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10.05.2019 |

EU lebt auf Pump: Ressourcen für 2019 am 10. Mai verbraucht

Pump
Der Ressourcenhunger der EU (Foto: CC0)

Die EU lebt über ihre Verhältnisse: Bereits am 10. Mai hat sie sämtliche Ressourcen verbraucht, die die Erde in diesem Jahr nachhaltig zur Verfügung stellen kann. Das zeigt ein neuer Bericht zum EU-Erdüberlastungstag, der von der Forschungsorganisation „Global Footprint Network“ und dem WWF veröffentlicht wurde. Die Berechnungen basieren auf dem Konzept des Ökologischen Fußabdrucks. Gegenübergestellt werden dabei einerseits die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen und zur Aufnahme von Müll und Emissionen sowie der ökologische Fußabdruck – der Bedarf an Acker-, Weide- und Bauflächen, die Entnahme von Holz, Fasern oder Fisch, aber auch CO2-Ausstoß und Müllproduktion. Der EU-Erdüberlastungstag markiert den Zeitpunkt, an dem weltweit das jährliche Budget an nachhaltig nutzbaren Ressourcen und ökologisch verkraftbaren Emissionen aufgebraucht wäre, wenn die ganze Welt auf so großem Fuß wie die EU leben würde. „Die Erde ächzt unter unserem Ökologischen Fußabdruck. In Europa verbrauchen wir so viele Ressourcen, als stünden uns 2,8 Planeten zur Verfügung“, sagt Jörg-Andreas Krüger, Geschäftsleiter beim WWF.

Der Bericht zeigt, dass die EU mehr verbraucht, als ihr zusteht. Sie nutzt fast 20% der Biokapazität der Erde, obwohl sie nur 7% der Weltbevölkerung ausmacht. Den größten Fußabdruck weltweit haben China, die USA, Indien, Russland und Brasilien. Wäre die EU ein Land, würde sie an dritter Stelle stehen. Während die EU rein rechnerisch 2,8 Planeten für sich beansprucht, kommen andere Länder und Regionen mit deutlicher weniger Ressourcen aus. Weltweit liegt der Verbrauch im Schnitt bei 1,7 Planeten – und ist daher ebenfalls nicht nachhaltig. Der Bericht verweist zudem darauf, dass der EU-Erschöpfungstag in den letzten Jahrzehnten im Kalender immer weiter nach vorne gerückt ist. In den 1960ern lag er noch im Oktober, das frühste Datum war der 23. April 2007.

Auch innerhalb der EU-Mitgliedsländer sind die Unterschiede groß: So erreicht Luxemburg seinen nationalen Overshoot Day schon nach 46 Tagen, Rumänien erst nach 192. Doch alle EU-Länder liegen über dem weltweiten Durchschnitt: Der globale Erdüberlastungstag fiel 2018 auf den 1. August. Deutschland hatte seinen Overshoot Day 2019 bereits am 3. Mai erreicht und lebte damit ökologisch betrachtet auf Kredit. „Wenn alle Menschen so leben würden wie in Deutschland, dann bräuchten wir drei Erden. Diese Verschwendung unserer Ressourcen muss aufhören. Wir tragen die Verantwortung gegenüber künftigen Generationen. Ein Umdenken und eine Änderung unseres Verhaltens zu einer nachhaltigen Lebensweise muss jetzt stattfinden“, so Jan Göldner von der Naturschutzjugend im NABU. Auch der WWF sieht das so: „Wir müssen jetzt handeln, um uns und unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen“, so Krüger. „Noch können wir zu den natürlichen Grenzen unserer Erde zurückfinden.“

Der WWF appelliert an die EU, endlich umzusteuern. „Die EU trägt eine besondere Verantwortung: Von ihren politischen Vertreterinnen und Vertretern erwarten wir, die Lösungen, die schon lange auf dem Tisch liegen, endlich auch umzusetzen. Dazu gehört, bis 2040 treibhausgasneutral zu werden. Dazu gehört, Produktion und Konsum insbesondere von Lebensmitteln auf ein nachhaltiges Niveau zu bringen“, mahnt Krüger. Dazu gehöre auch, den Verlust der Biodiversität aufzuhalten – allein schon aus Eigeninteresse, denn jede Wirtschaftsaktivität sei abhängig von Dienstleistungen der Natur. Erst vergangene Woche hatte ein Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES die fatalen Auswirkungen des Artensterbens dargelegt, etwa auf die Landwirtschaft durch den Verlust von Bestäubern. Der WWF verweist darauf, dass wir bei der Europawahl die Chance haben, Einfluss auf den Ökologischen Fußabdruck der EU zu nehmen. Rund 80% der geltenden nationalen Umweltschutzgesetzgebung haben ihren Ursprung in der EU. Richtlinien und Verordnungen wie die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die Nitratverordnung oder die Abfallrichtlinie sowie die Gestaltung der gemeinsamen EU-Agrar- oder Fischereipolitik haben entscheidenden Einfluss auf die natürlichen Lebensgrundlagen. Die Wahl biete die Chance, Parteien und Kandidaten zu unterstützen, die verstanden haben, dass unser Wohlstand und unser Wohlergehen von der Gesundheit unserer Umwelt abhängen, so Krüger. (ab)

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