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17.10.2016 |

Broschüre: SDGs erfordern Kurswechsel in der globalen Landwirtschaft

Umschlag der Broschüre
Umschlag der Broschüre

„Weiter wie bisher ist keine Option” – so lautete der Weckruf des Weltagrarberichts. Seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2009 hat sich die globale Debatte über die Zukunft von Landwirtschaft und Ernährung weiterentwickelt, doch die Erkenntnisse des Berichts besitzen immer noch Relevanz. Einige seiner Kernbotschaften haben sich etabliert und fanden auch Eingang in die UN-Nachhaltigkeitsziele. Die von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft veröffentlichte Broschüre „Agriculture at a Crossroads: IAASTD findings and recommendations for future farming” fasst die Ergebnisse des Weltagrarberichts zusammen und verknüpft diese mit aktuellen Herausforderungen und Zielen im Bereich Landwirtschaft und Ernährung. Für den Weltagrarbericht hatten mehr als 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Kontinente und Fachrichtungen im Auftrag der Vereinten Nationen und der Weltbank vier Jahre lang gemeinsam an einer globalen Bestandsaufnahme von landwirtschaftlichem Wissen, Forschung und Technologie gearbeitet. Sie wählten eine Perspektive, die 50 Jahre zurückschaute und soweit möglich auch die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte in den Blick nahm. Das Resultat war das International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development (IAASTD). Die Autoren dieses Weltagrarberichts zogen ein klares Fazit: Ein radikaler Kurswechsel in der globalen Landwirtschaft ist notwendig, um künftige Herausforderungen wie den Klimawandel, eine wachsende Weltbevölkerung sowie soziale und ökologische Probleme bewältigen zu können. Der Weltagrarbericht räumt mit dem Mythos der Überlegenheit industrieller Landwirtschaft aus wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Sicht auf und plädiert für einen Paradigmenwechsel, der die entscheidende Rolle von Kleinbauern für die Welternährung anerkennt. Denn kleinbäuerliche Strukturen sind die besten Garanten für lokale Ernährungssicherheit, die Bewahrung der natürlichen Ressourcen und sie können als Motor ländlicher Entwicklung dienen. Die englische Broschüre präsentiert auf 52 Seiten die Kernbotschaften des Weltagrarberichts und beleuchtet diese neu, angereichert mit aktualisierten Fakten und Zahlen, Grafiken und Karten sowie Erkenntnissen von nachfolgenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Die Broschüre deckt eine große Bandbreite an Themen ab wie Hunger und Gesundheit, Fleisch und Futtermittel, bäuerliche und industrielle Landwirtschaft, Agrarökologie, Klima und Energie, Bodenfruchtbarkeit, Saatgut oder Landgrabbing. Eingebettet in den Text sind Kernzitate aus dem Originalbericht sowie eine Sammlung von Leuchtturmprojekten und vielversprechenden Ansätzen für nachhaltige Landwirtschafts- und Ernährungssysteme. Die Broschüre verknüpft zudem die Ergebnisse des Weltagrarberichts mit den 2015 von der internationalen Gemeinschaft verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDGs). „Der Weltagrarbericht hat einen Paradigmenwechsel ausgelöst weg vom Produktivismus hin zur Suffizienz“, sagt Benedikt Haerlin, Leiter des Berliner Büros der Zukunftsstiftung Landwirtschaft und ehemaliger NGO-Vertreter im IAASTD-Aufsichtsrat. Hans Herren, Ko-Präsident des Weltagrarberichts und Gewinner des Welternährungspreises, sagt in einem Interview in der Broschüre: „Die Landwirtschaft muss sich wandeln: Statt Probleme zu verursachen, muss sie einen Beitrag leisten zur Bewältigung von Herausforderungen wie Klimawandel, öffentliche Gesundheit, Umweltzerstörung, Höfesterben und die Abwanderung vom Land in die Städte. Die entscheidende Handlungsoption, die vom Weltagrarbericht ausging, lautet, dass die globale Landwirtschaft zur Agrarökologie übergehen muss, um die Herausforderungen einer nachhaltigen und gerechten Entwicklung zu meistern.“ Herren betonte zudem: „Es ist nun unerlässlich, dass die SDGs unverzüglich umgesetzt werden mit einem Fokus auf das Ernährungssystem, eine nachhaltige Landwirtschaft und Agrarökologie.“

14.10.2016 |

Ökolandbau als ressourcenschonender Weg aus der Hungerkrise

Bäuerin
Die meisten der Hungernden sind Kleinbauern (Foto: CC0)

