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20.05.2015 |

Studie prangert Machtkonzentration in landwirtschaftlichen Produktionsketten an

Kakao
Kakaobauer einer Kooperative (Foto: SOCODEVI/flickr.com)

Die extreme Machtkonzentration in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten wirkt sich negativ auf Kleinbauern und Landarbeiter am Anfang der Lieferkette aus. Darauf machen die Akteure des Fairen Handels in Deutschland mit einer neuen Studie aufmerksam und fordern von der Bundesregierung anlässlich des G7-Gipfels im Juni die Durchsetzung sozialer Mindeststandards in globalen Lieferketten. Nur eine Handvoll Unternehmen kontrollieren weltweit die Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln. Gemäß der Studie dominieren lediglich drei Konzerne die Hälfte der globalen Kakao-Verarbeitung und fünf weitere den Schokoladenmarkt. Sie alle stammen aus G7-Ländern oder der Schweiz. „Die extreme Machtkonzentration verhindert Wettbewerb und damit faire Preise und Bedingungen. Darunter leiden insbesondere Kleinbauernkooperativen, deren Existenzgrundlage von ihren Exporten abhängt“, warnt Dieter Overath von TransFair e.V., eine der Herausgeberorganisationen. Da die Großabnehmer die Handelsbedingungen diktieren können, geben sie den Preis- und Kostendruck entlang der Lieferkette weiter und üben so massiven Druck auf Lieferanten und Produzenten aus, sowohl in Europa als auch im globalen Süden. Dies führe zu unsicheren Lebensgrundlagen, Kinderarbeit, prekären Arbeitsverhältnissen und Umweltzerstörung. Während die Öffentlichkeit nach dem Unglück in der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch für elende Arbeitsbedingungen im Textilsektor sensibilisiert sei, blieben unlautere Handelspraktiken in der landwirtschaftlichen Produktionskette oft unbeachtet. MISEREOR-Geschäftsführer Thomas Antkowiak betont jedoch, dass Menschenrechtsverletzungen und unhaltbare Lebens- und Arbeitsbedingungen „genauso auf Zuckerrohrfeldern auf den Philippinen und bei Kakaobauern in Nigeria, Kamerun und der Elfenbeinküste bittere Realität“ seien. Die Studie zeigt etwa, dass der Anteil der Kakaobauern am endgültigen Produktwert massiv gesunken ist, während die Konzerne in den nachgelagerten Stufen durch Produktentwicklung und Marketing den Löwenanteil einstreichen. In vielen Ländern Westafrikas liege das Einkommen von Kakaobauern unter der Armutsgrenze, viele Betriebe in der Elfenbeinküste können nur noch über ausbeuterische Formen von Kinderarbeit fortbestehen. Die Herausgeber, zu denen neben Transfair und MISEREOR das Forum Fairer Handel, GEPA und der Weltladen-Dachverband gehören, sehen daher die Bundesregierung in der Pflicht, sich für die Eindämmung von Marktmacht einzusetzen. Das europäische Wettbewerbsrecht sei dazu nicht in der Lage, da es vielfach gegen Kleinproduzenten arbeite, indem es sich auf Endpreise für den Verbraucher fokussiere, und müsse reformiert werden. „Wenn soziale Mindeststandards kein Lippenbekenntnis bleiben sollen, müssen die G7 Transparenz in Lieferketten sicherstellen und sich für existenzsichernde Einkommen und Löhne einsetzen“, so Overath. Langfristige Verträge, kostendeckende Preise und transparente Handelsbedingungen sollten auch über den Fairen Handel hinaus Verbreitung finden. (ab)

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