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20.03.2018 |

Agrarexporte: Verbindliche Regeln gegen den Ausverkauf von Wasser gefordert

Soja
Der Sojaanbau in Brasilien verschlingt Unmengen an Wasser (Foto: CC0)

Der hohe Wasserverbrauch für Agrargüter, die Deutschland und die EU importieren, führt teils zu Armut und Vertreibung in den Ländern des Globalen Südens. Darauf macht das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt im Vorfeld des Weltwassertages am 22. März aufmerksam und fordert verbindliche Regeln gegen den Ausverkauf von Wasser und einen nachhaltigen Umgang mit den globalen Wasserressourcen. Die Landwirtschaft ist für 70% der weltweiten Wasserentnahmen verantwortlich. Um die wachsende Weltmarktnachfrage nach Soja für die Fleischindustrie, Zuckerrohr für Biosprit, Baumwolle und Kaffee zu stillen, fließen enorme Wassermengen auf der Südhalbkugel ganzjährig in künstliche Bewässerung. Der intensive Düngemittel- und Pestizideinsatz belastet zudem die Wasserqualität. In vielen Regionen nimmt die Wasserknappheit zu, da die industrielle Landwirtschaft an den Wasserreserven zehrt. Aber auch die voranschreitende Urbanisierung und immer häufigere Dürren infolge des Klimawandels lassen das kostbare Gut knapp werden. „Heute tragen die Länder der Nordhalbkugel vor allem über den Agrarimport und die Ausweitung der intensiven Bewässerungslandwirtschaft erheblich zur Verschwendung und Aufzehrung wertvoller Süßwasserressourcen bei. Das muss sich ändern, gerade in sensiblen Regionen mit Wasserstress, wo mehr Wasser entnommen wird, als sich erneuert“, sagte Andrea Müller-Frank, Referentin für das Recht auf Nahrung bei Brot für die Welt.

Ein Beispiel für den enormen Wasserverbrauch für die Exportlandwirtschaft ist Brasilien, wo gerade vom 18. bis 22. März das Internationale Wasserforum abgehalten wird. Während sich dort Ministerien und multilaterale Organisationen, Wissenschaftler und die Privatwirtschaft versammeln, debattieren Kirchen, NGOs, Indigenengruppen und soziale Bewegungen beim Parallelforum Probleme wie die Privatisierung der staatlichen Wasserversorgung und Wasserknappheit. Brasilien exportiert Unmengen an Rindfleisch, Sojabohnen, Zucker, Kaffee, Baumwolle und andere Agrargüter. Nach Angaben der UNESCO verschlingt die Produktion dieser für den Export bestimmten Erzeugnisse jedes Jahr 112 Billionen Liter Süßwasser – genug, um 45 Millionen olympische Schwimmbecken zu füllen. „Eine der heftigsten indirekten Auswirkungen ist das Austrocknen vieler Flüsse und Bäche, wodurch sich die hydrographische Karte drastisch verändert. Dies ist oft unumkehrbar und verantwortlich dafür, dass viele Gemeinden nicht mehr mit Wasser versorgt werden“, sagte Bruno Pilon von der Kleinbauernbewegung Movimento dos Pequenos Agricultores. Er ist der Ansicht, dass dieses Produktionsmodell zum Scheitern verurteilt ist, da es unter anderem die Desertifikation der Böden beschleunigt. „Es ist sehr widersprüchlich, in einem Land mit den größten Wasserreserven der Welt zu leben, während dieses Produktionsmodell uns den Zugang dazu beschränkt“, kritisiert Pilon.

„Besonders stark von Wasserknappheit betroffen sind Kleinbauern. Ihre Existenz hängt davon ab, dass sie genügend Wasser bekommen“, betont auch Andrea Müller-Frank. Brot für die Welt fordert eine bessere zwischenstaatliche Zusammenarbeit in Wasser- und Ernährungsfragen. „Der Zugang zu Wasser muss international gerechter geregelt werden, um die lokale Versorgung mit Trinkwasser und damit die Ernährung langfristig zu sichern“, so Müller-Frank. Brot für die Welt sieht die internationale Gemeinschaft in der Pflicht, verbindliche Regeln zur Reduzierung des Wasserverbrauchs insbesondere in den Agrarlieferketten aufstellen. „Die Versorgung der lokalen Bevölkerung muss Vorrang haben vor der Wassernutzung für Exportgüter“, fordert Müller-Frank. (ab)

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