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19.02.2020 |

Studie: Gesundheit und Wohlergehen von Kindern weltweit in Gefahr

Kinder
Wie sieht ihre Zukunft aus? (Foto: CC0)

Die Gesundheit und Zukunft von Kindern weltweit ist akut bedroht durch den Klimawandel, Umweltzerstörung, Migration und Konflikte, wirtschaftliche Ungleichheit sowie aggressive Marketingpraktiken für ungesunde Lebensmittel. Dies ist die traurige Botschaft der Studie „A Future for the World’s Children?“, die vom Kinderhilfswerk UNICEF, der Weltgesundheitsorganisation und dem Fachjournal Lancet beauftragt wurde. Die Kommission von 40 internationalen Experten für Kindergesundheit gelangt zu dem Schluss, dass nicht ein einziges Land die Gesundheit der Kinder, ihre Umwelt und ihre Zukunft angemessen schützt. „Trotz Verbesserungen bei der gesundheitlichen Lage von Kindern und Jugendlichen in den letzten 20 Jahren sind Fortschritte ins Stocken geraten oder drohen rückgängig gemacht zu werden“, so Helen Clark, ehemalige Premierministerin von Neuseeland und Ko-Vorsitzende der Kommission. „Schätzungen zufolge laufen etwa 250 Millionen Kinder unter fünf Jahren in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Gefahr, ihr Entwicklungspotenzial nicht zu erreichen, wenn man Zahlen zu chronischer Mangelernährung und Armut zugrunde legt. Noch besorgniserregender ist jedoch, dass jedes Kind weltweit durch den Klimawandel und schädliche kommerzielle Werbung existentiell bedroht ist“, fügte sie hinzu.

Der Bericht enthält einen neuen globalen Index, der Daten von 180 Ländern zur Gesundheit und zum Wohlergehen von Kindern sowie zu Nachhaltigkeit und Chancengleichheit zusammenfasst. Die Autoren stellen fest, dass die ärmsten Länder mehr tun müssen, um Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen, während die Industrieländer durch den überproportional von ihnen verursachten CO2-Ausstoß die Zukunft und die Gesundheit aller Kinder weltweit bedrohen. Dem Index zufolge haben Kinder in Norwegen, der Republik Korea, den Niederlanden, Frankreich und Irland die besten Chancen, zu überleben und sich wohlzufühlen. Am unteren Ende der Skala befinden sich Länder mit niedrigem Einkommen, wie die Zentralafrikanische Republik, der Tschad und Somalia, die sowohl beim Überleben als auch beim Wohlergehen der Kinder schlecht abschneiden.

Werden die CO2-Emissionen pro Kopf einbezogen, ändert sich das Bild: Dann befindet sich Norwegen abgeschlagen auf Platz 156, Korea auf Platz 166 und die Niederlande auf Platz 160. Diese drei Länder stoßen 210% mehr CO2 pro Kopf aus, als ihr Ziel für 2030 zulässt. Die USA, Australien und Saudi-Arabien gehören zu den zehn schlimmsten CO2-Emittenten. Wenn die Erderwärmung bis 2100 die 4°C-Marke übersteigt, wie es Szenarien annehmen, die von einem Weiter-wie-bisher ausgehen, hätte dies verheerende gesundheitliche Folgen für Kinder. Ursachen wären die Überflutung von Küstenstädten und kleinen Inselstaaten, die erhöhte Sterblichkeit durch Hitzewellen, die Verbreitung von Krankheiten wie Malaria und Dengue sowie Unterernährung durch die Beeinträchtigung der Lebensmittelproduktion. Die einzigen Länder, die auf einem guten Weg sind, um die anvisierten Ziele beim CO2-Ausstoß pro Kopf zu erreichen und die auch beim Wohlergehen der Kinder recht gut abschneiden (unter den Top 70), sind Albanien, Armenien, Grenada, Jordanien, Moldawien, Sri Lanka, Tunesien, Uruguay und Vietnam.

Der Bericht zeigt auch die schwerwiegenden Folgen auf, die schädliche Werbe- und Marketingpraktiken für die Gesundheit der jungen Generation haben. „Unternehmen machen enorme Gewinne durch die direkte Vermarktung von Produkten an Kinder und die Förderung süchtig machender oder ungesunder Waren, einschließlich Fastfood, gezuckerten Getränken, Alkohol und Tabak, die alle als Hauptursache für nicht übertragbare Krankheiten gelten.“ So sehen Kinder in einigen Ländern jährlich über 30.000 Werbeanzeigen im Fernsehen. Es bestehe ein Zusammenhang zwischen dem Sehen von Werbung für ungesundes Essen und zuckerhaltige Getränke und dem Konsum ungesunder Lebensmittel, Übergewicht und Fettleibigkeit. Aggressives Marketing habe zum alarmierenden Anstieg der Fettleibigkeit bei Kindern beigetragen. Die Zahl fettleibiger Kinder und Jugendlicher hat sich von 11 Millionen im Jahr 1975 auf 124 Millionen in 2016 erhöht – um das Elffache. Die Autoren betonen, dass Selbstverpflichtungen der Industrie nicht funktionieren.

Die Kommission fordert ein radikales Umdenken in Sachen Kindergesundheit und liefert 10 Empfehlungen, wie die Gesundheit und das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen gefördert werden kann. Der CO2-Ausstoß müsse drastisch reduzieren werden, um den Planeten für künftige Generationen zu erhalten. Zudem seien neue politische Initiativen und verstärkte Investitionen in Kindergesundheit und die Umsetzung der Kinderrechte vonnöten. Die Experten raten dazu, schädliche Werbemaßnahmen auf nationaler Ebene strenger zu regulieren und die UN-Kinderrechtskonvention um ein neues Zusatzprotokoll zu ergänzen. „Klimawandel, Übergewicht und schädliche Werbe- und Marketingpraktiken führen dazu, dass Kinder Gefahren ausgesetzt sind, die vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar schienen“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Deshalb sind tiefgreifende Veränderungen nötig: Jede Regierung muss die Rechte von Kindern ins Zentrum ihrer Politik stellen und ihr Wohlergehen zum Maßstab ihres Handelns machen.“ (ab)

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