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25.09.2015 |

Verabschiedung UN-Nachhaltigkeitsziele: Hohe Erwartungen und Skepsis

Erde
Die Erde retten mit 17 Zielen (Foto: Royce Bair/flickr.com)

Am Freitag verabschiedet die UN-Vollversammlung feierlich die 17 Nachhaltigkeitsziele, mit denen die Weltgemeinschaft bis 2030 so ziemlich alle globalen Probleme beseitigen soll, allen voran Armut und Hunger. Die Sustainable Development Goals (SDGs), die 169 Unterziele enthalten, sind Teil eines 35-Seiten starken Dokuments mit dem ambitionierten Titel ‚Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung‘. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verkündete im Vorfeld des Gipfels: „Es ist ein Fahrplan, um Armut weltweit zu beseitigen, jedem Menschen ein würdevolles Leben zu ermöglichen und niemanden zurück zu lassen.“ Doch dass dies wie geplant gelingen wird, bezweifeln deutsche Nichtregierungsorganisationen. Ziel 2 mit seinen acht Unterzielen widmet sich der Beseitigung des Hungers und der Förderung von Ernährungssicherheit und einer nachhaltigen Landwirtschaft. Die Menschenrechtsorganisation FIAN etwa ist skeptisch mit Blick auf die Misserfolge der Ende des Jahres auslaufenden Millennium-Entwicklungsziele (MDGs) in puncto Hungerbekämpfung. „Ambitionierte Ziele sind gut, aber man muss angesichts der vergangenen Erfahrungen schon die Glaubwürdigkeit solcher Versprechen hinterfragen“, gibt FIAN- Agrarreferent Roman Herre zu bedenken. Die Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass heute immer noch 795 Millionen Menschen an chronischem Hunger leiden. Das erste MDG sah vor, bis 2015 in Entwicklungsländern den Anteil der Unterernährten an der Bevölkerung gegenüber 1990 zu halbieren. Dieser sank zwar von 23,3% auf 12,9%, nicht zuletzt begünstigt durch den Anstieg der Weltbevölkerung und einen starken Rückgang in China. Zudem änderte die FAO ihre Methode zur Berechnung und schätzte die Ausgangsbasis mit einer Milliarde Hungernder deutlich düsterer ein als zuvor mit 850 Millionen. Das SDG 2 will nun bis 2030 allen Menschen das ganze Jahr über Zugang zu angemessener Nahrung verschaffen, alle Formen der Mangelernährung beseitigen und Produktivität und Einkommen kleiner Nahrungsmittelproduzenten verdoppeln. FIAN kritisiert, das neue Ziel setzte zu einseitig auf Produktionssteigerung in der Landwirtschaft. Wie viele Nahrungsmittel in einer Region erzeugt werden, spiele jedoch bei der Hungerbekämpfung nur eine untergeordnete Rolle. „Hunger ist und bleibt eine Frage der Verteilungsgerechtigkeit“, so Herre. „Leider wird genau diese Frage bei der neuen Zielsetzung ausgeklammert.“ Das sieht die Entwicklungsorganisation Oxfam ähnlich: In einer neuen Studie zeigt sie auf, dass ohne Strategien zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit im Jahr 2030 noch über 200 Millionen Menschen in extremer Armut leben werden und damit das SDG 1 nicht umsetzbar sei. Selbst bei optimistischen Wachstumsprognosen komme bei derzeitiger Verteilung der Mittel nicht genug bei den Ärmsten an, hat Oxfam anhand von Weltbank-Daten berechnet. „Wir können extreme Armut beenden, aber dafür müssen wir die Verteilungslücke zwischen den Reichen und dem Rest schließen. Die Gewinne aus wirtschaftlichem Wachstum sickern nicht von selbst zu denen durch, die sie am dringendsten brauchen“, sagte Oxfams SDG-Experte Tobias Hauschild. (ab)

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