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25.02.2015 |

EU-Abgeordnete treten bei Agrartreibstoffen auf die Bremse

Sprit
Weniger Lebensmittel im Tank (Foto: mrobenalt/flickr.com)

Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat gestern für eine Begrenzung von Agrartreibstoffen gestimmt. Die Parlamentarier wollen den Anteil herkömmlicher Biokraftstoffe aus Raps, Soja oder Mais am Treibstoffverbrauch im Verkehrssektor auf 6% deckeln. Zudem fordern sie die Einbeziehung von Treibhausgasemissionen aus indirekten Landnutzungsänderungen (ILUC) in die Berechnung der Klimabilanz von Biosprit. Diese entstehen, wenn etwa der Nahrungsmittelanbau durch Energiepflanzen auf neue Flächen verdrängt wird und Wälder in Ackerland umgewandelt werden. Mit einem Limit von 6% will das Parlament stärker auf die Bremse treten als die EU-Mitgliedsstaaten, die eine Deckelung auf 7% befürworten. Hintergrund ist das von der EU gesteckte Ziel, bis zum Jahr 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien im Transportbereich auf 10% hochzuschrauben. Oxfam International begrüßte die Einigung, die das Recht auf Nahrung über die Produktion umweltschädlicher Agrartreibstoffe stelle. „Die EU-Regierungen müssen der Abstimmung des Parlaments nun Beachtung schenken und sich auf eine niedrigere Deckelung auf Biosprit aus Nahrungspflanzen einigen“, forderte Marc-Olivier Herman, Biosprit-Experte von Oxfam. Friends of the Earth Europe betonte, die 6% kämen einer Ausweitung der Biospritproduktion gleich, da der derzeitige Anteil bei knapp 5% liege. Campaigner Robbie Blake äußerte: „Schranken für Biokraftstoffe, die in Konkurrenz zu Nahrungspflanzen stehen, sind absolut unerlässlich, aber das Abstimmungsergebnis geht nicht weit genug, um die Nutzung von Lebensmitteln in unseren Tanks komplett zu beenden.“ Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie hingegen betonte, der hierzulande produzierte Biodiesel bestehe größtenteils aus Rapsöl und altem Speisefett und warnte vor dem Verlust von Arbeitsplätzen. Der Umweltausschuss will das 10-Prozent-Ziel mit dem raschen Übergang zu Agrartreibstoffen der zweiten Generation aus Algen, Stroh oder Abfällen erreichen, die bis 2020 mindestens 1,25% am Energiemix ausmachen soll. Doch auch hier keimen Bedenken auf: „Stroh ist kein Rest, sondern unverzichtbarer Humuslieferant auf dem Acker. Ein Einsatz zur Kraftstoffherstellung würde zu einem weiteren Humusverlust unserer Böden führen“, warnte der grüne Europaabgeordnete Martin Häusling. In den nächsten Monaten muss sich nun das Parlament mit den EU-Mitgliedsstaaten einigen, der finnische Abgeordnete Nils Torvalds soll die Federführung bei den Verhandlungen übernehmen. (ab)

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