaren Gesundheitsrisiken aus, warnt ein am Dienstag veröffentlichter Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des UN-Kinderhilfswerks Unicef. Dieser beleuchtet Fortschritte im Hinblick auf das Millenniumsentwicklungsziel (MDG), den Anteil der Menschen ohne Zugang zu Trinkwasser und Sanitäranlagen von 1990 bis 2015 zu halbieren. Obwohl 2.1 Milliarden Menschen seither Zugang zu angemessenen Sanitäranlagen erhielten, wurde das Ziel um 700 Millionen verfehlt. Auch sauberes Wasser ist noch längst keine Selbstverständlichkeit: 663 Millionen Menschen mangelt es immer noch an sauberem Wasser – 80% von ihnen leben in ländlichen Gebieten. Zwar jubelten die Vereinten Nationen im Jahr 2010, das Trinkwasserziel fünf Jahre vor Fristende erreicht zu haben, da seit 1990 weltweit 2,6 Milliarden Menschen Zugang zu verbesserten Trinkwasserquellen erhielten. Doch „verbessert” bedeute nicht zwangsläufig auch sicher, betont die WHO: 1,8 Milliarden Menschen nutzen Trinkwasser, das zumindest zeitweise mit Fäkalien verunreinigt ist. „Solange nicht jeder Mensch Zugang zu angemessenen sanitären Anlagen hat, ist die Qualität der Wasserversorgung beeinträchtigt, und viele Menschen werden weiterhin an durch Wasser übertragenen Krankheiten sterben“, erklärt Dr. Maria Neira, Leiterin der WHO-Abteilung für öffentliche Gesundheit. Verunreinigtes Wasser und unzureichende Sanitäranlagen stehen in Verbindung mit Krankheiten wie Cholera, Durchfall, Typhus oder Polio. Jedes Jahr sterben Schätzungen zufolge 842.000 Menschen an Durchfallerkrankungen, die von schlechter Wasserqualität und Sanitärversorgung herrühren. Fehlende Toiletten und damit der Gang ins Freie gelten auch als Risikofaktor für chronische Mangelernährung: Rund 161 Millionen Kinder sind infolge von Mangelernährung unterentwickelt und leiden an unumkehrbaren körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen. „Für die menschliche Gesundheit ist es daher lebenswichtig, Fortschritte bei der Sanitärversorgung zu beschleunigen – gerade in ländlichen und unterversorgten Gebieten“, fordert Dr. Neira. (ab)

25.06.2015 |

Bruttobienenprodukt: Studie beziffert Wertschöpfung durch Wildbienen

Biene
Europäische Honigbiene in Aktion (Foto: autan/flickr.com)

Wildbienen bieten der Landwirtschaft durch ihre Bestäubungsleistung einen Dienst von unschätzbarem Wert. Eben diesen Wert zu beziffern war Ziel einer Studie, die vergangene Woche im Fachjournal Nature Communications erschienen. Die Bestäubungsleistung von Wildbienen trägt demnach im Schnitt $3251 (umgerechnet 2900 Euro) pro Hektar zur Agrarproduktion bei, während Honigbienenvölker $2913 (2600 Euro) pro Hektar an Wert schöpfen. Das internationale Team, dem auch Forscher der britischen University of Reading angehören, wertete Daten von 90 verschiedenen Studien aus, die sich auf 1394 Felder und Ackerflächen weltweit erstreckten. Damit erfassten die Wissenschaftler die Aktivitäten von mehr als 780 Bienenarten. Sie bewerteten, wie stark die jeweiligen Pflanzen von der Bestäubung durch Bienen abhängig sind, um den Wert der fleißigen Helferlein berechnen zu können. Für die Wirtschaft im Vereinigten Königreich sind die Bienen etwa von großer Bedeutung: Sie tragen jedes Jahr rund 913 Millionen Euro zur britischen Wirtschaftskraft bei. Das sind ganze 210 Millionen Euro mehr als die königliche Familie dem Land durch ihre Anziehungskraft für Touristen einbringt, die Geld für Unterkunft, Verpflegung und Eintritte auf der Insel lassen, berichtet die Zeitung „The Telegraph“. Der ökonomische Beitrag der Bienen habe von 1996 bis 2012 gar um satte 191% zugenommen. Rund 85% der Apfelausbeute und 45% der Erdbeerernte haben die Briten den Bienen zu verdanken. „Umweltdienstleistungen einen monetären Wert zu geben hilft dabei, Politikern und Landwirten vor Augen zu führen, wie wichtig die Natur unter dem Strich ist”, erklärt Professor Simon Potts, Leiter des Centre for Agri-Environmental Research der University of Reading. „Jedoch allein an den Profit von heute zu denken ist zwecklos, wenn er zulasten einer nachhaltigen Zukunft ländlicher Räume und der Lebensmittelversorgung geht.“ Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass der Löwenanteil der Bestäubungsleistung von nur einer kleinen Zahl häufig vorkommender Arten erledigt wird. Nur 2% aller Wildbienenarten bedienen 80% aller Pflanzen weltweit, die auf das Bestäuben ihrer Blüten durch Bienen angewiesen sind. Dennoch sei es notwendig, die ganze Bandbreite an Bienenarten zu schützen, selbst wenn sie gegenwärtig wenig zur Bestäubung beitragen, um die Artenvielfalt und künftige Ernährungssicherheit zu gewährleisten. „Die wenigen Bienenarten, die aktuell unsere Pflanzen bestäuben, werden wahrscheinlich nicht die gleichen Arten sein, die wir in Zukunft benötigen“, erläutert Professor Potts. „Die Geschichte der Menschheit ist voller Beispiele für Hungerkatastrophen, die durch eine zu starke Abhängigkeit von einer Nutzpflanze oder Artenschwund verursacht wurden.“ (ab)

