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15.09.2016 |

NGOs fordern Stopp der Fusion von Bayer und Monsanto

Stop
NGOs fordern ein Verbot der geplanten Fusion (Foto: CC0)

Entwicklungspolitische Organisationen und Umweltverbände haben mit Entsetzen auf die Nachricht einer Übernahme von Monsanto durch Bayer reagiert und ein Verbot des Zusammenschlusses gefordert. Sie fürchten eine weitere Konzentration des Saatgut- und Pestizidmarktes und negative Auswirkungen für Bauern und die Umwelt. Die beiden Konzerne hatten am Mittwoch die Unterzeichnung einer verbindlichen Fusionsvereinbarung bekannt gegeben: Der deutsche Chemiegigant übernimmt den US-Saatgutkonzern für 128 US-Dollar je Aktie in bar, der Preis liegt damit bei rund 66 Milliarden US-Dollar. Der neue Konzern würde zur weltweiten Nummer 1 im Saatgut- und Agrarchemiegeschäft aufsteigen. Die Vorteile der Fusion für Landwirte liegen laut Bayer und Monsanto „in einem umfassenden Angebot an Lösungen für den heutigen wie den künftigen Bedarf – einschließlich besserer Lösungen bei hochwertigem Saatgut, Pflanzeneigenschaften, digitaler Landwirtschaft und Pflanzenschutz.“ Dass diese Lösungen für Bauern und Bäuerinnen weltweit von Vorteil sind bezweifeln jedoch die entwicklungspolitischen Organisationen MISEREOR, FIAN Deutschland, INKOTA und Brot für die Welt. „Mit Saatgut von Bayer und Monsanto lässt sich keine zukunftsfähige Landwirtschaft betreiben. Beide Konzerne produzieren genmanipuliertes Saatgut und die korrespondierenden Pestizide, die sie dann im „Kombi-Pack“ verkaufen“, erklärt FIAN-Agrar-Referent Roman Herre. „Wir dürfen die Welternährung nicht in die Hände eines Agro-Oligopols legen und damit das Menschenrecht auf Nahrung in Gefahr bringen“, warnt Herre. Statt Gift und Gentechnik bedürfe es politischer Rahmenbedingungen, die es Bauern und Bäuerinnen ermöglichen, frei und unabhängig über ihr Saatgut zu bestimmen. Die Organisation beklagen die zunehmende Markt- und Machkonzentration bei Saatgut und Pestiziden. Bereits heute kontrollieren allein sechs Konzerne gut 75% des globalen Agrarchemiemarktes, bei Saatgut sind es mehr als 60%. Doch die Elefantenhochzeit zwischen Bayer und Monsanto ist nicht der einzige anstehende Megadeal: Auch Dow und DuPont kündigten 2015 einen 130 US-Dollar schweren Zusammenschluss an, ChemChina will sich den Schweizer Agrarkonzern Syngenta einverleiben und erhielt dafür schon von einer entscheidenden US-Behörde Ende August grünes Licht. „Die Folgen der Fusionen wären fatal: drei Saatgutkonzerne kontrollierten dann größtenteils unser Saatgut und damit die Lebensgrundlagen für die Ernährung der Menschheit“, warnt Sarah Schneider, Referentin für Landwirtschaft und Ernährung bei MISEREOR. „Die Preise für Saatgut würden steigen, und die Wahlfreiheit bei Saatgut und Pestiziden würde noch stärker eingeschränkt. Insbesondere Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in den armen Regionen der Welt wären davon massiv betroffen.“ Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland teilt diese Bedenken: „Der neue Konzern würde künftig verstärkt diktieren wollen, was Landwirte anbauen und welche Produkte auf dem Markt verfügbar sind. Auch die Umwelt würde durch noch mehr Monokulturen und weitere Gentechpflanzen leiden“, so Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer. „Diese Übermacht darf die EU nicht hinnehmen“, fordert auch der agrarpolitische Sprecher der Grünen im EU-Parlament, Martin Häusling. „Deshalb sind jetzt die deutschen Aufsichtsbehörden und die europäischen Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gefragt. Sie müssen verhindern, dass Bayer den weltweiten Agrarchemiemarkt dominieren kann.“ Doch nicht nur in Europa ist nach der Fusions-Ankündigung der Aufschrei groß: „Unsere internationalen Partnerorganisationen haben sofort nach den ersten Übernahmegerüchten angekündigt, in ihren Ländern alle juristischen Mittel auszuschöpfen, um einen neuen Mega-Konzern Bayer-Monsanto zu verhindern“, sagte Stig Tanzmann, Agrarexperte von Brot für die Welt. (ab)

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