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06.03.2017 | permalink
Agroforstsysteme und Biokakao erhöhen Einkommen von Kleinbauern in Bolivien
Ökologische Landwirtschaft und Agroforstsysteme fördern die Biodiversität und Ernährungssicherheit von Kleinbauern und sind profitabler als Monokulturen und konventionelle Landwirtschaft. Das zeigt eine Langzeitstudie in Bolivien, die im Fachblatt „Agronomy for Sustainable Development“ erschienen ist. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) nahm dafür gemeinsam mit Partnern verschiedene Kakaoanbausysteme in der Anden-Republik genauer unter die Lupe. Das Ergebnis: Die Biobauern verzeichneten zwar geringere Kakaoerträge, doch sie verdienten dennoch mehr.
Über fünf Jahre hinweg hatten die Wissenschaftler in Bolivien die Produktivität und das Einkommen pro Arbeitstag in vier verschiedenen Anbausystemen verglichen: in ökologisch und konventionell bewirtschafteten Kakao-Monokulturen sowie Agroforstsystemen, bei denen die Kakaobäume in Mischkultur mit Schattenbäumen und Nebenfrüchten wie etwa Bananen wuchsen. „Die globale Nachfrage nach Kakao hat in letzter Zeit zugenommen. Um diesen Bedarf zu decken, wurde die Anbaufläche systematisch in den tropischen Regenwald hinein ausgedehnt und die Produktion wurde intensiviert, indem traditionelle Agroforstsysteme durch Monokulturen ersetzt wurden“, schreiben die Autoren im Abstract der Studie. „Über die wirtschaftlichen Unterschiede der verschiedenen Produktionssysteme ist jedoch wenig bekannt“, sagt Laura Armengot, die Hauptautorin der Langzeitstudie. Zur Schließung dieser Wissenslücke leistet die Publikation nun einen ersten Beitrag.
Die in Monokultur angebauten Kakaobäume brachten im Schnitt 41% mehr Ertrag, doch diesen Unterschied machten Agroforstsysteme durch das Einkommen wieder wett, das für Nebenprodukte erzielt wurde. Denn die Bauern konnten in den Agroforstsystemen nicht nur Kakao ernten, sondern in direkter Nachbarschaft wuchsen auch Orangen, Bananen, Kochbananen oder Avocados. Diese Produkte konnten nicht nur die im Vergleich zu Monokulturen geringeren Erträge ausgleichen – die Vielfalt erhöhte auch die Ernährungssicherheit der Kleinbauern. Das Einkommen der Bauern, die Agroforstsysteme bewirtschaften, war im Fünfjahreszeitraum etwa doppelt so hoch wie in den Monokulturen, obwohl die Pflege der Schattenbäume mehr Arbeit verursachte. Die Wissenschaftler stellten zudem fest, dass Erträge und Einkommen unter ökologischem und konventionellem Management in Agroforstsystemen ähnlich hoch ausfielen. In den Bio-Monokulturen waren die Kakaoerträge um 48% geringer als in den konventionell bewirtschafteten Monokulturen. Doch auch hier profitierten die Bauern von einem vergleichbaren Einkommen, da sie geringere Kosten hatten als ihre konventionell wirtschaftenden Kollegen und für Biokakao höhere Preise erzielen konnten.
„Kakaoagroforstsysteme erzielen mehr Einkommen“, schlussfolgern die Autoren. Essentiell sei jedoch die Entwicklung von Märkten für die Nebenfrüchte. Nur wenn die Bauern Zugang zu Märkten erlangen, bleiben Agroforstsysteme rentabel und tragen durch Nebenfrüchte zur Ernährungssicherung von Kleinbauern bei. Die Bolivienstudie ist Teil eines von FiBL mit Projektpartnern auch in Indien und Kenia durchgeführten Systemvergleichs landwirtschaftlicher Produktionssysteme. Die vor Kurzem zu Kenia veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass der Ökolandbau in Kenia beim Mais vergleichbare Erträge wie konventionelle Anbausysteme erzielt und Biobauern nach der Umstellungsphase mehr Gewinne einbringt, da sie für ihre Erzeugnisse höhere Preise verlangen können. (ab)