21.06.2015 |

Deutschland verschwendet jährlich 18 Millionen Tonnen Lebensmittel

Supermarkt
Abfälle im Supermarkt (Foto: Jbloom/Flickr.com)

Rund 313 Kilogramm Lebensmittel werden jede Sekunde in Deutschland in der Wertschöpfungskette verschwendet, obwohl sie noch genießbar wären. Darauf macht die Naturschutzorganisation WWF mit einer am Donnerstag veröffentlichten Studie aufmerksam, die die Ergebnisse mehrerer Untersuchungen bündelt. Jedes Jahr gelangen 18 Millionen Lebensmittel nicht vom Erzeuger auf die Teller der Verbraucher. Das entspricht einem Drittel des deutschen Nahrungsmittelverbrauchs von 54,5 Millionen Tonnen. „Angesichts knapper werdender, fruchtbarer Ackerflächen und einer prognostizierten Weltbevölkerung von über 9 Milliarden Menschen in 2050 können wir uns eine solche Verschwendung nicht leisten“, betonte Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland. Mit 10 Millionen Tonnen wäre fast die Hälfte der Verluste etwa durch besseres Management in der Wertschöpfungskette und veränderte Konsumgewohnheiten vermeidbar. Einsparpotenzial bestehe vor allem bei Getreide-Erzeugnissen wie Brot und Backwaren mit knapp 2 Millionen Tonnen sowie 1,5 Millionen Tonnen Obst und Gemüse. Die vergeblich produzierten 10 Millionen Tonnen Lebensmittel benötigen dem WWF zufolge umgerechnet 2,6 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, wovon allein 1,6 Millionen Hektar für vermeidbare Verluste bei Fleisch- und Molkereiprodukten anfallen. „Derzeit ist es so, als würden wir Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland in einen riesigen Acker umwandeln und die eingefahrene Ernte einfach wegwerfen“, illustriert Heinrich das Ausmaß der Verschwendung. Gelänge es Deutschland, alle vermeidbaren Verluste einzusparen, würde der aktuelle Flächenfußabdruck der Ernährung in Höhe von 2.397 m² je Person um 320 m² abnehmen. Außerdem könnten insgesamt 48 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen eingespart werden. Zum einen werden 22 Millionen Tonnen freigesetzt bei der Düngung, bei Transport, Lagerung, Kühlung, Weiterverarbeitung oder der Entsorgung. Zum anderen könnten 26 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden, die weltweit durch ernährungsbedingte Landnutzungsänderungen entstehen. Der WWF fordert von der Politik nun Taten statt Worte: „Deutschland braucht einen nationalen Aktionsplan, mit klaren Zielvorgaben, Zuständigkeiten und vor allem einer entsprechenden Finanzierung“, so Heinrich. Verbindliches Ziel müsse es sein, die Verschwendung in den nächsten Jahren mindestens zu halbieren. Außerdem dürfe das Landwirtschaftsministerium nicht mehr nur die Verbraucher in die Pflicht nehmen, sondern alle Akteure in der Wertschöpfungskette. Denn über 60% der Lebensmittel gehen in der Kette vom Produzenten über den Einzelhandel bis hin zum Großverbraucher, wie Gastronomie und Kantinen, verloren, während 39% auf das Konto der Endverbraucher gehen. (ab)

