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03.08.2016 |

Entwaldung und Biodiversitätsverlust: Studie stellt Palmöl an den Pranger

Wald
Einst Wald, heute eine Palmölplantage (Foto: CC0)

Die wachsende globale Nachfrage nach Palmöl gefährdet tropische Regenwälder und Tier- und Pflanzenarten auf vier Kontinenten, warnen Wissenschaftler der Duke University in einer am 27. Juli im Fachjournal PLOS ONE erschienenen Studie. Die Ausdehnung der Palmölproduktion von Südostasien auf Gebiete in Südamerika und Afrika habe in 43 Ländern zur Umwandlung großer Flächen tropischen Regenwaldes in Palmölplantagen geführt. „Fast alle Ölpalmen werden an Orten angebaut, die einst tropischer Regenwald waren. Die Abholzung dieser Wälder bedroht die Artenvielfalt und erhöht den Ausstoß von Treibhausgasemissionen“, betont Varsha Vijay, eine Doktorandin an der Duke’s Nicholas School of the Environment, die die Studie leitete. Dass jedes Jahr Millionen Hektar Wald brennen, um Platz für den Anbau von Ölpalmen zu machen, ist keine neue Erkenntnis, doch Vijay und ihr Team haben die durch den Palmölboom angeheizte Abholzung systematisch für vier Weltregionen untersucht, indem sie hoch aufgelöste Satellitenbilder von Google Earth und Landsat der letzten 25 Jahre auswerteten. Die Bilder für Südostasien, Afrika, Südamerika und Mittelamerika verglichen die Forscher dann mit Daten der Weltlandwirtschaftsorganisation FAO zu Entwicklungen bei der mit Ölpalmen bepflanzten Fläche in einzelnen Ländern. Das Ergebnis: Die höchste Entwaldungsrate gab es in Südostasien und Südamerika zu verzeichnen, insbesondere in Indonesien, Ecuador und Peru. In diesen Ländern wächst mehr als die Hälfte aller Ölpalmen auf Flächen, die seit 1989 entwaldet wurden. In Südostasien standen damals auf 45% der heute von Palmölplantagen belegten Fläche noch Wälder, in Südamerika waren es 31%. In Mittelamerika und Afrika ist der Raubbau für Palmöl noch nicht ganz so stark fortgeschritten – dort mussten seit 1989 nur je 2% bzw. 7% der Waldfläche den Ölpalmen weichen. Die Wissenschaftler warnen jedoch, dass in den Wäldern aller vier von der Palmölproduktion betroffenen Regionen zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten leben. „Während es im Amazonas und in Indonesien viele weltweit vom Aussterben bedrohte Säugetiere und Vögel gibt, sind in anderen Gebieten wie dem Kongobecken und den Küstenwäldern Kolumbiens Arten mit geringer geographischer Reichweite beheimatet, die durch den Verlust ihres Lebensraums besonders verletzlich sind“, erklärt Mitautor Stuart Pimm. Da die Auswirkungen des ausufernden Ölpalmenanbaus auf die Biodiversität von Land zu Land und Region zu Region unterschiedlich sind, müssen Naturschutzstrategien vor Ort jeweils speziell auf die besonderen Risiken für die jeweilige Region zugeschnitten sein, um gefährdeten Arten zu schützen, betonen die Autoren. (ab)

01.08.2016 |

Land-Fußabdruck: EU konsumiert auf Kosten anderer

Land
Sojaproduktion: die EU lagert die Folgen aus (Foto: CC0)

