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30.04.2015 |

Kolumbiens Gesundheitsministerium fordert Verzicht auf Glyphosat

Spraying
Glyphosat wird in Kolumbien aus der Luft versprüht (Foto: Roger Smith/flickr.com)

Das kolumbianische Gesundheitsministerium fordert ein sofortiges Ende des Einsatzes von Glyphosat aus der Luft zur Eindämmung des Koka-Anbaus. Damit reagierte die Behörde auf die Einstufung des Herbizids als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ durch die Weltgesundheitsorganisation WHO im März. Am Montag betonte das Ministerium in einer Mitteilung, es sei durch ein Urteil des Verfassungsgerichts gehalten, zum Schutz der Bevölkerung das Vorsorgeprinzip zu beachten. Die Entscheidung der WHO sei „eine unausweichliche Warnung vor möglichen Gesundheitsgefahren“, betonte der zuständige Minister Alejandro Gaviria. Der Einsatz von Glyphosat auf den illegalen Kokaplantagen ist seit Jahren Teil der Strategie der US-Regierung und Kolumbiens im Kampf gegen die Drogen. Das kolumbianische Militär oder US-amerikanische Auftragnehmer sprühen das Gift auf die Kokapflanzen und zerstören so deren Blätter, die zur Herstellung von Kokain genutzt werden können. Die britische Zeitung The Guardian berichtet, dass in den letzten beiden Jahrzehnten 1,6 Millionen Hektar Land besprüht wurden. Der Pestizidregen aus der Luft trifft jedoch nicht nur die Kokasträucher, sondern zerstört auch die Nahrungspflanzen vieler Kleinbauern in der Gegend und damit deren Lebensgrundlage. Auch mit der Regierung Ecuadors liegt Kolumbien im Clinch: Das Nachbarland verklagte Kolumbien 2008 vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, da durch die Sprühaktionen in Grenznähe auch in Ecuador Ackerpflanzen, Böden, Gewässer und die Gesundheit der Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen wurden. 2013 stimmte Kolumbien einer Zahlung in Höhe von 15 Millionen US-Dollar zu und versprach, einen 10-Kilometer-Abstand zur Grenze einzuhalten. Auf die Empfehlung des Gesundheitsministeriums muss nun Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos reagieren. Die Regierung hat bereits für Mitte Mai ein Treffen des Nationalen Drogenrates einberufen. Generalstaatsanwalt Eduardo Montealegre, der neben einigen Ministern und anderen Entscheidungsträgern dem Rat angehört, unterstützt die Forderung des Gesundheitsministeriums: „Eines ist klar: Eine Abteilung der WHO hat festgestellt, dass der Einsatz von Glyphosat das Risiko birgt, bei der Bevölkerung Krebs hervorzurufen. Wenn man das Leben der Bürger gegen die Bekämpfung des organisierten Verbrechens abwägen muss, glaube ich, dass wir dem Leben der Menschen Vorrang einräumen müssen“, sagte Montealegre. (ab)

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