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11.05.2015 |

Wissenschaftler warnen vor Bedrohung der Bodengesundheit

Land
Boden: ein wertvoller Schatz (Foto: Eric Huybrechts/flickr)

Wenn Bodenerosion und der schleichenden Verlust von Agrarland infolge der Verstädterung nicht zügig aufgehalten werden, könnten Ende des Jahrhunderts die Flächen für die Ernährung der Weltbevölkerung knapp werden. Davor warnen Wissenschaftler der University of California, Berkeley (UCB) im Fachjournal Science. Böden bilden die Basis für die Landwirtschaft, verbessern die Wasserqualität und speichern Kohlenstoff. Doch weltweit ist die Bodengesundheit zunehmend bedroht. Die Autoren betonen, dass nicht nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken vielerorts den Verlust an Bodenfruchtbarkeit durch Erosion und den Entzug von Nährstoffen beschleunigt haben. Daher könnte die Landwirtschaft das Blatt wenden und zur langfristigen Gesundheit der Böden – der „lebenden Haut“ des Planeten – beitragen. „Seit der Mensch die Landwirtschaft entwickelt hat, haben wir den Planeten verändert und den Nährstoffkreislauf des Bodens aus dem Gleichgewicht gebracht“, sagt Hauptautor Ronald Amundson von der UCB. Da geologische Veränderungen aber langsam vonstatten gehen, werden sie oft erst nach Generationen bemerkt. Die Grüne Revolution mit ihrem intensiven Einsatz von Chemie und Dünger habe zwar zu einer gewaltigen Steigerung der Agrarproduktion beigetragen, aber auch Bodenerosion verstärkt. Der Studie zufolge werden die meisten fruchtbaren Böden bereits landwirtschaftlich genutzt. Die Urbanisierung verschlingt zudem immer mehr produktive Flächen. Zwischen 1970 und 2000 fiel eine Agrarfläche der Größe Dänemarks der Verstädterung zum Opfer. Die Forscher gehen davon aus, dass in den nächsten 20 Jahren 1,5 Millionen km² zubetoniert werden, die dreifache Fläche Spaniens. Die Böden gelangen nun an ihr Limit und die Erträge steigen nur noch geringfügig, obwohl riesige Mengen an Mineraldünger eingesetzt werden. Doch diese Form der Nährstoffzufuhr stößt an ihre Grenzen, da Stickstoff, Phosphat und Kalium nicht unendlich verfügbar sind. Die Produktion von synthetischem Stickstoff-Dünger ist energieintensiv und benötigt fossile Brennstoffe, während Phosphor und Kalium aus Gestein und Mineralien gewonnen werden, deren Reserven sich erschöpfen. Da die Vorräte ungleich verteilt sind, könnten politische Querelen aufkommen: „Marokko wird bald die größte Phosphorquelle darstellen, gefolgt von China. Die beiden Länder werden bei der Verteilung ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Viele sprechen schon von der Herausbildung eines Phosphorkartells“, sagt Amundson. Die Autoren fordern daher einen bedachteren Umgang mit den Böden. Bezüglich der Nährstoffe schlagen sie eine Rückgewinnung aus Klärschlamm vor, da jeder Mensch die Stoffe ausscheidet. „Die Nährstoffe können aufgefangen, recycelt und wieder dem Boden zugeführt werden. Zudem ist ein effizienteres Management nötig, um den Bodenverlust zu stoppen. Überschüssiger Stickstoff etwa schadet der Umwelt, da er beim Eintrag in Gewässer diesen Sauerstoff entzieht, das Leben im Wasser zerstört und Todeszonen in Küstennähe verursacht“, schreiben die Forscher. Jes Weigelt vom Institute for Advanced Sustainability Studies in Potsdam ist der Ansicht, dass die Studie nur einen Aspekt der Bodenproblematik beleuchtet: „Amundson und seine Kollegen befassen sich in ihrem Artikel zu stark mit dem Angebot an Nährstoffen und zu wenig mit Konsummustern. Über den Bodenverbrauch entscheidet aber auch die Frage mit, wie viel Fleisch wir essen und wie viele Lebensmittel wir wegwerfen“, sagte Weigelt dem Spiegel. (ab)

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