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28.02.2018 |

Studie: Wildbienen stehen auf eine kleinräumige Agrarlandschaft

Bienchen
Wildbiene bei der Bestäubung (Foto: Universität Göttingen)

Wildbienen gefallen kleinräumige Agrarlandschaften, während sie großen Feldern lieber den Rücken kehren. Dies hat ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Göttingen herausgefunden. Denn je kleiner die Äcker, desto mehr Randstreifen, Hecken und andere geeignete Lebensräume stehen den Wildbienen zum Verstecken und Nisten zur Verfügung und bieten ihnen Nahrung. Für die Studie, die am 14. Februar im Fachjournal Proceedings of the Royal Society B – Biological Sciences erschienen ist, nahmen die Wissenschaftler die Präsenz von Wildbienen auf 229 landschaftlichen Flächen in vier großen Agrarregionen in Westeuropa genauer unter die Lupe. „Wir haben untersucht, ob eine höhere Heterogenität der Anbauflächen durch kleinere Felder und mehr verschiedene Feldfrüchte einen positiven Effekt hat“, so Annika Hass, Erstautorin und Doktorandin an der Universität Göttingen. Dabei betrachtete das Team, wie sich diese Faktoren auf das Auftreten von Wildbienen und die Bestäubungsleistung auswirkten.

Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass sich deutlich mehr Wildbienen auf kleineren Feldern tummelten. „Kleinere Felder führen zu mehr Feldrändern. Diese sind wichtig, da sie den Bestäubern Nistplätze und Blütenangebot bieten und auch zur Orientierung dienen können, sodass sie geeignete Lebensräume besser finden“, erläutert Annika Hass. Da mehr Wildbienen präsent waren als auf großen Vergleichsfeldern, führte dies auch zu einer verbesserten Bestäubung der angebauten Pflanzen. Für Wildbienen ist die Feldgröße offenbar sogar ausschlaggebender als die Vielfalt der Feldfrüchte. Es überraschte die Forscher, dass sich in Landschaften, in denen viele verschiedene Kulturpflanzen angebaut wurden, weniger Wildbienen aufhielten als in kleinteiligen Landschaften. „Beim Anbau vieler unterschiedlicher Pflanzen in Agrarlandschaften spielt die Auswahl der Kulturen eine große Rolle“, betont Prof. Dr. Teja Tscharntke, der die Abteilung Agrarökologie an der Uni Göttingen leitet und Mitautor der Studie ist. „Ein höherer Anteil von besonders intensiv bewirtschafteten Kulturen kann sich negativ auf Bestäuber auswirken.“

Damit Wildbienen und andere wilde Bestäuber in der Agrarlandschaft überleben können, benötigen sie ausreichend Nahrung und einen passenden Lebensraum, so die Wissenschaftler. Doch daran hakt es zunehmend. Wie eine im Fachmagazin „PLOS ONE“ im Oktober 2017 erschienene Studie zeigte, die die Gesamtmasse von Insekten in Fallen ermittelte, nahm die Zahl der Insekten in Deutschland extrem ab. Heute tummeln sich hier 76% weniger Schmetterlinge, Bienen und andere Fluginsekten als noch vor 27 Jahren. Das wirkt sich auch auf die Landwirtschaft aus, die auf die Bestäubungsleistung von Bienen, aber vor allem auch wildlebenden Insekten angewiesen ist. Viele Anbauprodukte wie Erdbeeren, Kirschen und Raps kommen ohne bestäubende Insekten nicht aus. Der Wert dieser Dienstleistungen durch wildlebende Insekten wird allein für die USA auf 57 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Göttinger Wissenschaftler fordern daher, dass zur Erhöhung des Vorkommens wildlebender Bestäuber Maßnahmen ergriffen werden, um ihnen mehr Lebensräume außerhalb der Felder zu bieten, wie Hecken oder Kalkmagerrasen. Da die Heterogenität der Agrarlandschaften, wie sie durch kleine Äcker gefördert wird, die Bestäubung von Pflanzen stark begünstigen kann, müsse sie in künftigen Agrarumweltmaßnahmen berücksichtigt werden, so die Forscher. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass kleinräumige Agrarsysteme die Zahl der Bestäuber und die Pflanzenvermehrung fördern. Daher sollten Agrarumweltmaßnahmen darauf abzielen, den gegenwärtigen Trend von zunehmenden Feldgrößen zu stoppen und umzukehren, sowie die Anzahl der Kulturpflanzen zu reduzieren, die auf eine besonders intensive Bewirtschaftung angewiesen sind.“ (ab)

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