Die EU nutzt weitaus mehr Agrarfläche als ihr zusteht und lagert so Umweltfolgen und soziale Konflikte in andere Weltregionen aus. Darauf macht ein am 27. Juli erschienener Bericht von Friends of the Earth Europe aufmerksam. Demnach benötigt die EU fast 270 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, um ihre Lebensmittelproduktion und nicht nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken aufrechtzuerhalten. Gut 40% des Landes liegt außerhalb der EU – etwa eine Fläche so groß wie Italien und Frankreich zusammen. Dem Bericht zufolge entfallen 151 Millionen Hektar oder 56% der Fläche auf Ackerland. Jeder EU-Bürger verbraucht 3100 Quadratmeter Ackerland – 1,5 Mal mehr als weltweit im Durchschnitt für jeden Menschen zur Verfügung steht. Denn teilt man die globale Ackerfläche von 1,4 Milliarden Hektar durch die Weltbevölkerung von 7 Milliarden, gibt es für jeden Menschen nur 2000 m². Damit heizt die EU die ungleiche Verteilung von Land an und überschreitet die planetaren Grenzen, so der Bericht. „Der Überkonsum frisst immer mehr Land auf – oft mit fatalen Folgen. Es ist ungerecht, unverantwortlich und nicht nachhaltig, dass wir weiterhin mehr als unseren gerechten Anteil an der globalen Landfläche verbrauchen und mehr als ein Drittel der mit dem Landverbrauch verbundenen Auswirkungen auf Ökosysteme und Gemeinschaften außerhalb der EU verlagern,“ kritisiert Meadhbh Bolger von Friends of the Earth Europe. Der Landfußabdruck der EU verursacht Umweltkosten, da für die Landwirtschaft bisher unberührte Natur in Ackerfläche umgewandelt wird. Das gefährdet Ökosysteme, treibt die Umwandlung von Wäldern in Plantagen voran, verringert die Kohlenstoffspeicherkapazität von Wäldern und verursacht Landdegradation und Biodiversitätsverlust, warnt der Bericht. Zudem führt der EU-Flächenbedarf zu Landgrabbing und Vertreibungen und beraubt so lokale Gemeinschaften weltweit ihres Zugangs zu Land und Ressourcen. Der Großteil des Landbedarfs der EU entsteht durch den Konsum tierischer Produkte: Auf Fleisch und Milchprodukte entfallen 70% der Fläche oder 196 Millionen Hektar Land, ein Drittel davon auf den Fleischkonsum. Die zweitgrößte Produktgruppe sind Pflanzenöle, gefolgt von Weizen, Früchten, Gemüse und Gewürzen, Alkohol, Kaffee, Tee und Kakao. Stanka Becheva von Friends of the Earth Europe fordert eine radikale Umgestaltung der Art und Weise, wie wir Land nutzen, um den unfairen Fußabdruck zu reduzieren. „Die industrielle Landwirtschaft und globale Lebensmittelketten verschlingen Land rund um den Globus, schaden der Umwelt und ländlichen Gemeinden. Wir brauchen zügig einen fairen Übergang zu einer nachhaltigeren Art der Landwirtschaft, die für alle Menschen und den Planeten funktioniert.” Die Autoren des Berichts empfehlen die Entwicklung von Politiken und Anreizen, die auf eine Verringerung des Konsums landintensiver Lebensmittel oder von Produkten mit negativen Folgen für die Umwelt abzielen, insbesondere tierischer Produkte. (ab)

27.07.2016 |

Gutachten: Ökologisch bewirtschaftete Böden speichern mehr Wasser

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Hier klappts nicht mit der Versickerung (Foto: CC0)