Die Weltbevölkerung muss auf eine Art Landwirtschaft betreiben und sich ernähren, die weder Menschen im globalen Süden noch künftige Generationen ihrer Lebens- und Produktionsgrundlagen beraubt. Darauf macht der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober aufmerksam. „Wenn wir zulasten von Umwelt und Natur Lebensmittel im Überschuss herstellen, die wir zu Dumping-Preisen auf den Märkten des Südens verkaufen, schädigt das die lokalen Märkte. Wenn wir auf über 30 Millionen Hektar in Südamerika die Sojabohnen für unsere industrielle Tierhaltung anbauen lassen, fehlen die Flächen dort für Lebensmittelerzeugung. Und wenn unsere Entwicklungspolitik statt auf agrarökologische Ansätze auf die Verbreitung unseres teuren, inputintensiven Landwirtschaftssystems setzt, geraten Kleinbauern in die Abhängigkeit von Chemieriesen wie Bayer und Co“, warnte BÖLW-Vorsitzender Felix Prinz zu Löwenstein. Millionen von Kleinbauern weltweit, die im Schnitt weniger als zwei Hektar bewirtschaften, produzieren den größten Teil aller Lebensmittel. In Asien und Afrika sind es nach Angaben der FAO gut 80 Prozent. Gleichzeit stellen sie den Löwenanteil der weltweit 800 Millionen Menschen, die chronisch unterernährt sind. Wenn also das zweite UN-Nachhaltigkeitsziel (SDG2) erreicht werden soll, bis 2030 Hunger und Mangelernährung zu beseitigen, bedarf es mehr Unterstützung für Kleinbauern. Der BÖLW verweist auf die Ergebnisse des Weltagrarberichts: Kleinbäuerliche, arbeitsintensivere und auf Vielfalt ausgerichtete Strukturen sind die Garanten einer sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigen Lebensmittelversorgung durch widerstandsfähige Anbau- und Verteilungssysteme, lautet dessen Fazit. Investitionen in die kleinbäuerliche Produktion hält der Bericht für das dringendste, sicherste und vielversprechendste Mittel, um den Hunger zu bekämpfen und zugleich die ökologischen Auswirkungen der Landwirtschaft zu minimieren. In verbesserten Anbaumethoden, einfachen Technologien und Kenntnissen, angepasstem Saatgut und einer Vielzahl agrarökologischer Strategien sieht der Weltagrarbericht ein gewaltiges Produktivitäts- und Nachhaltigkeitspotenzial. „Die Frage ist zunächst einmal, welche Art der Landwirtschaft sich die Menschen leisten können“, sagt Löwenstein im Interview mit Oekolandbau.de. „Je weniger die Bauern zukaufen müssen, um Landwirtschaft zu betreiben, umso besser.“ Doch ökologische Anbaumethoden sind nicht nur für Kleinbauern in Entwicklungsländern als Ausweg aus der Hungerkrise relevant. „Auch die Klimakrise lässt sich nur lösen, wenn die Landwirtschaft klimafreundlicher und damit ökologischer wird." (ab)

13.10.2016 |

Mit Agrarökologie die Ernährungswende gestalten und Kleinbauern fördern

Paddy
Agrarökologie: für Bauern weltweit die Praxis (Foto: CC0)

Agrarökologische Ansätze und alternative Vermarktungsformen müssen stärker gefördert werden, damit eine Ernährungswende weiter vorankommt. Das zeigt eine von mehreren Organisationen publizierte Broschüre, die praxiserprobte Ansätze aus Nord und Süd für eine soziale und ökologische Neuorientierung der Landwirtschaft vorstellt. Auch die Bundesregierung stehe in der Pflicht, betonen Brot für Welt, FIAN, das Forum Umwelt und Entwicklung, die Heinrich-Böll-Stiftung, INKOTA, MISEREOR, Oxfam und die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Statt um Profite für Agrarkonzerne müsse sie sich um mehr Unterstützung für Kleinbauern und Kleinbäuerinnen weltweit, den Schutz von Umwelt und Gesundheit sowie um gute Ernährung für alle bemühen. „Die Umsetzung einer sozial gerechten und ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft verlangt tiefgreifende strukturelle Veränderungen von der Politik“, unterstreicht Sarah Schneider, Referentin für Landwirtschaft bei MISEREOR. „Anbaumethoden, die natürliche Ressourcen schützen und die bäuerliche Selbstbestimmung fördern, müssen seitens der Politik und der Wissenschaft stärker unterstützt werden, sowohl finanziell als auch durch Beratung und partizipative Forschung“, so Schneider. Bereits der 2008 veröffentlichte Weltagrarbericht, an dem mehr als 400 Wissenschaftler aller Kontinente und Fachrichtungen mitgearbeitet hatten, bezeichnete Wissenschaft und Forschung als wichtige Stellschrauben zur Förderung von Agrarökologie. „Doch weltweit gibt es nur wenige öffentlich finanzierte Agrarforschungsprojekte, die eine Grundlage für agrarökologischen Wandel schaffen“, besagt die Broschüre. Mit vielfältigen Beispielen – von Saatgutbanken in Vietnam bis hin zu Bauernmärkten in Kolumbien, verdeutlicht sie, wie Kleinbauern mit agrarökologischen Anbauverfahren die Bodenfruchtbarkeit und natürliche Ressourcen schützen, die Vielfalt auf den Äckern und Tellern fördern, und wie durch innovative Vermarktungswege viele Menschen mit frischen und gesunden Lebensmitteln versorgt werden. „Bei der Agrarökologie geht es nicht nur um eine Landwirtschaft, mit der der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln verringert, Pflanzenreste recycelt und biologische Prozesse für den Anbau von Lebensmitteln nutzbar gemacht werden“, schreibt der Ex-UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Prof. Olivier De Schutter. „ Die Agrarökologie stellt eine bestimmte Sichtweise auf unser Verhältnis zur Natur dar. Um diese Sichtweise bildet sich eine wachsende soziale Bewegung, die den direkten Austausch von Informationen zwischen Bauern und Bäuerinnen fördert. Dabei geht es in erster Linie um die Entwicklung lokal angepasster bäuerlicher Lösungen, die mit den verfügbaren Ressourcen auskommen.“ Es gibt aber auch Widerstand von Unternehmen und Regierungen. „Große Player der Agrar- und Ernährungsindustrie widersetzen sich neuen Regeln, die ihre Position im Ernährungssystem bedrohen und bäuerlichen Erzeuger*innen nicht nur die Rolle als Abnehmer*innen von Saatgut, Pestiziden und Düngemitteln und als Lieferant*innen von Rohstoffen zuweisen“, schreibt De Schutter. Agrarökologie kann nur dann erfolgreich sein, wenn die politisch-ökonomischen Hindernisse eines Wandels überwunden werden, lautet das Fazit der Broschüre. Die deutsche Entwicklungspolitik sollte daher agrarökologische und bäuerliche Praktiken fördern, statt die Kooperation mit den Großkonzernen zu vertiefen“, fordert Stig Tanzmann, Landwirtschaftsexperte bei Brot für die Welt. (ab)

