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25.10.2019 |

Studie: Größere Artenvielfalt auf dem Acker bringt mehr Ertrag

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Fleißige Dienstleisterin (Foto: A. Beck)

Felder mit hoher Vielfalt in einer kleinteiligen Agrarlandschaft bieten einen besseren Lebensraum für Tier- und Insektenarten, die wertvolle Dienstleistungen wie Bestäubung und biologische Schädlingskontrolle erbringen. Dies wirkt sich letztendlich positiv auf die Erträge aus, wie eine neue Studie vermeldet, die im Fachjournal Science Advances veröffentlicht wurde. Das mehr als 100 Wissenschaftler umfassende internationale Forscherteam hatte 89 Studien ausgewertet, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Landnutzung, Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen befassen. Insgesamt wurden 1475 Standorte weltweit untersucht – von Maisäckern in den USA über Rapsfelder in Südschweden, Kaffeeplantagen in Indien und Mangoplantagen in Südafrika bis hin zu Weizenfeldern im Alpenraum. Die Ergebnisse zeigen, dass der Verlust an Artenvielfalt zu weniger biologischer Schädlingskontrolle und Bestäubungsleistungen in Agrarlandschaften führt. Weitaus stärker als der Verlust der Insektenmenge wirke sich der Rückgang der Vielfalt aus. Etwa die Hälfte der Verluste an Ökosystemdienstleistungen lasse sich durch die geringere Artenvielfalt und nicht durch eine geringere Menge von Bestäubern oder natürlichen Feinden für Schädlinge erklären.

„Die Natur ist in vielerlei Hinsicht eine herausragende Dienstleisterin für die Landwirtschaft“, betonen Wissenschaftler der Universität Würzburg, unter deren Leitung die Studie durchgeführt wurde. Bienen und Hummeln bestäuben Obstbäume und andere Nutzpflanzen. Schlupfwespen und Raubkäfer fressen Schädlinge, die sich sonst über die Ackerfrüchte hermachen würden. Dazu kommen viele weitere Tierarten, die quasi gratis für den Menschen arbeiten. „Zum Beispiel sind Landwirte weniger auf den Einsatz von Insektiziden angewiesen, wenn eine natürliche Schädlingskontrolle durch eine hohe Biodiversität in Agrarökosystemen gewährleistet ist“, sagt Matteo Dainese, der Hauptautor der Studie. Brechen diese Ökosystem-Dienstleistungen weg, verursacht ihr Ausfall auch eine deutliche Ertragsreduktion. „Eine möglichst große Biodiversität in den Agrarökosystemen wird zunehmend wichtig sein, um Erträge zu sichern und die Auswirkungen des globalen Wandels abzufedern“, betont Ko-Author Ingolf Steffan-Dewenter vom Biozentrum der Uni Würzburg.

Die Wissenschaftler betonen, dass für eine möglichst große Biodiversität gesorgt werden muss, damit sich die Menschheit diese Gratis-Dienstleistungen der Natur nachhaltig sichern kann. Es genüge dabei nicht, auf einige wenige Arten als Bestäuber oder Schädlingsbekämpfer zu vertrauen. „Es wird kontrovers diskutiert, ob einige wenige, dominante Arten ausreichen, um Bestäubung und natürliche Schädlingsbekämpfung zu gewährleisten“, erläutert Zweitautorin Dr. Emily Martin von der Uni Würzburg. „Unsere Untersuchung deutet stark darauf hin, dass eine große Zahl von Arten nötig ist, um die Dienstleistungen der Natur und gute Erträge aufrecht zu erhalten.“ Einen wichtigen Einfluss auf die Artenvielfalt auf den Feldern hat dabei die Ausgestaltung der Agrarlandschaft. Je kleinteiliger die Agrarlandschaft desto höher die Vielfalt an fleißigen Helferlein auf dem Acker. Wo dagegen große Monokulturen vorherrschen, sind Vielfalt und Menge der nützlichen Lebewesen deutlich verringert. „Wir haben festgestellt, dass die Vereinheitlichung der Landschaft indirekt die Ökosystemleistungen beeinflusst, indem sie den Reichtum an leistungserbringenden Organismen reduziert“, schreiben die Forscher. Das betrifft vor allem die Insekten, die nützliche Dienste erweisen, indem sie Schädlinge fressen. Politik und Gesellschaft sollten sich daher einer weiteren Verarmung der Agrarökosysteme entgegenstemmen, fordert Steffan-Dewenter: „Wir brauchen eine Flurbereicherung.“ (ab)

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