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01.06.2015 |

Welternährung: Studie fordert Umsetzung der Empfehlungen des Weltagrarberichts

Hong
Bäuerin in China (Foto: HongMeenChee/flickr.com)

Die Beseitigung des Welthungers bis 2030 ist kein Ding der Unmöglichkeit, wenn die Ernten vorrangig zur Ernährung der Menschen eingesetzt werden und die Empfehlungen des Weltagrarberichts endlich Gehör finden. Zu diesem Ergebnis gelangt eine neue Studie der Kammer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für nachhaltige Entwicklung. Laut aktuellen Zahlen der Welternährungsorganisation FAO leiden noch immer 795 Millionen Menschen an chronischer Unterernährung, zwei Milliarden Menschen sind mangelernährt. Die Studie weist darauf hin, dass die globale Landwirtschaft schon heute mehr als zwölf Milliarden Menschen satt machen könnte, wenn die Ernten möglichst effektiv als Lebensmittel genutzt würden. „Wenn in der Realität Menschen hungern, liegt dies an dem ungleichen Zugang zu den vorhandenen Nahrungsmitteln, der Vergeudung, dem Verlust und der Verwendung der Nahrungsmittel für andere Zwecke als für die menschliche Ernährung. Vor allem aber fehlt vielen Armen ein ausreichendes Einkommen, d. h. der ökonomische Zugang zu ausreichenden Nahrungsmitteln oder zu den Möglichkeiten, sie zu erzeugen“, schreiben die Autoren. Es stelle keine Lösung dar, auf eine einseitige Ertragssteigerung mithilfe von Pestiziden, chemischen Düngern und Monokulturen zu setzen, die zulasten der Böden, des Wassers und Klimas sowie der biologischen Vielfalt gehe. Der Raubbau an den natürlichen Ressourcen treffe meist die Bevölkerungsgruppen, die ohnehin am stärksten von Hunger und Mangelernährung betroffen seien – die Millionen Kleinbauern, Landarbeiter, Hirten und Fischer in den Entwicklungsländern. Der Studie zufolge müssen diese Gruppen mehr Unterstützung erhalten, zum Beispiel durch bessere Lagermöglichkeiten für die Ernte oder leichteren Zugang zu Krediten. Dann könnten sie nicht nur sich selbst besser versorgen, sondern auch lokale und regionale Märkte beliefern. Diese Erkenntnisse sind nicht neu, betonen die Autoren: Schon 2008 habe der Weltagrarbericht gewarnt, dass mit der einseitigen Ausrichtung auf Produktionssteigerung, Weltmarktorientierung und Industrialisierung der Landwirtschaft die Überwindung des Hungers mit dem Schutz des Klimas und der biologischen Vielfalt nicht in Einklang zu bringen sei. Doch der Ruf nach einem Paradigmenwechsel hin zu agrarökologischen Produktionsverfahren mit möglichst niedrigem externen Input, die Fokussierung auf kleinbäuerliche Produzenten und die Anerkennung der Multifunktionalität der Landwirtschaft sei in der deutschen und internationalen Agrarpolitik weitgehend ungehört verhallt. Daher fordert die EKD-Kammer die längst überfällige Neuausrichtung der Entwicklungs- und Agrarpolitik am Recht auf Nahrung, die nicht länger durch ungerechte Strukturen im Bereich der Handels- und Finanzpolitik blockiert werden dürfe. (ab)

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