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18.12.2022 |

Ernährung und Landwirtschaft - die letzten 2 Jahrzehnte in Zahlen

Mias
Mais - eine der Hauptkulturen (Foto: CC0)

Seit der Jahrtausendwende hat sich in der Landwirtschaft einiges getan. Die weltweite Produktion der Hauptanbaukulturen, wie Mais und Weizen, ist zwischen 2000 und 2020 um mehr als 50 % gestiegen, während die Zahl der weltweit in der Landwirtschaft tätigen Menschen im gleichen Zeitraum um 17 % sank. Diese und noch zahlreiche andere Zahlen und Fakten aus dem Bereich Welternährung und Landwirtschaft liefert das neue statistische Jahrbuch, das am 12. Dezember von der Welternährungsorganisation FAO veröffentlicht wurde. Auf 380 Seiten widmet sich die Veröffentlichung, die im jährlichen Turnus erscheint, Themen wie dem Agrarhandel, dem globalen Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden sowie Umwelt- und Klimaaspekten. Zwar sind viele der Informationen auch mit etwas Übung der Statistik-Datenbank FAOSTAT zu entlocken, doch im Jahrbuch sind sie leicht und schnell zugänglich und die wichtigsten Fakten zu aktuellen Entwicklungen in der globalen Landwirtschaft werden mithilfe von 69 Grafiken, 32 Karten und 59 Tabellen sowie einigen Themenboxen illustriert. Die Statistiken, die auf den mehr als 20.000 in FAOSTAT aufgeführten Indikatoren beruhen und mehr als 245 Länder und Gebiete abdecken, werden in vier thematischen Kapiteln vorgestellt.

Das erste Kapitel befasst sich mit wirtschaftlichen Faktoren. Heute arbeiten etwa 866 Millionen Menschen – oder 27 % der weltweit Erwerbstätigen – in der Landwirtschaft (inklusive Forstwirtschaft und Fischerei). Im Jahr 2000 waren es noch 1,04 Milliarden Menschen oder 40 % der Erwerbstätigen. Zwischen 2000 und 2021 ging die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft in Asien von rund 800 auf etwa 580 Millionen zurück. Das bedeutet, dass mehr als jeder vierte Beschäftigte in der Region den Sektor verlassen hat, um eine andere Tätigkeit außerhalb der Landwirtschaft auszuüben. In Europa verließ die Hälfte der Arbeitskräfte den Agrarsektor, während in Afrika die Beschäftigung in der Landwirtschaft zunahm. Der Beitrag der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei zur Wirtschaft nahm zwischen 2000 und 2020 real um 78 % zu und erreichte im Jahr 2020 eine Wertschöpfung von 3,6 Billionen US-Dollar. In Afrika hat sich die Wertschöpfung in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt (+147 %) und erreicht 413 Milliarden US-Dollar. Der größte Anteil an der Gesamtwertschöpfung entfiel mit 64 % auf Asien: Der Kontinent verzeichnet einen Anstieg um 91 %, von 1,2 Billionen USD im Jahr 2000 auf 2,3 Billionen USD im Jahr 2020. Bis 2019 verringerte sich der weltweite Beitrag der Landwirtschaft zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), doch aufgrund der Pandemie und den Einschränkungen im Zusammenhang mit COVID-19 ging die Wertschöpfung im Industrie- und Dienstleistungssektor zurück, während sie in der Landwirtschaft weiter anstieg, wodurch es 2020 zu einem „künstlichen“ Anstieg des Anteils der Landwirtschaft am gesamten BIP kam.

Kapitel 1 befasst sich auch mit den Inputs in der Landwirtschaft: Der Einsatz von Pestiziden stieg im Zeitraum 2000-2020 weltweit um 30 % auf 2,7 Millionen Tonnen. Die Ausbringung von Pestiziden erreichte bereits 2012 ihren Höchststand und begann 2017, leicht zu sinken. Auf Nord- und Südamerika entfiel mit 51 % der Löwenanteil des Pestizideinsatzes, gefolgt von Asien (25 %), Europa (18 %), Afrika und Ozeanien. Der Anteil Amerikas am globalen Pestizidverbrauch stieg um 7 Prozentpunkte, während der Anteil Asiens und Europas um 4-5 Punkte auf 25 % bzw. 18 % zurückging. In absoluten Zahlen waren die USA im Jahr 2020 Spitzenreiter mit 0,41 Millionen Tonnen oder 15 % des weltweiten Pestizidverbrauchs, knapp vor Brasilien (0,38 Mio. t.) und China (0,27 Mio. t.). Die Länder mit dem höchsten Pestizideinsatz pro Hektar waren St. Lucia mit 20 kg/ha, die Malediven (17 kg/ha) und Oman (16 kg/ha). Der gesamte landwirtschaftliche Einsatz von anorganischen Düngemitteln, ausgedrückt als Summe der drei Nährstoffe Stickstoff (N), Phosphor (P2O5) und Kalium (K2O), betrug im Jahr 2020 rund 201 Millionen Tonnen. Der Anteil von Stickstoffdünger machte 56 % aus, während auf Phosphor 24 % und Kalium 20 % entfielen. Der Gesamtverbrauch von Düngemitteln war im Jahr 2020 um 49 % höher als zur Jahrtausendwende. Der Einsatz von Stickstoffdünger stieg um 40 %, von Phosphor um 49 % und von Kalium um 81 %.