12.10.2016 |

Landnahme: Investoren eignen sich 26,7 Millionen Hektar Agrarflächen an

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Ackerland steht hoch im Kurs bei Investoren (Foto: CC0)

Der Run auf Ackerland hält an: Rund 26,7 Millionen Hektar Land haben sich Investoren seit dem Jahr 2000 weltweit für landwirtschaftliche Zwecke angeeignet – eine Fläche so groß wie das Vereinigte Königreich und Slowenien zusammen. Das geht aus einem neuen Bericht der Landmatrix hervor, einer unabhängigen Initiative, die Daten zu großflächigen Landkäufen in Staaten mit niedrigem und mittlerem Einkommens erfasst und auswertet. Damit sind gut 2% der globalen Ackerfläche seither in den Besitz von Investoren übergegangen. Der Bericht „Land Matrix Analytical Report II: International Land Deals for Agriculture“ zeigt eine noch weitaus größeres Ausmaß des Landhungers: Insgesamt sind in der Landmatrix-Datenbank 1.204 abgeschlossene Geschäfte gelistet, die sich insgesamt auf über 42,2 Millionen Hektar Land erstrecken. 1004 davon haben die landwirtschaftliche Nutzung zum Ziel. Hinzu kommen geplante Deals im Umfang von 20 Millionen Hektar sowie mittlerweile geplatzte Geschäfte über 7,2 Millionen Hektar. Bei 70% der 1004 Agrardeals wird bereits angebaut: „Wir beobachten, dass immer mehr Agrarflächen nicht nur den Besitzer gewechselt haben, sondern zunehmend aktiv bewirtschaftet und genutzt werden – zum Beispiel für den Anbau von Getreide, Ölpalmen und Zuckerrohr“, so GIGA Research Fellow Dr. Kerstin Nolte, eine der Autorinnen des Berichts. Mit 9,2 Millionen Hektar oder 38% ist das Hauptziel der Landnahmen für landwirtschaftliche Nutzung zwar der Anbau von Lebensmitteln, aber bei 23% der Fläche ist das Ziel der Nutzung noch unklar. Das heißt es werden Flexcrops wie Ölpalmen angebaut, die je nach Bedarf der Produktion von Lebensmitteln, Biosprit, Tierfutter oder Kosmetik dienen können. Flächen für die Biospritproduktion machen 21% aus. Der am stärksten betroffene Kontinent ist Afrika. Dort erfasste der Bericht 422 Abkommen über eine Gesamtfläche von 10 Millionen Hektar. Beliebt sind aber auch Osteuropa und Südostasien. Die meisten Investoren stammen aus Malaysia, den USA, Großbritannien, Singapur und Saudi-Arabien. Westeuropäische Investoren haben sich in 315 Deals 7,3 Millionen Hektar unter den Nagel gerissen. Für Deutschland listet die Land Matrix aktuell 26 Geschäfte im Umfang von 433.000 Hektar. Bei den angeeigneten Flächen handelt es sich nicht um unberührtes Land, sondern meist um Land, das zuvor von der Bevölkerung vor Ort landwirtschaftlich genutzt wurde. Betroffene Gemeinden werden oftmals nicht vorab konsultiert oder in Verhandlungen einbezogen. Nicht selten führen Landgeschäfte zur Vertreibung von Gemeinden. „Die Auswirkungen auf die betroffenen Bevölkerungsgruppen vor Ort werden sich in den nächsten Jahren vermutlich weiter verschärfen“, warnt Markus Giger von der Universität Bern und Mitautor des Berichts. „Ein Mangel an Transparenz und die Marginalisierung der lokalen Akteure schwächen die Verhandlungsposition der Kleinbauern und indigenen Völker.“ Während in der Anfangsphase eines Projekts beim Aufbau von Gebäuden und Infrastruktur meist Arbeitskräfte benötigt werden, nimmt der Bedarf mit Einsetzen der landwirtschaftlichen Produktion ab. „Die geringe Arbeitsintensität legt nahe, dass kapitalintensive Produktionsmethoden vorherrschen und daher die Kapazität zur Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum begrenzt ist“, so der Bericht. Mit Blick auf das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele fordern die Autoren eine Überwachung der sozialen und ökologischen Auswirkungen großflächiger Landgeschäfte. (ab)

