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24.10.2018 |

Studie: 10 Milliarden Menschen innerhalb der planetaren Grenzen ernähren

Gemuese
Gesündere Ernährung, mehr Gemüse! (Foto: CC0)

Auch eine Welt mit 10 Milliarden Menschen kann innerhalb der planetaren Grenzen satt werden - wenn sich die Art und Weise ändert, wie wir uns ernähren und Lebensmittel produzieren. Das besagt eine Studie, die am 10. Oktober im Fachjournal Nature erschien. Eine weltweite Umstellung auf eine gesunde und verstärkt pflanzliche Ernährung, die Halbierung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung sowie die Verbesserung landwirtschaftlicher Praktiken sind Maßnahmen zur Verringerung der Umweltauswirkungen unseres Lebensmittelsystems, schreibt das internationale Forscherteam. „Den Ernährungssektor grüner machen oder unseren Planeten aufessen – das steht heute auf der Speisekarte zur Auswahl“, sagt Johan Rockström, einer der Autoren. Die Wissenschaftler quantifizierten, wie sich Nahrungsmittelproduktion und -konsum auf die Belastungsgrenzen des Planeten auswirken, die einen sicheren Handlungsraum für die Menschen beschreiben, jenseits dessen die lebenswichtigen Systeme der Erde instabil werden könnten. „Das Ernährungssystem ist ein Haupttreiber für den Klimawandel, Landnutzungsänderungen, die Übernutzung der Süßwasserressourcen und die Verschmutzung aquatischer und terrestrischer Ökosysteme durch übermäßige Stickstoff- und Phosphoreinträge“, heißt es im Abstract. Den Autoren zufolge könnten die Umweltauswirkungen des Lebensmittelsystems zwischen 2010 und 2050 um 50-90% steigen, da wachsende Bevölkerungszahlen und Einkommen einhergehen mit einer Ernährung mit hohem Fett-, Zucker- und Fleischanteil, und so die planetaren Grenzen überschreiten.

Die Studie kombiniert Umweltgesamtrechnungen mit einem Modell des globalen Ernährungssystems, das die Produktion und den Konsum von Lebensmitteln einbezieht. Mit diesem Modell analysierten die Forscher mehrere Optionen, die das Ernährungssystem innerhalb der Umweltgrenzen halten könnten. „Um die Nahrungsmittelproduktion innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen und damit innerhalb eines sicheren Handlungsraums für die Menschheit zu halten, können wir drei Dinge tun: mehr gesundes Gemüse und weniger Fleisch essen, systematisch Lebensmittelverschwendung vermindern, und landwirtschaftliche Technologien und Management wie z.B. bei Bodenbearbeitung oder Düngerrecycling verbessern“, so Rockström. Der bloße Übergang zu einer stärker pflanzlichen „flexitarischen“ Ernährung könnte die Treibhausgasemissionen aus der landwirtschaftlichen Produktion ungefähr halbieren und auch Umweltauswirkungen, etwa durch Düngereinsatz und die Nutzung von Ackerland und Süßwasser, um ein Zehntel bis zu einem Viertel reduzieren. „Wenn es um die Ernährung geht so sind umfassende Politiken und Geschäftsansätze wesentlich, um eine Umstellung auf eine gesunde Ernährung mit mehr pflanzlichen Lebensmitteln für eine große Zahl an Menschen möglich und attraktiv zu machen“, sagt der Hauptautor der Studie, Dr. Marco Springmann von der Universität Oxford. „Wichtige Aspekte beinhalten Programme in Schulen und am Arbeitsplatz, wirtschaftliche Anreize und Kennzeichnung, sowie eine Ausrichtung von nationalen Ernährungsempfehlungen am aktuellen wissenschaftlichen Stand zu gesunder Ernährung und den Umweltauswirkungen unserer Ernährung“, fügte er hinzu.

Zudem braucht es eine Verbesserung landwirtschaftlicher Praktiken und Technologien, um den Druck auf die Agrarflächen sowie durch Süßwasserentnahme und Düngereinsatz zu begrenzen. „Eine Verbesserung landwirtschaftlichen Technologien und Bewirtschaftungsformen erfordert mehr Investitionen in öffentliche Infrastruktur, die richtigen Anreizsysteme für Landwirte, einschließlich Unterstützungsmechanismen, damit die besten verfügbaren Praktiken angewandt werden, und eine bessere Regulierung, z.B. des Düngereinsatzes und bei der Wasserqualität“, sagte Mitautorin Line Gordon. Schließlich müssen Lebensmittelverluste und -verschwendung halbiert werden, um den Umweltfußabdruck in Grenzen zu halten. Bei einer weltweiten Halbierung der Verschwendung würde sich die Umweltauswirkung des Ernährungssystems um bis zu 16% reduzieren. „Das Angehen von Lebensmittelverlusten und -verschwendung erfordert Maßnahmen in der ganzen Lebensmittelkette, von Lagerung und Transport über Verpackung und Kennzeichnung bis hin zu Veränderungen bei Gesetzgebung und Geschäftspraktiken, wodurch Müllvermeidung in den Versorgungsketten gefördert wird“, sagt Mitautor Fabrice de Clerck. „Keine einzelne Lösung ist ausreichend, um das Überschreiten der planetaren Grenzen zu vermeiden. Aber wenn sie alle gemeinsam umgesetzt werden, ist es unseren Forschungsergebnissen zufolge möglich, die wachsende Weltbevölkerung nachhaltig zu ernähren“, schlussfolgert Dr. Springmann. (ab)

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