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23.10.2014 |

Bericht: Patente auf Pflanzen und Tiere gefährden Ernährungssouveränität

Brokkoli
Auch patentiert: der geköpfte Brokkoli (Foto: Cookthinker/flickr)

Das Europäische Patentamt (EPA) hat bereits tausende Patente auf Pflanzen und Tiere erteilt und die Anzahl der Produkte aus konventioneller Züchtung steigt. Die internationale Koalition „Keine Patente auf Saatgut!“ warnt nun in einem Bericht, dass die Ernährung der Bevölkerung künftig von Konzernen und der Patentindustrie kontrolliert werde, wenn es nicht gelinge, Patente auf Pflanzen und Tiere zu verbieten. Seit den 1980er Jahren wurden über 7500 Patentanmeldungen auf Pflanzen und 5000 auf Tiere eingereicht, davon sind 2400 Patente auf Pflanzen und 1400 auf Tiere bereits erteilt. Mehr als 120 vom EPA erteilte Patente betreffen die konventionelle Züchtung, 1000 weitere Anmeldungen liegen dazu noch vor. Die Reichweite der Patente erstreckt sich auf die gesamte Lebensmittelkette vom Acker zum Verbraucher. Der Bericht präsentiert Fälle von kürzlich erteilten Patenten, darunter „Erfindungen“ wie eine Paprika aus konventioneller Züchtung, die von wilden Chili-Sorten aus Jamaika mit einer natürlichen Insektenresistenz abstammen. Im Patent beansprucht Syngenta die Pflanzen, das Saatgut und die Früchte, sogar Anbau und Ernte der Pflanze gelten als Erfindung. Ein weiteres Beispiel ist das im Februar 2014 an Monsanto erteilte Patent zur Untersuchung und Auswahl von wilden Verwandten der Sojabohne in Asien und Australien, die an verschiedene Klimazonen angepasst sind. So erlangt der Konzern ein Monopol auf die Nutzung von Hunderten natürlicher Gen-Variationen für die Züchtung konventioneller Sojabohnen. „Die Industrie und das Patentamt haben das Patentsystem zu einem Werkzeug der systematischen Aneignung unserer Lebensgrundlagen gemacht, sie verhökern die Zukunft unserer Ernährung“, warnt Christoph Then, einer der Autoren. Dem Wortlaut der EU-Patentgesetze zufolge sind Pflanzensorten, Tierarten sowie Verfahren zur (konventionellen) Züchtung nicht patentierbar. Mit seinen Entscheidungen habe das EPA absichtlich einen Zustand „rechtlicher Absurdität geschaffen, der es möglich macht, entsprechende Patente dennoch zu erteilen“, kritisiert das Bündnis. Dies diene den Interessen von Konzernen wie Monsanto, Dupont und Syngenta, die zusammen bereits über 50% des internationalen Saatgutmarktes kontrollieren.

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