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30.06.2016 |

Grünes Licht für Glyphosat: EU-Kommission verlängert Zulassung

Gift
Glyphosat bleibt weiterhin erlaubt (Foto: CC0/Pixabay)

Die EU-Kommission hat die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat am 29. Juni um weitere 18 Monate verlängert. Nach mehreren gescheiterten Abstimmungen der Mitgliedstaaten, in denen keine ausreichende Mehrheit zustande gekommen war, gab die Kommission in letzter Minute einen Tag vor Ablauf der Genehmigung grünes Licht. In den nächsten 18 Monaten soll eine Studie der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) klären, ob Glyphosat krebserregend ist. Die Kommission erntete für die Verlängerung herbe Kritik sowohl von Umweltschützern als auch seitens der Industrie. „Nachdem die EU-Kommission es vier Mal nicht geschafft hat, den Widerstand der Mitgliedstaaten gegen das Pestizid zu brechen, drückt sie jetzt dessen Weiterverwendung durch. Diese Glyphosat-Entscheidung ist ein Affront gegen viele überzeugte Europäer“, kritisierte der Vorsitzende des BUND, Hubert Weiger. Das sieht auch NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller so: „Statt sich am Vorsorgeprinzip zu orientieren und bis zum Beweis der Unbedenklichkeit für Gesundheit und Umwelt Glyphosat zu verbieten, haben sich EU-Kommission und die meisten Vertreter der Mitgliedstaaten offenkundig von den Interessen der Agrarindustrie leiten lassen.“ Doch auch die ist nicht zufrieden: Der Industrieverband Agrar e. V. bezeichnete die „technischen Verlängerung“ für 18 Monate als unbefriedigende Zwischenlösung. Ursprünglich wollte die Kommission die Zulassung gar um 15 Jahre verlängern. Nach erheblichem Widerstand aus den Mitgliedstaaten war der Zeitraum dann nach und nach zusammengeschrumpft. Da weder im zuständigen EU-Fachausschuss noch im Berufungsausschuss die notwendige Mehrheit erreicht wurde, konnte die EU-Behörde letztlich die Entscheidung fällen. Harald Ebner, der Sprecher der Grünen für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik, nannte die auf ein Zehntel zusammengeschrumpfte „Mini-Verlängerung“ einen großen ersten Erfolg, forderte aber ein baldiges Ende des „Auslaufmodells“ Glyphosat: „Es dürfte jedem klar sein, dass die Verlängerung nur die äußerste Notlösung ist, um Glyphosat noch eine allerletzte Galgenfrist zu verschaffen. Immer deutlicher wird, dass das Ackergift angezählt ist und dass wir eine Agrarwende weg von der chemiebasierten industriellen Landwirtschaft hin zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung brauchen.“ Der NABU forderte die Bundesregierung dazu auf, sich jetzt wenigstens zu einem nationalen Verbot durchringen, wie andere EU-Mitgliedstaaten es schon vorgemacht haben oder planen. Frankreich etwa habe parallel zum Verhandlungsprozess in Brüssel auf nationaler Ebene bereits 132 Glyphosat-haltigen Präparaten die Zulassung entzogen. Der Einsatz von Glyphosat in Parkanlagen und auf Kinderspielplätzen, sowie im Privat- und Kleingartenbereich müsse laut NABU unverzüglich verboten werden. Hinsichtlich des Einsatzes in der Landwirtschaft beweise nicht nur der ökologische Landbau seit Jahren, dass der Verzicht auf Glyphosat möglich ist. (ab)

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