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09.01.2017 |

Rettet den Regenwurm: Baumeister fruchtbarer Böden sind bedroht

Wurm
Buddeln im Boden (Foto: CC0)

Regenwürmer verbessern die Bodenfruchtbarkeit und schützen vor Erosion und Überschwemmungen, doch die fleißigen Tunnelbauer werden in deutschen Ackerböden zunehmend seltener. Darauf macht die Naturschutzorganisation WWF Anfang Januar mit ihrem „Regenwurm-Manifest“ aufmerksam und warnt vor den Folgen des Wurmschwunds. „In den meisten heutigen Landbausystemen ist zu wenig der Wurm drin: denn zu viel und zu schwerer Maschineneinsatz, zu wenig Pflanzenrückstände als Regenwurmfutter und zu viele schädigende Stoffe schädigen unsere Bodengestalter“, ist in der Einleitung des Regenwurmreports zu lesen. In Deutschland sind 46 Regenwurmarten beheimatet. Mehr als die Hälfte von ihnen gilt als „sehr selten“ oder sogar „extrem selten“. Zu den raren Exemplaren zählt der in den Alpen wohnhafte türkis-grüne Aporectodea smaragdina oder der „badische Riesenregenwurm“, der es auf stolze 60 Zentimeter bringt und sich bis zu 2,5 Meter tief ins Erdreich gräbt. Während der Regenwurmbesatz in kleinstrukturierten Äckern bei im Schnitt 120 Würmern pro Quadratmeter liegt, können auf wenig gepflügten Ökoäckern mehr als 450 Würmer wuseln. Doch immer mehr Böden leiden an Wurmmangel. In vielen Ackerböden ist die absolute Bestandszahl sehr gering, Monokulturböden mit extrem eintöniger Fruchtfolge und sehr starkem Maschinen- und Chemieeinsatz bringen es gerade einmal auf 30 Tiere pro Quadratmeter. „Wenn die Regenwürmer leiden, leidet der Boden und damit die Grundlage für unsere Landwirtschaft und Ernährung“, warnt WWF- Landwirtschaftsreferentin Dr. Birgit Wilhelm. An Hunger leiden Regenwürmer besonders bei einer auf Mais-Monokulturen hin ausgerichteten Fruchtfolge, so das Manifest. Auch ein Übermaß an Gülle macht den Tieren zu schaffen, da Ammoniak Wunden in Haut ätzt. Zudem ist der Glyphosateinsatz Gift für den Regenwurm, da das Herbizid zu einer stark verminderten Aktivität und Vermehrungsrate von Regenwürmern führt. Zu starke Bodenbearbeitung zerschneidet die Regenwürmer, während schwere Ackergeräte ihre Gänge zerstören und den Boden verdichten. Die Folgen der Regenwurmarmut sind fatal für die Landwirtschaft: verdichtete, schlecht durchlüftete Böden, die zu wenig Wasser aufnehmen. Hinzu können faulende Erntereste oder eine zu langsame Nährstoffrückgewinnung und Humusbildung kommen. „Ohne Regenwürmer ist der Boden lahm. Um trotzdem noch gute Erträge vom Acker zu bekommen, wird mit viel Dünger und Pestiziden von außen nachgeholfen, was wiederum oft den Würmern schadet. Es ist ein Teufelskreis“, betont Wilhelm. Eine geringe Regenwurmdichte mache sich vor allem bei Starkregen bemerkbar. Während Böden mit ausreichend Regenwürmern bis zu 150 Liter Wasser pro Stunde und Quadratmeter aufnehmen, können regenwurmarme Äcker aufgrund fehlender Wurmröhren nur wenig Wasser schlucken. Die Folge sind Überschwemmungen auch nach normalem Starkregen und Gewässer, die durch abgeschwemmten Boden aus Wassereinzugsgebiet braun verfärbt sind. Um den Regenwurmschwund aufzuhalten, fordert der WWF mehr Unterstützung für eine humusaufbauende und bodenschonende Landwirtschaft. Ziel einer reformierten EU-Agrarpolitik ab 2021 müsse der Erhalt und die Förderung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit sein. Die Bodenverdichtung müsse durch strengere Zulassungsvorschriften für Landmaschinen gestoppt werden. Grünland müsse erhalten und der Ökolandbau auf mindestens 20% der Fläche ausgeweitet werden. Eine flächengebundene Tierhaltung zur Begrenzung der Gülleflut und die verpflichtende Einführung von der Bodengesundheit dienlichen Fruchtfolgen seien weitere Maßnahmen. (ab)

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