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27.04.2016 |

Mehrheit der Deutschen befürwortet mehr Natur- und Tierschutz in der Landwirtschaft

Storch
Wohin steuert die deutsche Landwirtschaft? (Foto: Andreas Wienemann/Flickr.com)

Eine klare Mehrheit der Deutschen möchte eine Landwirtschaft, die mit Naturschutz und Tierwohl vereinbar ist, und zeigt Gentechnik auf dem Acker die Rote Karte. Das geht aus der 4. Naturbewusstseinsstudie hervor, die am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde. Für diese wurden im letzten Jahr mehr als 2000 Erwachsene aus allen Teilen der Republik zu den Themen Agrarlandschaften und Stadtnatur befragt. Demnach befürworten 83% strengere Regeln und Gesetze zum Schutz der Natur in der Landwirtschaft. 92% der Befragten wünschen sich, dass Landwirte die Auswirkungen ihrer Bewirtschaftungsmethoden auf die Natur beachten. Besonders kritisch sehen die Deutschen die chemische Schädlings- und Unkrautbekämpfung: 91% halten sie für sehr schädlich oder „etwas schädlich“. Zudem sind 74% der Befragten skeptisch was die Verwendung von Kunstdünger betrifft. Rund 93% fordern die Beachtung des Tierwohls bei der Lebensmittelproduktion. „Die Bürgerinnen und Bürger senden uns starke Signale im Bereich der Agrarpolitik. Die Deutschen wünschen sich eine Landwirtschaft, die naturverträglich ist und das Wohl der Tiere respektiert“, erklärte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. „Es gibt eine große gesellschaftliche Mehrheit für eine Agrarwende. Das bestärkt mich in meiner Forderung, das System der Agrarsubventionen vom Kopf auf die Füße zu stellen. Zahlungen an Landwirte soll es zukünftig nur bei einem gesellschaftlichen Mehrwert geben und nur bei konkreten Leistungen für die Natur. Was die Bevölkerung zu Recht nicht akzeptiert, sind gentechnisch veränderte Pflanzen.“ Dem Anbau von Gentechnik-Pflanzen erteilten 76% eine Absage. Auch gentechnisch veränderte Futtermittel lehnen 79% ab. 62% der Deutschen glauben zudem nicht daran, dass Gentechnik in der Landwirtschaft notwendig für die Bekämpfung des Welthungers sei. „Der Ausbau des Konsums regionaler Produkte sowie der Biolandwirtschaft wird dagegen stark befürwortet. Diese Zahlen sprechen für eine deutliche Haltung der Gesellschaft und bilden eine gute Grundlage für Verbote jeglichen Einsatzes von Gentechnik in der Lebensmittelproduktion“, schreibt Hendricks im Vorwort der Studie. Die Umfrage ging auch explizit auf den altbekannten Zwiespalt zwischen Verbraucherwünschen in puncto Naturschutz und Tierwohl und ihrem Verhalten im Supermarkt ein, wenn es an den eigenen Geldbeutel geht. 83% der Befragten befürworten strengere Regeln und Gesetze zum Schutz der Natur (45% davon „voll und ganz“) und 74% sprachen sich für eine finanzielle Förderung einer naturverträglicheren Landwirtschaft durch den Staat aus – auch unter dem Hinweis, dass Subventionierungen durch Steuergelder bezahlt werden und strengere Gesetze zu einer Erhöhung der Lebensmittelpreise führen könnten. Die Studie schlägt unter anderem auch vor, die Überproduktion und Exportorientierung der Fleischindustrie kritisch zu beleuchten. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hingegen sieht angesichts der Forderung nach einer naturverträglicheren Landwirtschaft bereits die Ernährungssicherung einer wachsenden Weltbevölkerung in Gefahr: „Wer glaubt, der Kampf gegen den Hunger auf der Welt ließe sich ganz ohne konventionelle Landwirtschaft gewinnen, verzerrt die Realität.“ (ab)

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