11.10.2016 |

US-Agrarexporte stillen nicht den Welt- sondern den Fleischhunger

Weizen
US-Landwirte ernähren nicht die Hungernden (Foto: CC0)

Die US-amerikanische Landwirtschaft produziert nicht für die Armen und Hungernden der Welt, sondern der Löwenanteil der Agrarexporte geht an reiche Länder. Das ist die Botschaft eines neuen Berichts der Umwelt- und Verbraucherorganisation Environmental Working Group (EWG), der den von der Agrarlobby genährten Mythos, dass US-Farmer ihre Produktion zur Ernährung einer wachsenden und millionenfach hungernden Weltbevölkerung verdoppeln müssen, ordentlich zerpflückt. „Wir wollten die falsche Vorstellung, dass US-Landwirte Menschen in von Unterernährung betroffenen Ländern ernähren, und die Behauptung, dass sogenannte „moderne“ landwirtschaftliche Verfahren dazu die einzige Lösung sind, auseinander nehmen“, erklärt die Autorin des Berichts, Anne Weir Schechinger von der EWG. „Es handelt sich schlichtweg um einen Mythos, der vom US-Agribusiness übernommen und eingesetzt wird, um die Öffentlichkeit von der Realität abzulenken. Die unbestrittene Tatsache ist, dass wir vor allem Fleischprodukte und Futtermittel an die reichsten Länder exportieren und wenig Lebensmittel an die Nationen, die Schwierigkeiten haben, ihre Bevölkerung zu ernähren.“ Den EWG-Analysen zufolge entfielen 2015 rund 86% der Agrarexporte nach Warenwert (114,4 Milliarden US-Dollar) auf die 20 Hauptimporteure – 19 einzelne Länder und die EU. Fast alle dieser Hauptabnehmer erzielten beim Human Development Index (HDI) hohe oder sehr hohe Werte für menschliche Entwicklung und nur ein geringer Anteil der Bevölkerung litt an Unterernährung. Die meisten Exporte gingen nach Kanada, China, Mexiko, die EU, Japan und Südkorea. 2015 machten Fleisch und Milchprodukte sowie Tierfutter 50% der US-Agrarexporte an die Top-20 aus. Dies bedeutet, dass die US-Exporte vor allem dazu dienen, die Nachfrage nach mehr Fleisch und einer abwechslungsreicheren Ernährung der bereits wohlhabenden Länder oder denen mit einer wachsenden Mittelschicht zu decken. Weniger als 1% der US-Agrarexporte war für die 19 am stärksten von Unterernährung betroffenen Länder bestimmt, darunter Haiti, Jemen und Äthiopien. Die Exporte aus den USA machten zwischen 2004 und 2013 gemeinsam mit Lebensmittelhilfe gerade einmal zwischen 2 und 4.4% der Lebensmittelvorräte dieser 19 Länder aus. „Die Behauptung, dass US-Landwirte und Agrarkonzerne die Welt ernähren müssen, ungeachtet der Folgen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt, verhüllt eine Geschäftsmöglichkeit unter dem Deckmantel der moralischen Notwendigkeit“, kritisiert der Bericht. Sie diene dazu, die industrielle Landwirtschaft mit ihrer Abhängigkeit von Mineraldünger und Pestiziden, die mit einer beträchtlichen Belastung von Luft, Wasser und Böden und für die menschliche Gesundheit einhergehe, zu legitimieren. Die Hauptursache für Hunger bleibt Armut, betont der Bericht. Wenn US-Agrarkonzerne wirklich den Welthunger beseitigen wollen, sollten sie Kleinbauern in Entwicklungsländern dabei unterstützen, ihre Produktivität und Einkommen zu verbessern und agrarökologische Anbaumethoden fördern, schlussfolgert der Bericht. „Die Reduzierung der Armut, die Erhöhung des Einkommens von Frauen, Ernährungserziehung, die Verbesserung der Infrastruktur wie von Straßen und Märkten zur Eröffnung des Zugangs zu Nahrung und die Beendigung von Kriegen und Konflikten – all dies könnte unterernährten Menschen weltweit dabei helfen, sich selbst besser zu ernähren.“ (ab)

