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24.03.2020 |

UN: Klimawandel erfordert nachhaltige Wassernutzung in der Landwirtschaft

Bewässerung
Bewässerung in der Landwirtschaft (Foto: CC0)

Der Klimawandel beeinträchtigt die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser und gefährdet die Verwirklichung des Menschenrechts auf sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung von Milliarden Menschen. Darauf weist der Weltwasserbericht 2020 hin, den die UNESCO im Auftrag der Vereinten Nationen erstellt und vor dem Weltwassertag am 22. März veröffentlicht hat. Die Veränderung des Wasserkreislaufs wird auch Risiken für die Energieversorgung, die Ernährungssicherheit und menschliche Gesundheit, die wirtschaftliche Entwicklung und die Armutsbekämpfung mit sich bringen und könnte so das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) erschweren. SDG 6 fordert, dass der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen bis 2030 für alle Menschen gewährleistet sein muss. Derzeit sind jedoch noch 2,2 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sicherem Trinkwasser und 4,2 Milliarden beziehungsweise 55% der Weltbevölkerung haben keine sicheren Sanitäranlagen.

Dem Bericht zufolge hat sich der Wasserverbrauch in den letzten 100 Jahren versechsfacht und wird aufgrund des Bevölkerungswachstums, der wirtschaftlichen Entwicklung und veränderter Konsummuster weiterhin um etwa 1% pro Jahr steigen. Der Klimawandel und die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen wie Stürmen, Überschwemmungen und Hitzewellen werden sich auf die Verfügbarkeit und Verteilung der Wasserressourcen auswirken. Das wird die Lage in Regionen, die unter „Wasserstress“ leiden, verschärfen und zu Wasserknappheit in Gegenden führen, in denen momentan noch ausreichend Wasser vorhanden ist. Auch die Wasserqualität wird leiden: „Höhere Wassertemperaturen, weniger gelöster Sauerstoff und folglich die verminderte Fähigkeit zur Selbstreinigung von Süßgewässern werden die Wasserqualität nachteilig beeinflussen. Des Weiteren drohen Wasserverschmutzung und krankheitserregende Verunreinigungen aufgrund von Überschwemmungen oder höheren Schadstoffkonzentrationen während Trockenzeiten“, heißt es in der Zusammenfassung des Berichts. Dies hat negative Folgen für die menschliche Gesundheit, genauso wie für die Landwirtschaft und die Ökosysteme.

„Wir reden oft über Wassermangel und drohende Wasserkonflikte, aber zu wenig darüber, dass Wasser Teil der Lösung der Klimakrise ist. Effektive Bewirtschaftung von Wasser trägt zu Klimaschutz und wirksamer Anpassung an den Klimawandel bei“, sagt Ulla Burchardt vom Vorstand der Deutschen UNESCO-Kommission. „Wir müssen Wasser effizienter nutzen, unnötige Wassernutzung und Wasserverluste vermeiden. Gleichzeitig kann beispielsweise Abwasseraufbereitung Treibhausgase reduzieren und zur Energiegewinnung genutzt werden.“ Aber auch die Landwirtschaft müsse dringend an die Doppelherausforderung Wasser- und Klimakrise angepasst werden. Der Bericht enthält ein eigenes Kapitel zu Ernährung und Landwirtschaft, das Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Land- und Wassernutzung aufzeigt und Ansätze für Klimaschutz und Anpassung durch ein nachhaltiges Land- und Wassermanagement liefert. Den Autoren zufolge ist die Landwirtschaft in zweifacher Hinsicht gefordert: „Erstens müssen bestehende Produktionsweisen angepasst werden, um mit dem häufigeren Auftreten von Wasserknappheit und Wasserüberfluss (Hochwasserschutz und Entwässerung) zurechtzukommen. Und zweitens muss Klimaschutz die Landwirtschaft „dekarbonisieren“, durch die Senkung von Treibhausgas-Emissionen und die Steigerung der Verfügbarkeit von Wasser.“

In puncto Anpassung schlagen die Autoren Ansätze zur Land- und Wasserbewirtschaftung, zum Bodenschutz und zur agronomischen Praxis vor, die Kohlenstoff binden und Treibhausgasemissionen reduzieren. Diese Maßnahmen fassen sie unter dem Dach der Climate-Smart Agriculture zusammen, einem Konzept, das auch vielfach Kritik von NGOs erntete. Dem Bericht zufolge tragen die Praktiken dazu bei, die Bodenstruktur, organisches Material und Feuchtigkeit unter trockeneren Bedingungen zu erhalten, und sie umfassen Techniken wie Be- und Entwässerung zur Angleichung oder Ausweitung von Anbauperioden in Anpassung an saisonale und zwischenjährliche Klimaverschiebungen. Die Autoren betonen, dass die Rolle des Wassermanagements für die Anpassung der Landwirtschaft von zentraler Bedeutung ist. Im Regenfeldbau werde Anpassung durch die Fähigkeit der Pflanzensorten bestimmt, mit Temperaturänderungen klarzukommen, ebenso wie durch das Management der Bodenfeuchtigkeit, das entscheidend ist, um die Bodenstruktur zu erhalten und das Wurzelwachstum der Pflanzen zu fördern. Bewässerung würde eine Flexibilisierung des Anbaukalenders eröffnen.

In puncto Klimaschutz biete die Landwirtschaft zwei wichtige Instrumente: „Kohlenstoffbindung durch Akkumulation organischen Materials über und unter der Erde und Emissionsreduzierung durch Land- und Wassermanagement, einschließlich der Förderung erneuerbarer Energien.“ Die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien, wie z.B. Solarpumpen, ermögliche die Reduzierung von Emissionen und die Stärkung der Lebensgrundlagen von Kleinbauern, argumentieren die Autoren. Sie schlagen landwirtschaftliche Praktiken vor, die auf Kohlenstoffbindung im Boden und die Reduzierung von Emissionen abzielen. Eine davon ist die Agroforstwirtschaft, die es in vielerlei Formen gibt, von der Pflanzung von Obstbäumen in Feldern bis hin zur Nutzung heimischer Baumarten für Windschutz und Schatten. „Die Agroforstwirtschaft kann positive Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und die Speicherung von Wasser in Böden, die Grundwasseranreicherung, den Wasserabfluss und die Erosionskontrolle, den Nährstoffkreislauf im Boden und die biologische Vielfalt haben“, so die Autoren. Sie raten zudem dazu, Reisfelder nicht dauerhaft zu fluten, sondern abwechselnd unter Wasser und trocken zu halten. So könnten der Methanausstoß reduziert und gute Erträge erzielt werden, während der Wasserverbrauch um bis zu 24% sinke. In der Forstwirtschaft biete die Vermeidung von Abholzung und die Wiederaufforstung die beste Chance zum Klimaschutz. (ab)

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