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25.04.2018 |

Bündnis fordert existenzsichernde Einkommen für Kakaobauern

Kakao
Kakaobauer in Kolumbien (Foto: CC0)

In vielen Kakaoanbaugebieten, besonders in Westafrika, sind Armut, Kinderarbeit und die Abholzung von Wäldern immer noch an der Tagesordnung und der sinkende Kakaopreis hat diese Probleme weiter verschärft. Trotz vollmundiger Versprechen von Kakaoindustrie und Schokoladenfirmen, für soziale und ökologische Verbesserungen in der Wertschöpfungskette zu sorgen, hat sich an den Lebens- und Arbeitsbedingungen der kakaoanbauenden Familien wenig geändert. Das ist die bittere Botschaft des Kakaobarometers 2018, das von einem zivilgesellschaftlichen Bündnis im Vorfeld der in Berlin vom 22. bis 25. April stattfindenden Weltkakaokonferenz veröffentlicht wurde. „Schokolade ist erst dann wirklich nachhaltig, wenn Kakaobauern und -bäuerinnen in Westafrika über ein Einkommen verfügen, das ihnen ein Leben in Würde ermöglicht“, betont Johannes Schorling vom INKOTA-Netzwerk, das mit einem Dutzend anderer Organisationen das Kakaobarometer herausgibt. Doch von existenzsichernden Einkommen im Kakaosektor sei die Welt noch meilenweit entfernt.

Sinkende Preise stellten die Bäuerinnen und Bauern, die Kakao anbauen, zuletzt vor große Herausforderungen. Zwischen September 2016 und Februar 2017 sackten die Kakaopreise in den Keller: Lag der Preis für eine Tonne Kakao zuvor noch über 3000 US-Dollar, so sank der Wert innerhalb weniger Monate um über ein Drittel auf unter 1.900 US-Dollar. Trotz einer leichten Preiserholung in den letzten Monaten liegt der Kakaopreis noch deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre vor dem Preisverfall. Während sich die Schokoladenfirmen über günstige Einkaufspreise freuen, hat dies vor allem in Ghana und der Côte d‘Ivoire, wo die Einkommen von Millionen Menschen vom Kakaoanbau abhängen, gravierende Auswirkungen. Laut den Autoren des Berichts bemühten sich die nationalen Kakaobehörden zwar, über Vorabverkäufe einen staatlichen Mindestpreis zu garantieren, doch das Einkommen der Kakaobauern sank zum Beispiel in der Elfenbeinküste im März 2017 um 36%. Grund für den Preisverfall war eine überdurchschnittlich hohe Erntemenge. In der Erntesaison 2016/2017 wurden in der Elfenbeinküste rund 2 Millionen Tonnen Kakao geerntet, rund 600.000 Tonnen mehr als noch drei Jahre zuvor. Das lag daran, dass die Anbauflächen in den letzten Jahren stark ausgeweitet wurden. „Ein großer Teil der neu angelegten Plantagen befinden sich jedoch auf Flächen, die eigentlich geschützt sind“, erklärt Friedel Hütz-Adams, Kakaoexperte bei SÜDWIND und Mitautor des Kakaobarometers. „Ohne diesen eigentlich illegalen Anbau hätte es wahrscheinlich den Überschuss und den Preisverfall nicht gegeben.“

Das Herausgeber-Bündnis plädiert für einen Paradigmenwechsel in der Kakaopolitik: Um Kakaobauern aus der Armut und der Abhängigkeit von schwankenden Kakaopreisen zu befreien, müssen Politik und Unternehmen höhere Preise für Kakao garantieren. Das Kakaobarometer beklagt jedoch, dass das Einkommen der Kakaobauern und -bäuerinnen bei weitem nicht existenzsichernd ist. Zwar sei es schwierig zu beziffern, was ein Kakaobauer verdienen muss, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, da dies von mehreren Faktoren, wie der Region und Hofgröße, der Zahl der Haushaltsmitglieder und den Lebenshaltungskosten abhänge. Doch eine Erhebung für die Elfenbeinküste legt nahe, dass ein Kakaobauer dort 2,51 US-Dollar am Tag verdienen müsste, während es aktuell gerade einmal 0,78 US-Dollar sind. „Die Kalkulation existenzsichernder Einkommen sollte als Grundlage dafür dienen, einen Kakaopreis zu berechnen, der zumindest die dringendsten Bedürfnisse der Menschen abdeckt. Eben diese Abdeckung der dringendsten Bedürfnisse ist ein Menschenrecht, das nicht verweigert werden darf“, so Hütz-Adams. Südwind betont, das Nettoeinkommen von Kakaobauern müsse zum Mittelpunkt aller Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen werden. „Da der Sektor dies in vielen Jahren durch freiwillige Initiativen nicht geschafft hat, sollten Regierungen gesetzlich eben diese Einhaltung der Menschenrechte verpflichtend machen.“ (ab)

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