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05.02.2015 |

Mehr Unterstützung für Kleinbauern von G7 gefordert

Mexiko
Kleinbauer in Mexiko (Foto: Sam Lee/flickr.com)

Mehr Gelder und politisches Engagement für die Stärkung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft forderte eine von der Welthungerhilfe organisierte internationale Konferenz am Mittwoch von den G7-Staaten. Vorgestellt und diskutiert wurde ein 'Berlin Memorandum', welches die Basis für Forderungen eines Bündnisses aus Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft und Wissenschaft an die deutsche Bundesregierung im Rahmen der G7-Präsidentschaft bilden sollte. Kleinbauern wurden von manchen Industrieländern und deren Institutionen in der Vergangenheit häufig übergangen und ihr Zugang zu Land, Wasser und Saatgut missachtet, schreiben die Autoren aus Deutschland, Indien, Äthiopien und Burkina Faso. Die G7-Regierungen sollten daher erstens die Rechte von Kleinbauern respektieren, schützen und umsetzen, zweitens nachhaltige Einkommensmöglichkeiten und Existenzgrundlagen in ländlichen Regionen schaffen und drittens die ökologischen Grundlagen der Landwirtschaft, wie Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit, bewahren. Diesen allgemein formulierten Forderungen konnte auch Entwicklungsminister Gerd Müller zustimmen, der auf der Konferenz die Eröffnungsrede hielt. Die Welthungerhilfe fordert in einer Mitteilung, die Verantwortung für die weltweite Ernährungssicherung dürfe nicht Agrarkonzernen überlassen werden, wie es in der New Alliance for Food Security and Nutrition der Fall ist, die auf dem G8-Gipfel 2012 ins Leben gerufen wurde. Stattdessen müssten die G7-Staaten auf dem Gipfel im Juni konkrete Zusagen für die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit machen. Ein „fairer“ Beitrag liege bei 31,3 Milliarden US-Dollar, wovon die G7 derzeit nur ein Drittel bereitstellen. Die Menschenrechtsorganisation FIAN bezeichnete das Memorandum als lückenhaft. „Ein wesentlicher Aspekt unterschlägt das Memorandum: Im Kampf gegen den Welthunger üben die Industrieländer zunehmenden den Schulterschluss mit mächtigen Agrarkonzernen. Die Regierungen öffnen den Saatgutunternehmen wie Bayer und Monsanto die Tür zu neuen Absatzmärkten, statt den ärmsten der Armen zu helfen“, äußerte FIAN-Referentin Gertrud Falk gegenüber EurActiv.de. (ab)

02.02.2015 |

Studie: Biosprit fördert Konkurrenz um Land und Lebensmittel statt Klimaschutz

Palme
Abholzung für Ölpalmen (Foto: Mokhamad/CIFOR)

Die Nutzung von Pflanzen oder Land für die Produktion von Bioenergie läuft Bemühungen zuwider, den Klimawandel aufzuhalten und die Weltbevölkerung zu ernähren, lautet das Fazit eines neuen Berichts des US-amerikanischen World Resources Institute. Zum einen stelle die Umwandlung von Pflanzen zu Treibstoff eine ineffiziente Form der Landnutzung dar. Um im Jahr 2050 lediglich 10% des Spritbedarfs im Transportbereich mit Agrartreibstoffen zu decken, wären 30% mehr Energie nötig, als alle geernteten Pflanzen aktuell liefern. Sollen 20% des Energiebedarfs aus Bioenergie stammen, müsste die Gewinnung pflanzlichen Materials gar verdoppelt werden. Zudem konkurriere die Bioenergienutzung direkt mit dem Bedarf an fruchtbarem Land für den Anbau von Lebens- und Futtermitteln. Auch Technologien der 2. Generation, die Ernterückstände oder andere Abfälle nutzen, könnten Konkurrenz bedeuten, da das Material bereits als Futter oder zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit verwendet werde. Des Weiteren gibt die Studie an, dass Agrartreibstoffe den Treibhausgas-Ausstoß weit weniger schmälern als oft betont. Berechnungen, wonach Agrartreibstoffe weniger Emissionen verursachen als fossile Brennstoffe, berücksichtigen nicht das Kohlenstoffdioxid, das bei der Verbrennung der Biomasse freigesetzt wird. Dies basiere auf der Theorie, die Emissionen würden dadurch wettgemacht, dass nachwachsende Pflanzen das Kohlendioxid absorbieren. Werden Pflanzen ohnehin angebaut, etwa als Lebensmittel, binden sie den Autoren zufolge nicht automatisch mehr CO2 aus der Atmosphäre, nur weil sie als Bioenergie verwendet werden. Die Emissionen steigen sogar, wenn Wälder abgeholzt werden, um Bioenergie oder neue Flächen für den Anbau von Lebensmittel zu gewinnen, da bisherige Flächen der Nutzung von Bioenergie gewidmet wurden. Der Bericht nennt aber auch Nutzungsformen, die nicht um Land und Lebensmittel konkurrieren und Emissionen einsparen könnten, wie den Anbau von bodendeckenden Pflanzen im Winter zur Energieproduktion, Abfälle aus der Holzverarbeitung, Methan von Mülldeponien oder Holz aus Agroforst-Systemen. Ihr Potential, einen wesentlichen Teil des Energiebedarfs zu decken, sei jedoch beschränkt. (ab)

