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08.03.2021 |

Gleichberechtigung ist Schlüssel zur Ernährungssicherheit

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Doppelbelastung für Frauen in der Landwirtschaft (Foto: CC0)

Ohne die Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen wird es bei der Hungerbekämpfung kaum Fortschritte geben. Ernährungsunsicherheit und Hungersnöte werden weiter bestehen und die Erholung von den Folgen der COVID-19-Pandemie wird ungleich ausfallen, wenn nicht mehr Frauen in ländlichen und städtischen Gebieten an Führungspositionen mit größerer Entscheidungsgewalt gelangen. Dies ist die Botschaft der drei UN-Ernährungsorganisationen anlässlich des Internationalen Frauentags. Das diesjährige Motto lautet entsprechend „Frauen in Führungspositionen: Das Erreichen einer gleichberechtigten Zukunft in einer COVID-19-Welt“. Die Leiter der Welternährungsorganisation (FAO), des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) und des Welternährungsprogramms (WFP) betonen, dass die COVID-19-Pandemie Frauen überproportional stark getroffen hat und bereits bestehende Verwundbarkeiten verschärft hat, da viele Frauen aufgrund der Krise geringere wirtschaftliche Möglichkeiten haben und schlechteren Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln, während gleichzeitig ihre Arbeitsbelastung gestiegen und geschlechtsspezifische Gewalt eskaliert ist. Die Stärkung von Frauen und Bäuerinnen ist daher wichtig, damit sie zur Erholung von der Pandemie beitragen können und es gelingt, Armut zu bekämpfen, die Produktivität zu steigern und die Ernährungssicherheit zu verbessern. „Frauen und Mädchen können eine entscheidende Rolle bei der Reaktion auf die COVID-19-Pandemie und insbesondere bei der Umgestaltung unserer Agrar- und Ernährungssysteme spielen“, sagte FAO-Generaldirektor QU Dongyu. „Wir müssen alle zusammenarbeiten, um die notwendigen Veränderungen anzustoßen, um Frauen und Mädchen zu stärken, gerade in ländlichen Gebieten.“

Ernährungssicherheit und Geschlechterungleichheit sind eng mit bereits im Kindesalter einsetzenden Benachteiligungen verbunden. In vielen Ländern erleben Jungen und Mädchen eine ganz unterschiedliche Kindheit, mahnen die UN-Organisationen. Jungen essen zuerst, bekommen mehr auf den Teller als ihre Schwestern, helfen weniger im Haushalt mit und heiraten später. Viele Mädchen werden schon in einem Alter verheiratet, in dem sie eigentlich noch die Schulbank drücken sollten. „Auf der Welt leben mehr als 1,1 Milliarden Mädchen unter 18 Jahren, die das Potenzial haben, die größte Generation von weiblichen Führungspersönlichkeiten, Unternehmerinnen und Verändererinnen zu werden, die je die Chance hatte, sich für eine bessere Zukunft einzusetzen. Dennoch sind Frauen und Mädchen nach wie vor mit hartnäckigen strukturellen Einschränkungen konfrontiert, die sie daran hindern, ihr Potenzial voll zu entfalten, und sowohl ihr Leben zu verbessern als auch in ihren Haushalten und Gemeinden positive Veränderungen zu bewirken“, so QU Dongyu weiter. „Aus unserer Arbeit auf der ganzen Welt wissen wir, dass die Hungerraten sinken, wenn Frauen und Mädchen einen besseren Zugang zu Informationen, Ressourcen und wirtschaftlichen Möglichkeiten erhalten und ihre eigenen Entscheidungen selbstbestimmt treffen können, und sich die Ernährung nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Familien, Gemeinden und Länder verbessert“, erklärt David Beasley, Exekutivdirektor des Welternährungsprogramms.

Mehr Mitbestimmung für Frauen ist besonders wichtig in ländlichen Gebieten in den Entwicklungsländern, wo die Stimmen der 1,7 Milliarden Frauen und Mädchen, die dort leben, oft überhört werden. 60% der Frauen in Südasien und Subsahara-Afrika arbeiten in der Landwirtschaft, doch sie haben weniger Zugang zu Ressourcen und Dienstleistungen als Männer – sei es zu Land, Finanzen, Schulungen, Betriebsmitteln oder Ausrüstung. Untersuchungen zufolge könnten Landwirtinnen, wenn sie den gleichen Zugang zu produktiven Ressourcen hätten wie Männer, die Erträge um 20 bis 30% und die gesamte landwirtschaftliche Produktion um 2,5 bis 4% steigern. Diese Menge würde ausreichen, um 100 bis 150 Millionen hungernde Menschen zu ernähren. Zusätzlich zu ihrer landwirtschaftlichen Arbeit tragen Frauen auch die Last der Hausarbeit und sind für die Versorgung ihrer Familien verantwortlich – Aufgaben, die während der COVID-19-Pandemie noch zugenommen haben. Zugleich sind Frauen stärker von den sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie betroffen. Viele haben ihre Existenz verloren oder ihr Einkommen hat sich drastisch verringert. „Es ist daher entscheidend, in Frauen auf dem Land zu investieren und sich dafür einzusetzen, dass sie eine führende Rolle spielen und stärker in die Gestaltung der Zeit nach der Pandemie einbezogen werden, damit ihre Perspektiven und Bedürfnisse angemessen berücksichtigt werden“, sagt IFAD-Präsident Gilbert F. Houngbo. Nur so sei es möglich, bessere Lebensmittelsysteme aufzubauen, in denen es einen gleichberechtigten Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln und eine angemessene Existenzgrundlage für alle gebe. (ab)

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