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09.10.2018 |

IPCC: Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad erfordert Kurswechsel

Dürre
Je wärmer die Welt desto häufiger und intensiver treten Dürren auf (Foto: CC0)

Die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad erfordert „schnelle, weitreichende und beispiellose Veränderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen“, auch in Ernährung und Landwirtschaft. Das ist die unbequeme Botschaft des am 8. Oktober veröffentlichten Sonderberichts des Weltklimarats (IPCC) zum 1,5-Grad-Ziel, für den 91 Autoren aus 40 Ländern über 6.000 wissenschaftliche Studien auswerteten. Im südkoreanischen Incheon hatten die 195 IPCC-Mitgliedsstaaten zuvor Zeile für Zeile eine Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger abgestimmt. „Eine der Kernbotschaften dieses Berichts ist, dass wir schon jetzt die Konsequenzen von einem Grad Erwärmung in Form von mehr Extremwetter, steigenden Meeresspiegeln, schwindendem arktischen Meereis und weiteren Veränderungen sehen“, betonte Panmao Zhai, Co-Leiter der IPCC-Arbeitsgruppe I. Die Klimaforscher schreiben, dass eine Erderwärmung von 1,5 °C wohl schon zwischen 2030 und 2052 erreicht sein wird, wenn sie im aktuellen Tempo voranschreitet.

„Jedes Quäntchen mehr an Erwärmung wirkt sich aus, vor allem, weil eine Erwärmung um 1,5 Grad oder mehr das Risiko erhöht, dass die Veränderungen langanhaltend oder irreversibel sein werden, etwa der Verlust von einigen Ökosystemen“, erklärte Hans-Otto Pörtner, Co-Leiter der Arbeitsgruppe II. Daher streicht der Bericht die Notwendigkeit der Begrenzung auf 1,5°C statt auf 2°C heraus. Laut Prognosen fiele der globale mittlere Meeresspiegelanstieg dadurch 10cm geringer aus als bei 2°C und die Wahrscheinlichkeit, dass die Arktis im Sommer eisfrei wäre, würde erheblich sinken. Korallenriffe würden „nur“ um 70 bis 90% schwinden – statt nahezu vollständig – und die Folgen für terrestrische, Süßwasser- und Küstenökosysteme wären nicht ganz so fatal. „Klimabedingte Risiken für Gesundheit, Existenzgrundlagen, Nahrungs- und Wasserversorgung, menschliche Sicherheit und Wirtschaftswachstum werden laut Projektionen bei einer Erwärmung um 1,5 °C zunehmen und bei 2 °C weiter ansteigen“, schreiben die Autoren. Besonders hart trifft es jene, die ohnehin schon benachteiligt sind, zum Beispiel indigene Völker oder lokale Gemeinschaften, deren Existenz von Landwirtschaft und Küstengewässern abhängt. „Eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C könnte die Zahl der Menschen, die klimabedingten Risiken ausgesetzt und anfällig für Armut sind, bis 2050 um mehrere Hundert Millionen begrenzen“, betont der Bericht.

Was also tun? Pfade, welche die globale Erwärmung auf 1,5 °C begrenzen, würden schnelle und weitreichende Systemübergänge in den Bereichen Energie, Landwirtschaft, Industrie, Transport, Gebäude und Städte erfordern, heißt es. Der globale CO2-Ausstoß müsste von 2010 bis 2030 um 45% sinken und 2050 bei null liegen. Als Klimaschutz- und Anpassungsoptionen im Bereich Landwirtschaft und Ernährung nennt der Bericht in Kapitel 4 etwa eine verbesserte Nutztierhaltung, effizientere Bewässerung, Agroforstwirtschaft und die Bekämpfung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung. Die Autoren lassen keinen Zweifel daran, dass vor allem bei Tierhaltung und Fleischkonsum angesetzt werden muss, denn die Nutztierhaltung verursacht mehr Emission als alle anderen Lebensmittelquellen. Sie entstehen etwa durch Futtermittelproduktion, enterische Fermentation, tierische Abfälle, Landnutzungsänderungen sowie Viehtransport und -verarbeitung. „Es besteht zunehmend Einigkeit darüber, dass die Gesamtemissionen der Ernährungssysteme gesenkt werden könnten, indem die Nachfrage nach Fleisch und anderen tierischen Produkten gezielt angegangen wird, vor allem dort, wo der Konsum höher ist als für die menschliche Gesundheit empfohlen“, so die Autoren. „Eine Umstellung der Ernährung könnte ein Fünftel der Minderung erzielen, die erforderlich ist, um die Erwärmung unter 2°C zu halten.“ (ab)

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