17.06.2015 |

Bitterer Beigeschmack: Pestizide im Apfelanbau belasten Böden und Gewässer

Apple
Giftiger Apfelanbau? (Foto: Martin LaBar/flickr)

Der Biss in den Apfel – der Deutschen liebstes Obst – hat einen bitteren Beigeschmack: Greenpeace hat in Boden- und Wasserproben in und um Europas Apfelplantagen erhebliche Pestizidrückstände nachgewiesen. Die Umweltschutzorganisation ließ in zwölf EU-Ländern Gewässer und Böden untersuchen. Das ernüchternde Ergebnis: In 49 Bodenproben stellte das Labor 37 unterschiedliche Pestizide fest, die 36 Wasserproben brachten es auf 38 verschiedene Ackergifte. In drei Viertel aller Proben ließen sich Rückstände von mindestens einem Pestizid nachweisen, der Großteil davon mit einer hohen Gesamttoxizität für Menschen und wildlebende Tiere. „Die industrielle Apfelproduktion setzt nach wie vor gefährliche Pestizide ein, die Umwelt und Verbraucher schädigen können“, warnt Christiane Huxdorff, Agrarexpertin von Greenpeace. Von den 38 in den Wasserproben gefundenen Pestiziden weisen acht eine bekannt sehr hohe Toxizität gegenüber Wasserorganismen auf, ein in den Bodenproben festgestelltes Pestizid ist tödlich für Regenwürmer. Acht der in den Boden- und Wasserproben gefundenen Pestizide gelten als hochgiftig für Bienen. Die größte Zahl an Pestiziden im Boden wurde in Italien ermittelt (18 Pestizide in drei Proben), gefolgt von Belgien und Frankreich. Die zehn deutschen Proben, von denen sieben belastet waren, stammen dem Bericht zufolge aus dem Alten Land bei Hamburg. Die Proben wurden während der Blütephase entnommen: Greenpeace berichtet, dass viele Apfelbauern bereits zu Beginn der Blüte spritzen. Die Pestizide lagern sich dann in den Böden ab oder belasten umliegende Gewässer. Viele der Gifte reichern sich jahrzehntelang in der Umwelt an: Unter den festgestellten Chemikalien befand sich auch das längst verbotene DDT. Rücken Apfelernte und Verkauf näher, werde peinlichst genau auf Einhaltung der Grenzwerte im Erntegut geachtet. „Die Belastung von Äpfeln im Supermarkt liegt zwar meist unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte. Doch das reicht nicht. Gefährliche Pestizide gehören nicht auf den Acker“, so Huxdorff. Greenpeace fordert daher von der Bundesregierung ein Verbot gefährlicher Chemikalien in der Produktion von Lebensmitteln und die Förderung einer ökologischen Landwirtschaft. Natürliche Schädlingskontrolle sowie schützende und stabilisierende Anbaumaßnahmen bieten chemiefreie Möglichkeiten, eine erfolgreiche, ökologische Landwirtschaft zu betreiben und Böden und Gewässer zu schützen, schreibt die Organisation. (ab)

