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21.12.2015 |

Nachhaltigkeitsbericht: Deutschland hat Nachholbedarf bei Natur- und Artenschutz

Dünger
Oft im Überschuss (Foto: ChesapeakeBayProgram/Flickr)

Deutschland muss sich gewaltig anstrengen, um die Hauptziele der Nachhaltigkeitsstrategie noch zu erreichen - vor allem im Bereich Landwirtschaft besteht Nachholbedarf. Das zeigt die Bundestagsdebatte vom 18. Dezember, die den Bericht des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung zum Gegenstand hatte. Dieser stellt Deutschland ein schlechtes Zeugnis in puncto Nachhaltigkeit aus: „Der Indikatorenbericht 2014 des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass wesentliche Ziele der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie noch nicht erreicht sind und ihre Umsetzung bis 2020 unsicher oder nahezu unmöglich ist.“ Der SPD-Abgeordnete Carsten Träger wies am Freitag besonders auf Handlungsbedarf im Natur- und Artenschutz hin. Zwar gebe es in Deutschland eine Biodiversitätsstrategie, um die Belange der Landwirtschaft und des Artenschutzes zu stärken, doch werde Biodiversitätspolitik nicht als Querschnittsaufgabe verstanden. Der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht nennt als eine wichtige Ursache für den Rückgang der Artenvielfalt die „intensive land- und forstwirtschaftliche Nutzung“. Der Stickstoffüberschuss habe „nachteilige Auswirkungen u.a. auf das Grund- und Trinkwasser sowie die Luft- und Bodenqualität.“ Deutschland könne die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie nicht einhalten. Obwohl die Überschüsse seit 1990 von 148 auf 95 Kilogramm/Hektar in 2013 gesenkt wurden, lägen sie weit über dem Zielwert von 80 kg/ha. Regionale Stickstoffüberschüsse seien „die Folge von intensiver Tierhaltung und der zunehmenden geografischen Trennung zwischen Anbau von Nutzpflanzen und der Haltung von Tieren.“ Carsten Träger plädierte für die Schaffung eines Konsumindikators. „Der Preis muss die Wahrheit sagen“, man müsse „sich bei billigem Fleisch fragen, ob dies auch ohne oder mit veränderten Subventionen – etwa zur Unterstützung des Naturschutzes – zu produzieren wäre.“ Dem Nachhaltigkeitsbericht zufolge bringt der ökologische Landbau Vorteile für Ressourcen- und Klimaschonung, Artenvielfalt und Luftqualität, doch die Zunahme der Flächeanteile stocke. Die Steigerungsraten seien zu marginal, um das Ziel der Bundesregierung, die Ökofläche auf 20% zu steigern, in absehbarer Zeit zu erreichen. Der hohe Import von ökologisch erzeugten Lebensmitteln zeuge davon, dass Deutschland hier Potenzial verschenke und anderen Ländern hinterherhinke: Beim Anteil der Ökofläche war Österreich 2012 Spitzenreiter in der EU, gefolgt von Schweden, Estland und Tschechien. Als Hürde für den Ökolandbau in Deutschland nennt der Bericht zudem die Konkurrenz um Pachtflächen für den Anbau von Energiepflanzen einerseits und die Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln andererseits. Dr. Valerie Wilms von den Grünen ist optimistisch, dass die Nachhaltigkeitspolitik mit der Verabschiedung der 17 UN-Entwicklungsziele (SDGs) und dem Klimavertrag von Paris neuen Schwung, bekomme. Beide Verträge bedeuteten aber auch vermehrte Umsetzungsanstrengungen: „Da fehlt noch viel.“ Die Bundesregierung, so ihre Forderung, solle nicht nur „im Bordrestaurant des in die richtige Richtung fahrenden Zuges sitzen, sondern mitsteuern“. (ab)

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