29.01.2015 |

Gentechnik-Fläche wächst nur zögerlich: 96% der Agrarfläche gentechnikfrei

Soja
In den USA wächst meist Gentechnik-Soja (Foto: United Soybean Board/flickr)

Weltweit wurden 2014 auf 181,5 Millionen Hektar gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut – mit 90% der Fläche entfällt der Löwenanteil auf gerade einmal fünf Länder: die USA, Brasilien, Argentinien, Indien und Kanada. Das geht aus dem Jahresbericht der als gentechnikfreundlich geltenden Organisation „International Service for the Acquisition of Agri-Biotech Applications“ (ISAAA) hervor. ISAAA feiert den „Rekordwert“ und betont, dass die Anbauflächen seit 18 Jahren in Folge stetig zunehmen. Ein Blick in die letzten Jahresberichte offenbart jedoch, dass das Wachstum an Fahrt verliert: 2010 nahm die Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr um 10% zu, während es 2012 noch 6% waren und sich 2014 lediglich ein Plus von 3,6% gegenüber der Vorjahresfläche von 175,2 Millionen Hektar ergab. Die Liste der Gentechnik-Anbauländer führen weiterhin die USA an, wo auf 73,1 Millionen Hektar vor allem Gentechnik-Mais, Soja, Baumwolle und Raps wachsen. In Brasilien stehen Gentechnikpflanzen auf 42,2 und in Argentinien auf 24,3 Millionen Hektar Land, insbesondere Soja. Indien, das gentechnisch veränderte Baumwolle anpflanzt, sowie Kanada liegen mit 11,6 Millionen Hektar Fläche gleichauf. Im einstelligen Millionen-Bereich folgen China, Paraguay, Pakistan, Südafrika, Uruguay und Bolivien. Die elf größten Gentechnik-Länder vereinen 90% der Anbaufläche auf sich. In der EU ging die Fläche, auf der der Monsanto-Mais MON810 wächst, um 3% auf 143.016 Hektar zurück, auch im Hauptanbauland Spanien sank sie auf 131.538 Hektar. Im Jahr 2014 sollen rund 18 Millionen Bauern weltweit Gentechnik-Pflanzen angebaut haben. 90% von ihnen seien „risikoscheue, arme Kleinbauern in Entwicklungsländern“, die mithilfe der Gentechnik Armut und Ernährungsunsicherheit entrinnen könnten. Das behauptet zumindest ISAAA, zu dessen Sponsoren laut Webseite Monsanto, Bayer und die Agrarindustrievereinigung CropLife International gehören. Die gute Nachricht: Noch immer sind 87,5% der weltweiten Ackerfläche von 1,4 Milliarden Hektar und 96,3% der 4,9 Milliarden Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche gentechnikfrei! (ab)

27.01.2015 |

Biodiversität in „grünen“ Städten höher als im intensiv genutzten Agrarland

Birch
Urbane Birken gewinnen beim Biodiversitätsvergleich (Foto: Chris Conroy/Flickr.com)