Ökologisch bewirtschaftete Böden speichern deutlich mehr Wasser als Flächen konventioneller Betriebe und können daher Überschwemmungen besser vorbeugen. Zu diesem Ergebnis kommt die Kommission Bodenschutz beim Umweltbundesamt (KBU) in ihrem Positionspapier „Böden als Wasserspeicher“. Wasserspeicherung und Versickerung sind wichtige Ökosystemleistungen von Böden, betont das Gutachten: Funktionierende Böden können Regenwasser rasch aufnehmen, große Mengen davon speichern und später den Pflanzen zur Verfügung stellen sowie die Grundwasserneubildung sicherstellen. Doch Eingriffe des Menschen können diese wertvollen Bodenfunktionen stark beeinträchtigen. Gerade in Städten findet Regenwasser oft nur schwer einen Weg in den Boden, da die hohe Flächeninanspruchnahme durch Siedlung und Verkehr die Versickerung und Wasserspeicherfähigkeit reduziert. Doch auch die Art der landwirtschaftlichen Bodenbewirtschaftung beeinflusst die Wasserrückhaltekapazität von Böden. Eine schleichende negative Veränderung des Bodengefüges entsteht etwa durch die Verschlämmung und Verdichtung des Bodens, bedingt durch den Einsatz immer größerer und schwererer Maschinen, so die Bodenexperten. Auch wenn Wälder und Dauergrünland mehr Wasser speichern können als Ackerflächen, machen landwirtschaftliche Böden etwa die Hälfte der für Versickerung und Wasserspeicherung zur Verfügung stehenden Landfläche aus, schreibt die Kommission Bodenschutz unter Berufung auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. In Betrieben des ökologischen Landbaus sei die Versickerungsrate mehr als doppelt so hoch als in konventionellen Betrieben. „Hauptursache hierfür ist eindeutig die signifikant höhere biologische Aktivität ökologisch bewirtschafteter Böden und nicht allein deren Gehalt an organischer Bodensubstanz“, lautet das Fazit der Gutachter. Eine wichtige Rolle spiele „das von Wurzeln und Regenwürmern gebildete krümelige Bodengefüge und stabile Makroporen, die Niederschlagswasser rasch in die Tiefe ableiten und damit im Unterboden eine größere Wasserspeicherkapazität erschließen können.“ Zwar tummeln sich Regenwürmer auch auf konventionell bewirtschafteten Flächen, doch Vergleichsuntersuchungen in Abhängigkeit vom Produktionssystem belegten, dass die Anzahl der Regenwürmer in ökologisch bewirtschafteten Böden deutlich höher ist. Die Kommission Bodenschutz empfiehlt den Ökolandbau aufgrund der erhöhten Infiltrationsleistung gezielt und mit ausreichenden Anreizen zu fördern. Ein Vorschlag sind Kompensationsmaßnahmen für Flächenverbrauch: „Zum Ausgleich könnte für jede durch Versiegelung verloren gegangene Fläche im Einzugsgebiet die Umstellung der doppelten Fläche auf Ökologischen Landbau angestrebt werden“, empfehlen die Gutachter. Der Verband ökologischer Erzeuger Bioland begrüßte die Idee: „Neben der notwendigen Minderung der Flächenversiegelung von Agrarflächen wäre mehr Biofläche eine geeignete Kompensationsmaßnahme für Flächenverbrauch und Bodenversiegelung. Darüber hinaus leistet der Biolandbau auch viel für mehr Biodiversität in der Agrarlandschaft“, betonte Bioland-Präsident Jan Plagge. (ab)

25.07.2016 |

EU-Kommission lässt Gentechnik-Soja von Monsanto und Bayer zu

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Mehr Gentechnik-Soja für EU-Futtertröge (Foto: CC0)

Die EU-Kommission hat den Weg für noch mehr Gentechnik-Soja in Europas Futtertrögen freigemacht und drei neue Sojasorten der Konzerne Monsanto und Bayer für die Einfuhr in die Europäische Union zugelassen. Wie die Kommission am Freitag mitteilte, erhielten die Sojabohnen MON 87708 x MON 89788, MON 87705 x MON 89788 und FG 72 die Genehmigung für die Verwendung in Lebens- und Futtermitteln. Die Genehmigung erstreckt sich nicht auf den Anbau. Da sich die Mitgliedstaaten in den zuständigen Fachausschüssen zuvor wieder einmal nicht auf eine gemeinsame Position einigen konnten, gab die EU-Kommission nun grünes Licht für die Einfuhr der Gentechnik-Sorten. Die Sojabohnen können mit Glyphosat in Kombination mit Herbiziden wie Dicamba oder Isoxaflutol gespritzt werden. Monsanto bezeichnete die Einfuhrgenehmigung als einen Meilenstein. Im Februar hatte bereits der wichtigste Sojaimporteur China die drei Sorten durchgewunken. Die Organisation Testbiotech reagiert hingegen weniger erfreut auf die Nachricht und betonte, dass Bedenken zu den gesundheitlichen Risiken der mit den Sojasorten verwendeten Herbizide nicht ausgeräumt seien. Laut eines kürzlich veröffentlichten Testbiotech-Gutachten bestehe ein erhöhtes Risiko, dass Rückstände – vor allem aus der kombinierten Anwendung dieser Spritzmittel – erbgutverändernd seien und Vergiftungen der Leber sowie Tumore auslösen könnten. Es gebe derzeit weder verlässliche Grenzwerte für die Rückstände, die von diesen Herbiziden stammen, noch wurde ihre Kombinationswirkung von der EFSA untersucht, kritisiert die Organisation. Zudem erhebt Testbiotech den Vorwurf, dass die Zulassung unter massivem Druck der Konzerne erfolgte. „Diese Zulassung wirkt wie eine Generalprobe für TTIP und CETA. In Brüssel regiert die Gentechnik-Industrie offensichtlich schon jetzt mit“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Die EU-Kommission riskiert ihre Glaubwürdigkeit für die Interessen von Monsanto und Bayer. Angeblich wurde die Zulassung der Soja bereits vor Wochen im Rahmen der Freihandelsgespräche zugesagt.“ Derzeit sind 64 genetisch veränderte Lebens- bzw. Futtermittel in der EU zugelassen während nur die Maissorte MON810 für den Anbau genehmigt ist. (ab)

