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11.03.2020 |

FAO: Heuschreckenplage gefährdet Ernten am Horn von Afrika

Locust
Heuschreckenschwarm (Foto: CC0, bit.ly/Laikaac, bit.ly/ccBY-SA20)

Unzureichende Niederschläge und Konflikte gefährden die Ernährungssicherheit in Afrika – doch die Heuschreckenplage droht die Lage noch weiter zu verschärfen. 34 Länder in Afrika sind mittlerweile auf externe Lebensmittelhilfen angewiesen, wie die Welternährungsorganisation FAO in der aktuellsten Ausgabe von „Crop Prospects and Food Situation“ berichtet. Ausbleibende Regenfälle haben nun auch Tansania und Namibia auf diese vierteljährlich veröffentlichte Liste befördert, auf der gegenwärtig 44 Länder geführt werden. Und der Bericht warnt, dass die Wüstenheuschrecken ihr zerstörerisches Potenzial noch nicht voll entfaltet haben, denn 2019 hatten sie nur geringe Auswirkungen auf die Ernten, da diese weitgehend abgeschlossen waren, bevor die Plagegeister einfielen. Doch gerade in Ostafrika, wo die Aussaat der Hauptgetreideernte im März und April beginnt, stellen die Heuschreckenschwärme eine enorme Bedrohung für die Ernten in diesem Jahr und die Ernährungssicherheit der Menschen dar. Die Wetterprognosen deuten auf optimale Fortpflanzungsbedingungen für die Tiere bis mindestens Juni hin, wodurch sich der Befall auf weitere Länder und Gegenden ausbreiten könnten.

„Die Höfe in Äthiopien und Somalia können mit erheblichen Ernteverlusten rechnen, wenn die Kontrollmaßnahmen nicht ausgeweitet werden, wobei die wichtige saisonale ‚Gu‘-Ernte in Somalia, die etwa 60 Prozent der gesamten jährlichen Getreideproduktion des Landes ausmacht, gefährdet ist“, heißt es im Bericht. Heuschrecken seien auch bereits in den wichtigsten Sorghumanbaugebieten Somalias zu finden und befänden sich in der Nähe der Hauptmaisanbaugebiete. Dem aktuellsten Update der FAO zur Verbreitung der Schwärme vom 10. März zufolge sind momentan vor allem Kenia, Äthiopien und Somalia betroffen, wo sich die Tiere gerade rasant fortpflanzen und neue Schwärme entstehen, aber auch Eritrea ist befallen. Bis Juni könnte die Zahl der Tiere um das 400-Fache steigen, so die Prognose. „Dies stellt eine nie dagewesene Bedrohung für die Ernährungssicherheit und die Lebensgrundlagen“ der Menschen dar, schreibt die FAO. Bis zu 150 Kilometer am Tag legen Wüstenheuschrecken zurück und vertilgen alles, was grün ist – also nicht nur die Lebensmittel der Bevölkerung, sondern auch das Futter der Tiere. Ein typischer Schwarm kann aus 150 Millionen Tieren pro Quadratkilometer bestehen und selbst ein kleiner Schwarm, der nur 1km² groß ist, kann an einem Tag eine Pflanzenmenge vertilgen, die 35.000 Menschen als Lebensmittel dienen könnte.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller äußerte, die Heuschreckenplage werde völlig unterschätzt. „Das ist die größte Plage seit Jahrzehnten, manche sagen sogar seit Menschengedenken“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Das Dramatische ist die Voraussage, dass die Schwärme noch zwanzig Mal größer werden können.“ Müller forderte die FAO auf, den Kampf gegen die Tiere zu verstärken. Sie müsse jetzt entschlossen handeln, um eine Ausbreitung der Schwärme zu verhindern. „Die Heuschreckenplage darf nicht zu einer neuen Hungersnot und Vertreibung führen“, sagte der Minister. „Die Menschen brauchen Lebensmittel, Saatgut und Viehfutter, um ihr Überleben sichern zu können.“ Marlehn Thieme, die Präsidentin der Welthungerhilfe, äußerte die Befürchtung, dass die Erfolge der Entwicklungsarbeit von Jahren durch ein zwei Jahre Heuschreckenplage zunichte gemacht werden könnten. „Ob die Vorbereitungen ausreichen, den worst case tatsächlich zu bewältigen, das muss man bezweifeln“, sagte auch sie gegenüber der dpa. „Wir alle wissen, dass es genug zu essen für alle Menschen auf dieser Welt gibt. Das gilt auch für Reserven für solche Notfälle.“ Viel hänge jetzt davon ab, wie die nächsten Ernten in anderen Ländern aussehen werden. Und ob die Lebensmittel diejenigen erreichen, die darauf angewiesen sein werden. (ab)

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