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05.07.2019 |

HLPE: Agrarökologie als Schlüssel zu nachhaltigen Ernährungssystemen

Food
Lebensmittel anders anbauen! (Foto: CC0)

Die Agrarökologie hat enormes Potenzial, unsere Landwirtschaft und Lebensmittelsysteme nachhaltiger zu machen. Das zeigt ein neuer UN-Bericht, dessen Botschaften und Empfehlungen der Ausschuss für Welternährungssicherung (CFS) am 3. Juli präsentierte. Der Bericht befasst sich mit agrarökologischen und anderen innovativen Ansätzen, die zur Verbesserung der Ernährungssicherheit und Ernährung und zum Erreichen der globalen Nachhaltigkeitsziele beitragen können. Erstellt hat ihn das hochrangige Expertengremium (HLPE) des Ausschusses in einem fast zweijährigen Prozess, an dem sich auch Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftlerinnen und Experten aus aller Welt mit über 300 Kommentaren beteiligten. „Die Lebensmittelsysteme stehen am Scheideweg“, heißt es in der Zusammenfassung. „Ein tiefgreifender Wandel ist nötig, um die Agenda 2030 anzugehen und Ernährungssicherheit und Ernährung in den vier Dimensionen Verfügbarkeit, Zugang, Nutzung und Stabilität zu erreichen und vielschichtige und komplexe Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehören die wachsende Weltbevölkerung, Urbanisierung und Klimawandel, wodurch der Druck auf die natürlichen Ressourcen steigt und Böden, Wasser und Artenvielfalt beeinträchtigt werden.“ Bei der Vorstellung des Berichts in Rom betonte der HLPE-Projektleiter Fergus Sinclair, dass in den aktuellen Lebensmittelsystemen Mangelernährung weit verbreitet ist und diese Systeme mitverantwortlich für das Überschreiten der planetaren Grenzen sind: „Ohne eine grundlegende Transformation der Lebensmittelsysteme, die sich darauf auswirkt, was die Menschheit isst und wie sie Lebensmittel herstellt, transportiert und verarbeitet, sind die Probleme nicht lösbar.“

Das HLPE-Expertengremium schreibt, dass Agrarökologie ein dynamisches Konzept ist, das in den letzten Jahren im wissenschaftlichen, landwirtschaftlichen und politischen Diskurs an Bedeutung gewonnen hat. „Es wird zunehmend dafür geworben, dass die Agrarökologie dazu beitragen kann, Ernährungssysteme zu transformieren, indem ökologische Prinzipien in der Landwirtschaft angewandt und die regenerative Nutzung natürlicher Ressourcen sowie Ökosystemleistungen sichergestellt werden. Gleichzeitig adressiert sie auch den Bedarf an sozial gerechten Lebensmittelsystemen, die den Menschen die Wahlfreiheit geben, was sie essen und wie und wo es hergestellt wird.“ Die Autoren betonen, dass es nicht nur eine einzige Definition von Agrarökologie und auch keine Einigung auf alle Aspekte dieses Konzept gibt, doch sie warten mit 13 Prinzipien der Agrarökologie auf: Sie beziehen sich auf Recycling; die Verringerung des Inputeinsatzes; Bodengesundheit; Tiergesundheit und -schutz; Artenvielfalt, Synergien, wirtschaftliche Diversifizierung; das gemeinsame Schaffen von Wissen; soziale Werte und Ernährung; Gerechtigkeit; die Verbindung von Produzenten und Konsumenten; die Verwaltung von Land und natürlichen Ressourcen; sowie Partizipation. Die Autoren unterteilen die innovativen Ansätze für nachhaltige Lebensmittelsysteme in zwei Kategorien: Die nachhaltige Intensivierung von Produktionssystemen und verwandte Ansätze (z.B. klimafreundliche Landwirtschaft, ernährungssensible Landwirtschaft und nachhaltige Wertschöpfungsketten für Lebensmittel) sowie agrarökologische und verwandte Ansätze (z.B. Agrarökologie, Ökolandbau, Agroforstwirtschaft, Permakultur und Ernährungssouveränität).

In bestimmten Produktionssystemen und entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette müssen dem Bericht zufolge viele Veränderungen erfolgen, um eine umfassende Transformation ganzer Lebensmittelsysteme zu erzielen. Dafür muss die Politik einen unterstützenden Rahmen schaffen und u.a. mehr öffentliche Förderung für stärker diversifizierte Agrarsysteme lockermachen. „Angesichts der Tatsache, dass viele Kleinbauern anfällig für Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung sind, hätte eine Förderung durch geeignete öffentliche Unterstützung für die Anwendung agrarökologischer Methoden eine Doppelwirkung, da zugleich die Ernährungssicherheit als auch der Übergang zu nachhaltigen Lebensmittelsystemen angegangen würde.“ Öffentliche Unterstützungsmaßnahmen, die es Erzeugern ermöglichen würden, unabhängig von der Betriebsgröße verstärkt nachhaltigere Methoden der Lebensmittelproduktion zu nutzen, könnten etwa darin bestehen, Subventionen für synthetische Betriebsmittel zu streichen und zugleich Anreize für nachhaltige Methoden und die Bewirtschaftung multifunktionaler Landschaften einschließlich wilder Arten zu schaffen. Eine Patentlösung für die Umgestaltung der Ernährungssysteme gibt es nicht, betonen die Autoren, aber sie haben eine Reihe von Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger im Gepäck. (ab)

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