20.07.2016 |

Keine Idealmaße: Hälfte der Lebensmittel in den USA wird für die Tonne produziert

Möhre
Möhren fürn Müll (Foto: CC0)

In den USA gelangt fast die Hälfte aller Agrarerzeugnisse nicht vom Acker auf die Teller der Verbraucher, da sie Schönheitsidealen nicht genügen. Das ergab eine Reportage der britischen Tageszeitung The Guardian. Aufgrund der Nachfrage des Handels und der Verbraucher nach perfektem Obst und Gemüse bleiben riesige Mengen für den Verzehr perfekt geeignete, nährstoffreiche Lebensmittel auf den Felder zurück und verrotten, werden an Tiere verfüttert oder direkt auf Mülldeponien verfrachtet. Die zahlreichen Interviews des Guardian mit Landwirten, Verpackern, LKW-Fahrern, Regierungsbeamten, NGO-Mitarbeitern und Wissenschaftlern legen nahe, dass das Ausmaß der Verschwendung weitaus größer ist als offizielle Zahlen bisher belegen. Eine Regierungsstudie war zu dem Ergebnis gelangt, dass rund 60 Millionen Tonnen landwirtschaftliche Erzeugnisse im Wert von 160 Milliarden US-Dollar jedes Jahr vom Einzelhandel und den Verbrauchern in die Tonne befördert werden – etwa ein Drittel aller Lebensmittel. Doch diese Verluste am Ende der Lieferkette stellen nur die Spitze des Eisbergs dar, denn vor allem die verschmähten Lebensmittel am Anfang der Kette machen einen nicht zu unterschätzenden Anteil aus. Der Guardian schreibt, dass „Gemüse mit Makel regelmäßig auf den Feldern liegen bleibt, um Kosten und Arbeitskraft bei der Ernte einzusparen. Oder man lässt es in einem Lager verrotten, da es geringfügige Schönheitsfehler aufweist, die nicht im Geringsten die Frische oder Qualität beeinflussen.“ Werden diese Abfälle zur Lebensmittelverschwendung in Handel, Gastronomie und auf Verbraucherebene hinzugerechnet, so endet nach Schätzungen der Autoren in den USA fast die Hälfte aller Agrarerzeugnisse im Müll. „Es geht hier um makellose Produkte“, sagte Jay Johnson, der frisches Obst und Gemüse aus North Carolina und Florida verschifft. „In unserem Geschäft muss es heutzutage entweder perfekt sein oder es wird nicht angenommen. Wenn sie es nicht für makellos halten, wird es abgelehnt. Und dann bleibst du auf der Ware sitzen.“ Wayde Kirschenman, dessen Familie in der Nähe von Bakersfield in Kalifornien Kartoffeln und Gemüse anbaut, schätzt, dass „zeitweise 25% der Feldfrüchte einfach weggeworfen oder den Tieren verfüttert werden. Manchmal ist es noch schlimmer.“ Der Anbau dieser enormen Mengen verschwendeter Lebensmittel belastet die Umwelt unnötig und verbraucht Ressourcen. Zudem kommt die Verschwendung auch die Verbraucher teuer zu stehen: Eine vierköpfige Familie in den USA wirft zum Beispiel jedes Jahr Lebensmittel im Wert von 1600 Dollar in den Müll. Für die Bauern birgt der Schönheitswahn bei Obst und Gemüse ein finanzielles Risiko, da sie der Macht der Handelsketten, die ihre Erzeugnisse aufgrund kleiner Makel häufig zurücksenden, wenig entgegensetzen können. Die interviewten Landwirte und Transporteure sagten dem Guardian, dass ihre Lebensmittel mehrfach mit fadenscheinigen Argumenten zurückgewiesen wurden. Doch den Streitbeilegungsmechanismus des Landwirtschaftsministeriums rufen sie dennoch nicht an, da sie den Boykott durch die großen Supermärkte fürchten. „Die würden nie mehr etwas von dir abnehmen. Wer setzt schon Umsätze in Höhe von 5 Millionen Dollar auf Spiel für eine Ladung im Wert von 8000 Dollar?“, beschreibt der Besitzer eines mittelständischen Fuhrunternehmens an der Ostküste das Dilemma. (ab)

