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22.03.2018 |

UN für naturbasierte Wasserbewirtschaftung in der Landwirtschaft

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Tröpfchenbewässerung (Foto: ICRISAT, bit.ly/1_CC_BY-NC_2-0, bit.ly/ICRISAT)

Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Gebieten, die von Wassermangel bedroht sind und der Klimawandel wird Konflikte um Wasser verschärfen. Doch Maßnahmen wie Wiederaufforstung, der Schutz von Feuchtgebieten und eine effizientere Wassernutzung in der Landwirtschaft können die Wasserversorgung und -qualität verbessern, lautet die Botschaft des UN-Weltwasserberichts 2018. Rund 3,6 Milliarden Menschen und damit 51% der Weltbevölkerung leben in Gebieten, in denen mindestens einen Monat im Jahr Wasserknappheit herrscht. 2050 könnten es bereits bis zu 5,7 Milliarden Menschen sein. Der Klimawandel wird den globalen Wasserkreislauf weiter verändern: Feuchte Regionen werden in der Regel feuchter und trockene Gebiete noch trockener. Zugleich steigt die globale Nachfrage nach Wasser, in letzter Zeit um etwa 1% pro Jahr – Tendenz steigend. Als Gründe führt der Bericht das Bevölkerungswachstum, wirtschaftliche Entwicklung und veränderte Konsummuster an. „Der Wasserbedarf von Haushalten und Industrie wird dabei voraussichtlich deutlich schneller steigen als der der Landwirtschaft, auch wenn die Landwirtschaft größter Nutzer bleiben wird“, so die Prognose.

Wenn wir so weiter machen wie bisher, drohen akuter Wassermangel und Konflikte ums Wasser, warnt der Bericht und fordert eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung. Sein Schlagwort lautet „naturbasierte Lösungen“ – Formen der Wasserbewirtschaftung, die von der Natur inspiriert und unterstützt sind. Dazu gehören etwa der Erhalt und die Renaturierung von Ökosystemen. Doch um die ist es schlecht bestellt: „Zwar sind etwa 30% der weltweiten Landfläche noch bewaldet, doch mindestens zwei Drittel dieser Fläche ist in einem degradierten Zustand. Der Großteil der Böden weltweit, insbesondere der landwirtschaftlich genutzten, befindet sich in mittelmäßigem, schlechtem oder sehr schlechtem Zustand“, schreiben die Autoren. Das hat fatale Folgen für den Wasserkreislauf, da mehr Wasser verdunstet, weniger im Boden gespeichert wird und mehr Wasser an der Oberfläche abfließt. Die Erosion nimmt zu. Naturbasierte Lösungen in der Landwirtschaft könnten dies umkehren.

Die Landwirtschaft muss Ressourcen, vor allem Wasser, effizienter nutzen und ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren, fordert der Bericht. Die Lösung sei eine ökologisch nachhaltige Produktion von Nahrungsmitteln: „Sie verbessert Ökosystemleistungen in Agrarlandschaften, etwa durch ein effizienteres Boden- und Vegetationsmanagement.“ Bodenstörungen müssten reduziert, die Bodenbedeckung erhalten und Fruchtfolgen eingehalten werden. Das wirke sich auch positiv auf den Ertrag aus: Umweltfreundlichere Verfahren der Wasserbewirtschaftung könnten die weltweite Agrarproduktion um etwa 20% erhöhen, schätzt der Bericht. „Landwirtschaftliche Systeme, welche Ökosystemleistungen erhalten oder wiederherstellen, können ebenso produktiv sein wie intensive Systeme mit hohem Einsatz“, betont er und verweist auf eine Analyse von Agrarförderprojekten in 57 einkommensschwachen Ländern: Diese ergab, dass die Erträge im Schnitt um 79% stiegen, wenn Wasser effizienter genutzt wird, weniger Pestizide zum Einsatz kommen und die Bodenbedeckung verbessert wird. So konnte etwa in Indien im Bundesstaat Rajasthan nach einer schweren Dürre 1986 durch gezielte Wiederaufforstung und Bodenbearbeitung der Grundwasserspiegel um mehrere Meter angehoben und die landwirtschaftliche Produktivität verbessert werden.

Die UN sieht enormes Potenzial in regengespeisten Systemen: „Diese machen den Großteil der derzeitigen Landwirtschaft und gerade der Kleinbetriebe aus und bieten somit den größten Nutzen mit Blick auf Lebensunterhalt und Armutsbekämpfung. Zumindest aus theoretischer Perspektive übersteigen die mit ihnen weltweit realisierbaren Erträge den prognostizierten Anstieg der globalen Wassernachfrage und verringern damit möglicherweise Konflikte zwischen konkurrierenden Nutzungen“, schreiben die Experten. Doch naturbasierte Lösungen würden noch viel zu selten eingesetzt, da die Rahmenbedingungen fehlten. Diese könnten zum Beispiel geschaffen werden durch Zahlungen für Umweltdienstleistungen: Diese böten monetäre und nichtmonetäre Anreize für Gemeinden, Landwirte und Landbesitzer, natürliche Ökosysteme wiederherzustellen, zu schützen und zu erhalten sowie nachhaltige landwirtschaftliche und andere Landnutzungspraktiken einzuführen. Vorteile für die Allgemeinheit wären etwa Hochwasserschutz, Erosionskontrolle und geringere Kosten für die Wasseraufbereitung. Eine Umgestaltung der Agrarpolitik sei nötig: „Dafür muss die gängige Praxis überwunden werden, dass die meisten Agrarsubventionen und wahrscheinlich der Großteil der öffentlichen Mittel sowie fast alle privaten Investitionen in landwirtschaftliche Forschung und Entwicklung darauf ausgerichtet sind, die Intensivierung der konventionellen Landwirtschaft zu fördern, welche die Wasserunsicherheit erhöht“, so die Autoren. (ab)

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