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03.03.2017 |

Studie: Weniger Pestizide, konstante Erträge und Einkommen

Pestizde
Pestizideinsatz (Foto: CC0)

Landwirte könnten den Einsatz von Pestiziden ohne Ernte- oder Umsatzeinbußen reduzieren, wenn sie ihre Anbaupraktiken ändern. Das zeigt eine neue Studie aus Frankreich, die am im Fachjournal Nature Plants veröffentlicht wurde. „Ein geringer Pestizideinsatz reduzierte nur selten die Produktivität und die Rentabilität auf Ackerbaubetrieben“, schreiben die Wissenschaftler. Für die Studie analysierten sie Daten von 946 kommerziellen Betrieben mit unterschiedlichen Produktionsbedingungen in ganz Frankreich, die nicht nach Ökostandards wirtschafteten. Die Intensität des Einsatzes von Pestiziden variierte von Betrieb zu Betrieb. Die Forscher untersuchten dann die Auswirkungen eines geringeren Einsatzes von Herbiziden, Fungiziden und Insektiziden auf mehrere Feldfrüchte. Das Ergebnis: Auf 77% der Betriebe beeinträchtigte weniger Chemie die Erträge nicht. Die restlichen 23% der Betriebe, bei denen sich der Verzicht auf Ackergifte mit Ernte- und Umsatzeinbußen bemerkbar machte, betrieben größtenteils eine stark industrielle Landwirtschaft mit sehr hohem Pestizideinsatz. Die Wissenschaftler stellten auch fest, dass die Ergebnisse je nach Anbauprodukt unterschiedlich ausfielen. Während bei Getreide die Erträge kaum schwankten, verringerten sich die Erträge und damit auch die Einkünfte hingegen bei Landwirten, die Rote Beete oder Kartoffeln anbauten.

Das Prinzip „Viel hilft viel“ trifft der Studie zufolge nicht zu. „Das Potenzial für eine Verringerung des Pestizideinsatzes war größer auf Betrieben, die momentan viele Pestizide einsetzen, als auf Höfen mit geringem Pestizideinsatz“, so die Autoren. „Die Botschaft unserer Studie lautet, dass es möglich ist, den Pestizideinsatz deutlich herunterzuschrauben. Auch wenn das nicht unbedingt heißt, dass es einfach ist“, erklärt Mitautor Nicolas Munier-Jolain vom französischen Agrarforschungsinstitut INRA, denn dafür ist einiges an Wissen notwendig. „Der Übergang erfordert eine Erhöhung der Komplexität der Betriebe, vor allem durch die Diversifizierung des Anbaus.“ Wenn sie diesen Weg beschreiten würden, könnten rund 59% der französischen Betriebe ihren Pestizideinsatz im Schnitt um 42% reduzieren, ohne dass sie auf Erträge oder Einkünftige verzichten müssten. Am größten wäre das Einsparpotenzial mit 60% bei Insektiziden, gefolgt von 47% bei Fungiziden und 37% bei Herbiziden. Damit den industriell wirtschaftenden Agrarbetrieben eine Landwirtschaft mit weniger Ackergiften gelingt, müssen sie ihre Praktiken ändern, schreiben die Autoren. Statt großflächigen Monokulturen sind kleinere Einheiten mit Fruchtfolgen und einer größeren Sortenvielfalt auf dem Acker nötig. „Eine der größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts ist eine nachhaltige Lebensmittelproduktion für die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung“, fassen die Autoren zusammen. „Die Bewältigung dieser Herausforderung erfordert zwangsläufig eine drastische Reduzierung der negativen Umweltfolgen landwirtschaftlicher Aktivitäten. Die Verringerung des Pestizideinsatzes ist einer der entscheidenden Hebel für die Bewahrung der Umwelt und der menschlichen Gesundheit.“ (ab)

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