06.10.2016 |

Preise für Ackerland in Deutschland explodieren weiter

Acker
Die Preise für Ackerland in der BRD wachsen in den Himmel (Foto: CC0, Brockenhexe)

Die Preise für Ackerland in Deutschland explodieren weiter: In den letzten 10 Jahren haben sich der Kaufwerte für landwirtschaftliche Grundstücke mehr als verdoppelt. Experten gehen davon aus, dass dieser Trend anhalten wird, da immer mehr nicht-landwirtschaftliche Investoren auf Ackerland als Geldanlage setzten und aufgrund knapper Flächen Landwirte zunehmend mit Siedlungsbau und Verkehr konkurrieren müssen. Einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur zufolge geht das Landwirtschaftsministerium davon aus, dass Kauf- und Pachtpreise kurz- und mittelfristig weiter anziehen werden, da der Druck auf den Bodenmarkt nicht nachlässt: „Außerlandwirtschaftliches Investorenkapital sucht sich verstärkt Anlagemöglichkeiten im Agrarbereich“, hieß es laut dpa auf Anfrage. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes mussten Landwirte im Jahr 2015 für den Hektar im bundesdeutschen Durchschnitt 19.578 Euro auf den Tisch legen. Zwei Jahre zuvor waren es mit 16.381 Euro gut 3000 Euro weniger, während 2006 der Preis pro Hektar noch bei 8909 Euro lag. Die regionalen Unterschiede sind noch stark ausgeprägt: Im früheren Bundesgebiet kostete 2015 der Hektar im Schnitt 29.911 Euro, Bauern in den neuen Bundesländern mussten „nur“ 14.197 Euro berappen. Spitzenreiter ist Bayern mit einem stolzen Preis von 47.358 Euro je Hektar Fläche für die landwirtschaftliche Nutzung, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 38.720 Euro. Im Saarland mussten Käufer nur 9.972 Euro auslegen, auch in Thüringen und Sachsen war der Hektar mit 10.450 bzw. 10.871 Euro erschwinglicher. Neuere Zahlen für 2016 wurden noch nicht veröffentlicht, doch eine Trendwende gilt als unwahrscheinlich. Denn die für die Landwirtschaft zur Verfügung stehende Fläche wird immer knapper. Während der letzten 60 Jahre hat sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland mehr als verdoppelt. Im Jahr 2014 wurde täglich eine Fläche von 69 Hektar neu ausgewiesen - meist zulasten der Landwirtschaft und fruchtbarer Böden. Das entspricht etwa der Größe von 100 Fußballfeldern. Das Ziel der Bundesregierung im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, bis 2020 die Neuinanspruchnahme von Flächen für Siedlungen und Verkehr auf 30 Hektar pro Tag zu verringern, ist immer noch in weiter Ferne. In Nordrhein-Westfalen nahm der Wert für neu versiegelte Flächen im letzten Jahr sogar wieder zu. Nach Zahlen des Landesamtes für Statistik wuchs die Siedlungs- und Verkehrsfläche um satte 9,3 Hektar – täglich. 2014 lag der Wert noch bei 9 Hektar. „Auf Beton wächst kein Brot und entwickelt sich erst recht kein Artenreichtum“, kritisierte der Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes, Bernhard Conzen. (ab)

30.09.2016 |

Aussortierte Lebensmittel: Deutsche wollen Spendenpflicht für Supermärkte

Supermarkt
Viel davon landet später im Müll (Foto: CC0, Karen 282)