14.07.2016 |

TTIP: Schlechter Deal für Landwirtschaft und Verbraucher in Europa

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TTIP: Kleine Höfe werden verlieren (Foto: CC0/Flickr)

Die Landwirtschaft und die Verbraucher in Europa würden beim Abschluss des transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP zu den Verlierern gehören. Davor warnt ein neuer Bericht des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der am Dienstag veröffentlicht wurde. Große Nachteile seien von dem Handelsabkommen zwischen den USA und der Europäischen Union besonders für die Landwirte in Europa zu erwarten. Mit TTIP werde der ohnehin hohe Preisdruck auf Agrarerzeugnisse zunehmen und das Höfesterben könnte sich weiter beschleunigen, warnen die Umweltschützer. „Unter Druck geraten insbesondere die Schweine- und Rindfleischproduktion sowie die Milchwirtschaft. Profitieren werden, wenn überhaupt, nur einige wenige Großbetriebe. Die großen Verlierer sind bäuerliche Agrarbetriebe und die Verbraucher auf beiden Seiten des Atlantiks“, betonte Mute Schimpf, Agrarexpertin von Friends oft the Earth und Autorin des Papiers. Der BUND hatte vier Studien ausgewertet, die vom US-Agrarministerium (USDA), dem Europäischen Parlament, dem britischen Netzwerk von Wirtschaftswissenschaftlern CEPR und dem französischen CEPII-Institut stammen. Das USDA zum Beispiel hatte für fast jede Lebensmittelgruppe sinkende Erzeugerpreise für die EU-Bauern und -bäuerinnen prognostiziert. Der BUND befürchtet zudem die Aufweichung schwer erkämpfter Tierschutzstandards und ein Anheben der Schwellenwerte für gentechnische Verunreinigungen von Saatgut sowie Lebens- und Futtermitteln. Das in der EU geltende Vorsorgeprinzip laufe Gefahr, durch TTIP ausgehebelt zu werden: Die EU-Zulassungsverfahren für Produkte, die ein potentielles Gesundheits- oder Umweltrisiko bergen, könnte durch den US-amerikanischen Ansatz ersetzt werden. Bei letzterem darf ein Stoff erst reglementiert werden, wenn ein eindeutiger Beweis für seine Gefährlichkeit vorliegt. „Bevor diese Beweise da sind, kann solche Ware jahrelang auf dem Markt gewesen sein, mit all den möglichen Risiken und Nebenwirkungen“, so Schimpf. Statt eine Agrarwende in Europa einzuleiten und die bäuerliche Landwirtschaft zu stärken, werde mit TTIP eine industrielle Agrarwirtschaft unterstützt, die zulasten der Gesundheit von Mensch und Umwelt geht und auf der Ausbeutung von Tieren und Menschen beruht, warnt die Studie. Laut BUND-Vorsitzendem Hubert Weiger hätten jedoch die Proteste der letzten Monaten gezeigt, dass die europäischen Verbraucher dies nicht wollen: „Viele Menschen sind gegen eine chemiebasierte Agrarindustrie, sie wünschen sich eine andere Landwirtschaft und wollen umweltfreundlich arbeitende Agrarbetriebe, die gesunde und regional erzeugte Lebensmittel produzieren. Die Politik muss diesen Paradigmenwechsel endlich anerkennen und fördern anstatt dubiosen sogenannten Freihandelsabkommen zum Durchmarsch zu verhelfen“, forderte Weiger. (ab)