Das zweite Kapitel gibt einen Überblick über Produktion, Handel und Preise von Rohstoffen. Von 2000 bis 2020 stieg die Produktion von Hauptanbaukulturen wie Zuckerrohr, Mais, Weizen und Reis um 52 % auf insgesamt 9,3 Milliarden Tonnen. Getreide war mit etwa einem Drittel der Gesamterzeugung die wichtigste Gruppe der Ackerkulturen. Gerade einmal vier Pflanzensorten machten rund die Hälfte der weltweiten Produktion aus: Zuckerrohr (20 % der Gesamtmenge mit 1,9 Milliarden Tonnen), Mais (12 % mit 1,2 Mrd. t.), Weizen und Reis (jeweils 8 % mit 0,8 Mrd. t). Bei jeder Kultur nahm der jeweilige Top-Erzeuger auch eine recht dominante Stellung bei der Produktion ein: So wurde etwa 40 % des Zuckerrohrs in Brasilien produziert, während die USA 31 % der weltweiten Maisernte einbrachten. Die weltweite Produktion von Pflanzenölen stieg zwischen 2000 und 2019 um 125 % auf 208 Millionen Tonnen. Palmöl verzeichnete mit 236 % den größten Zuwachs. Aufgrund seiner Verwendung für die Herstellung von Biodiesel überholte Palmöl im Jahr 2006 Sojaöl als das wichtigste Pflanzenöl. Weltweit wurden 2020 gut 337 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt. Das sind 45 % oder 104 Millionen Tonnen mehr als im Jahr 2000. Mit einem Anteil von 35 % führte Hähnchenfleisch, gefolgt von Schweinefleisch (33 %). Seit 2000 verzeichnet Hähnchenfleisch in absoluten und relativen Zahlen den größten Zuwachs (+104 % oder 61 Mio. Tonnen).

In diesem Kapitel wird auch der FAO-Lebensmittelpreisindex analysiert, der die monatliche Veränderung bei einem internationalen Warenkorb an Lebensmitteln misst. Seit Januar 2000 ist der Food Price Index von 85,4 Punkten auf 138 Punkte im August 2022 gestiegen. Während der Lebensmittelkrise 2007/2008, als die Preise für Getreide, vor allem für Reis und Weizen, Rekordwerte erreichten, ging er stark in die Höhe. Ende 2010 und Anfang 2011 zogen die Lebensmittelpreise erneut massiv an (insbesondere Zucker und Milchprodukte). Zu Beginn der COVID-19-Pandemie sank der Index, was die Unsicherheiten auf den Rohstoffmärkten widerspiegelt. Zwischen Mai 2020 und März 2022 kletterte er jedoch unaufhörlich auf 159,7 Punkte, seinen bisher höchsten Wert. Dies lässt sich auf eine Kombination an Faktoren zurückführen, wie die Folgen der COVID-19-Pandemie für die Versorgungsketten, die Wiederbelebung der Wirtschaftstätigkeit und der Nachfrage in 2021 sowie Beeinträchtigungen der Exporte von Getreide und Pflanzenöl aus Russland und der Ukraine.