Eine klare Mehrheit der Deutschen will, dass Supermärkte per Gesetz zum Spenden von abgelaufenen Lebensmitteln verpflichtet werden. Zu diesem Ergebnis gelangt eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap, die einer dpa-Meldung zufolge im Auftrag der Organisation abgeordnetenwatch.de Ende September bundesweit durchgeführt wurde. Demnach sprachen sich 87% der Befragten für ein solches Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung aus. Rückhalt für eine Spendenpflicht gibt es in allen politischen Lagern – die Zustimmung reichte von 95% bei Grünen-Wählern bis zu 72% bei FDP-Anhängern. Laut einer Studie des Landwirtschaftsministeriums landen jedes Jahr in Deutschland elf Millionen Tonnen meist noch genießbare Lebensmittel im Müll. Abnehmer für die von Supermärkten, Bäckereien oder in Restaurants entsorgten Lebensmittel gäbe es genügend. Erst am Dienstag beklagte der Vorsitzende des Bundesverbands Deutsche Tafel, Jochen Brühl, dass immer mehr Menschen auf gespendete Lebensmittel angewiesen sind. Fast 1,8 Millionen Menschen in Deutschland suchen regelmäßig Tafeln auf, darunter auch etwa 280 000 Flüchtlinge. Die Zahl der Tafelkunden habe 2015/16 im Vergleich zu 2014 um 18% zugenommen, während der Anstieg bei den Lebensmittelspenden nur 10% betrug. Frankreich hat der Lebensmittelverschwendung durch Supermärkte bereits im Frühjahr 2016 per Gesetz einen Riegel vorgeschoben. Supermärkte dürfen nun keine unverkauften Lebensmittel mehr wegwerfen, sondern müssen diese zum Beispiel an Tafeln oder Hilfsorganisationen spenden. Bei Verstößen drohen saftige Strafen. Italien hatte im August nachgezogen und ein Gesetz verabschiedet, mit dem die jährlich rund fünf Millionen Tonnen verschwendeter Lebensmittel um mindestens eine Million Tonnen reduziert werden sollen. Anders als der französische Vorstoß setzen die Italiener dabei eher auf Anreize wie Steuererleichterungen. Die Bundesregierung sträubt sich jedoch bisher gegen jegliche gesetzliche Vorgaben und setzt auf Freiwilligkeit und Informationskampagnen. Doch viele Bürger wünschen sich offenbar ein gesetzliches Verbot der Lebensmittelverschwendung. Eine Online-Petition, die ein Gesetz auf EU-Ebene fordert, das Supermärkte zur Abgabe von überschüssigen Lebensmitteln an Wohltätigkeitsorganisationen verpflichtet, hat bereits mehr als 800.000 Unterzeichner gefunden. (ab)

29.09.2016 |

Landraub: Oxfam warnt vor zunehmenden Konflikten und Vertreibungen

Sri Lanka
In Sri Lanka mussten Menschen Hotels weichen (Foto: CC0)

Allein in den letzten vier Jahren haben Regierungen und Investoren weltweit Verträge über Landdeals abgeschlossen, die eine Fläche so groß wie Deutschland umfassen. Dies birgt die Gefahr, dass Millionen Menschen von ihren Flächen vertrieben werden und Landkonflikte eskalieren, warnt die Entwicklungsorganisation Oxfam. In einem neuen Bericht belegt Oxfam anhand von sechs Fallbeispielen, dass die weltweiten Landnahmen durch Regierungen und Konzerne Methode haben. „Wir treten in eine neue und noch gefährlichere Phase des globalen Runs auf Ackerland ein“, sagt Winnie Byanyima, Geschäftsführerin von Oxfam International. „Der fieberhafte Handel mit Millionen Hektar Wald, Küstengebieten und Ackerland hat zu Mord, Vertreibung und Ethnozid geführt. Landverträge werden unterzeichnet und Projekte begonnen ohne die Zustimmung der dort lebenden Gemeinden. Dies schafft den Nährboden für wachsende Konflikte in den kommenden Jahren, wenn Landrechte jetzt nicht besser geschützt werden“, warnt sie. Das von Oxfam kritisierte Ausmaß der Landverkäufe wird eindrücklich belegt durch Zahlen aus einem noch unveröffentlichten Bericht der Land Matrix, einem Zusammenschluss internationaler Nichtregierungsorganisationen. Demnach wurden 75% der in den letzten 16 Jahren vereinbarten 1500 Landgeschäfte in Vertragsform gegossen und die geplanten Projekte nehmen Gestalt an – das sind drei Mal so viele vertraglich abgesicherte Geschäfte im Vergleich zur letzten Bestandsaufnahme vor vier Jahren. Bis zu 59% der Deals betreffen Gemeindeland, das von indigenen Völkern und kleineren Gemeinschaften beansprucht wird, deren traditionelle Besitzrechte selten von Regierungen anerkannt werden. Ein Dialog mit den Gemeinden findet in der Regel nicht statt, Morde sowie Vertreibungen ganzer Dörfer nehmen zu. „Millionen Menschen ihr Land wegzunehmen, ist der weltweit größte Angriff auf die Identität, die Würde, die Sicherheit der Menschen und schadet auch der Umwelt“, erklärt Marita Wiggerthale von Oxfam Deutschland. „Sichere Landrechte sind zentral, um Hunger und soziale Ungleichheit zu mindern sowie den Klimawandel zu bekämpfen.“ Doch gerade daran mangelt es in vielen Weltregionen, wie der Oxfam-Bericht anhand von Beispielen aufzeigt. So kämpfen die Quechua, eines der 55 indigenen Völker in Peru, seit Jahren um Landtitel, während die Regierung lieber Lizenzen zur Ölbohrungen an Konzerne vergibt. Auch die Aborigines in Australien haben einen schweren Stand. In Sri Lanka vertrieb das Militär im Jahr 2010 in der Region Paanama insgesamt 350 Familien gewaltsam aus ihren Dörfern, um das Land für Militärcamps und Hotels zu nutzen. „Sie kamen nachts. Maskierte und bewaffnete Männer setzten Häuser und Felder in den Küstendörfern Shasthrawela und Ragamwela in Brand“, zitiert der Oxfam-Bericht einen Dorfbewohner. Die Menschen können keine Lebensmittel mehr anbauen und müssen Geld für Essen ausgeben, das an anderer Stelle fehlt. Das Land befand sich seit Generationen im Besitz der Dorfgemeinschaft, doch offiziell kann in Sri Lanka eine Gemeinde keinen gemeinsamen Landtitel erwerben, da dies nur Einzelpersonen oder Vereinen gestattet ist. Zwar beschloss die Regierung im Jahr 2015 die Rückgabe des Landes, doch getan hat sich seither nichts. Oxfam fordert daher die sofortige Rückgabe der 137 Hektar Land an die betroffenen Familien, um so ein klares Zeichen gegen Landraub und für den Schutz von Landrechten setzen. (ab)