Die Artenvielfalt ist in Städten mit viel Grünflächen und Bäumen deutlich höher als im intensiv genutzten Agrarland. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftlerinnen der Universität Bern, die den Einfluss der Verstädterung auf die Biodiversität in sechs Schweizer Städten erforschten. Die Biologinnen, deren Studie im Fachblatt Global Change Biology erschien, verglichen die Vielfalt baumbewohnender Insekten und Spinnen in Zürich, Basel, Genf, Bern, Chur und Locarno mit den Beständen im umliegenden Agrarland. Dafür erfassten sie für beide Räume die Zahl der Käfer-, Wanzen-, Zikaden- und Spinnenarten auf ähnlich großen Birken, die weder geschnitten noch chemisch behandelt waren. Im urbanen Raum untersuchten sie Bäume in durch viel Grünflächen und Bäume geprägten Stadtteilen sowie in grauen Vierteln. Die Artenvielfalt war mit durchschnittlich 39 Tierarten in grün geprägten Stadtteilen deutlich höher als im intensiv genutzten Agrarland, wo die Forscherinnen ebenso wie in den grauen Vierteln nur 29 Arten zählten. „Der negative Einfluss der intensiven Agrarwirtschaft auf die Biodiversität kann offenbar größer sein als jener der Verstädterung“, kommentiert Dr. Tabea Turrini vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern das selbst für die Biologen überraschende Ergebnis. Entscheidend sei jedoch, dass die urbane Landschaft ausreichend Grün biete. Bäume, die im Radius von 500 Metern von vielen Grünelementen umgeben waren, wiesen bei den vier Tiergruppen eine höhere Artenvielfalt auf als isoliert stehende Bäume. Untersucht wurden extra keine Bäume in der Nähe größerer Parks. Bedeutend seien also auch verstreute Grünelemente, zum Beispiel kleinere Gärten und Einzelbäume. „Städte müssen so geplant werden, dass sie ausreichend Grünelemente bieten“, fordert Turrini daher - nur so können die negativen Effekte der allgemeinen Verstädterung auf die Biodiversität verringert werden. (ab)

22.01.2015 |

Am Limit: Forscher sehen Belastungsgrenzen der Erde überschritten

Boundaries
Die Grenzen der Erde (Grafik: F. Pharand-Deschênes/Globaïa)

Die Menschheit hat durch Eingriffe in die Umwelt vier von neun Belastungsgrenzen des Planeten überschritten und gefährdet so dessen Stabilität, schreiben Forscher im Fachmagazin Science. Bei Klimawandel, Artenvielfalt, Landnutzung und den globalen Phosphor- und Stickstoffkreisläufen wurde der sichere Bereich bereits verlassen, warnen 18 Wissenschaftler um Will Steffen vom Stockholm Resilience Center. „Das Überschreiten dieser Grenzen erhöht das Risiko, dass menschliche Aktivitäten das System Erde weniger lebensfreundlich machen, Bemühungen zur Armutsbekämpfung beeinträchtigt werden und dass sich das menschliche Wohlergehen in vielen Teilen der Welt verschlechtern könnte, auch in reichen“, so Steffen. Beim Klimawandel liege die Belastungsgrenze bei einer CO2-Konzentration in der Atmosphäre von 350 ppm. „Diese Grenze ist gleichbedeutend mit einer Stabilisierung der globalen Temperaturen bei etwa 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau“, erklärt Professor Johan Rockström, Direktor des Stockholm Resilience Centre. Mit aktuell 399 ppm und einem jährlichen Anstieg von etwa 3 ppm sei die „unsichere Zone“ erreicht. Alarmstufe Rot herrsche auch beim Artensterben: Die Verlustrate bei Tier- und Pflanzenarten sei zehnmal höher als verkraftbar. Den Klimawandel und die Biosphäre betrachten die Forscher als Kernbereiche, da „entscheidende Veränderungen“ dort schon für sich genommen ausreichen, um „das Erdsystem in einen neuen Zustand zu befördern“. Auch die Belastung durch Phosphor und Stickstoff, etwa durch Düngung in der Landwirtschaft, habe kritische Ausmaße erreicht. Bei der Landnutzung wurde das Limit ebenfalls überschritten: Während weltweit 75% der ursprünglichen Waldfläche für eine sichere Entwicklung nötig wären, sei der Anteil auf 62% gesunken. Selbst um Grenzen, die im globalen Schnitt noch eingehalten werden, steht es auf regionaler Ebene kritisch. So habe der Wasserverbrauch im Westen der USA sowie in Teilen Südeuropas und des Mittleren Ostens bereits das Limit erreicht: „Helfen können hier Methoden zur effizienteren Wassernutzung in der Landwirtschaft, um mit weniger Wasser auf gleicher Fläche womöglich mehr Nahrungsmittel für die Weltbevölkerung zu erzeugen“, sagt Ko-Autor Dieter Gerten. Die Forscher wollen jedoch keine düstere Botschaft vermitteln: „Die Welt hat dieses Jahr die riesige Chance, die globalen Risiken auf eine gerechtere Art und Weise anzugehen. Im September werden die Staaten die UN-Nachhaltigkeitsziele vereinbaren. Mit dem richtigen Ehrgeiz kann dies die Bedingungen für langfristigen menschlichen Wohlstand in den Grenzen des Planeten schaffen“, so Rockström. (ab)

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