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01.04.2015 |

Todesfalle Acker: Pestizide werden wandernden Amphibien zum Verhängnis

Kröte
Pestizide: Der Knoblauchkröte stinkt es! (Foto: Thijs Calu/flickr)

Der Pestizideinsatz auf Agrarflächen gefährdet Amphibien auf dem Weg zu ihren Laichgewässern, denn die Hauptwanderung der Lurche fällt häufig gerade in den Zeitraum, in dem Landwirte Ackergifte ausbringen. Das zeigt eine Studie der Universität Koblenz-Landau und des Leibniz-Zentrums für Agrarlandforschung, die im Februar im Fachblatt „Basic and Applied Ecology“ erschienen ist. Amphibien gehören zu den gefährdetsten Tiergruppen weltweit, 41% der Arten sind vom Aussterben bedroht. Auch wenn in der Laichzeit Gewässer eine magische Anziehungskraft auf sie ausüben, leben die meisten europäischen Lurche ansonsten in terrestrischen Habitaten. Doch zur Laichzeit im Frühjahr wird ihnen die Wanderung über die Äcker oft zum Verhängnis, so die Forscher. Für die Studie untersuchten sie in zwei Jahren 330 Pestizidanwendungen auf 100 Anbauflächen im intensiv genutzten Agrarland im Nordosten Deutschlands. Sie bewerteten erstmals die Präsenz von Moorfrosch, Knoblauchkröte, Gelbbauchunke und Kammmolch auf landwirtschaftlichen Flächen sowie die zeitliche Überlappung ihrer Wandersaison mit dem Pestizideinsatz. Um einzuschätzen, wie viele Pestizide bis zum Boden und damit auf die Tiere gelangen, zogen die Wissenschaftler Datensätze zur Anhaftungsmenge von Pestiziden an den Blättern bestimmter Kulturpflanzen heran und bestimmten so, wie viel Gift je nach Wachstumsphase durch das Blätterdach gelangt. Das Ergebnis: Die Menge hängt vom Zeitpunkt der Laichwanderung ab, wobei der Pestizideinsatz je nach Kulturpflanze variiert. Der frühe Frosch fängt sich generell seltener Gift ein, während spät wandernde Arten wie Rotbauchunke und Knoblauchkröte höhere Dosen abbekommen. So waren 86% der Knoblauchkrötenpopulation auf Tour, als Fungizide in Feldern mit Winterraps ausgebracht wurden. Da die Pflanzen aber schon größer waren, nahmen sie 80% der Gifte auf. „Die Daten zeigen, dass viele Amphibien Anbauflächen durchwandern können wenn die Pflanzen hoch sind und damit die Gefahr einer direkten Übersprühung der Tiere geringer ist“, erklärt Hauptautor Carsten Brühl. Weniger Glück hatten die Rotbauchunken beim Einsatz von Pestiziden im jungen Mais: Zwar traf es nur 17% der paarungswilligen Tiere, doch diese bekamen die volle Ladung ab, da die Herbizide vor dem Aufkeimen ausgebracht wurde als der Boden nicht bedeckt war. Brühl betont die Notwendigkeit weiterer Forschung zu den Effekten von Pestiziden auf Amphibien. Erste Laborstudien mit in der Landwirtschaft üblichen Mengen belegten bei einigen Pestiziden eine Sterblichkeitsrate von 100%, während andere Gifte bei nur 10% der Menge schon für 40% der Tiere tödlich waren. Die Forscher fordern Landzeitstudien sowie die Änderung des europäischen Zulassungsverfahren für Pestizide, das bislang keine Risikoabschätzung für Amphibien beinhaltet. Doch vor drängen sie darauf, dass Pflanzenschutzmittel nur kombiniert mit einem lokalen Monitoring von Amphibienwanderungen ausgebracht werden, um ein zeitliches Überlappen zu verhindern. (ab)

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