27.09.2016 |

Bericht fordert mehr Einsatz gegen Lebensmittelverschwendung

Karotte
Karotten zum Verrotten (Foto: Pixabay, WikimediaImages)

Regierungen und Unternehmen weltweit müssen den Kampf gegen Lebensmittelverschwendung verstärken, um das Nachhaltigkeitsziel 12.3 zu erreichen. So lautet die Botschaft eines am 22. September erschienenen Berichts von Champions 12.3, einem Bündnis aus Regierungs- und Unternehmensvertretern und der Zivilgesellschaft. Der Bericht zieht Bilanz zu den Fortschritten bei Unterziel 12.3 der im Herbst 2015 von der internationalen Gemeinschaft verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDGs). Target 12.3 sieht vor, bis 2030 die weltweite Nahrungsmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und die in der Produktions- und Lieferkette entstehenden Nahrungsmittelverluste einschließlich Nachernteverlusten zu verringern. Dem Bericht zufolge haben Regierungen und Organisationen in Europa, Afrika und den USA im letzten Jahr schon eine Reihe beachtlicher Maßnahmen ergriffen, doch angesichts des Ausmaßes des Problems sind stärkere Anstrengungen vonnöten. Ein Drittel aller weltweit erzeugten Lebensmittel gelangt nie auf unsere Teller. Dies verursacht jährlich $940 Milliarden an wirtschaftlichen Einbußen und 8% aller Treibhausgasemissionen. „Die Verringerung von Lebensmittelverlusten und Verschwendung zahlt sich dreifach aus: Sie trägt dazu bei, mehr Menschen zu ernähren, spart Kosten für Bauern, Unternehmen und Haushalte und kann den Druck auf Klima, Wasser und Landressourcen vermindern“, betont der Bericht. Die Autoren empfehlen allen Beteiligten, zügig aktiv zu werden und erstens Ziele festzulegen, zweitens Fortschritte zu messen und drittens zu handeln. Jedes Land, jede Stadt und jedes Unternehmen in der Lebensmittelkette solle sich klare Zielvorgaben zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung im Einklang mit DSG-Target 12.3 setzen. Teilweise sei dies schon geschehen. So hätten die USA angekündigt, bis 2030 die Lebensmittelabfälle gegenüber 2010 halbieren zu wollen. Doch der Bericht warnt, dass sich nur einige Regionen und größere Konzerne Ziele gesetzt hätten, während viele Schwellenländer sowie Unternehmen in der Lebensmittelkette noch nichts unternommen hätten. Auch bei der Messung des Fortschritts sieht der Bericht trotz Erfolgen noch viel Luft nach oben und ruft Regierungen und Unternehmen auf, das Ausmaß des Problems zu quantifizieren. Da der Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung auf nationaler und regionaler Ebene erfolge, seien auch Zahlen auf dieser Ebene notwendig. Großbritannien etwa verfüge dank umfassender Erhebungen, z.B. durch die NGO WRAP, über detaillierte Daten auf Landesebene. Auch die EU habe für ihre Mitgliedsstaaten Schätzungen veröffentlicht. Im Privatsektor sei die Supermarktkette Tesco federführend, die seit 2013 jährlich Bestandsaufnahmen veröffentlicht. „Das war ein entscheidender Schritt, der uns gezeigt hat, wo wir unsere Anstrengungen bündeln müssen. Sobald wir die Problembereich identifiziert hatten, wussten wir, wo Handlungsbedarf bestand“, erklärt Tesco-Chef Dave Lewis. Doch letztendlich kommt es auf aktives Handeln aller Staaten, Unternehmen, Landwirte und Bürger an. Seit Verabschiedung der SDGs sei schon viel passiert: Frankreich und Italien hätten 2016 Gesetze gegen Lebensmittelverschwendung verabschiedet und so z.B. Anreize geschaffen, dass Supermärkte noch essbare Lebensmittel spenden statt entsorgen. Doch es ist noch viel zu tun, schlussfolgern die Autoren und fordern Regierungen und Unternehmen dazu auf, Politiken, Initiativen und Praktiken anzustoßen und zu fördern, die der ungeheuerlichen Verschwendung effektiv entgegenwirken. (ab)

