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28.11.2016 |

Regenwald im Tank: Immer mehr Palmöl wird in der EU für Biodiesel genutzt

PLOl
Begehrter Rohstoff für Biosprit (Foto: tristantan/CC0)

In der EU landet immer mehr Palmöl im Tank: Der Anteil des importierten Palmöls, das für Biodiesel verwendet wird, stieg 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 3% auf 3,35 Millionen Tonnen an. Das geht aus einem Bericht der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) vom 25. November hervor. Demnach flossen 2015 rund 46% der insgesamt 7,3 Millionen Tonnen Palmöl-Importe der EU in den Verkehrssektor, während 45% in der Lebensmittel-, Tierfutter- und Kosmetikindustrie und 9% für Elektrizität und Wärme genutzt wurden. „Die Verbraucher können ihr Bestes geben, um Palmöl im Essen und in Kosmetika zu vermeiden“, betonte Jori Sihvonen, Biosprit-Experte von T&E. „Aber die Biosprit-Regelungen der EU zwingen sie dazu, Palmöl in ihren Autos zu verfeuern – fast immer ohne ihr Wissen.“ Die Organisation wertete für die Studie Industriedaten von Oilworld aus. Demnach liegt die Nutzung für Biodiesel erstmals vor der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie. T&E schätzt, dass die Produktion von Palmöl für den EU-Biodieselmarkt direkt fast 1 Million Hektar Land in den Tropen verschlingt. Würde der Rest der Welt auch so viel Palmöl für die Biodieselproduktion verwenden, wären 4,3 Millionen Hektar Land nötig. Die größten EU-Produzenten von Biodiesel aus Palmöl sind Italien, Spanien und die Niederlande, die 80% der gesamten EU-Produktion auf sich vereinen.

T&E warnt, dass Biosprit schädlicher fürs Klima sei als normaler Sprit. Biodiesel auf Palmölbasis verursache dreimal mehr CO2-Emissionen als fossiler Diesel. Landnutzungsänderungen und die Trockenlegung von Mooren für den Anbau von Ölpalmen sind der Hauptgrund. „Wenn der Rest der Welt auch so viel Palmölbiodiesel nutzen würde wie Europa, wäre dies das Ende für die Regenwälder weltweit“, erklärt Sihvonen. „Wir müssen diesen Wahnsinn stoppen und der beste Ort dafür ist Europa, wo alles begann. Wir appellieren an die EU-Kommission, landbasierte Biokraftstoffe bis 2025 und landbasierten Biosprit bis 2030 auslaufen zu lassen.“ Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hält Biosprit aus Palmöl für eine klimapolitische Sackgasse und fordert den phasenweisen Ausstieg aus landbasierten Biokraftstoffen bis hin zum völligen Verbot. „Die Rechnung, verbrauchsstarke Verbrennungsmotoren mit scheinbar treibhausgasneutralen Kraftstoffen betreiben zu wollen, geht nicht auf. Jedes Jahr werden gigantische Flächen an Tropenwald gerodet und für immer zerstört, nur um billiges Palmöl zu produzieren“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller in einer Erklärung. Momentan arbeitet die EU-Kommission an einem Vorschlag zur Novellierung der Richtlinie für Erneuerbare Energien (RED), die auch den Biosprit-Anteil und Subventionen dafür regeln wird. Ein geleakter Entwurf sieht lediglich eine minimale Verringerung des Biokraftstoffanteils im Verkehrsbereich von 4,9% im Jahr 2014 auf 3,8% im Jahr 2030 vor. Das geht Umweltschützern nicht weit genug. „Damit wäre auch künftig eine Beimischung von problematischen Pflanzenölen wie Palmöl mit seinen negativen Auswirkungen für Umwelt und Klima zulässig“, kritisiert der NABU. (ab)

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