15.06.2015 |

Gärtnern ohne Glyphosat: Frankreich will Roundup verbieten

Pestizid Glyphosat Herbizide
Ein US-Sojafeld wird besprüht (Foto: United Soybean Board / creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Frankreich will die Abgabe von Glyphosat in Gartencentern und Baumärkten stoppen. Umweltministerin Ségolène Royal kündigte am Sonntag ein Verkaufsverbot für das von US-Konzern Monsanto unter dem Markennamen Roundup vertriebene Unkrautvernichtungsmittel an. Dessen Hauptwirkstoff Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. „Frankreich muss beim Kampf gegen Pestizide in die Offensive gehen“, erklärte die Ministerin gegenüber dem Fernsehsender France 3. Das betreffe auch den Einsatz von Pestiziden in privaten Gärten. Royal rief die französischen Gartencenter dazu auf, das Produkt aus dem Sortiment zu nehmen. Wie sie genau durchsetzen will, dass Roundup nicht mehr über die Ladentheken geht, erläuterte sie noch nicht näher. Zudem möchte Royal Hobbygärtnern systematisch Informationen an die Hand geben, um über Alternativen zum Chemieeinsatz aufzuklären. Mit den Verbotsplänen reagiert Frankreich auf Warnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Deren Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hatte im März Glyphosat als „wahrscheinlich“ krebserregend beim Menschen eingestuft. Schon vor der Ankündigung am Sonntag hatte die Umweltministerin gemeinsam mit Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll Pläne vorgelegt, den Verkauf von Pflanzenschutzmitteln an Hobbygärtner auf zertifizierte Verkaufsstellen zu beschränken. Dies sollte jedoch ursprünglich erst ab dem Jahr 2018 greifen, ab 2022 sollen die Pestizide vollständig aus französischen Gärten verbannt werden. Doch nicht nur bei den Kleingärtnern will Frankreich ein Umdenken erreichen: Auch der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft sollte deutlich reduziert werden. Die Vorgängerregierung hatte sich 2007 das ehrgeizige Ziel gesteckt, bis 2018 den Pestizideinsatz in Frankreich um die Hälfte zu reduzieren. Damit scheiterte sie jedoch, der Einsatz von Ackergiften erhöhte sich zwischen 2009 und 2013 sogar um fünf Prozent. Daraufhin verkündete Stéphane Le Foll im Januar, die Halbierung des Pestizideinsatzes solle bis 2025 erreicht werden. In Deutschland hatten die Verbraucherschutzminister im Mai die Bundesregierung zu einem Verbot von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat aufgefordert. Das Landwirtschaftsministerium äußerte, für ein Verbot fehle noch die Rechtsgrundlage, da die Ergebnisse des noch laufenden EU-Bewertungsverfahrens abgewartet werden müssten. Einige Baumärkte hatten bereits angekündigt, freiwillig auf den Verkauf von Produkten mit dem Wirkstoff Glyphosat zu verzichten. (ab)

10.06.2015 |

Studie: Regionale Lebensmittel könnten die USA ernähren

Radi
Bauernmarkt in New York (Foto: ceiling/flickr.com)

Die meisten US-Bürger könnten sich von Lebensmitteln ernähren, die weniger als 160 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt angebaut wurden. Darauf macht eine neue Studie der University of California, Merced, aufmerksam, die Anfang Juni in der Fachzeitschrift Frontiers in Ecology and the Environment erschien. Das Team unter Leitung von Professor Elliott Campbell untersuchte das Potenzial aller Städte in den USA, sich mit in ihrer Region erzeugten Lebensmitteln zu versorgen. In fast allen Teilen des Landes könnten sich rund 90% der Bewohner fast vollständig mit Produkten ernähren, die aus einem Umkreis von 80 km stammen. Campbell zufolge legen immer mehr Menschen Wert darauf, Landwirte aus ihrer Gegend zu unterstützen und frischere Lebensmittel von Erzeugern zu beziehen, die sie kennen und denen sie vertrauen. Selbst große Restaurantketten bemühen sich um lokale Bezugsquellen. „Bauernmärkte schießen an neuen Orten wie Pilze aus dem Boden“, betont Campbell. „Sich regional zu ernähren hat zahlreiche soziale und ökologische Vorteile.“ Die Wissenschaftler analysierten Daten des US-Landwirtschaftsministeriums zur Produktivität von Ackerland und nahmen die Höfe im Umkreis aller größeren Städte und Besiedlungen in den USA unter die Lupe. Sie setzen die potentielle Kalorienproduktion einer Gegend mit ihrer Einwohnerzahl in Verbindung und ermittelten so den Anteil der Bevölkerung, der durch regional erzeugte Lebensmittel ernährt werden könnte. Auch wenn in den letzten Jahren die regionale Versorgung durch schwindende Landressourcen, Bevölkerungswachstum und Urbanisierung abgenommen hat, gerade in den Städten an der Küste, waren die Forscher doch erstaunt über das verbleibende Potenzial. Viele Gegenden können immer noch 80% bis 100% ihrer Bevölkerung mit Nahrung aus einem Umkreis von 80 Kilometern ernähren. New York City bekäme zwar nur 5% der Bewohner mit Essen aus einem 80 km-Radius satt, aber immerhin 30% mit Lebensmitteln aus dem Umland von 160 km. Die Hälfte der Bevölkerung im Großraum Los Angeles könnte ebenfalls von Bauern aus dieser Entfernung versorgt werden. Ein Umstieg auf pflanzliche Kost spart ebenfalls Kilometer ein: So könnte San Diego 35% der Bewohner basierend auf der amerikanischen Standardernährung versorgen, aber ganze 51%, wenn sich mehr Menschen vegetarisch oder vegan ernähren würden. Der Studie zeigt zudem, dass eine regionale Ernährung auch einen besseren Umgang mit den natürlichen Ressourcen gewährleisten kann. „Ein wichtiger Aspekt einer nachhaltigen Ernährung ist die Wiederverwertung von Nährstoffen, Wasser und Energie. Wenn wir zum Beispiel Kompost aus den Städten nutzen, um die Felder zu düngen, wären wir weniger abhängig von Dünger basierend aus fossilen Brennstoffen”, so Campbell. (ab)

