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15.02.2024 |

Branchenberichte: Bioanbaufläche wächst weltweit um 26 Prozent

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Die Umsätze mit Bio wuchsen (Foto: CC0)

Die ökologisch bewirtschaftete Fläche weltweit und in Deutschland verzeichnet weiterhin Zuwächse und auch der Markt für Bioprodukte verbucht steigende Umsätze, wenn auch die Bilanz in einigen Ländern gemischt ausfiel. Das zeigen zwei Berichte, die Mitte Februar auf der Ökoleitmesse BIOFACH in Nürnberg vorgestellt wurden. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL und IFOAM – Organics International präsentierten ihren Bericht „The World of Organic Agriculture“ mit Zahlen zum Ökolandbau rund um den Globus, während der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) seinen Branchenreport für Deutschland veröffentlichte. Laut dem FiBL/IFOAM-Jahrbuch, das sich auf das Jahr 2022 bezieht und Daten aus 188 Ländern zusammenführt, wurden weltweit rund 96 Millionen Hektar Land ökologisch bewirtschaftet – ein Anstieg um 20 Millionen Hektar oder 26,6 % im Vergleich zu 2021 – ein so deutlicher Zuwachs wie noch nie zuvor. Die 25. Ausgabe des Berichts zeigt, dass nicht nur die ökologisch bewirtschaftete Fläche zunahm, sondern auch die Zahl der Biolandwirt*innen und die Umsätze der Branche. Der Bericht, der neben Statistiken auch Artikel zu aktuellen Entwicklungen in der Biobranche liefert, betont auch die zentrale Rolle des Ökolandbaus für das Erreichen übergeordneter Nachhaltigkeitsstrategien, wie die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) oder die Farm to Fork-Strategie der EU: „Angesichts der Tatsache, dass der Ökolandbau zu all diesen Zielen und Strategien substanziell beiträgt, enthält dieses Buch nicht nur Daten zu Flächenanteilen, der Zahl der Erzeuger*innen und Marktkennwerte, sondern zeigt auch die Bedeutung des Ökolandbaus bei der Bekämpfung des Klimawandels, der Sicherung von Lebensmitteln und Ernährung, der Eindämmung des Artensterbens und der Förderung eines nachhaltigen Konsums”, schreiben Dr. Jürn Sanders, der Vorsitzende der Geschäftsleitung von FiBL Schweiz und Karen Mapusua, die Präsidentin von IFOAM, im Vorwort. „Somit unterstreicht es den Beitrag des Ökolandbaus zur Transformation des Ernährungssystems als Ganzes (…) und zu einer nachhaltigen Zukunft.“

Das Länder-Ranking führt weiter Australien mit einer absoluten Biofläche von 53 Millionen Hektar an, wobei schätzungsweise 97 % dieser Fläche extensiv bewirtschaftetes Grünland sind. Die Fläche weitete sich im Vergleich zum Vorjahr um 17,3 Millionen Hektar aus. Auf Platz zwei rangiert Indien mit 4,7 Millionen Hektar Bioanbaufläche, während sich Argentinien mit 4 Millionen Hektar auf Platz 3 vorschob. Es folgen China und Frankreich mit einer Biofläche von jeweils rund 2,9 Millionen Hektar. Deutschland schaffte es im globalen Vergleich 2022 auf Platz 10 mit 1,86 Millionen Hektar. Aufgrund des hohen Flächenanteils Australiens liegt mehr als die Hälfte der weltweiten ökologischen Anbaufläche in Ozeanien (55,2 %). Europa bringt es auf eine Fläche von 18,4 Millionen Hektar oder 19,1 % der Gesamtfläche, gefolgt von Lateinamerika mit 9,5 Millionen Hektar (9,9 %), Asien (8,8 Millionen Hektar bzw. 9,2 %) sowie Afrika (2,7 Millionen bzw. 2,8 %). Der weltweite Anteil des Ökolandbaus an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche beträgt nun 2 %, doch in 22 Ländern ist er mit mehr als 10 % deutlich höher. Liechtenstein führte auch 2022 mit einem Bioanteil von 43 % an der Gesamtfläche, gefolgt von Österreich mit 27,5 %. In Estland wurden 23,4 % der Fläche ökologisch bestellt. Im Ranking sind viele Inselstaaten weit vorne vertreten, wie Sao Tome und Principe mit 21,2 % und Dominica mit 11,6 %. In der EU betrug der Anteil der Bioanbaufläche 10,4 %, wohingegen er in anderen Regionen bei unter einem Prozent liegt. Weltweit gab es dem Bericht zufolge im Jahr 2022 rund 4,5 Millionen Bioproduzent*innen – ein Anstieg um 26 % gegenüber 2021, der vor allem auf starken Zuwächsen in Indien beruht. Der Großteil (60,6%) der Bioproduzent*innen leben in Asien, während 21,6 % in Afrika und 10,6 % in Europa beheimatet sind. Die meisten Biobäuerinnen und -bauern sollen in Indien leben (2,5 Millionen), gefolgt von Uganda mit rund 404.246 und Thailand und Äthiopien mit jeweils rund 121.500 Personen. Genaue Zahlen sind hier jedoch schwer zu ermitteln, da einige Länder nur die Anzahl der Unternehmen, Projekte oder Erzeugergemeinschaften melden, sodass die Gesamtzahl der Produzent*innen noch höher liegen könnte.