12.07.2016 |

Mehr Betriebe und Fläche: Ökolandbau in Deutschland wächst

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Die Bioanbaufläche wuchs 2015 (Foto: CC0/Pixabay)

Der Ökolandbau befindet sich in Deutschland im Aufwind: 2015 wuchs die Bioanbaufläche um rund 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1.088.838 Hektar. Das geht aus den Strukturdaten zum ökologischen Landbau hervor, die das Bundeslandwirtschaftsministerium am Montag veröffentlichte. Auch die Zahl der Ökobetriebe nahm deutlich zu: 24.736 Biobetriebe gab es 2015 in der Bundesrepublik – das sind 5,7 Prozent mehr als noch 2014. „Die Zahl der Betriebe und der Fläche im Ökolandbau steigen stabil. Auch der Markt wächst, 2015 erwirtschaftete der Biomarkt in Deutschland mehr als acht Milliarden Euro Umsatz, Tendenz stark steigend“, erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) wertete den Zuwachs an Bio-Flächen als positives Signal, sowohl für die Menschen, die mehr hierzulande produzierte Biolebensmittel wünschen, als auch für die Umwelt: „Mehr Gewässer werden von Nitrat und Pestiziden bewahrt und unsere Nutztiere leben artgerechter“, betonte der Vorsitzende des BÖLW, Felix Prinz zu Löwenstein. „Klar ist jedoch, dass Bio auf dem Acker und im Stall noch stärker wachsen muss, wenn wir die deutschen Umwelt-, Klima- und Tierschutzziele erreichen wollen. Die dazu in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung avisierten 20% Ökolandbau werden absehbar nur dann Wirklichkeit, wenn Schmidt seine Öko-Zukunftsstrategie mit Ressourcen hinterlegt und die Bundesregierung die Weichen in allen Politikbereichen auf Bio stellt.“ Zwar bekannte sich Schmidt anlässlich der Veröffentlichung der Zahlen zu dem Ziel, „den Ökolandbau in Deutschland weiter voranzubringen“, doch erst kürzlich musste er ordentlich Schelte einstecken: Die deutschen Öko-Erzeugerverbände warfen ihm anlässlich des vorgelegten Haushaltsentwurfes des Bundesagrarministeriums 2017 vor, seinen Worten keine finanziellen Mittel für die Förderung des Ökolandbaues folgen zu lassen. „Der Bundesagrarminister arbeitet seit 2014 an einer Zukunftsstrategie Ökolandbau um das Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung von 20% Bio-Flächen zu erreichen. Die Bio-Verbände haben die neue Strategie begrüßt, aber ohne die Mittel diese umzusetzen, ist sie das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben wird“, kritisierten Bioland, Demeter, Naturland und weitere Verbände in einer gemeinsamen Erklärung. Während der Agrarhaushalt um insgesamt 300 Millionen wachsen soll, köchele das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) ohne neue Finanzmittel auf Sparflamme. Der Ökolandbau müsse mit Forschung und einer kohärenten Agrarpolitik unterlegt werden, forderten die Verbände. (ab)

07.07.2016 |

UN prognostiziert stabile Getreidepreise und Hungerzahlen

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Bleiben die Getreidepreise stabil? (Foto: CC0/Pixabay)

