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05.10.2015 | permalink
EU-Biodiversitätsziele: Magere Halbzeitbilanz, Feldvögel und Bestäuber in Gefahr
Der Verlust an biologischer Vielfalt schreitet in Europa weiter voran und bedroht wichtige Ökosystemdienstleistungen. Das zeigt die von der EU-Kommission am 2. Oktober veröffentlichte Halbzeitbewertung der Biodiversitätsstrategie, mit der die EU-Staaten bis 2020 den Schwund bremsen wollen. „Die Fähigkeit der Natur, Luft und Wasser zu reinigen, Kulturpflanzen zu bestäuben und die Auswirkungen von Katastrophen wie Hochwasser in Grenzen zu halten, ist gefährdet, was Gesellschaft und Wirtschaft unvorhergesehene hohe Kosten verursachen kann“, teilte die Kommission mit. Bei den meisten der sechs großen Themenbereiche der Strategie besteht Nachholbedarf, lediglich bei der Bekämpfung invasiver gebietsfremder Arten befindet sich die EU auf Kurs. Bei der Artenvielfalt und den Lebensräumen hingegen fällt die Bilanz gemischt aus. Als sich die EU-Staaten 2010 die bis 2020 zu erreichenden Ziele setzten, war über ein Viertel aller europäischen Tierarten vom Aussterben bedroht, während sich 65% der wichtigen Habitate in einem unvorteilhaften Erhaltungszustand befanden. Daran hat sich nur geringfügig etwas geändert: Die Bestände einiger häufiger Vogelarten haben sich stabilisiert, aber in der Agrarlandschaft oder in Süßwasserökosystemen lebende Vögel verschwinden zunehmend – 70% der Arten in der EU droht der Verlust ihrer Lebensräume. Zudem nimmt die Bestäubungsleistung stark ab, da die Wildbienen vielfältigen Bedrohungen ausgesetzt sind. Auch um Schmetterlinge auf Europas Wiesen ist es schlecht bestellt. „Die Hauptgefahren für die Biodiversität – der Verlust an Lebensräumen (insbesondere durch Verstädterung, landwirtschaftliche Intensivierung, Landaufgabe und eine starke Waldbewirtschaftung), Umweltverschmutzung, Überfischung, invasive gebietsfremde Arten und Klimawandel – üben weiter Druck aus, bewirken den Verlust von Arten und Lebensräumen und verschlechtern den Zustand der Ökosysteme und deren Widerstandsfähigkeit“, schreiben die Autoren. Der Fußabdruck der EU-Staaten liege immer noch um das Doppelte über seiner Biokapazität und belaste damit die Biodiversität in anderen Teilen der Welt. Beim dritten Themenbereich, der Erhöhung des Beitrags der Land- und Forstwirtschaft zu Erhalt und Verbesserung der Biodiversität, sind dem Bericht zufolge kaum Fortschritte messbar. Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU für den Zeitraum bis 2020 biete eine Reihe an Instrumenten, die der Biodiversität zuträglich sein könnten. Doch um die Ziele zu erreichen, müssten die Mitgliedsstaaten diese Chancen besser nutzen und im großen Stil umsetzen, so der Bericht. Beispiele auf lokaler Ebene zeigten jedoch den Erfolg nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken, die bei einer breiteren Umsetzung die EU wieder auf den richtigen Weg zur Erreichung der Biodiversitätsziele bringen könnten. (ab)