Der weltweite Markt für Bioprodukte verzeichnete ebenfalls Zuwächse, wenn auch keine üppigen. Der Markt wurde für 2022 auf umgerechnet 135 Milliarden Euro geschätzt – ein Plus von 3 % bzw. 4 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Die USA sind führend mit einem Umsatz von 56,6 Milliarden Euro vor Deutschland und China mit 15,3 bzw. 12,4 Milliarden Euro sowie Frankreich mit 12,1 Milliarden. In einigen Ländern Europas wurde ein Umsatzrückgang verzeichnet, während in Kanada ein Zuwachs von 9,7 % verbucht wurde und der Markt in Japan um 8,4 % zulegte. Die Schweizer Verbraucher*innen gaben am meisten für Biolebensmittel aus (im Schnitt je 437 Euro), während die Menschen in Dänemark 365 Euro und in Österreich 274 Euro für Bio lockermachten. Den Deutschen war Bio 184 Euro wert. Dänemark weist mit 13 % den höchsten Biomarktanteil am gesamten Lebensmittelmarkt auf. In Österreich sind es 11,5 % und in der Schweiz 11,2 %. In einem Kapitel zum globalen Biomarkt setzt Amarjit Sahota von Ecovia Intelligence die nackten Zahlen in Perspektive: „Der Markt für Bioprodukte ist durch die geopolitischen Konflikte und die unsichere Wirtschaftslage negativ beeinflusst worden. Die Umsätzen nahmen 2022 weiter zu, aber das lag teilweise auch daran, dass die Preise für Bioprodukte anzogen“, schreibt er in dem Bericht. „Einige Länder, darunter auch Deutschland und Frankreich, berichteten von sinkenden Verkaufszahlen und Absatzmengen. In den USA und anderen Ländern legten die Umsätze zwar zu, aber in bescheidenem Umfang.“ Sahota beonte, dass die Biobranche auch nicht immun gegen geopolitische Konflikte sei, die zu Unterbrechungen in globalen Lieferketten für Agrarprodukte führten. Jedoch rechnet er damit, dass wieder ein gesundes Wachstum einsetzen werde, sobald sich die Wirtschaftslage verbessert hat.

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) wartete für Deutschland mit frischen Zahlen für das Jahr 2023 auf. Der Bio-Gesamtumsatz lag bei 16,1 Milliarden Euro – ein Plus von 5 % gegenüber dem Vorjahr. Es gibt mittlerweile 36.535 Bio-Höfe in ganz Deutschland und mit 14,3 % aller Betriebe wirtschaftet jeder siebte Betrieb ökologisch. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche erhöhte sich im letzten Jahr um 80.459 Hektar auf nun insgesamt 1.940.301 Hektar – ein Zuwachs von 4,3 % gegenüber 2022 oder eine tägliche Umwandlung in Bioflächen von 307 Fußballfeldern, wie der BÖLW vorrechnet. Der Bio-Anteil an der gesamten Landwirtschaftsfläche stieg so auf fast 11,8 %. Somit ist Deutschland noch weit von dem selbstgesteckten Ziel entfernt, bis 2030 auf 30 % Biofläche zu kommen. Der BÖLW mahnt hier an, dass die Politik Unternehmen, die in den notwendigen Umbau unseres Ernährungssystems investieren wollen, verlässliche Perspektive anbieten müsse. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir soll dafür sorgen, dass unnötige Bürokratie bei der Agrarförderung abgebaut werde, da Höfe, die nach dem Bio-Recht wirtschaften, bereits hohe Umweltleistungen erbrächten. Und die Prioritäten bei der Agrarförderung seien ebenfalls anders zu setzen: „Es ist entscheidend, die einseitige Ausrichtung der Forschungsförderung zu beenden und die Bio-Züchtung zu stärken. Sie zielt darauf ab, dass Pflanzen ohne Pestizide auskommen und effizienter mit Dünger umgehen können. Das kommt der gesamten Landwirtschaft zugute“, sagt Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand des BÖLW. „Bundesminister Özdemir hat zugesagt, 30 Prozent der Forschungsmittel für ökologische Forschung bereitzustellen, auch um die Bio-Züchtung zu stärken. Wenn das Forschungsministerium jedoch deutlich mehr Mittel für Gentechnikforschung als für innovative Bio-Züchtung bereitstellt, untergräbt dies die Glaubwürdigkeit der Bundesregierung.“ (ab)

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