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19.02.2021 |

Bio boomt: Anbaufläche, Zahl der Betriebe und Nachfrage wächst

Boom
Bio befindet sich im Aufwind (Foto: CC0)

Die Nachfrage nach Bioprodukten und die ökologisch bewirtschaftete Fläche steigt – in Deutschland und weltweit. Das zeigen neue Zahlen, die auf dem Mitte Februar virtuell stattfindenden Branchentreffen BIOFACH präsentiert wurden. Rund um den Globus wurden 2019 mehr als 72,3 Millionen Hektar Land ökologisch bewirtschaftet – ein Anstieg um 1,6% gegenüber dem Vorjahr. Das zeigt der Bericht „The World of Organic Agriculture“, der vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL und IFOAM – Organics International veröffentlicht wurde. Ausgewertet wurden Daten zum Ökolandbau in 187 Ländern. Die Bioanbaufläche nahm demnach 2019 um 1,1 Millionen Hektar zu. Das Länder-Ranking führt Australien mit einer absoluten Bioanbaufläche von 35,7 Millionen Hektar an, danach kommen Argentinien und Spanien mit 3,7 bzw. 2,4 Millionen Hektar. Die Hälfte der ökologisch bewirtschafteten Fläche (35,9 Millionen Hektar) liegt aufgrund des Spitzenreiters Australien in Ozeanien, gefolgt von Europa mit 16,5 Millionen (23%) und Lateinamerika mit 8,3 Millionen Hektar (11%). In allen Regionen nahm die Biolandwirtschaftsfläche zu mit Ausnahme von Asien, wo ein Flächenrückgang in China verzeichnet wurde.

Beim weltweiten Anteil des Ökolandbaus ist mit 1,5% natürlich noch deutlich Luft nach oben, doch einige Länder sind schon deutlich weiter: Liechtenstein liegt mit einem Bioanteil von 41% an der Gesamtfläche an der weltweiten Spitze vor Österreich (26,1%), São Tomé und Príncipe (24,9%), Estland (22,3%) und Schweden (20,4%). Die Spitzenposition haben einige der Länder vor allem auch einem hohen Anteil an ökologisch bewirtschaftetem Dauergrünland zu verdanken. Bei der ökologisch bewirtschafteten Ackerfläche liegt in Europa in absoluten Zahlen Frankreich vorne mit 1,3 Millionen Hektar, gefolgt von Italien mit 1 Million Hektar und Deutschland mit 700.000 Hektar. Weltweit gab es dem Bericht zufolge 2019 rund 3,1 Millionen Bioproduzenten. Davon sollen 1,36 Millionen in Indien, 210.353 in Uganda und 203.602 in Äthiopien leben. Die Autorinnen und Autoren verweisen jedoch darauf, dass die genauen Zahlen schwer zu ermitteln sind, da einige Länder nur die Anzahl der Unternehmen, Projekte oder Erzeugergemeinschaften melden, die jeweils viele einzelne Produzenten umfassen können, sodass die Gesamtzahl noch höher sein könnte. Etwa 51% der Bioproduzentinnen und -produzenten leben in Asien, während 27% in Afrika und 14% in Europa ackern.

Der globale Markt für Bioprodukte wird für 2019 auf umgerechnet 106 Milliarden Euro geschätzt. Hier sind die USA führend mit einem Umsatz von 44,7 Milliarden Euro, gefolgt von Deutschland mit 11,9, Frankreich mit 11,3 und China mit 8,5 Milliarden Euro. Der französische Markt für Bioprodukte legte am stärksten zu mit einem Plus von 13,4%. Den höchsten Anteil an Bioprodukten am Gesamtmarkt hingegen hat Dänemark mit 12,1%. In der Schweiz betrug der Marktanteil 10,4% und in Österreich 9,3%. Die Dänen und Schweizer griffen für Biolebensmittel am tiefsten in die Tasche mit 344 bzw. 338 Euro in 2019. „Das Jahrbuch spiegelt das weltweite Vertrauen der Menschen in den biologischen Landbau und dessen Bedeutung für die Ernährung, die Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung herausragend wider“, sagte Knut Schmidtke, Direktor für Forschung, Extension & Innovation bei FiBL Schweiz. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie bilden die Zahlen noch nicht ab, doch COVID-19 hat in vielen Ländern zu einem deutlichen Anstieg der Nachfrage nach Bioprodukten geführt. „Wir erwarten, dass wir die Auswirkungen der Pandemie auf den Biosektor mit den Daten für 2020 sehen, die in einem Jahr vorliegen werden“, sagt Helga Willer, die für FiBL die Herausgabe des statistischen Jahrbuchs verantwortet.

Aktuellere Zahlen liefert der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) bereits für Deutschland. Hier vergrößerte sich die Öko-Fläche im Jahr 2020 um 84.930 Hektar auf 1.698.764 Hektar Biofläche – ein Zuwachs von 5,3% gegenüber 2019. In den letzten 5 Jahren haben mehr als 8.000 Betriebe hierzulande auf Bio umgestellt. Mittlerweile gibt es 35.413 Höfe in Deutschland, die ökologisch wirtschaften. Aktuell werden 10,2% aller Landwirtschaftsflächen von Bio-Bauern beackert. „Der Blick auf 2020 und die vergangenen Jahre zeigt: Das 25%-Bio-Ziel, das sich die EU bis 2030 mit der Farm to Fork-Strategie gesetzt hat, ist erreichbar“, sagte der BÖLW-Vorsitzende Felix Löwenstein. Damit in Zukunft genügend Unternehmen die Bio-Chance nutzen können, müsse die Politik die Signale aber entschieden auf Nachhaltigkeit stellen. Seitens der Verbraucher fiel das Signal in Coronazeiten deutlich aus: Der Bio-Markt wuchs 2020 auf insgesamt 14,99 Milliarden Euro – ein Plus von 22% gegenüber dem Vorjahr. Öko legte ungefähr doppelt so stark zu wie der Lebensmittelmarkt insgesamt. Der Bio-Anteil am gesamten Lebensmittelmarkt erhöhte sich 2020 vorläufigen Zahlen zufolge auf 6,4 %. Trotz der positiven Entwicklungen mahnt der BÖLW, dass immer noch viel zu tun sei, um den notwendigen Umbau der Landwirtschaft voranzubringen und all jenen Planungssicherheit zu geben, die sich für eine Umstellung auf Bio entscheiden. „Besonders bei der EU-Agrarpolitik, die mit Milliarden Euro bestimmt, welche Landwirtschaft sich lohnt, braucht es einen Kurswechsel. Mindestens 70% der Gelder müssen in freiwillige Umweltleistungen der Bäuerinnen und Bauern investiert werden“, fordert Löwenstein. (ab)

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