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30.09.2016 |

Aussortierte Lebensmittel: Deutsche wollen Spendenpflicht für Supermärkte

Supermarkt
Viel davon landet später im Müll (Foto: CC0, Karen 282)

Eine klare Mehrheit der Deutschen will, dass Supermärkte per Gesetz zum Spenden von abgelaufenen Lebensmitteln verpflichtet werden. Zu diesem Ergebnis gelangt eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap, die einer dpa-Meldung zufolge im Auftrag der Organisation abgeordnetenwatch.de Ende September bundesweit durchgeführt wurde. Demnach sprachen sich 87% der Befragten für ein solches Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung aus. Rückhalt für eine Spendenpflicht gibt es in allen politischen Lagern – die Zustimmung reichte von 95% bei Grünen-Wählern bis zu 72% bei FDP-Anhängern. Laut einer Studie des Landwirtschaftsministeriums landen jedes Jahr in Deutschland elf Millionen Tonnen meist noch genießbare Lebensmittel im Müll. Abnehmer für die von Supermärkten, Bäckereien oder in Restaurants entsorgten Lebensmittel gäbe es genügend. Erst am Dienstag beklagte der Vorsitzende des Bundesverbands Deutsche Tafel, Jochen Brühl, dass immer mehr Menschen auf gespendete Lebensmittel angewiesen sind. Fast 1,8 Millionen Menschen in Deutschland suchen regelmäßig Tafeln auf, darunter auch etwa 280 000 Flüchtlinge. Die Zahl der Tafelkunden habe 2015/16 im Vergleich zu 2014 um 18% zugenommen, während der Anstieg bei den Lebensmittelspenden nur 10% betrug. Frankreich hat der Lebensmittelverschwendung durch Supermärkte bereits im Frühjahr 2016 per Gesetz einen Riegel vorgeschoben. Supermärkte dürfen nun keine unverkauften Lebensmittel mehr wegwerfen, sondern müssen diese zum Beispiel an Tafeln oder Hilfsorganisationen spenden. Bei Verstößen drohen saftige Strafen. Italien hatte im August nachgezogen und ein Gesetz verabschiedet, mit dem die jährlich rund fünf Millionen Tonnen verschwendeter Lebensmittel um mindestens eine Million Tonnen reduziert werden sollen. Anders als der französische Vorstoß setzen die Italiener dabei eher auf Anreize wie Steuererleichterungen. Die Bundesregierung sträubt sich jedoch bisher gegen jegliche gesetzliche Vorgaben und setzt auf Freiwilligkeit und Informationskampagnen. Doch viele Bürger wünschen sich offenbar ein gesetzliches Verbot der Lebensmittelverschwendung. Eine Online-Petition, die ein Gesetz auf EU-Ebene fordert, das Supermärkte zur Abgabe von überschüssigen Lebensmitteln an Wohltätigkeitsorganisationen verpflichtet, hat bereits mehr als 800.000 Unterzeichner gefunden. (ab)

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