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21.12.2017 |

Ungleichheit nahm seit 1980 in fast allen Weltregionen zu

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Die ärmsten 50% der Weltbevölkerung profitierten kaum vom Wachstum (Foto: CC0)

Die Schere zwischen Arm und Reich ist in den letzten vier Jahrzehnten fast überall auf der Welt weiter auseinander gegangen: Das reichste 1% der Weltbevölkerung konnte seit 1980 mehr als doppelt so viel Wachstum auf sich vereinen wie die unteren 50%. Das verkündet der „Bericht zur weltweiten Ungleichheit“, den eine Gruppe von Wissenschaftlern um den französischen Ökonomen Thomas Piketty veröffentlicht hat. In einer Zukunft, die von „business as usual“ geprägt ist, wird die weltweite Ungleichheit weiter wachsen, warnen die Forscher. Für den Bericht haben mehr als 100 Wissenschaftler aus 70 Ländern auf einem Online-Portal öffentlich zugängliche Daten zusammengetragen, um aufzuzeigen, wie sich das Wachstum des globalen Einkommens seit 1980 auf die Gesamtheit der Weltbevölkerung verteilt. „Dank des hohen Wachstums in Asien (insbesondere in China und Indien) sind die Einkommen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung deutlich gestiegen“, lautet zunächst die vermeintlich gute Nachricht. „Dennoch konnte aufgrund der hohen und wachsenden Ungleichheit innerhalb einzelner Länder das reichste 1% der Welt seit 1980 mehr als doppelt so viel Wachstum auf sich vereinen wie die unteren 50%“, schreiben die Forscher. Die dazwischen liegende „globale Mittelschicht“, zu der dem Bericht zufolge alle unteren und mittleren Einkommensgruppen in Nordamerika und Europa zählen, erlebte ein schleppendes Einkommens-wachstum oder sogar ein Null-Wachstum.

Die Ungleichheit innerhalb der Weltregionen variiert erheblich. Am geringsten ist sie in Europa, am höchsten im Nahen Osten. „Seit 1980 ist die Einkommensungleichheit in Nordamerika, China, Indien und Russland rasant gestiegen. In Europa verlief der Anstieg moderat“, so die Ökonomen. Im Jahr 2016 betrug der Anteil des Nationaleinkommens, der nur den oberen 10% der Einkommensbezieher zufließt, 37% in Europa, 41% in China, und 46% in Russland. In den USA und Kanada betrug ihr Anteil 47% und in Subsahara-Afrika, Brasilien und Indien gar 55%. Im Nahen Osten, der Region mit der weltweit höchsten Ungleichheit, kassieren die oberen 10% der Einkommensbezieher 61% des Gesamteinkommens. Den Autoren zufolge deutet die Tatsache, dass Ungleichheit in verschiedenen Ländern unterschiedlich stark ausgeprägt ist, auch wenn sie ein ähnliches Entwicklungsniveau aufweisen, darauf hin, dass die Politik bei der Ausprägung der Ungleichheit eine wichtige Rolle spielt.

Die Wissenschaftler prognostizieren Einkommens- und Vermögensungleichheit bis 2050 mithilfe verschiedener Szenarien. Wird nicht gegengesteuert, würde die Vermögensungleichheit weltweit weiter wachsen und die globale Mittelschicht weiter „zusammengedrückt“. Folgen dagegen alle Länder dem moderaten Ungleichheitsverlauf, wie er in den letzten Jahrzehnten für Europa typisch war, kann die globale Einkommensungleichheit verringert werden, schreiben die Autoren. In diesem Fall kann es auch substanzielle Fortschritte bei der Beseitigung der weltweiten Armut geben. Die Forscher betonen, dass die Bekämpfung der weltweiten Einkommens- und Vermögensungleichheit „wichtige Änderungen in der nationalen und globalen Steuerpolitik. Bildungspolitik, Unternehmensführung und Lohnpolitik“ erfordere. Ein globales Finanzregister, in dem die Eigentümer von Vermögenswerten erfasst sind, würde Steuerflucht, Geldwäsche und steigende Ungleichheit eindämmen. Es brauche öffentliche Investitionen in Bildung, Gesundheit und Umweltschutz, um sowohl die vorhandene Ungleichheit anzugehen als auch eine weitere Zunahme zu verhindern. Dies sei jedoch angesichts der Verarmung und Verschuldung der Regierungen reicher Länder besonders schwierig. (ab)

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