Kapitel 3 dreht sich um Ernährungssicherheit und Ernährung, aber die Zahlen sprechen keine grundsätzlich andere Sprache als im SOFI-Bericht, der im Juli von fünf UN-Organisationen herausgegeben wurde. Das Jahrbuch bietet jedoch nochmals einen Abriss zum 20-Jahres-Trend, der durchweg frustrierend ist. Der Anteil der unterernährten Menschen an der Gesamtbevölkerung hat nach einem jahrzehntelangen Rückgang – und fünf Jahren relativer Stabilität seit 2014 – zwischen 2019 und 2020 wieder stark zugenommen und kletterte zwischen 2020 und 2021 weiter, wenn auch langsamer. Fast 10 % der Weltbevölkerung litten 2021 an Hunger, verglichen mit 8 % im Jahr 2019. Am schlimmsten ist die Lage in Afrika: 2021 waren 20,2 % der Bevölkerung des Kontinents unterernährt. Die Zahlen zur weltweiten Versorgung mit Lebensmitteln zeigen, dass eigentlich genug für alle vorhanden wäre. Die durchschnittliche Energieversorgung (DES), gemessen in Kalorien pro Person und Tag, stieg kontinuierlich an auf 2.963 kcal im Zeitraum 2019-2021. Das sind 9 % mehr als im Zeitraum 2000-2002, als die Energiezufuhr bei im Schnitt 2.712 kcal lag. Am höchsten ist der Kalorienverbrauch in Nordamerika und Europa mit 3.537 kcal pro Person/Tag. Afrika hat mit 2.589 kcal das geringste Angebot. In der Region war zunächst ein stetiger Anstieg zu verzeichnen, der jedoch 2012-2014 stagnierte und dann ging die Menge wieder zurück. Der schnellste Anstieg fand in Asien statt, wo die Energiezufuhr in den letzten zwei Jahrzehnten um 14 % zunahm. Der Bericht zeigt auch das andere Gesicht der Unterernährung: Die Fettleibigkeit bei Erwachsenen ab 18 Jahren nahm zwischen 2000 und 2016 in allen Regionen der Welt rapide zu. Im Jahr 2016 waren 13,1 % der erwachsenen Bevölkerung fettleibig, während es 2000 erst 8,7 % waren. In Ozeanien und Nordamerika sowie Europa lebten prozentual gesehen die meisten fettleibigen Erwachsenen (ca. 27-28 % der Bevölkerung), gefolgt von Lateinamerika und der Karibik.

Kapitel 4 befasst sich mit den Nachhaltigkeits- und Umweltaspekten der Landwirtschaft. Zwischen 2000 und 2020 schrumpft die landwirtschaftliche Nutzfläche um 134 Millionen Hektar – eine Fläche fast so groß wie Peru. Etwa 4,74 Mrd. Hektar der Erdoberfläche sind landwirtschaftliche Nutzfläche, einschließlich Wiesen und Weiden sowie Ackerland. Die Autor*innen betonen, dass die Landwirtschaft sowohl vom Klimawandel betroffen ist als auch eine wichtige Verursacherin von Treibhausgasemissionen ist. Die Gesamtemissionen auf landwirtschaftlichen Flächen beliefen sich im Jahr 2020 auf 10,5 Mrd. Tonnen Kohlendioxidäquivalent (Gt CO2eq) – ein Rückgang von 4 % gegenüber dem Jahr 2000. Er ist darauf zurückzuführen, dass die Verringerung der Emissionen aus der Umwandlung von Wäldern höher ausfiel als der Anstieg der Emissionen in landwirtschaftlichen Betrieben. Aktivitäten auf den Höfen verursachten 7,4 Gt CO2eq oder 70 % aller Emissionen im Jahr 2020, gefolgt von der Umwandlung von Wäldern/Abholzung (28 %) und Feuern in tropischen Regenwäldern und auf organischen Böden (2 %). Nach Weltregionen betrachtet war Asien der größte landwirtschaftliche Emittent (36 % der Gesamtemissionen) im Jahr 2020, gefolgt von Amerika (30 %), Afrika (23 %) und Europa (9 %). Von den 7,4 Gt CO2eq landwirtschaftlicher Emissionen, die in Betrieben anfielen (d.h. mit dem Anbau von Feldfrüchten und der Tierhaltung in Verbindung stehen), entstanden 38 % durch enterische Fermentation im Verdauungssystem von Wiederkäuern. Auf Weiden verbleibender Dünger machte 24 % aus, während entwässerte organische Böden einen Anteil von 12 % und Methan aus dem Reisanbau 9 % verursachten. Als CO2-intensivstes Produkt identifizierte der Bericht Rinderfleisch, das im globalen Durchschnitt 30 kg CO2eq pro Kilo verursachte, gefolgt von Schaffleisch (24 kg CO2eq/kg), während die Emissionsintensität von Schweine- und Hühnerfleisch deutlich geringer war (1,8 kg bzw. 0,6 kg CO2eq/kg). Bei der Produktion von Getreide fallen deutlich weniger Emissionen an, aber Reis verursachte das Fünffache an Emissionen im Gegensatz zu Weizen. (ab)

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