Die Zeiten hoher Preise für Agrarrohstoffe sind vorbei – das prognostizieren zumindest die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO). Zwar sei Wachsamkeit geboten, da die Gefahr größerer Preisschwünge nach wie vor bestehe, doch dank einer erhöhten landwirtschaftlichen Produktivität, dem gesunkenen Ölpreis und üppiger Lagerbestände werden sich die Preise für Agrarerzeugnisse in den nächsten 10 Jahren auf niedrigem Niveau bewegen. Der am Montag veröffentlichte OECD-FAO Agricultural Outlook 2016-2025 besagt, dass die Nachfrage nach Lebensmitteln zwar steigen werde, jedoch der Anstieg abgeschwächt ausfalle: „Erhebliche Produktionszuwächse sind nötig, um die steigende Nachfrage nach Lebensmitteln, Tierfutter und Rohstoffen für industrielle Zwecke zu decken und all dies muss auf nachhaltige Weise erfolgen“, sagte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva. Doch er zeigt sich optimistisch, dass dies vor allem durch eine verbesserte Produktivität erzielt werde statt durch eine Ausweitung der Anbaufläche oder der Tierbestände. In Lateinamerika werde die Anbaufläche in den nächsten zehn Jahren jedoch um 24 Prozent wachsen, vor allem für den Anbau von Soja. Die steigende Nachfrage nach Fleisch, Fisch und Geflügel in Schwellenländern werde zu einem enormen Bedarf an Futtermitteln führen, etwa aus Grobkorn und Ölsaaten, sodass diese Preise stärker anziehen werden als für Weizen und Reis. FAO und OECD warnen davor, dass viele Länder künftig mit einer komplexen Doppelbelastung durch Unterernährung und Überernährung konfrontiert sein werden. Sowohl in Entwicklungsländern als auch in den Industrienationen sei mit einem erhöhten Konsum von Zucker, Ölen und Fetten zu rechnen, da die Menschen künftig mehr zu verarbeiteten Lebensmitteln greifen werden. Zudem werde bei einem „Weiter wie bisher“, das heißt einer Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion im bisherigen Umfang ohne verstärkte Maßnahmen gegen den Hunger, der Anteil der an Unterernährung leidenden Menschen im nächsten Jahrzehnt nur von 11% auf 8% zurückgehen. Das bedeute, dass die Zahl der Hungernden bis 2025 nur auf 650 Millionen sinken werde. Gerade in Subsahara-Afrika werde Unterernährung ein enormes Problem bleiben und die Region, in der gegenwärtig ein Viertel aller Hungernden weltweit leben, werde dann ein Drittel aller unterernährten Menschen auf sich vereinen. „Das bedeutet, dass ohne entschiedene Schritte weg von einem ‚Weiter wie bisher’ der Welthunger bis zum Jahr 2030 nicht beseitigt sein würde – wie das von der internationalen Gemeinschaft vereinbarte Ziel erfordert – und dass entschlossenes Handeln nötig ist“, so die FAO. Das zweite Ziel der im September 2015 von den UN-Staaten verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDGs) sieht vor, bis 2030 den Hunger zu beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung zu erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern. (ab)

04.07.2016 |

Mehr Einkommen, vergleichbare Erträge: Bio toppt konventionelle Landwirtschaft in den Tropen

Kolben
Maiskolbenvermessung (Foto: Peter Lüthi, Biovision)

Der Ökolandbau erzielt in den Tropen nicht nur vergleichbare Erträge, sondern beschert Kleinbauern auch ein höheres Einkommen als die konventionelle Landwirtschaft. Das zeigt eine Langzeitstudie des Forschungsinstituts für Biologische Landwirtschaft (FiBL) in Kenia, die seit 2007 mit Partnern vor Ort in Thika und Chuka durchgeführt wird. Der Systemvergleich (SysCom) vergleicht nicht Äpfel mit Birnen, sondern konventionelle und biologische Systeme mit hohem externen Inputs wie Bewässerung oder (Bio)pestiziden sowie konventionell und ökologisch bewirtschaftete Felder, die mit den Ressourcen vor Ort auskommen müssen. Nach fünf Jahren erzielten die Biolandwirte dank der geringeren Produktionskosten und der höheren Marktpreise für biologisch angebaute landwirtschaftliche Erzeugnisse höhere Erträge, die sich nach dem sechsten Jahr auf stolze 53% beziffern ließen. Beim Vergleich der input-intensiven Systeme konnte der Ökolandbau schon im zweiten Jahr mit den Erträgen der konventionellen Landwirtschaft mithalten. Auf den Feldern, die ohne externe Inputs auskommen mussten, waren die Erträge in Thika bei reinem Maisanbau im Ökolandbau geringer, doch in Mischkultur mit Bohnen lagen sie gleichauf. In Parallelstudien beim Baumwollanbau in Indien und der Kakaoproduktion in Bolivien führte der biologische Ansatz zu ähnlich positiven Ergebnissen. Neben der verbesserten Bodenfruchtbarkeit sei ein weiterer Vorteil der biologischen Landwirtschaft für die Menschen, dass der Verzicht auf Chemie sich positiv auf natürliche Ökosysteme und auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirke. „Die Studie zeigt ganz eindeutig, dass der biologische Ansatz in den Tropen eine sinnvolle Strategie ist, zu deren wesentlichen Herausforderungen die Verbreitung des nötigen Wissens und die Ausbildung biologischer Landwirte zählen“, betont FiBL. Zusätzlich zur der noch bis 2019 laufenden Langzeitstudie werden daher auf den Bauernhöfen unter Beteiligung der Landwirte Praktiken für nachhaltigen Landbau entwickelt und gefördert, die an die jeweiligen örtlichen Bedingungen angepasst sind. Gemeinsam mit den Bauern und anderen Interessengruppen werden auf Versuchsfelder unterschiedliche innovative Praktiken ausprobiert und ausgewertet, zum Beispiel die Push-Pull-Methode im Maisanbau. (ab)

