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02.05.2018 |

Überlastete Erde: Deutschland hat natürliche Ressourcen für 2018 verbraucht

Ressourcen
Deutschland hat die nachhaltig nutzbaren Ressourcen für 2018 verbraucht (Foto: CC0)

Die natürlichen Ressourcen sind erschöpft: Für den Rest des Jahres macht Deutschland wieder ökologische Schulden. Dieses Jahr ist am 2. Mai der deutsche Erdüberlastungstag erreicht – der Tag, an dem die Bundesrepublik die natürlichen Ressourcen verbraucht hat, die ihr rechnerisch in diesem Kalenderjahr zur Verfügung stehen, wenn nur so viel verwendet würde, wie sich im selben Zeitraum auch regenerieren kann. Darauf machen INKOTA und Germanwatch in einer gemeinsamen Pressemitteilung aufmerksam. Die Organisationen haben Daten des „Global Footprint Network“ ausgewertet, das sowohl für einzelne Länder als auch die gesamte Welt berechnet, wann die Belastungsgrenze erreicht ist. Dabei wird der Bedarf an Acker-, Weide- und Bauflächen, die Entnahme von Holz, Fasern oder Fisch, aber auch den Ausstoß von CO2 oder die Müllproduktion berücksichtigt. „Es ist bisher keine Trendwende bei unserem viel zu großen Ressourcenverbrauch in Sicht“, sagt Julia Otten von Germanwatch. „Der Tag zeigt, dass wir schnell unseren CO2-Ausstoß verringern müssen, der in Deutschland seit 2009 nicht mehr gesunken ist. Der ökologische Fußabdruck der Menschen und der Wirtschaft hierzulande muss deutlich kleiner werden.“

Zu dem überdimensionalen ökologischen Fußabdruck Deutschlands tragen vor allem Emissionen aus der Energieversorgung und dem Verkehrssektor bei. Aber auch der enorme Flächenbedarf für die Fleischproduktion sowie die Überlastung der Böden durch den Düngemitteleinsatz in der industriellen Landwirtschaft schlagen deutlich zu Buche. Den Organisationen zufolge ist Deutschland jedoch noch weit davon entfernt, entschlossen und zielgerichtet gegenzusteuern. „Die neue Bundesregierung muss die Klima- und die Agrarpolitik zusammendenken“, erklärt Lena Michelsen von INKOTA. „Die geplante Fusion der Agrarkonzerne Bayer und Monsanto zementiert hingegen das klimaschädliche Modell der industriellen Landwirtschaft. Durch den Einsatz von Stickstoffdünger, die Flächenumwandlung in Monokulturen und den enormen Energieaufwand wird der Klimawandel angeheizt.“ Auch das Votum Deutschlands für eine Zulassungsverlängerung von Glyphosat um weitere fünf Jahre im November in Brüssel belege den industriefreundlichen Kurs der deutschen Agrarpolitik. Dabei hat sich Deutschland unter anderem mit den 2015 verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDGs) zu mehr Nachhaltigkeit verpflichtet. Dies betrifft nicht nur das 12. SDG, das nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster anvisiert, sondern zieht sich durch alle 17 Ziele.

Mit dem übermäßigen Ressourcenverbrauch lebt Deutschland nicht nur auf Kosten künftiger Generationen, sondern auch zulasten der Menschen im globalen Süden, die weniger verbrauchen, aber stärker unter den Folgen des Raubbaus an der Natur leiden. Würden alle Länder der Welt auf so großem Fuß leben wie Deutschland, wären rein rechnerisch drei Erden notwendig. Mit ihrem ökologischen Fußabdruck liegen die Deutschen im weltweiten Vergleich im oberen Bereich. Würden alle so wirtschaften wie die USA, bräuchte die Weltbevölkerung gar fünf Erden. Der britische Lebens- und Wirtschaftsweise würde 2,9 Erden und die der Franzosen 2,8 Erden benötigen. Im globalen Schnitt bräuchte die Menschheit insgesamt 1,7 Erden, um ihren Bedarf an Ackerland, Wäldern und Wasser nachhaltig zu decken. Der globale Erdüberlastungstag wird vermutlich im August erreicht werden. Dass der deutsche Erdüberlastungstag im Vergleich zum Vorjahr, als er auf den 24. April fiel, einige Tage später erreicht wurde, ist laut dem „Global Footprint Network“ kein Anzeichen für eine Trendwende. Dies sei auf Schwankungen bei den CO2-Emissionen zurückzuführen, denn als Basisjahr für die aktuelle Berechnung diente 2014 und die CO2-Emissionen sanken von 2013 auf 2014 augrund eines milden Winters leicht, kletterten aber danach wieder in die Höhe. (ab)

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