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02.06.2016 |

Billige Bananen im Supermarkt - Pestizide und Hungerlöhne für Plantagenarbeiter

Banane
Oft mit Pestiziden: Bananen (Foto: CCO, stux, Pixabay)

Deutsche Supermarktketten beziehen Bananen und Ananas von Plantagen in Lateinamerika, auf denen Arbeiter schutzlos gefährlichen Pestiziden ausgesetzt sind und Arbeitsrechte mit Füßen getreten werden. So lautet der Vorwurf der Hilfsorganisation Oxfam an die Lebensmittel-Handelsketten Aldi, Edeka, Lidl und Rewe. Der am Montag veröffentlichte Bericht „Süße Früchte, bittere Wahrheit“ dokumentiert anhand der Bananenindustrie in Ecuador sowie der Ananasindustrie in Costa Rica die dramatischen sozialen und ökologischen Kosten des Anbaus tropischer Früchte für deutsche Supermärkte. Oxfam hatte für die Studie Plantagen besucht, mehr als 200 Arbeiterinnen und Arbeiter befragen lassen und zahlreiche Experten konsultiert. Auch auf von der Rainforest Alliance zertifizierten Plantagen, dem wichtigsten Nachhaltigkeitssiegel bei Bananen und Ananas, seien die Zustände nicht weniger katastrophal gewesen als auf konventionellen Plantagen. Dem Bericht zufolge sind Plantagenarbeiter und ihre Familien giftigen Pestiziden oft schutzlos ausgeliefert. „Die Supermärkte kontrollieren das Aussehen der importierten Früchte penibel und geben ganze Lieferungen bei kleinsten Makeln zurück. Aber sie lassen es zu, dass die Menschen, die sie ernten, dabei vergiftet werden“, kritisiert Franziska Humbert, Studienautorin und Referentin für Arbeitsrechte bei Oxfam Deutschland. Die in Costa Rica vorherrschenden Ananasmonokulturen auf riesigen Flachen mit zwei Ernten pro Jahr erfordern den Einsatz einer Vielzahl von Pestiziden. Pro Jahr landen so zwischen 30 und 38 Kilogramm Chemikalien auf einem Hektar Anbauflache. Lieferanten deutscher Supermärkte setzen mehrere hochgiftige Pestizide ein, darunter das von der Weltgesundheitsorganisation als akut toxisch eingestufte Oxamyl. In Ecuador berichten 53% der Arbeiter auf Rainforest-zertifizierten Plantagen, dass Pestizide aus der Luft versprüht wurden, während sie auf den Feldern arbeiten mussten. Viele klagten über eine hohe Rate an Behinderungen, Fehlgeburten und Krebsleiden im Umfeld der Plantagen. „Wir machen uns große Sorgen, weil wir unter dem Pestizid-Regen arbeiten müssen. Wir bekommen Hautausschläge. Aber wenn man sich beschwert, riskiert man, entlassen zu werden“, klagte ein Arbeiter beim Produzenten Matias, die unter anderem Lidl beliefert. Auch die Unterdrückung von Gewerkschaften sei an der Tagesordnung. Dies führe dazu, dass Mindestlöhne unterschritten, Überstunden nicht bezahlt und Arbeitsrechte missachtet werden. In keiner der 20 untersuchten Bananenplantagen gebe es eine unabhängige Arbeitnehmervertretung, bemängelt Oxfam und wirft den Supermärkten eine klare Mitverantwortung vor. Die Ketten nutzen ihre Marktmacht aus, um einen starken Preisdruck auf Produzenten und Lieferanten auszuüben. So seien etwa die Importpreise für Ananas trotz steigender Produktionskosten zwischen 2002 und 2014 um rund 45% gefallen. Dies führe dazu, dass die Arbeiter weiter ausgebeutet und ihre Löhne nicht für den Lebensunterhalt der Familien ausreichten. „Die deutschen Supermärkte dürfen ihre Profite nicht weiter auf Kosten von Mensch und Natur machen. Sie müssen endlich menschenwürdige Arbeitsbedingungen durchsetzen und faire Preise zahlen“, fordert Franziska Humbert. (ab)

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