30.06.2016 |

Grünes Licht für Glyphosat: EU-Kommission verlängert Zulassung

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Glyphosat bleibt weiterhin erlaubt (Foto: CC0/Pixabay)

Die EU-Kommission hat die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat am 29. Juni um weitere 18 Monate verlängert. Nach mehreren gescheiterten Abstimmungen der Mitgliedstaaten, in denen keine ausreichende Mehrheit zustande gekommen war, gab die Kommission in letzter Minute einen Tag vor Ablauf der Genehmigung grünes Licht. In den nächsten 18 Monaten soll eine Studie der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) klären, ob Glyphosat krebserregend ist. Die Kommission erntete für die Verlängerung herbe Kritik sowohl von Umweltschützern als auch seitens der Industrie. „Nachdem die EU-Kommission es vier Mal nicht geschafft hat, den Widerstand der Mitgliedstaaten gegen das Pestizid zu brechen, drückt sie jetzt dessen Weiterverwendung durch. Diese Glyphosat-Entscheidung ist ein Affront gegen viele überzeugte Europäer“, kritisierte der Vorsitzende des BUND, Hubert Weiger. Das sieht auch NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller so: „Statt sich am Vorsorgeprinzip zu orientieren und bis zum Beweis der Unbedenklichkeit für Gesundheit und Umwelt Glyphosat zu verbieten, haben sich EU-Kommission und die meisten Vertreter der Mitgliedstaaten offenkundig von den Interessen der Agrarindustrie leiten lassen.“ Doch auch die ist nicht zufrieden: Der Industrieverband Agrar e. V. bezeichnete die „technischen Verlängerung“ für 18 Monate als unbefriedigende Zwischenlösung. Ursprünglich wollte die Kommission die Zulassung gar um 15 Jahre verlängern. Nach erheblichem Widerstand aus den Mitgliedstaaten war der Zeitraum dann nach und nach zusammengeschrumpft. Da weder im zuständigen EU-Fachausschuss noch im Berufungsausschuss die notwendige Mehrheit erreicht wurde, konnte die EU-Behörde letztlich die Entscheidung fällen. Harald Ebner, der Sprecher der Grünen für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik, nannte die auf ein Zehntel zusammengeschrumpfte „Mini-Verlängerung“ einen großen ersten Erfolg, forderte aber ein baldiges Ende des „Auslaufmodells“ Glyphosat: „Es dürfte jedem klar sein, dass die Verlängerung nur die äußerste Notlösung ist, um Glyphosat noch eine allerletzte Galgenfrist zu verschaffen. Immer deutlicher wird, dass das Ackergift angezählt ist und dass wir eine Agrarwende weg von der chemiebasierten industriellen Landwirtschaft hin zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung brauchen.“ Der NABU forderte die Bundesregierung dazu auf, sich jetzt wenigstens zu einem nationalen Verbot durchringen, wie andere EU-Mitgliedstaaten es schon vorgemacht haben oder planen. Frankreich etwa habe parallel zum Verhandlungsprozess in Brüssel auf nationaler Ebene bereits 132 Glyphosat-haltigen Präparaten die Zulassung entzogen. Der Einsatz von Glyphosat in Parkanlagen und auf Kinderspielplätzen, sowie im Privat- und Kleingartenbereich müsse laut NABU unverzüglich verboten werden. Hinsichtlich des Einsatzes in der Landwirtschaft beweise nicht nur der ökologische Landbau seit Jahren, dass der Verzicht auf Glyphosat möglich ist. (ab)

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