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07.03.2018 |

Greenpeace fordert Halbierung des Fleisch- und Milchkonsums bis 2050

Fleisch
Fleisch: ein Produkt mit Folgen (Foto: CC0)

Die industrielle Fleischproduktion stellt die Menschheit vor enorme ökologische und gesundheitliche Probleme. So kann es nicht weitergehen, wenn wir künftigen Generationen den Planeten in einem Zustand überlassen wollen, der auch eine wachsende Weltbevölkerung nachhaltig und gesund ernähren kann, zeigt eine neue Studie von Greenpeace. Der Bericht, der aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Folgen der Produktion und des Konsums tierischer Produkte auf Umwelt und Gesundheit zusammenfasst, fordert daher eine weltweite Halbierung des Konsums von Fleisch und Milchprodukten bis zum Jahr 2050. „Der weltweite Fleisch- und Milchkonsum könnte deutlich reduziert werden“, sagte Professor Pete Smith von der University of Aberdeen im Vorwort des Berichts. Der Professor für Bodenkunde und Globalen Wandel betont, dass dies die menschliche Gesundheit verbessern, Umweltfolgen reduzieren, beim Kampf gegen den Klimawandel helfen und mehr Menschen bei geringerem Einsatz von Landflächen ernähren könnte, was auch dem Schutz der Artenvielfalt zugutekommen würde. „Nicht alle von uns müssen vegetarisch oder vegan leben – weniger und hochwertigere Fleisch- und Milchprodukte zu konsumieren leistet bereits einen wertvollen Beitrag.“

Der Bericht trägt aus aktuellen Studien eine Vielzahl von Zahlen und Fakten zusammen, so etwa zu den Treibhausgasemissionen, die dem Konsum tierischer Produkte geschuldet sind. Unser Ernährungssystem sowie landwirtschaftsbezogene Landnutzungsänderungen verursachen derzeit rund ein Viertel aller für den Klimawandel verantwortlichen Treibhausgasemissionen, schreiben die Autoren. Die Nutztierhaltung allein inklusive Landnutzungsänderungen verursacht 14% der Emissionen – genauso viel wie alle Autos, Lastwagen, Flugzeuge, Züge und Schiffe zusammen. Machen wir weiter wie bisher, werden die Treibhausgasemissionen des Ernährungssystems 2050 mehr als die Hälfte der globalen vom Menschen verursachten Emissionen ausmachen. Dann würde allein die Landwirtschaft 20,2 Milliarden Tonnen Kohlendioxidäquivalent (CO²e ) pro Jahr ausstoßen und das für 2050 anvisierte Emissionslimit von 21 Milliarden Tonnen CO²e im Alleingang erreichen. Damit würde das im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegte Ziel, die Erderwärmung auf ein erträgliches Maß von 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, weit verfehlt.

Die Nutztierhaltung und der Anbau von Futtermitteln sind außerdem eine der Hauptursachen für die Abholzung von Regenwäldern, das Entstehen von sogenannten Todeszonen in den Meeren sowie für Gewässerverschmutzung. 80% aller Abholzungen gehen auf das Konto des Ernährungssystems, hauptsächlich durch die steigende Anzahl der Nutztiere. Doch auch Graslandschaften und Savannen müssen für Weideland und Futterproduktion weichen. 65% der weltweiten Landnutzungsänderungen zwischen 1960 und 2011 sind der Herstellung tierischer Produkte geschuldet, zitiert Greenpeace eine Studie. Die industrielle Landwirtschaft und speziell auch die Nutztierhaltung tragen maßgeblich zum Verlust der Artenvielfalt weltweit bei. Der Übergang zu einer stärker pflanzlich-basierten Ernährung könnte das bis 2060 prognostizierte Aussterberisiko mittelgroßer und großer Vogel- und Säugetierarten um rund 20 bis 40% senken, belegt eine Studie. Und auch der menschlichen Gesundheit zuträglich sein. Denn eine fleischreiche Ernährung ist weltweit einer der Hauptrisikofaktoren für vorzeitige Mortalität durch Diabetes und Krebs sowie für Herz- und Kreislauferkrankungen. „Wenn wir das Ernährungssystem rasch und systemisch neu gestalten, können wir katastrophale Klimaveränderungen und Umweltzerstörung immer noch verhindern und dabei gleichzeitig unsere Gesundheit verbessern“, sagt Philippe Schenkel von Greenpeace Schweiz.

Greenpeace fordert deshalb eine Umlagerung von Subventionen, von den industriellen Fleisch- und Milchproduzenten hin zu ökologisch produzierenden Betrieben. Dies heißt zum Beispiel keine weitere Förderung von Hühner- und Schweinemästereien sowie von Milchbetrieben, die auf einen hohen Kraftfuttereinsatz setzen. Zudem will die Organisation erreichen, dass der Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung weiter stark reduziert wird. An die Verbraucher appelliert Greenpeace, öfters zu pflanzlichen Alternativen zu greifen. Und wenn es Fleisch sein muss, sollte es von gut gehaltenen Tieren stammen. Die Studie peilt bis zum Jahr 2050 einen globalen Pro-Kopf-Verbrauch von 16 Kilogramm jährlich an, wie es auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Das wären auf die Woche umgerechnet 300 Gramm, bei Milchprodukten blieben noch 630 Gramm. (ab)

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