08.06.2015 |

UN veröffentlichen Fahrplan für eine Welt ohne Armut und Hunger

UN
Neue Ziele braucht die Welt (Foto: UN/John Gillespie)

Die Vereinten Nationen wollen sich 17 hehre Ziele setzen, um die Welt bis 2030 nachhaltiger und gerechter zu gestalten. Am Dienstag wurde der erste offizielle Entwurf der Sustainable Development Goals (SDGs) veröffentlicht, die auf die 2015 auslaufenden Millenniumsziele folgen sollen. Die UN-Staaten haben viel vor, unter anderem die Armut in allen Formen überall auf der Welt zu beenden, Gleichheit zwischen den Geschlechtern zu schaffen, eine sichere Wasserversorgung und Bildung für alle Menschen zu gewährleisten und dem Klimawandel und seinen Folgen zu trotzen. Auch für Industriestaaten sollen die Ziele gelten: „Alle werden mit diesen Entwicklungszielen in die Verantwortung genommen. Das birgt zwar auch die Gefahr, dass sie nicht mehr ganz so griffig sind wie die Millenniumentwicklungsziele, aber es zeigt, dass wir alle vor der gleichen Aufgabe stehen“, betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch. Die 17 Ziele und 169 Unterziele entsprechen dem Entwurf, der bereits im Herbst von einer UN-Arbeitsgruppe vorgelegt und von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon im Dezember bestätigt worden war. Ziel 2 im aktuellen Zero Draft will den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und bessere Nahrung erreichen sowie nachhaltige Landwirtschaft fördern. Acht Unterziele präzisieren dies: Bis 2030 sollen alle Menschen das ganze Jahr über Zugang zu angemessener Nahrung erhalten, alle Formen der Mangelernährung beseitigt sein und die Produktivität und das Einkommen kleiner Nahrungsmittelproduzenten verdoppelt werden. Anvisiert ist zudem die Förderung nachhaltiger Agrar- und Nahrungsmittelsysteme, die Ökosysteme bewahren und die Anpassung an den Klimawandel unterstützen, sowie der Erhaltung der Saatgutvielfalt. Weitere Unterziele sind die Aufstockung der Investitionen in landwirtschaftliche Infrastruktur und Forschung, die Beseitigung von Barrieren und Verzerrungen auf den globalen Agrarmärkten und die Eindämmung starker Preisschwankungen bei Agrargütern. Die Schweizer Stiftung Biovision, die vom Ko-Präsidenten des Weltagrarberichts Hans Herren gegründet wurde und sich in dem zweijährigen Ausarbeitungsprozess vor allem für Ziel 2 zu Ernährungssicherheit und nachhaltiger Landwirtschaft eingesetzt hatte, zeigte sich weitgehend zufrieden: „Wir glauben, dass mit dem vorliegenden Vorschlag die Basis geschaffen wird, einen Kurswechsel in der Landwirtschaft herbeizuführen.“ Nun müsse sichergestellt werden, dass die Ziele und Unterziele in dem Entwurf enthalten bleiben, den die UN-Generalversammlung im September verabschieden soll. Auch Misereor-Chef Pirmin Spiegel forderte eine Verpflichtung zu allen 17 Nachhaltigkeitszielen, ohne einzelne aufzuweichen. „Entscheidend ist, eine nachhaltige ökologische Landwirtschaft aufzubauen und lokale Kleinbauern zu fördern“, erklärte er gegenüber dem Domradio. Sonst stagniere die Zahl der Hungernden bei steigender Bevölkerung wohl bei 800 Millionen. (ab)

02.06.2015 |

Gesammelte Kritik an der G7 'New Alliance for Food Security'

G7 Broschüre der Bundesregierung
G7 Broschüre der Bundesregierung

Im Vorfeld des G7 Gipfels erschien eine Reihe von Publikationen zu dessen Agrar- und Ernährungspolitik, besonders der "New Alliance for Food Security and Nutrition". Die soll durch mehr private Agrarinvestitionen bis 2022 in Äthiopien, Burkina Faso, der Elfenbeinküste, Ghana, Mosambik, Tansania, Benin, Nigeria, Malawi und Senegal 50 Millionen Menschen aus der Armut befreien. Uwe Hoering stellt bei globespotting die kritischen Veröffentlichungen vor.

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