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20.04.2018 |

Verdurazo-Protest in Argentinien: Gemüse für alle, Land für Kleinbauern

Gemüsegau
Verdurazo - Gemüse für alle im Jahr 2016 (Foto: Emergente, bit.ly/vazo16, cc: bit.ly/bync20)

Mit einem dreitägigen Gemüseaufstand haben Kleinbauern in Argentinien für den Zugang zu Land protestiert. In der Hauptstadt Buenos Aires verschenkten sie tonnenweise Gemüse und auch Obst, um auf die schwierige Lage kleiner Lebensmittelproduzenten und Landarbeiter aufmerksam zu machen. Am Dienstag begann der „Verdurazo“ auf dem Vorplatz des Nationalkongresses: 1.500 Landwirte kamen zusammen, um ein Gesetz einzufordern, das ihnen Zugang zu dem Land ermöglichen soll, das sie tagein, tagaus beackern. Aus Lastwagen, Kisten und an Ständen verteilten sie bis Donnerstag insgesamt 30.000 Kilogramm Gemüse an all jene, die auf den Platz strömten. Vor allem Rentner und Bedürftige standen wartend in langen Schlangen an, um kostenlose Salatköpfe, Tomaten, Lauch, Auberginen oder sonstige Produkte zu ergattern. In den letzten beiden Jahren hatte es bereits ähnliche Veranstaltungen gegeben.

Organisiert wurde der Protest vom Landarbeiterverband „Unión de Trabajadores de la Tierra” (UTT), der nach eigenen Angaben 14.000 Kleinbauernfamilien in 16 Provinzen des Landes vertritt. Er setzt sich für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kleinbauern des Landes ein und macht sich für ein Gesetz stark, das ihnen zu Landbesitz verhelfen soll: „Dieser Gesetzesentwurf ist eine Antwort auf die Bedürfnisse von hunderttausenden kleinen Produzenten, die mehr als 60% der Lebensmittel anbauen, die im Land verzehrt werden und das auf gerade einmal 13% der Ackerfläche Argentiniens“, sagte der Verband in einer Presseerklärung. „Es handelt sich um Familien, die von dem Land, auf dem Land und für das Land leben, denen der Boden jedoch nicht gehört. Sie sind gefangen durch teure und spekulative Pachtzahlungen, die den Großteil der Früchte ihrer Arbeit verschlingen. Kein eigenes Land zu besitzen bedeutet für einen Landwirt nicht nur, Pacht zahlen zu müssen – es bedeutet auch, dass er keine Wurzeln schlagen kann, keine Pläne schmieden kann und in ärmlichen Verhältnissen wohnen muss.“

Am Mittwoch stellt die UTT den Gesetzesvorschlag in einer öffentlichen Anhörung in der Abgeordnetenkammer vor. Der Text mit dem Titel „Fondo Fiduciario Público de Crédito para la Agricultura Familiar” sieht zinsvergünstigte Kredite für Kleinbauern zum Landerwerb vor. „Der Staat muss hier handeln. Wir wollen keine Geschenke“, betonte der Verband. „Wir schlagen vergünstigte Kredite vor und eine Ausweitung des von der Regierung geförderten Wohnungsprogramms Procrear auf ländliche Gebiete, damit Landwirte Zugang zu Land erhalten, das die Grundlage ihrer Arbeit ist – ebenso wie Stadtbewohner Hilfe erhalten, damit sie sich ein eigenes Heim leisten können.“ Die Organisation begrüßte, dass sich Abgeordnete und Vertreter öffentlicher Institutionen und Organisationen den Vorschlag anhörten, zeigte sich aber enttäuscht über das Fernbleiben des Ministeriums für Agroindustrie. Der Regierung wirft sie vor, große Landbesitzer und das Agribusiness zu unterstützen, während Kleinbauern marginalisiert würden. Nach Angaben des Verbands greife die Zentralregierung großen Produzenten im Jahr 2018 mit 145 Millionen Dollar unter die Arme, zum Beispiel durch Kreditvergünstigungen für von Dürren geplagte Landwirte oder die Senkung von Exportsteuern für Sojaproduzenten. „Wir werfen der Regierung vor, 145 Millionen Dollar an die Großproduzenten zu überweisen, die Futtermittel für chinesische Schweine anbauen“, sagte ein UTT-Vertreter. „Für den Rest gibt es keinen Peso. Es gibt Gelder für die Großen, die Kleinen gehen leer aus.“ Der Verband rechnet vor, dass durch 100 Millionen Pesos (5 Millionen Dollar) für das Programm „Procrear Rural” etwa 500 Kleinbauern Zugang zu 500 Hektar Land erhalten könnten, auf dem sie jedes Jahr Lebensmittel für 62,500 Familien anbauen könnten. (ab)

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