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22.03.2019 |

UN-Bericht fordert besseren Zugang zu Wasser für Kleinbauern

WAsser
Kleinbauern brauchen Wasser (Foto: CC0)

Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung ist ein Menschenrecht. Dennoch leben immer noch Milliarden Menschen ohne sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen – vor allem ohnehin diskriminierte Gruppen wie arme Menschen in ländlichen Gebieten. Das betont der UN-Weltwasserbericht 2019, der im Vorfeld des Weltwassertags am 22. März veröffentlicht wurde. Rund 2,1 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem und durchgängig verfügbarem Trinkwasser, während 4,3 Milliarden keine sicheren Sanitäranlagen nutzen können. „Es steht viel auf dem Spiel: Fast ein Drittel der Weltbevölkerung hat keine sichere Trinkwasserversorgung und nur zwei Fünftel haben Zugang zu sicheren Sanitäranlagen. Die Verschärfung der Umweltzerstörung, der Klimawandel, Bevölkerungswachstum und die schnelle Urbanisierung stellen auch große Herausforderungen in Bezug auf die Wassersicherheit dar“, schreibt UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay im Vorwort des Berichts. „Die Zahlen sprechen für sich. Wie der Bericht zeigt, werden 45% des globalen Bruttoinlandsprodukts und 40% der Weltgetreideproduktion bis 2050 gefährdet sein, wenn Umweltschäden und der nicht nachhaltige Druck auf die weltweiten Wasserressourcen wie derzeit anhalten. Arme und marginalisierte Bevölkerungsgruppen werden überproportional betroffen sein, was die bestehende Ungleichheit weiter verschärft“, warnte Gilbert F. Houngbo, Chef von UN-Water.

Dem Bericht zufolge gibt es beim Zugang zu Wasser erhebliche Unterschiede zwischen und innerhalb von Regionen, Ländern, Gemeinschaften oder gar Stadtvierteln. Von den 159 Millionen Menschen, die noch immer unbehandeltes Trinkwasser direkt von Oberflächengewässern entnehmen, leben 58% in Subsahara-Afrika. Nur 24% der Bevölkerung dort haben Zugang zu sauberem Trinkwasser und nur 28% verfügen über sanitäre Einrichtungen, die sie nicht mit anderen Haushalten teilen müssen. Eine weitere Kluft tut sich zwischen Stadt und Land auf. 2015 hatten nur zwei von fünf Personen auf dem Land Zugang zu fließendem Wasser, in urbanen Räumen waren es vier von fünf Personen. In Städten waren 63% der Haushalte an ein Abwassersystem angeschlossen, in ländlichen Gebieten dagegen nur 9%. Slum-Bewohner zahlen oft 10 bis 20 Mal so viel für Wasser, das sie von Wasserverkäufern oder Tanklastwagen kaufen müssen, wie Bewohner wohlhabender Viertel mit fließendem Wasser. Auch Frauen werden beim Zugang zu Wasser diskriminiert. In Subsahara-Afrika sind meist Frauen und Mädchen fürs Wasserholen zuständig und müssen oft sehr viel mehr als 30 Minuten für jede Wegstrecke aufwenden. Ohne sicheren Zugang zu Wasser stehen Menschen vor enormen Problemen, wie schlechte Gesundheits- und Lebensbedingungen, Mangelernährung und fehlende Möglichkeiten für Bildung und Beschäftigung, warnt der Bericht.

Der Druck auf die Wasserressourcen nimmt stetig zu. Der Wasserverbrauch nahm seit den 1980er Jahren weltweit um etwa 1% pro Jahr zu. Das Bevölkerungswachstum, die sozioökonomische Entwicklung und veränderte Konsummuster haben dazu beigetragen. Es wird erwartet, dass der weltweite Wasserbedarf bis 2050 in ähnlichem Maße weiter steigt – das heißt um 20 bis 30% gegenüber dem heutigen Verbrauch. Vier Milliarden Menschen leiden mindestens einen Monat im Jahr unter starker Wasserknappheit. Über zwei Milliarden Menschen leben in Staaten mit hohem Wasserstress. Dort werden mehr als ein Viertel der erneuerbaren Wasserressourcen genutzt. 22 Länder, darunter Ägypten oder Pakistan, nutzen mehr als 70% ihrer erneuerbaren Wasserressourcen. „In Deutschland werden seit 15 Jahren weniger als 20% der erneuerbaren Wasserressourcen genutzt. Wir sind hier also auf dem richtigen Weg“, sagt Ulla Burchardt, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission. „Doch wir sind Mitverursacher der großen Probleme in anderen Weltregionen – durch den Import etwa von Baumwolle oder Rindfleisch, deren Herstellung teils gewaltige Wasserressourcen benötigt.“ Der Druck aufs Wasser wird infolge des Klimawandels noch zunehmen, ebenso wie Konflikte um Wasser. Im Zeitraum 2000–2009 wurden 94 Konflikte registriert, 2010–2018 gab es bereits 263 registrierte Konflikte, bei denen Wasser eine Rolle spielte.

Der Zugang zu Wasser ist für Kleinbauern rund um den Globus besonders wichtig, betont der Bericht. „Kleinbäuerinnen und Kleinbauern bilden in vielen Ländern das Rückgrat der Lebensmittel-versorgung, sie tragen dort zu mehr als der Hälfte der landwirtschaftlichen Produktion bei. Doch gerade auf dem Land sind Armut, Hunger und Ernährungsunsicherheit am größten“, heißt es. „Ein gerechter Zugang zu Wasser für die landwirtschaftliche Produktion, auch wenn er nur eine ergänzende Bewässerung der Pflanzen ermöglicht, kann den Unterschied ausmachen, ob die Landwirtschaft gerade zum Überleben ausreicht oder eine verlässliche Lebensgrundlage ist.“ Doch in armen ländlichen Gebieten sei Wasserinfrastruktur nach wie vor kaum vorhanden. Dennoch finden Millionen von Kleinbauern Wege, um Wasser zu erhalten, ihre Pflanzen damit zu versorgen oder Wasser zu speichern, um Mangel während Trockenperioden oder der Trockenzeit auszugleichen. Obwohl sie enorm produktiv mit Wasser und Land umgehen und einen wichtigen Beitrag zur nationalen Ernährungssicherheit leisten, werden Kleinbauern meist übersehen, wenn es um Nutzungsrechte für Wasser oder öffentliche Subventionen für den Aufbau einer Infrastruktur für die Bewässerung geht. Der Wasserbedarf von Kleinbauern muss stärker berücksichtigt werden, fordert der Bericht. (ab)

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