21.09.2016 |

Billig hat seinen Preis: die externen Kosten der industriellen Landwirtschaft

Dunger
Ein Zuviel verursacht hohe externe Kosten (Foto: CC0)

Die industrielle Landwirtschaft hat ihren Preis: Würden die externen Kosten z.B. durch die Nitratbelastung des Trinkwassers aufgrund von Überdüngung oder den Antibiotikaeinsatz in der Intensivtierhaltung einkalkuliert, wäre der Preisunterschied zwischen ökologisch und konventionell produzierten Lebensmitteln deutlich geringer. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die Wissenschaftler der Universität Augsburg im Auftrag des Aktionsbündnisses „Artgerechtes München“ erstellt und am 15. September auf einer Pressekonferenz in München vorgestellt haben. „Die Preise, die Verbraucher für Lebensmittel bezahlen, spiegeln deren wahre Kosten häufig nur unzureichend wider. Denn viele, insbesondere soziale, gesundheitliche und ökologische (Folge-)Kosten der Nahrungsmittelproduktion sind in den aktuellen (Markt)Preisen nur unzureichend oder oftmals gar nicht enthalten“, fassen die Autoren der Arbeitsgruppe „Märkte für Menschen” zusammen. Diese versteckten Kosten betreffen zum Beispiel die Nitrat-/Stickstoffbelastung: Bei der Düngung landwirtschaftlich genutzter Böden entstehen häufig reaktive Stickstoffüberschüsse, die dem Ökosystem, dem Klima und der Gesundheit des Menschen schaden. Die Folgekosten fallen häufig erst zeitlich versetzt an, weshalb es schwierig ist, sie dem Verursacher des Stickstoffproblems zuzuordnen – daher zahlt die Allgemeinheit. Die Wissenschaftler haben eine Kosten-Nutzen-Rechnung von Stickstoff in der deutschen Landwirtschaft aufgestellt: Kosten von 20,24 Milliarden für die menschliche Gesundheit, das Ökosystem und das Klima, z.B. für die Reinigung des Trinkwassers oder Gesundheitskosten durch Folgeerkrankungen, steht ein Nutzen für die Landwirtschaft von 8,71 Milliarden gegenüber. Unterm Strich entstehen externe Folgekosten von 11,53 Milliarden Euro pro Jahr. „Wenn Sie sich die gesamte Bruttowertschöpfung der deutschen Landwirtschaft ansehen, dann sind wir da bei 17,4 Milliarden. Das muss man einmal in Vergleich setzen, das ist eine ganz erhebliche Marktverzerrung aus ökonomischer Sicht“, äußerte Stephanie Weigel, Sprecherin des Bündnisses „Artgerechtes München“ gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Der Löwenanteil der externen Kosten fällt bei konventionell produzierten tierischen Lebensmitteln an, für pflanzliche Bioprodukte berechnet die Studie den geringsten „Stickstoff-Schadensfaktor“. Würden die Kosten verursachergerecht auf die Lebensmittelpreise aufgeschlagen, wäre Fleisch aus Massentierhaltung 9,7% teurer als bisher. „Wenn die Folgekosten, insbesondere der konventionellen Nutztierhaltung, auch weiterhin unzureichend Eingang in die Preise finden, fördert das die Überproduktion sowie den Konsum hieraus resultierender Nahrungsmittel“, fasst Dr. Tobias Gaugler von der Uni Augsburg zusammen. „Diese Form von Marktversagen lässt außerdem nachhaltig(er) erzeugte Lebensmittel teuer erscheinen und führt letztlich zu einem ökonomischen Wohlfahrtsverlust! Anders gesagt: Aus volkswirtschaftlicher Sicht handelt es sich um eine erhebliche Preis- und Marktverzerrung.“ Auch die Folgen des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung sind Gegenstand der Studie, unberücksichtigt bleiben Faktoren wie mit der Landwirtschaft verbundene Boden- bzw. Regenwaldverluste, CO2e-Emissionen und der Verlust der Biodiversität. „Daher stellen die hier vorgestellten Größenordnungen lediglich Untergrenzen der aktuell aus der Landwirtschaft resultierenden externen Effekte – und den damit verbundenen, kategoriespezifischen Fehlbepreisungen – dar“, betonen die Wissenschaftler. (ab)

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